25.04.2007 - 5 Demografischer Wandel in Aachen

Beschluss:
ungeändert beschlossen
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Beratung

Eingangs der Erörterungen weist der Oberbürgermeister auf die umfängliche Verwaltungsvorlage hin und begrüßt Herrn Dauvermann-Abel vom FB 02. Oberbürgermeister Dr. Linden betont die Bedeutung des demografischen Wandels für die Zukunft und die Gestaltung der Stadt Aachen. Er erklärt, dass die demografische Gestaltung sich in den letzten Jahren dramatisch verändert habe. So verzeichne die Stadt Aachen 1,25 Geburten pro Frau, die Quote in der Bundesrepublik läge bei 1,36 Geburten. Der Unterschied sei dadurch zu erklären, dass in Aachen viele Studenten, vor allen Dingen aus den technischen Disziplinen lebten, die ihren Erstwohnsitz in der Stadt unterhielten. Der Oberbürgermeister weist des weiteren darauf hin, dass das “Bündnis für Familie” sich ebenfalls mehrfach mit dieser Frage beschäftigt habe. Der sehr starke Zuzug in der Altersklasse von 20 bis 30 Jahren sei darauf zurückzuführen, dass in Aachen zwei Hochschulen existieren und die Zahl der Erstwohnsitze zugenommen habe. Der ebenfalls sehr starke Zuzug von 20 - 35jährigen sei neben der Existenz der Hochschulen auch den technologieorientierten Unternehmen zuzuschreiben, die hochqualifizierte junge Menschen nach Aachen ziehe. Im Hinblick auf den Alterungsprozess weist der Oberbürgermeister darauf hin, dass in der Stadt Aachen mit Stand vom 31.12.2005 rund 23 % älter als 60 Jahre und etwa 17 % älter als 65 Jahre waren. Die Tendenz für die nächsten 15 bis 20 Jahre sei eindeutig steigend. Nach Ansicht des Oberbürgermeisters wird die Stadt Aachen nur dann demografischen Bevölkerungszuwachs haben, wenn die Stadt attraktiv gestaltet würde. Dies könne nur durch die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze und damit einer Wirtschaftsgrundlage erreicht werden, die hier für junge Menschen auf Dauer als Existenzsicherung betrachtet wird. Des weiteren weist der Oberbürgermeister darauf hin, dass die Erkenntnisse der Stadt Aachen nicht immer mit den statistischen Erhebungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik und z.B. der Bertelsmann-Stiftung oder der Körber-Stiftung übereinstimmen. Abschließend dankt er nochmals Herrn Dauvermann-Abel für die Ausfertigung der Verwaltungsvorlage und allen Querschnittsämtern für ihre Mitwirkung.

 

 

 

Zu Beginn seiner Ausführungen lobt Ratsherr Baal die gute detaillierte Verwaltungsvorlage. Er weist auf zwei Trends hin, die aus seiner Sicht zu beachten sind, dies sei erstens der Trend des Älterwerdens, andererseits aber auch die unsichere Entwicklung in der Frage der Wanderungsgewinne. Für seine Fraktion äußert er den Wunsch, als nächsten Schritt den demografischen Wandel auch mit den Informationen der Kommunen aus der StädteRegion abzugleichen. Dabei sollten auch Lösungsansätze mit den Kommunen aus der Region aufgezeigt werden. Er macht deutlich, dass Bevölkerungswachstum eine positive Entwicklung sei, die auch zur Bindung von Ressourcen und neuen Herausforderungen führe. Abschließend schlägt Ratsherr Baal vor, das Thema Demografiewandel künftig weiterhin in einer angemessenen Regelmäßigkeit im Hauptausschuss zu behandeln. Darüber hinaus hält er es für vorteilhaft, dieses Thema einem bestimmten Dezernat, nach Möglichkeit dem Dezernat des Oberbürgermeisters, zuzuordnen.

 

Ratsherr Haase bedankt sich ebenfalls für den von der Verwaltung gebotenen Überblick der demografischen Lage Aachens. Er weist u.a. auf die Problematik der Zweitwohnungssteuer hin, die eine große Anzahl von Studenten veranlasst habe, sich mit dem Erstwohnsitz in Aachen anzumelden. Die Hochschule sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich Zahlen verändern. So hatte die RWTH Anfang der 90iger Jahre 36 000 Studenten, derzeit liegt sie bei etwa 30 000, d.h., ein weniger von 6 000. Wanderungsverluste seien immer mit strukturellen Problemen verbunden. Es sei eine wesentliche kommunale Aufgabe, rechtzeitig zu erkennen, wo der Bedarf in den nächsten überschaubaren 5 bis 15 Jahren stehe. Auch er begrüßt für seine Fraktion eine Federführung in der Verwaltung und die regelmäßige Information der politischen Gremien über sich abzeichnende Trends und die Vorlage von Beschlüssen, die notwendigerweise dann zu fassen seien.

 

Eingangs seiner Erläuterungen weist Ratsherr Schultheis darauf hin, dass die ursprünglichen Impulse für die Behandlung des demografischen Wandels vom Oberbürgermeister ausgegangen seien. Er weist darauf hin, dass gemeinsame Ziele formuliert werden müssten, um den demografischen Wandel zu gestalten. Er begrüßt ebenfalls die Einbindung der Kommunen im Rahmen der geplanten StädteRegion. Fragen der Infrastruktur, der Wohnraumversorgung und -qualität sowie der Preise seien dringend zu lösen. Auch Ratsherr Schultheis weist auf die Zukunft der Hochschulen hin. Die Stadt Aachen sei darauf angewiesen, ein attraktiver Standort zu sein, wo junge Menschen eine Bildungsperspektive bzw. einen Ausbildungsstandort erhielten. Auch er macht die aktuelle Situation deutlich, dass die Studierendenzahlen zurückgehen. Hier sollten die Ursachen erforscht werden. Im Dialog mit den Hochschulen sollten attraktive Rahmenbedingungen geboten werden, damit junge Leute für den weichen Standortfaktor gewonnen würden. Abschließend äußert er die Bitte an die Verwaltung, gemeinsam mit der Politik zu überlegen, wie künftig eine interdisziplinäre Struktur geschaffen werden kann.

 

 

 

 

Ratsherr Schabram weist auf die auf Seite 18 der Verwaltungsvorlage genannten drei Ziele hin, die von seiner Fraktion uneingeschränkt unterstützt würden. Kritisch weist er auf die Diskrepanz der Angaben des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen hin. Als deprimierend bezeichnet er die Situation der Hochschule. Wenn man bedenke, dass in einem Jahrgang 6 000 Studenten ein Studium beginnen würden, aber nur 2 000 im Durchschnitt der letzten Jahre ein Studium beendeten, müsste die Hochschule dem Schwund von 2/3 eindeutiger begegnen.

 

Ratsherr Treude macht deutlich, dass s. E. der Rückgang der Studierendenzahlen bei der Hochschule, Fachhochschule und Kath. Fachhochschule auf die Einführung der Studiengebühren zurückzuführen sei. Für ihn sei dies ein Hauptgrund, dass weniger Studenten eingeschrieben sind. Er appelliert an die Stadt Aachen als zweitgrößtem Arbeitgeber, jungen Menschen einen qualifizierten Ausbildungsplatz zu geben mit der Garantie, sie anschließend in qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu übernehmen.

 

Ratsfrau Hörmann weist darauf hin, dass das Thema demografischer Wandel in Aachen einen Tag zuvor im Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss behandelt wurde. Für sie sei die Wohnungsbestandsentwicklung sehr wichtig. Der ausreichend vorhandene Wohnungsbau müsse insbesondere alten- und familiengerecht umgestaltet werden.

 

Zum Schluss der Diskussion macht Oberbürgermeister Dr. Linden noch drei kurze Bemerkungen:

Was die statistische Datenerhebung anbelangt, haben Anfragen der Stadt beim Statistischen Landesamt, bei der Bertelsmann- und Körber-Stiftung keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Parameter ergeben. Übereinstimmend waren die Institutionen der Meinung, dass die demografische Veränderung in Aachen nichts mit der Einführung der Zweitwohnungssteuer zu tun habe.

 

Was die StädteRegion anbelange, sei vom Statistischen Landesamt für den Kreis Aachen ein Zuwachs von  2,6 % prognostiziert worden. Einzelzahlen zu den Mittelstädten des Kreises seien nicht veröffentlicht worden.

 

Selbstverständlich werde man der Bitte aus der Politik folgen, einen Abgleich mit dem Kreis herzustellen. Wegen der Attraktivierung der Stadt müsse die sog. “Speckgürtel-Diskussion” aufgenommen werden, dies bedeute, dass rund um Aachen schon unterschiedliche Angebote gemacht würden. Als Beispiel weist der Oberbürgermeister darauf hin, dass bei den Haushaltsvergleichen von 396 Kommunen in der Bundesrepublik Deutschland die Gemeinde Roetgen die 390. Stelle einnimmt. Dies müsse im Zusammenhang damit gesehen werden, dass dort viele Aachener Unternehmer wohnen. Das gelte nicht nur für den Unternehmens- und Millionärsbereich, sondern auch für den Mittelstand, für viele Handwerker und Kleinunternehmer, die zwischen Herzogenrath und der Voreifel aus sehr unterschiedlichen Gründen ihren Wohnsitz haben. Innerhalb der StädteRegion sei darauf zu achten, dass unsere Egoismen und Eigeninteressen durchaus hochzuhalten seien.

Abschließend deutet der Oberbürgermeister darauf hin, dass die Regelmäßigkeit der Behandlung in den Fachausschüssen erforderlich sei. Zugeordnet würde die Thematik wegen der Kompetenz der Wirtschaftsförderung dem Fachbereich 02.

 

Es folgen keine weiteren Wortmeldungen.

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Beschluss:

Der Hauptausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zum demografischen Wandel in Aachen zur Kenntnis.

 

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Anlagen zur Vorlage