24.09.2009 - 6 Vorstellung der Beratungsstelle 'Donum Vitae'
Grunddaten
- TOP:
- Ö 6
- Datum:
- Do., 24.09.2009
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- Fachbereich Soziales und Integration
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Beratung
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende, Frau Willms, stellt Frau Hartmann die Arbeit der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle „Donum Vitae“ vor.
Zur Entstehungsgeschichte von „Donum Vitae“ erinnerte Frau Hartmann daran, dass es vor 10 Jahren einen innerkirchlichen Konflikt zum Thema Schwangerschaftsberatung, Beratungsschein gab. Papst und Bischöfe fanden keine Lösung in diesen Streitpunkten, was zum Ausstieg der Kirchen aus der Konfliktberatung führte, bzw. in den katholischen Beratungsstellen werde kein Beratungsnachweis mehr ausgestellt. Aktive ChristInnen gründeten deshalb im Jahr 2000 bundesweit den eingetragenen Verein Donum Vitae. Mittlerweile gäbe es 109 Beratungsstellen in BRD und 40 in NRW.
Waren es zu Beginn rd. 15% Konfliktberatung liegt der Anteil heute bei 50% an der Zahl der allgemeinen Schwangerenberatung.
Der Ortsverband Aachen ist zuständig für Aachen-Stadt und Aachen-Kreis, mit z.Zt. 227 Mitgliedern.
Wie stellt sich die Beratungstätigkeit der vergangenen 8 Jahr in Aachen dar?
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2001 |
2005 |
2008 |
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437 Beratungen |
523 |
651 |
15–17 Jahre, |
8 % |
6 % |
4 % |
ab 35 Jahre |
20 % |
21 % |
20 % |
aus der Stadt Aachen |
63 % |
62 % |
66 % |
Zur Konfliktberatung führte Frau Hartmann aus, dass diese nach § 219 StGB in Verbindung mit §§ 5-7 SchKG ergebnisoffen zu führen sei. Mit der Frau / dem Paar werden die beiden Wege besprochen und in dieser Frage gibt es keine Kompromisse.
Auslöser der Konfliktsituation sind
- der Schock über eine ungeplant Schwangerschaft,
- Paarprobleme,
- die finanzielle und berufliche Situation,
- die Perspektiven für die Zukunft in allen Lebensbereichen.
Von den vorstehenden Gründen standen in den ersten Jahren der Beratungsarbeit für einen Abbruch die familiäre, partnerschaftliche Probleme an erster Stelle und seit 2 Jahren sei es die finanzielle, wirtschaftliche Situation.
2005 |
2009 |
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Die Beratungsinhalte beziehen sich auf:
Krisen und Konfliktbearbeitung,
Rechtliche Fragen zum Schwangerschaftsabbruch,
Kostenübernahme,
Sexualfragen, Familienplanung, Verhütung, medizinische Fragen
Für die allgemeine Schwangerenberatung gilt § 2 Schwangeren-
u. Familienhilfeberatungsgesetz, der jeder Frau und jedem Mann hat das Recht
gibt, sich in Fragen der Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung sowie
in Fragen der Schwangerschaft informieren und beraten zu lassen.
Die Frauen werden vom Arzt in die Beratungsstelle geschickt. Für Bekannte oder
Freunde steht auch das Internet für Kontaktaufnahme zur Verfügung.
Ab dem ersten Jahr der Beratungsarbeit habe Donum Vitae
einen besonderen Schwerpunkt auf die jungen Frauen gelegt. 8 % von 437
Beratungen waren 15 – 17 Jahre, also 35 Minderjährige. 145 Frauen waren 18-25 Jahre.
Über einen 14-tägigen Frühstückstreff wird der Kontakt zu Gleichaltrigen
gefördert und Probleme können besser besprochen werden. Darüber hinaus werden
Feste gefeiert, gemeinsame Ausflüge und Freizeitaktivitäten geplant.
Weitere Angebote sind:
- Geburtvorbereitungskurs. Eine Hebamme befindet sich in den Räumen von Donum Vitae, wodurch eine Kontaktaufnahme leichtert wird. Die Beraterin lädt ein, um Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt, Säuglingspflege zu klären.
- Sog „Baby und Fit-Einheiten“ bieten Rückbildungsgymnastik, Babymassage und Pekip an.
- Der Verhütungsmittelfond.
Der Sozialausschuss habe es möglich gemacht, dass bedürftige Frauen einen Zuschuss für
Verhütungsmittel erhalten können.
Frau Hartmann berichtete weiter, dass auch Hilfe nach einem
Abbruch geleistet werden müsse, da
Schwangerschaftsabbruch bedeuten könne: Lebenskrise, Schuldgefühle,
schmerzlicher Lebenseinschnitt, Beziehungsschwierigkeiten, veränderte
Sexualität.
Je nach individueller Situation würden diese Themen in
Einzelberatung oder in der Gruppe besprochen. Seit 2 Jahren biete Donum Vitae
eine Gruppe an, die in acht Treffen dieses spezielle Trauerkonzept umsetze.
Über die Schwangerschaftsberatung hinausgehend biete Donum Vitae seit 2002 auch Präventionsveranstaltung in Schulen an. In allen Schulformen würden in den Klassen 4-10 die Themen Freundschaft, Liebe, Sexualität - „damit das Vorspiel nicht zum Nachspiel wird“ - angeboten. Die jeweiligen Inhalte, wie Pubertät, Gefühle, Rollenverhalten, eigene Werte, das erste Mal, Verhütungsmethoden, Aids, usw., würden mit den Lehrern abgestimmt und nach Mädchen/Junge getrennt behandelt. Dazu könne Donum Vitae auf 2 männliche Honorarkräfte zurückgreifen. Im Jahr 2008 wurden 55 Veranstaltungen in Schulen umgesetzt.
Zum Abschluss ihres Vortrages ging Frau Hartmann auf die Visionen von Donum Vitae ein. Ziel sei es, die Zusammenarbeit mit den Ärzten auszubauen und eine Gruppe für Frauen nach Spätabbruch anbieten zu können.
Auf die Fragen von Herrn Künzer, ob der Konfliktgrund Finanzen aus Einkommensbeschränkungen oder aus einer anderen Finanzplanung herrühre und wie das Netzwerk der frühen Hilfe (Begrüßungspaket und Besuchsdienst) zu bewerten seien, sagte Frau Hartmann, dass in selten Fällen die Einkommensbeschränkung als Grund in Erscheinung trete. In der Regel sei es die Angst vor der Zukunft, die hier eine Rolle spiele. Die frühen Hilfen seien besonders für junge Frauen wichtig. Der Besuchsdienst erfolge nach Zuweisung durch den Arzt und die Gesprächsinhalte unterlägen selbstverständlich der Schweigepflicht.
Auf die Frage von Frau Lürken wie viel Prozent der Beratungsgespräche zu einer Entscheidung für das Kind führen würden, antwortete Frau Hartmann, dass eine Zahl oder ein Prozentsatz nicht ermittelt werden könne, da sich die Frauen in der Regel schon vor dem Beratungsgespräch entschieden hätten.
Frau Hartmann sagte auf die Frage von Herrn Groteclaes, ob Kontakte zu den anderen Beratungsstellen gäbe, dass der Kontakt gepflegt werde.