17.05.2018 - 3 1. Vorstellung des Spielplans 2018/2019 von Sta...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 3
- Gremium:
- Betriebsausschuss Theater und VHS
- Datum:
- Do., 17.05.2018
- Status:
- gemischt (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- E 46/47 - Stadttheater und Musikdirektion
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Beratung
Der Generalintendant Herr Michael Schmitz-Aufterbeck begrüßt Herrn Bruynswyck, die Ausschussmitglieder des Betriebsausschusses Theater und VHS sowie die anwesenden Gäste, und stellt das Programheft 2018/2019 von Theater und Musikdirektion Aachen vor:
Das Spielzeitheft Theater Aachen // 2018/19 bestehe aus vier Teilen (Spielzeitheft, Konzertheft, Serviceheft und "Auf der Bühne"). Aufgrund eines Produktionsfehlers sei das Heft "Auf der Bühne", mit den Abbildungen der Ensemblemitglieder fälschlicherweise über das Vorwort im Spielzeitheft geklebt worden. Der größte Teil der Hefte sei bereits in Korrektur durch die Druckerei. Zur heutigen Präsentation habe das Theater die "spezielle" Ausgabe behalten.
Abgesehen von der farblichen Gestaltung habe man sich am Spielzeitheft der vergangenen Spielzeit orientiert. Zusätzlich sei zu einem Gewinnspiel aufgerufen, bei dem es drei gemischte Abos als Preise zu gewinnen gäbe.
Die Beigeordnete Frau Schwier berichtet, dass für den Fall einer Ablehnung der Preiserhöhung durch den Stadtrat das Spielzeitheft mit einer kurzen Verzögerung und einem entsprechend angepassten Serviceheft veröffentlicht worden wäre.
Der Generalintendant Herr Schmitz-Aufterbeck äußert sich erfreut über das neue Spielzeitheft und freut sich ganz besonders auf die zukünftige Zusammenarbeit mit dem neuen Generalmusikdirektor. Zur Vorstellung des Konzertplans 2018/2019 von Stadttheater und Musikdirektion Aachen bittet er Herrn Christopher Ward um Erläuterung. Dieser begrüßt die Anwesenden und bringt seine Freude über den anstehenden Amtsantritt als neuer Generalmusikdirektor zum Ausdruck.
Die Planung der Spielzeit 2018/19 habe gemeinsam mit ihn und dem Theater stattgefunden. Als Spielzeitmotto wurde „Making Waves“ gewählt. Das vielseitige Programm biete Raum für neue außergewöhnliche Ideen und wichtige neue Impulse, beispielsweise eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Gewässerverschmutzung durch Plastikmüll. Weiterhin werde es ein breites Angebot aus Sinfoniekonzerten, Familienkonzerten, Krabbelkonzerten und vielem mehr geben.
Frau Beslagic-Lohe bedankt sich für die Vorstellung des Programms und wünscht Herrn Christopher Ward einen guten Start und eine glückliche Hand. Die Grüne Fraktion freue sich auf die Zusammenarbeit.
Dem schließt sich Herr Pilgram an und gibt dem Generalmusikdirektor die Anregung, dass es aktuell in Eupen die Ausstellung „ Je suis Atoll“, von Jürgen Claus über Ökologie der Ozeane gäbe. In Aachen habe man eine Methode entwickelt, Ozeane zu reinigen. Hier könnten sich Kooperationsmöglichkeiten bieten.
Auch Frau Reuß wünscht Herrn Christopher Ward alles Gute. Die Verknüpfung poetischer Sicht mit anderen Kunstformen und Wissenschaft könne “große Wellen schlagen“.
Herr Fischer heißt Herrn Christopher Ward ebenfalls herzlich willkommen und hofft auf eine weiterhin enge Zusammenarbeit mit Schulen – Musik und z.B. die Vorstellung der Orchesterinstrumente sei eine wichtige Aufgabe.
Den Willkommensgrüßen schließt sich Frau Keller an.
Die 1.Bürgermeisterin Frau Dr. Schmeer wünscht Herrn Christopher Ward einen guten Start. Konzerte an neuen Orten zu spielen, sei spannend und innovativ.
Der Generalintendant beginnt mit der Vorstellung der neuen Spielzeit und berichtet, dass die Thematik der Digitalisierung als nicht aufzuhaltende Entwicklung und der moralische als auch ethische Umgang mit dieser sich durch den Theaterspielplan ziehe. Auch der Umgang mit Macht sei zentrales Thema. Herr Schmitz-Aufterbeck zitiert Alfred Nobel:“ Ist es nicht seltsam, dass den Menschen kaum etwas so grandios misslingt wie die Familie“ und fügt hinzu, dass dieser Satz leicht auf größere gesellschaftliche Zusammenhänge übertragbar sei.
In den Opernproduktionen der Spielzeit 2018/19 spiegeln sich die Themen wieder:
- La forza del destino von Giuseppe Verdi thematisiert, wie ein tragischer Unfall zu der Zerstörung einer Familie führt. Die Oper wird in der originalen Petersburger Fassung auf die Bühne gebracht.
- Roméo et Juliette von Charles Gounod thematisiert einen Streit zweier Familien, bei dem die Konfliktlösung zum Greifen nahe, aber durch unversöhnlichen Hass einiger weniger verhindert werde.
- Mit A Quiet place und Trouble in Tahiti von Leonard Bernstein werden zwei Opern verzahnt, die Kommunikationsprobleme hinter der Fassade vermeintlich intakter Beziehungen thematisieren.
- In Così fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart werde das Ideal der monogamen Ehe auf zynischer Weise hinterfragt.
- In Elegie für junge Liebende von Hans Werner Henze missbraucht ein Dichter seine Familie als Stimulus für seine Fantasie.
Die beiden weiteren Stücke ständen außerhalb der gesetzten Thematik:
- Il trionfo del Tempo e del Disinganno von Georg Friedrich Händel erzählt die Wertediskussion der Allegorien von Schönheit, Vergnügen, Zeit und Ernüchterung, sowie deren Kampf um Vorherrschaft.
- La Grande-Duchesse de Gérolstein von Jacques Offenbach ist eine komische Abrechnung mit der Willkür der Mächtigen, für die der Zweck jedes Mittel heiligt.
Bei der Auswahl der Regisseure seien sowohl bereits bekannte und auch neue vertreten. So werde Nina Russig als aufstrebende junge Regisseurin erstmals in Aachen inszenieren. Bereits bekannte Regisseurinnen und Regisseure seien: Eva Teilmanns, Jarg Pataki, Ludger Engels, Joan Anton Rechi, Michael Helle, Ute Engelhard, Christian von Treskow, Christina Rast, Elina Finkel, Lilli Hanna Höpner.
Der Generalintendant freut sich auch über die Zusammenarbeit mit Aachener Chören und berichtet, dass der Generalmusikdirektor Christopher Ward die musikalische Leitung für drei Opernproduktionen übernehmen werde: La forza del destino , Romèo et Juliette sowie A Quiet Place/Trouble in Tahiti.
Die Spielzeit beginne am 31.08.2018 mit den Kurpark Classix.
Die Musikhochschulproduktion 2019 werde „Elegie für junge Liebende“ von Hans Werner Henze.
Im Bereich der Oper werde La Traviata wiederaufgenommen, im Schauspiel Die Räuber.
Die Vorstellung des Schauspielspielplans übernimmt die Chefdramaturgin Frau Inge Zeppenfeld.
Frau Zeppenfeld begrüßt die Ausschussmitglieder und Gäste des Betriebsausschusses Theater und VHS und erläutert das Rätsel im Spielzeitheft. Frau Zeppenfeld erörtert sodann, dass es sich bei der Produktion Zur Hölle mit den Anderen von Nicole Armbruster um eine Uraufführung handele. Zentrales Thema sei in Zusammenhang mit der #metoo-Debatte die Frage beruflicher Gleichstellung und unterschiedlicher Familienmodelle. Sie zitiert hierzu die Ergebnisse einer Statistik der Zentralstelle für politische Bildung:
- Bei 51 % der Familien mit Kleinkindern sei nur der Mann in Vollzeit berufstätig.
- Bei 24% der Familien mit Kleinkindern sei der Mann in Vollzeit und die Frau in Teilzeit berufstätig.
- Bei 8% der Familien mit Kleinkindern seien der Mann und die Frau in Vollzeit berufstätig.
- Bei 2% der Familien sei die Frau in Vollzeit berufstätig und der Mann sei zu Hause.
Frau Zeppenfeld erläutert, dass diese Statistik viel über die momentane Lage aussage, und dort noch viel Diskussionsbedarf bestehe.
Die Verwandlung von Franz Kafka thematisiere familiäre Grausamkeit, die wegen ihrer Nachvollziehbarkeit umso erschreckender sei.
Den roten Faden der Spielzeit 2018/19 benennt sie mit den Worten „Das System, Die Macht und all das Schöne“. In der Produktion „All das Schöne“ von Duncan Macmillan gehe es um das Thema Depression. Das Stück sei in einer komischen, unsentimentalen und dennoch herzerweichenden Art und Weise geschrieben. „All das Schöne“ schließe an die Produktion „Revolution“ der aktuellen Spielzeit an, in der es jenseits von Gutmenschentum darum gehe, der allgemeinen gesellschaftlichen Depression zu trotzen.
Das politische System und der Wandel der politischen Landschaft sei ein großes Spielzeitthema. Aktuell sei eine Änderung der Struktur der gesamten politischen Weltordnung zu erleben. Die Unberechenbarkeit des Faktors „Mensch“ im systemischen Kontext sei Gegenstand der Produktionen „Der Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare und der „Nibelungen“ von Friedrich Hebbel. Machtmissbrauch sei ein großes Thema und die Müdigkeit jener, die zuschauen, und auch jener, die Politik gestalten. Das Stück „Momentum“ von Lot Vekemans greife diese Thematik auf und plädiere für Mut zu grundlegendem Wandel.
Das neue Stück von Elfriede Jelinek „ Am Königsweg“ sei sowohl zum Theatertreffen eingeladen wie auch für den Mühlheimer Dramatikerpreis nominiert. Das Theaterstück zeige Politiker, die wild und unberechenbar seien.
Frau Zeppenfeld berichtet über einen Artikel vom Politikwissenschaftler Claus Legge: Auf der einen Seite würden die Mächtigen versagen, auf der anderen Seite stünden die Ohnmächtigen, auch zynisch als „Abgehängte“ bezeichnet. In „ Der Entertainer“ von John Osborn, „ Die Nationalstraße“ von Jaroslav Rudis und in Ödön von Horvàths „Kasimir und Karoline“ würden diese Ohnmächtigen gezeigt, die ihren Platz verloren oder nie gefunden hätten.
Unterschwellig sei die Thematik auch in „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff präsent. Das Stück sei für 8-10 jährige Kinder gedacht. Für die jüngeren Kinder seien in der Kammer Kinderstücke geplant. Da es im vergangenen Jahr für Schulen organisatorische Schwierigkeiten bzgl. der Anfangszeiten der Vorstellungen gegeben habe, wurden die Anfangszeiten für die Kinderstücke geändert und dem Busfahrplan angepasst.
Abschließend berichtet Frau Zeppenfeld von der geplanten Reihe „ Helden im OP“ – Rettet die Demokratie!“. In loser Folge sollen Experten zu Diskussionsrunden eingeladen werden.
Der Generalintendant bittet Frau Kathrin Eickholt, die Neuerungen aus dem theaterpädagogischen Bereich vorzustellen.
Frau Eickholt berichtet, dass sich im theaterpädagogischen Bereich des Stadttheaters viel weiterentwickelt habe: Die pädagogische Arbeit richte sich an Menschen von 0 bis derzeit 85 Jahren. Auch die Inhalte der theaterpädagogischen Arbeit hätten sich erweitert. Daher habe man die Abteilung in Theater+ umbenannt.
Frau Klingenburg ergänzt, dass es weiterhin Krabbelkonzerte gebe. Die Babys seien während der Konzerte immer ganz ruhig und die Atmosphäre besonders konzentriert. Für die 3-6jährigen Kinder seien Karlchen-Klein-Konzerte im Mörgens geplant. Das Konzertpublikum der Zukunft werde damit angesprochen und man hoffe auch im Bereich der Theaterpädagogik sehr auf die Unterstützung des neuen Generalmusikdirektors. Ziel sei es ebenfalls, die Ressourcen der Stadt zusammen zu bringen und Projekte vermehrt in die Schulen zu bringen.Herr Fischer bedankt sich für die spannende Mischung im Spielplan und erkundigt sich, ob es Veränderungen im Ensemble gäbe. Herr Schmitz-Aufterbeck berichtet über die anstehenden personellen Veränderungen.
Herr Pilgram bedankt sich für die Informationen und betont, wie wichtig die pädagogische Arbeit auch mit Senioren sei. Mit der Arbeit der Theaterpädagogik werde die Arbeit des Theaters in die Stadt getragen. Er erkundigt sich, ob es mit dem Theater Limburg Kooperationen gäbe. Generalintendant Herr Schmitz-Aufterbeck erklärt, dass hierzu Gespräche geführt würden.
Herr Pilgram regt an, die Premierenfeiern umzugestalten. Sie seien nicht attraktiv für die Theaterbesucher. Herr Schmitz-Aufterbeck erklärt, dass die Premierenfeiern in erster Linie als Ausdruck der Wertschätzung für die Darsteller und Mitarbeiter des Theaters gedacht seien.
Herr Pilgram bedankt sich für die gute Arbeit und wünscht dem Theater trotz der erheblich erschwerten Rahmenbedingungen viel Erfolg. Er hofft, dass trotz der Zielvereinbarung die künstlerische Qualität erhalten bleibe.
Die Beigeordnete Frau Schwier betont, dass nicht in Struktur und Qualität des Theaters eingegriffen werde.
Der Ausschussvorsitzende Herr Bruynswyck bedankt sich für die Informationen und Wortbeiträge.