20.11.2013 - 21 Raumplanung Ludwig Forum für Internationale Kun...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 21
- Gremium:
- Rat der Stadt Aachen
- Datum:
- Mi., 20.11.2013
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- Ludwig Forum für Internationale Kunst
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
(Hierzu war zur Sitzung eine Tischvorlage verteilt worden.)
Bürgermeisterin Dr. Schmeer, CDU-Fraktion, erklärt, dass der heutige Beschluss zur Planung des Eingangsbereichs des Ludwig Forum als Formalie zu sehen sei. Zum einen sei die Neuplanung durch den Wirtschaftsplan 2013 abgedeckt, zum anderen sei sie bereits im Frühjahr 2013 beschlossen worden. In der heutigen Sitzung gehe es lediglich um die Umsetzung, die schon in der letzten Sitzung des Betriebsausschusses Kultur eingehend diskutiert und mehrheitlich beschlossen worden sei. Geplant sei ein multifunktionaler Raum mit Shop, Ticketing, einer italienischen Cafébar sowie einem neu gestalteten Eingangsbereich, um dem Haus ein besseres Erscheinungsbild zu geben und dem ursprünglichen Plan Rechnung zu tragen, aus dem Ludwig Forum im erneuerungsbedürftigen Stadtteil Aachen-Nord einen Leuchtturm zu machen. Sicherlich nehme man hierfür eine hohe Summe in die Hand, trage aber auch zu einer besseren Aufenthaltsqualität sowie dazu bei, dass durch die Vermietung der neuen Räumlichkeiten zusätzliche Einnahmen erwirtschaftet werden können. Für die Tatsache, dass der Kostenrahmen eingehalten werde, spreche, dass die Planung eines österreichischen Architekturbüros von einem Aachener Büro begleitet werde, das schon mit Erfolg im Zeit- und Kostenrahmen den Orchesterprobenraum in Aachen realisiert habe.
Der weitere Umbau sei auch deshalb dringend erforderlich, um die geltenden internationalen, musealen Standards zu erfüllen und um die Mängel an einem einst umgewidmeten Gebäude zu korrigieren. Auch wenn weder kurz- noch mittelfristig zu erwarten sei, dass ein zentral gelegenes Gebäude errichtet werde, das das Ludwig Forum und das Suermondt Ludwig Museum unter einem Dach vereine, dürfe man das bestehende Gebäude nicht bei alten Standards belassen. Aus diesem Grunde appelliere sie an den Rat der Stadt, den bereits im Betriebsausschuss Kultur gefassten Beschluss mitzutragen.
Ratsfrau Crumbach-Trommler erklärt stellvertretend für die FDP-Fraktion, dass der Eingangsbereich zwar zu verbessern sei, sie aber trotzdem das Konzept von Feld 72 nicht mittragen wolle. Zum einen sei hier keine Barrierefreiheit mit der Folge gegeben, dass die Möbel aller Wahrscheinlichkeit nach oft verschoben werden müssen. Entsprechend hoch sei der Verschleiß, entsprechend früh stehe man Reinvestitionen gegenüber. Zum anderen sehe die Fraktion größeren Handlungsbedarf in der Freigabe des Parkplatzes für die Museumsbesucher, der derzeit von Angehörigen der in der Umgebung liegenden Firmen sowie von Anwohnern genutzt werde. Hier gebe es neben der Möglichkeit des Tauschs des Parkticket gegen das Einzelticket beim Museumsbesuch auch die Möglichkeit, den Parkplatz den Anwohnern in den Abendstunden zur Verfügung zu stellen. Die FDP-Fraktion habe schon öfter gleichlautende Vorschläge gemacht, die aber nie aufgegriffen worden seien. Auch könne die Fraktion die Idee, erst den Shop durchqueren zu müssen, um die Museumskasse zu erreichen, nicht unterstützen, mag sie marketingtechnisch sicherlich durchdacht sein.
Ratsherr Müller erklärt als Vorsitzender der Fraktion Die Linke, dass diese gegen den Beschlussvorschlag stimmen werde. Es gebe eine Reihe von Dingen in der Stadt, die auf der Prioritätenliste sicherlich höher anzusetzen seien, bedenke man zudem, dass die Verbesserung des Eingangsbereichs eines Gebäudes, welches überwiegend geschlossen sei, nicht wirklich zweckmäßig sei. An dieser Stelle sei es dringend notwendig, ein Konzept zu der Frage zu erarbeiten, wie man mehr Besucher in das Museum locken könne. Hierzu gehöre sicherlich auch die Klärung der Frage, was das Museum in dem Viertel bewirken könne. Diese Überlegungen sollten erst einmal ausgereift sein, bevor man finanzintensive Entscheidungen treffe.
Ratsfrau Moselage, FDP-Fraktion, bemängelt inhaltlich die Ratsvorlage, nach der dem Rat der Beschluss zur Kenntnisnahme vorgelegt wird, dieser aber laut Beschlussvorschlag beschließen soll.
Sie werde dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen. Die Probleme des Hauses löse man nicht durch die singuläre Umgestaltung des Eingangsbereiches, da hierdurch keine steigenden Besucherzahlen zu erwarten seien. Ein gutes Beispiel für eine ähnliche Entwicklung sei das Suermondt Ludwig Museum. Hier seien erst einmal groß angelegte strategische Überlegungen notwendig, zu der sicherlich auch Umgestaltungen gehören. Mit dem vorliegenden Beschluss aber gehe man den zweiten Schritt vor dem ersten.
Ratsherr Pilgram, Fraktion Die Grüne, verweist auf die den Beschlussvorschlag ändernde Tischvorlage, nach der die Anregungen des Betriebsausschusses Kultur zu berücksichtigen seien.
Allerdings gebe es mehrere Gründe, heute nicht so zu beschließen.
Schon bald nach dem Umbau des Eingangsbereichs des Suermondt Ludwig Museums habe man feststellen müssen, dass sich die Besucherzahlen keineswegs erhöht haben, womit auch die im Gebäude ansässige Gastronomie zu kämpfen habe. Gleiches sei für das Ludwig Forum zu befürchten. Die Frage nach einem Beleg für steigende Besucherzahlen könne nicht beantwortet werden, entsprechend müsse man davon ausgehen, dass die Entscheidung zur Neugestaltung des Eingangsbereichs schlichtweg wirtschaftlich nicht begründet sei. Auch mache es wenig Sinn, den Eingang des Ludwig Forums explizit mit großen Lettern zu kennzeichnen, bedenke man, dass die meisten Besucher ohnehin den Eingang am Parkplatz nutzen, der ebenfalls verwahrlost sei.
Des Weiteren politisch zu diskutieren sei das praktisch schon leicht veränderte Konzept, welches sich weg vom Forum zu einem Museum hin bewege. Ein Beitrag hierzu sei sicherlich die Klimaanlage, deren Installation bereits im Betriebsausschuss Kultur beschlossen worden und die wichtig sei, um bestimmte Kunstwerke ausstellen zu können. Die Diskussion und die endgültige Entscheidung zur Umfunktionierung zu einem Museum müsse allerdings noch stattfinden.
Was die zum Umbau erforderlichen Mittel angehe, wolle er festhalten, dass man 300.000 Euro zur Verfügung stellen könne, weil sie im Etat des Kulturbetriebs noch vorhanden seien und nicht etwa, weil die Maßnahme diese Summe koste. Allerdings sei auch zu betonen, dass der Beschluss zur Bereitsstellung der Mittel in dieser Höhe zu einem Zeitpunkt beschlossen wurde, als noch kein Haushalt vorgelegen habe, der eine Gewerbesteuererhöhung erfordere. Auch habe seinerzeit weder die so vehement formulierte Forderung der freien Kultur nach mehr finanzieller Unterstützung im Raum gestanden, noch sei seinerzeit nicht so klar gewesen, dass das Karlsjahr mit Risiken behaftet sei. Dies sei aber nun der Fall, so dass zu befürchten sei, dass der Kulturbetrieb oder die Stadt Aachen Ausgleichsmittel bereithalten müsse. Insofern sollte man nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel ohne weiteres ausgeben.
Im Übrigen sei ein neuer Eingangsbereich für ein Haus, dem es an Akzeptanz fehle, ein Rumdoktern an Symptomen. Insofern sei es wichtiger, daran zu arbeiten, dass das Haus in der Stadt eine entsprechende Stelle einnehme. Dies bedeute auch, an den richtigen Stellen Kritik zu üben, denn nur hiermit könne dem Haus wirklich geholfen werden. Diese Verantwortung obliege dabei nicht nur der Leitung des Ludwig Forums oder der des Kulturbetriebes, sondern auch der Politik.
Ratsfrau Reuß, SPD-Fraktion, beschreibt Bezug nehmend auf die Zeit, zu der das Forum noch durch das Ehepaar Ludwig geführt wurde, die seitdem stattgefundene Entwicklung und erklärt, dass schon aufgrund der inzwischen erhobenen Auflagen verschiedene Ausstellungen nicht gezeigt werden konnten. Diesem Umstand müsse man Rechnung tragen, wolle man ein nicht bespieltes Haus verhindern. Dies habe man auch getan, was sich nicht zuletzt in der Vergabe des Sparda-Preises artikuliert habe. Entsprechend könne schlussgefolgert werden, dass das Ludwig Forum nach außen hin über einen völlig anderen Ruf verfüge als im eigenen Bereich. Nichtsdestotrotz müsse man einen für alle Ausstellungen geeigneten Rahmen schaffen. Wer die Nancy Graves-Ausstellung besucht habe, wisse, dass die Räumlichkeiten dem Anlass nicht entsprochen haben. Das Haus könne nicht so bleiben, wie es sei, weshalb man dem Umsetzungsbeschluss zustimmen müsse.
Ratsherr Schaffrath, FWG, nimmt Bezug auf den letzten Satz des Beschlusses, nach dem das Budget die Marke von 300.000 Euro nicht überschreiten dürfe und fragt nach den Konsequenzen, sollten die Umbauarbeiten mehr kosten. Überhaupt sei die Ausgabe dieser Summe ohne vorheriges Konzept angesichts der derzeitigen Haushaltslage schlichtweg verantwortungslos. Die alleinige Umgestaltung des Eingangsbereichs sei nicht geeignet, die Besucherzahlen zu erhöhen. Sinnvoller sei, eine entsprechende Kommission einzusetzen, die sich der Erarbeitung verschiedener Vorschläge im Rahmen eines Gesamtkonzeptes widme. Ein anderer Weg sei eigentlich nicht gangbar.
Ratsherr Bruynswyck, CDU-Fraktion, erinnert daran, dass man die Eingangssituation des Ludwig Forum bereits seit einem Jahr mit allen Fraktionen diskutiere und bisher alle Entscheidungen mitgetragen worden seien. Hauptgrund für die Veränderung des Eingangsbereichs sei die bessere Aufenthaltsqualität, zur Debatte stehe heute aber nur ein kleiner Teil des Gesamtkonzeptes, welches Schritt für Schritt zu verwirklichen sei. Sicherlich gehöre hierzu auch der Parkplatz bzw. das Verfügbarmachen der Freifläche für die Öffentlichkeit, in der Hauptsache gehe es aber darum, ein funktionsfähiges und für die Öffentlichkeit attraktives Haus zu installieren.
Ratsherr Pilgram, Fraktion Die Grüne, beschreibt die öffentliche Negativdiskussion nach Bekanntwerden der für das Bauvorhaben bereitgestellten Summe. Das Haus tue sich mit der Behauptung, Leuchttürme in Aachen-Nord errichten zu wollen, keinen Gefallen. Auch müsse man von Seiten der Politik entsprechend reagieren, wenn deutlich werde, dass Planungen der öffentlichen Meinung völlig zuwider laufen. Sicherlich müsse man über die weitere Entwicklung des Hauses nachdenken, die Neugestaltung des Eingangsbereichs scheine jedoch nicht der richtige Weg zu sein, um mehr Akzeptanz zu erreichen. Eher erreiche man bei der Bürgerschaft das Gefühl, Steuergelder unnötig auszugeben.
Ratsherr Baal, CDU-Fraktion, kritisiert die zu diesem Tagesordnungspunkt stattgefundene Diskussion entschieden. Der Vorschlag, eine Strukturkommission einzusetzen, sei gut und richtig, nichtsdestotrotz müsse man deutlich machen, dass man zum Ludwig Forum als elementarem Bestandteil der Aachener Kultur stehe. Auch spreche man nicht erst seit heute über den Einsatz von 300.000 Euro. Im Grunde wolle keiner der Kritiker offen zugestehen, dass man das Ludwig Forum nicht mehr wolle. Die CDU-Fraktion vertrete die Meinung, dass man bei der vertraglichen Verpflichtung der Stiftung gegenüber bleiben solle und einen separaten Ausstellungsraum für das Ludwig Forum zu präsentieren habe. Was nicht gut sei, werde eben verbessert.
Ratsherr Müller, Vorsitzender Der Fraktion Die Linke, betrachtet die Unterstellung, als Kritiker das Ludwig Forum nicht zu mögen, als unverschämt. Es gehe darum, das Museum erfolgreicher zu machen, nicht darum es abzuschaffen. Es bleibe zu hoffen, dass der neue Eingangsbereich dem Haus nicht schaden werde und dass es gelinge, dieses deutlich attraktiver für die Stadt zu machen und es im Stadtteil Aachen-Nord zu verankern.
Der Oberbürgermeister verliest den durch die Tischvorlage geänderten Beschlussvorschlag für den Rat und lässt über diesen abstimmen.
Beschluss:
Der Rat der Stadt beschließt bei 26 Gegenstimmen mehrheitlich, entsprechend der abgestimmten „Vorlage von E 26 und Ludwig Forum für Internationale Kunst“ die Umgestaltung des Eingangsbereiches zu beauftragen und dabei die Anregungen des Betriebsausschusses Kultur zu berücksichtigen. Das Budget darf 300.000 Euro nicht überschreiten.
Anlagen zur Vorlage
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