04.09.2019 - 5 Forstwirtschaftsplan 2020

Beschluss:
ungeändert beschlossen
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Beratung

 Eingangs der eigentlichen Beratung informiert Herr Dr. Krämer über die allgemeine Situation des Waldes durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall, über die auch bereits hinreichend in den Medien berichtet wurde. Bei den Mengen an Holz, welches derzeit anfällt, fehlt es an qualifiziertem Personal, an Maschinen und Sägewerkskapazitäten. Die anfallenden Mengen an Holz, die derzeit in Deutschland aber auch in ganz Europa anfallen, können einfach nicht zeitnah verarbeitet werden. Die gesamte Forstbranche steht kurz vor ihrem Kollaps. Hier in der Region sieht es nicht ganz so kritisch mit dem vom Borkenkäfer befallen Holz aus. Die Schäden sind überschaubar und nach und nach wird man hier der Situation beikommen können. Allerdings ist der Preis des Holzes ganz stark gesunken; die Erlöse sind äußerst gering. Das Laubholz hat, bis auf wenige Ausnahme, die seit dem letzten Jahr anhaltende Trockenheit ganz gut überstanden. Das mag teilweise an der Wasserhaltungsfähigkeit der hiesigen Böden und andererseits an der seit einiger Zeit hier praktizierten Art des naturgemäßen Waldbaues liegen.

 

Derzeit werden neue Förderrichtlinien erarbeitet, die am 26.09.2019 verabschiedet werden sollen. Danach können Besitzer geschädigter Forsten Zuschüsse als Ausgleich für die Waldschäden beantragen. Herr Dr. Krämer wünscht sich allerdings, dass mehr Gelder für die Forschung und somit in die wissenschaftlichen Grundlagen zur Verfügung gestellt würden, da zurzeit eine absolute Hilfs- und Ratlosigkeit herrscht, mit welchen Mitteln und Möglichkeiten man dem Klimawandel entgegentritt. Auf jeden Fall muss man den Ausstoß von Stickoxiden und Kohlendioxiden verringern und die Kohlendioxidbindung erhöhen. Dazu gibt es eine Studie eines Institutes der TH in Zürich, die besagt, wenn weltweit großflächig aufgeforstet würde, dann könnte man ⅔ des erzeugten Kohlendioxid-Ausstoßes binden. Im Zuge des Klimawandels bittet er die Bezirksvertretung, soweit sie die Möglichkeit dazu hat, sich dafür einzusetzen, dass in Aachen die Waldflächen erweitert werden.

 

Auf den Forstwirtschaftsplan 2020 bezogen ergeben sich für Herrn Dr. Krämer die Fragen, wie sich die Wälder bei den klimatischen Unsicherheiten künftig entwickeln werden und ob im kommenden Jahr die gleichen Borkenkäferschäden entstehen wie in diesem Jahr. Wie sieht es künftig mit der Unternehmerverfügbarkeit, den Kapazitäten in den Sägewerken und den Absatzmöglichkeiten aus. Er erläutert den der Bezirksvertretung vorliegenden Forstwirtschaftsplan 2020 schwerpunktmäßig dahingehend, dass weniger Frischholzeinschlag erfolgen wird und stattdessen auf den Schwerpunkt Pflanzungen gesetzt wird. Ein zweiter Schwerpunkt wird die Pflege der Aufforstungsflächen des Sturms Kyrill aus dem Jahre 2007 sein.

 

Frau Opitz bedankt sich für die Ausführungen und stellt Fragen zum Wildbestand, zum Verbiss und zur Vermehrung des Schwarzwildes, die von Herrn Dr. Krämer dahingehend beantwortet werden, dass zurückliegend eine sehr hohe Dichte und Überpopulation an Rot- und Rehwild im Bereich Kitzenhaus zu verzeichnen war, was wiederum zu starken Verbissschäden insbesondere bei der Baumart Buche geführt hat. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren ein Stück weit relativiert, da der jetzige Jagdpächter sehr bemüht ist die Abschussrate zu erfüllen und somit den Wildbestand zu verringern. Dies hat dazu geführt, dass die Schälschäden an den Bäumen auf ein erträgliches Niveau zurückgegangen sind. Beim Schwarzwild konnte in diesem Jahr eine sehr starke Strecke verzeichnet werden. Es sind trotzdem noch große Mengen dieser Wildart vorhanden, weil die Population sehr hoch und die Bejagung schwierig ist.

 

Die CDU-BF bedankt sich für den Vortrag und regt im Hinblick auf das fehlende Personal und fehlende Maschinen an, einen politischen Antrag zu stellen, auf den Einsatz der Bundeswehr zum Schälen der Baumstämme zurückzugreifen, wie es bereits in anderen Teilen der Bundesrepublik geschehen ist.

 

Herr Dr. Krämer vertritt jedoch die Auffassung, dass die Schäden im hiesigen Bereich nicht groß genug sind, um einen Einsatz der Bundeswehr zu rechtfertigen. Bei einigen Bäumen ist die Rinde schon abgefallen und wenn weitere Bäume gefällt und geschält werden, aber derzeit eine Vermarktung des Holzes nicht gesichert ist, dann ist es besser, die Bäume als Totholz stehen zu lassen und keine personellen Kräfte zu binden.

 

Auf weitere Nachfrage der CDU-BF antwortet er, dass im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht Totholz in der Nähe von Waldwegen gefällt wird. Innerhalb der Waldflächen kann Totholz stehen bleiben und das Betreten dieser Flächen geschieht auf eigene Gefahr.

 

Auch die SPD-BF bedankt sich für die Ausführungen und auf deren Nachfragen erläutert Herr Dr. Krämer, dass bei den Neupflanzungen verstärkt auf die Weißtanne zurückgegriffen wird, weil diese Baumart entgegen den normalen Tannen und Fichten eine Pfahlwurzel ausbildet, die sehr tief in den Boden geht und tieferliegende Wasservorkommen erschließen kann. Bedingt durch die Pfahlwurzel ist diese Baumart auch resistenter gegen Stürme. Der Anteil der Waldflächen, die sich selbst überlassen werden, liegt in Aachen bei 5 %, was dem bundesweiten Durchschnitt entspricht. Waschbären sind sowohl im Münster- als auch im Stadtwald vorhanden und vermehren sich leider sehr gut.

 

Die SPD-BF beklagt den schlechten Zustand der Wanderwege (Nr. 5) vor allem im Bereich des Walheimer Waldes entlang des Iterbaches. Die Wege sind nicht gut begehbar und in einem gefährlichen Zustand. Im Rahmen der Wegeunterhaltung sollte eine Verbesserung zumindest der schlimmsten Stellen erzielt werden.

 

Bezug nehmend auf die diesbezüglichen Ausführungen in der Verwaltungsvorlage erläutert Herr Dr. Krämer, dass im letzten Jahr auf Grund der besonderen Situation überhaupt keine Wegepflege durchgeführt werden konnte, da der betriebseigene Schlepper dauerhaft im anderen Einsatz war. In diesem Jahr war es fast wieder ähnlich wie im letzten, sodass der Wegebau in den Hintergrund geraten ist. In der Hoffnung, dass sich die gegenwärtige Situation entspannt, würde dann umgehend mit der Wegeunterhaltung begonnen. Die Trittsteinlösung in dem aufsteigenden Stück des Wanderweges Nr. 5 entlang des Iterbaches ist problematisch. Auf dem flachgründigen Boden sind die Trittsteine schlecht zu fixieren. In der Vergangenheit wurden dort öfters Reparaturmaßnahmen versucht. Diese Stelle ist mit Transportfahrzeugen zum Heranschaffen des Arbeitsmaterials nicht anfahrbar. Es kann daher nicht versprochen werden, ob diese Lösung dauerhaft in Betrieb bleiben wird.

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Beschluss:

Die Bezirksvertretung Aachen-Kornelimünster/Walheim nimmt die Forstwirtschafspläne für das Forstwirtschaftsjahr 2020 für den Münsterwald einstimmig zustimmend zur Kenntnis