27.04.2016 - 2 Einrichtung eines Feierabendmarktes(Ratsantrag ...

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Beratung

Vor der Diskussion des Themas bittet die Verwaltung um die Möglichkeit der Stellungnahme zu einer in einer Aachener Tageszeitung veröffentlichten Kritik der antragstellenden FDP-Fraktion am Vorgehen der Verwaltung. Herr Kuck legt dar, dass man sich sehr umfänglich mit dem Antrag befasst und intensive Recherche betrieben habe. Zwar sei nur Herrr Dr. Panteleit als einer von lediglich zwei seitens der Fraktionen benannten Experten einer Einladung zur Ausschusssitzung gefolgt, zusätzlich habe man aber mit Herrn Krämer (Sprecher der IG Marktbeschicker), Herrn Piana (Märkte und Aktionskreis City) und Herrn Glotz (aachen tourist service) auch Aachener Akteure, die bei dem Thema eingebunden werden müssten, eingeladen; wegen einer zeitgleichen DeHoGa-Veranstaltung seien eingeladene Gastronomen leider verhindert. Zudem habe man in der Vorlage ein differenziertes Bild verschiedener Städte mit Feierabendmärkten – mit unterschiedlichen Erfolgen – dargestellt. Unter Hinweis auf den Vortrag von Herrn Dr. Panteleit und die sich daraus ergebende Diskussion erhoffe sich die Verwaltung mangels bisheriger einschlägiger Erfahrung mit dem Thema wichtige Hinweise und Anregungen, den Vorwurf des lustlosen Umgangs mit dem Thema weise man jedoch zurück.

Herr Schultheis dankt für die Stellungnahme und schlägt vor, dass sich die Fraktionen nach der Sitzung beraten und sich auf ein weiteres Vorgehen festlegen. Anschließend begrüßt er die vg. Eingeladenen.

Sodann trägt Herr Dr. Panteleit anhand einer PowerPoint-Präsentation zum Thema vor. Feierabendmärkte sind für ihn eine Antwort auf den Rückgang der Wochenmärkte im Ruhrgebiet. Bezug nehmend auf den Vortrag erklärt Herr Krämer, nach eigenen Angaben Sprecher für ca. 50 Marktbeschicker, dass er einiges bestätigen könne; insbesondere aber die Darstellung der Marktstände in der Präsentation würden heutigen  Erfordernissen nicht entsprechen. Eine wichtige Frage zum Thema sei für ihn, ob man junges berufstätiges Publikum auf den Wochenmarkt holen oder aber auf eine Verzehr- und Verweilmarkt locken wolle; normale Wochenmarkt-Beschicker würden letzteres wohl nicht mitmachen, von den von ihm vertretenen 50 sei keiner dazu bereit. In diesem Zusammenhang geht er auf einige Sachverhalte zu den Wochenmärkten ein: die Märkte in der ersten Wochenhälfte ‘liefen‘ erst ab ca. 11:00 Uhr, obwohl sie bereits ab 08:00 geöffnet seien, 80% des Umsatzes würde zwischen 10:30 Uhr und 14:00 Uhr gemacht. Er kritisiert, dass die Wochenmärkte durch eine Satzung in eine (alte) Form gepresst seien und zudem nicht ausreichend wertgeschätzt würden; außerdem müsse etwas für die Logistik getan werden, hier sei der in Rede stehende ‘Marktliner‘ zu begrüßen.

Ein Feierabendmarkt könne nur funktionieren, wenn alle ‘mit ins Boot geholt‘ würden, insbesondere die Gastronomen. Auch auf dem Wochenmarkt könne man verzehren und probieren, aber die Anbieter auf einem Verzehr- und Verweilmarkt seien keine Wochenmarkt-Händler in klassischem Sinne; ein Obst- und gemüse-Händler könne auf einem Feierabendmarkt nicht existieren. Herr Schultheis dankt Herrn Krämer für die Einschätzung. Herr Piana merkt an, dass der Wochenmarkt eine Versorgungsfunktion, der Feierabendmarkt jedoch Event-Charakter habe und der Geselligkeit diene. Er verweist darauf, dass sich das Kaufverhalten geändert habe und Verkauf initiiert werden müsse. Wichtig sei für ihn, ein Gegengewicht zum Aquis Plaza für die Altstadt zu schaffen, ein Feierabendmarkt könne hier ein belebendes Instrument sein. Dies müsse sich aber entwickeln, der MAC sei gerne mit dabei. Auch Herr Glotz bewertet aus touristischer Sicht die beiden Marktformen als unterschiedlich, gleichwohl beide als touristische Attraktion; für ein authentisches Erlebnis müsse dann in einem Aachener Markt auch Aachen drin sein. Im Hinblick auf den Unterschied zwischen rationalem und emotionalem Einkauf könne ein Feierabendmarkt auch touristisch ein interessantes Angebot sein. Der Bochumer Markt, den er in seiner früheren Tätigkeit erlebt habe, sei durch seine nicht innerstädtische Lage anders gewesen, hier aber seien zwei erfahrene Gastronomen mit Stadtfest-Erfahrungen ausschlaggebend für den Erfolg gewesen; ein eher verschrienes Stadtviertel sei dadurch belebt worden.

Herr Adenauer dankt allen Vortragenden und schließt sich den Einschätzungen hinsichtlich der Unterschiede zwischen Wochen- und Feierabendmarkt sowie der notwendigen Regionalität der Inhalte an, sieht gleichwohl auch Überschneidungen beider Marktformen. Frau Kehren schließt sich dem Dank an und schlägt vor, nach entsprechender Beratung in einer nächsten Sitzung über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Voraussetzung sei, dass die Wirtschaftlichkeit für die Marktbeschicker gewahrt bleibe; zudem könne man den Markt als Modell zur Kundenstrom-Steuerung nutzen. Wichtig sei zudem, ein passgenaues Konzept für Aachen zu finden, dass Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt und ‘Aachen drin‘ sei. Auf ihre Frage an Herrn Panteleit nach seinen Erfahrungen mit Widerständen unterstreicht dieser zunächst den touristischen Aspekt unterstreichen. Dann erläutert er, dass in Bochum auch die Überzeugung der Wochenmarkthändler – z.B. im Hinblick auf den zeitlichen Rhythmus – problematisch gewesen sei. Hier hätten allerdings Gastronomen geholfen, man habe sich quasi Feierabendmarkt-Händler ‘gebastelt‘. Zudem habe es Verwaltungs-Widerstände gegeben, da sowohl die Öffnungszeit als auch das klassische Marktrecht zunächst ein Problem dargestellt hätten.

Herr Klüppel verweist auf die seit drei Jahren vergeblichen Bemühungen des Seniorenrats um einen ‘Marktliner‘; finde ein Markt am Elisenbrunnen statt, könne man diesen per Bus direkt erreichen, von daher sieht er für den ihm durchaus sympathischen Feierabendmarkt insbesondere ein Erreichbarkeitsproblem. Herr Teuku, der den FDP-Antrag dahingehend versteht, dass es sich um einen Verweil- und Verzehr-Markt handeln soll, verweist in diesem Zusammenhang auf den vergeblichen Antrag der Piraten auf Verlegung des Wochenmarktes an den Elisenbrunnen. Laut Herrn Dr. von Courbière zeigten die Vorträge, dass es sich um ein interessantes Thema handele; er ist zuversichtlich, dass man sich auf einen Beschlussvorschlag einigen könne und schon einige Schritte weiter sei; zudem reklamiert er die Vorreiterschaft der FDP für den ‘Marktliner‘.

Herr Schultheis verweist darauf, dass alle Vorschläge auch Kosten nach sich ziehen. Frau Kehren erachtet es als wichtig, das Thema gut aufzusetzen, nochmals zu beraten und nicht voreilig einen Beschluss zu fassen. Auch Herr Schultheis ist der Meinung, man solle das Thema ‘mit nach Hause nehmen‘, in einer nächsten Sitzung nochmals beraten und dann einen Beschluss fassen.

Herr Krämer betont, dass die Ablehnungshaltung der Marktbeschicker nicht aufgrund der Uhrzeit, sondern wegen der Zweifel am betriebswirtschaftlichen Erfolg bestehe; das Gesamtkonzept müsse stimmen. Gleichwohl sollte auch über die Uhrzeiten der Märkte neu gesprochen werden. Zudem wolle man nicht explizit zum Elisenbrunne, doch ein Bus müsse zum Markt. Frau Lang würde einen Feierabendmarkt mit gutem Konzept begrüßen; gut wären neue Erzeuger und Anbieter mit Regionalität, auch Gastronomen könnten einbezogen werden. Auch aus ihrer Sicht wäre ein Marktliner zu begrüßen, hier müsse man aber Kosten und Nutzen abwägen. Sie begrüßt einen ‘Runden Tisch‘ zur weiteren Vorgehensweise. Auf Frage von Herrn Adenauer nach den von Herrn Dr. Panteleit im Vortrag genannten Beträge beziffert dieser die Erst-Investitionen von 15.000 € für die Ausstattung; nicht mit dem Markt solle Geld verdient werden, sondern die Händler sollten verdienen.

Herr Fadavian appelliert an die Verwaltung, die Ermöglichung des Konzeptes frühzeitig anzugehen. Frau Blume möchte die Migranten mit einbezogen wissen, da sie mit dieser Marktform viel Erfahrung hätten. Herr Schultheis sieht hier auch ein gutes Thema für den Integrationsrat. Sein Verfahrensvorschlag, einen Beschluss in einer nächsten Sitzung zu fassen, wird angenommen.

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