19.05.2020 - 4.2 Verlegung des Wochenmarktes vor dem Rathaus zum...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4.2
- Sitzung:
-
öffentliche Sitzung des Bürgerforums
- Zusätze:
- Verschoben aus der Sitzung vom 24.03.2020
- Gremium:
- Bürgerforum
- Datum:
- Di., 19.05.2020
- Status:
- öffentlich (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Anhörung
- Federführend:
- FB 23 - Fachbereich Immobilienmanagement
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
Die Vorsitzende, Frau Dr. Lassay gibt bekannt, dass der Antragsteller heute nicht vor Ort ist, in seiner Sache aber Herr Bernd Krämer, Vorsitzender der IG der Marktbeschicker das Wort ergreifen wird. Sie begrüßt außerdem zu diesem Tagesordnungspunkt den zuständigen Vertreter der Verwaltung Gerd Bussen aus dem Fachbereich Immobilienmanagement.
Herr Bussen gibt zunächst zu Protokoll, dass die beschriebenen Umsatzeinbußen der Marktbeschicker in der derzeitigen Corona Situation gar nicht gegeben sind. Des Weiteren führt er aus, warum die Vorlage seitens der Verwaltung so kurz und kritisch ausfällt.
- Das wunderschöne Ambiente vor dem Rathaus ist prädestiniert für eine Marktnutzung. Ein Wochenmarkt gehört auf den Markt.
- Der Wochenmarkt trägt dienstags und donnerstags zu einer merklichen Belebung des Marktes und der unmittelbaren Umgebung bei.
- Einzelhändler der Bereiche Markt, Jakobstraße und Krämerstraße verzeichnen Umsatzzuwachs an Markttagen
- Vor allem donnerstags ist die höhere Frequentierung des Gebietes aufgrund des Wochenmarktes merklich spürbar. Marktbeschicker profitieren.
- Eine Installation des Marktliners brächte weitere Kaufkraft in das beschriebene Gebiet
Herr Krämer stellt sich vor. Seine Familie beschickt die Märkte der Region bereits seit 25 Jahren. So auch den Wochenmarkt dienstags und donnerstags vor dem Aachener Rathaus. Den Dienstag hat die Familie bereits, aufgrund schwächelnden Umsatzes – wir sprechen hier von bis zu 50% Umsatzeinbußen im Vergleich zu den letzten Jahren. Im Winter ist es noch schlimmer – vor 1 Jahr gekündigt. Die Überlegung auch den Donnerstag zu kündigen wird derzeit in der Familie beraten.
Die Argumentation „der Markt gehört auf den Markt“ findet er völlig unsinnig. Vielmehr müsse man sich fragen was für einen attraktiven Markt wichtig ist, ob die Marktfamilien von den Umsätzen leben können und was für die Aachener Bürger das beste Konzept ist.
Wird der Markt gelegentlich (Weihnachtsmarkt, Karlspreisverleihung etc.) an den Standort Elisenbrunnen verlegt, ergibt sich nicht selten ein Umsatzwachstum von 100%. Wenn also etwas auf dem Aachener Markt los ist müssen die Marktbeschicker wie selbstverständlich das Feld räumen. Gibt es keine Veranstaltung muss der Markt zur mutmaßlichen Attraktivitätserhöhung wieder ran.
Regionale, frische Lebensmittel auf dem Wochenmarkt zu kaufen liegt gegenwärtig dermaßen im Trend und dennoch wagt Herr Krämer die Prognose, dass in spätestens 6 Jahren die Wochenmärkte dienstags und donnerstags auf dem Aachener Markt Geschichte sind. Sie werden schleichend kaputt gehen. Derzeit hält lediglich die Stammkundschaft die verbleibenden Marktbeschicker über Wasser. Am Elisenbrunnen sind alle Standortfaktoren die einen gut besuchten Wochenmarkt ausmachen (siehe Vorlage: Anbindung und Komfort, Barrierefreiheit, Zeitersparnis etc.) gegeben. Auf dem Aachener Markt eben nicht.
Warum die Diskussion bereits seit Jahren so starrköpfig von der Verwaltung ausgeschlagen wird entzieht sich seiner Erkenntnis. Für ihn klingt es so als ob der Markt aus Prinzip auf dem Marktplatz bleiben müsse, nicht weil der Standort besser ist. Die attraktive Optik ist das eine, wirtschaftliches Auskommen aber das andere. Zuletzt möchte er klarstellen, dass die von Herrn Bussen beschriebene derzeitige Corona-Situation keinesfalls das Auskommen der Marktbeschicker auf dem Aachener Markt verbessert. Die von Herrn Bussen getätigte Aussage entspricht der Realität keineswegs.
Herr Bausch bedankt sich bei Herrn Krämer für die anschauliche Darstellung aus Sicht der Marktbeschicker. Die letzte Behandlung eben dieses Problems ist noch gar nicht so lange her. Unlängst im Rahmen der Diskussion um die Installation eines Feierabendmarktes. Wir können am Beispiel Burtscheid sehr gut sehen das Wochenmärkte funktionieren und der Lebensmitteleinkauf unverkennbar, wie bereits von Herrn Krämer erklärt, im Trend liegt.
Im vorliegenden Fall treffen leider zwei Grundeinstellungen aufeinander, die schwer vereinbar sind. Herr Bausch schlägt vor über neue Konzepte für die Wochenmärkte, speziell am Standort Aachener Markt, nachzudenken. Er stellt die Wichtigkeit dar einen Konsens für ein zukunftsfähiges und modernes Marktkonzept, zwischen Verwaltung, Marktbeschickern und Stadtbevölkerung zu finden. Betont aber, dass auch aus seiner Sicht, die Attraktivität des Marktplatzes hochgehalten werden muss. Wenn ein Konzept gefunden ist, muss dieses durch aktive Werbung seitens der Stadt unterstützt und gefördert werden.
Herr Krämer fügt an, dass man den Wochenmarkt nicht mit einem Feierabendmarkt gleichstellen kann. Der Wochenmarkt hat zu 90% die Aufgabe zur Grundversorgung. Die Aufenthaltsqualität eines Wochenmarktes lässt sich durch einen Barista o.ä. steigern aber wichtiger sind sicherlich die Anbindung und Erreichbarkeit.
Frau Vallot erklärt, dass das vorliegende Thema bereits vor Jahren durch ihre Fraktion in den Rat gebracht wurde. Es ist einzig und allein sinnvoll den Wochenmarkt dort anzusiedeln wo die Leute aus dem Bus fallen. Sie stellt die Frage warum die CDU, als wirtschaftsfreundliche Partei die Not der Marktbeschicker nicht sieht. Ihrer Meinung nach braucht man sich über den Marktplatz vor dem Rathaus gar keine Sorgen zu machen. Dieser ist von Gastronomie umschlossen die immer einen attraktiven Anlaufpunkt bietet.
Frau Pulinna greift nochmal das Thema Erreichbarkeit und Anbindung, speziell für Alte und behinderte Menschen auf. Sie verweist auf den von der Linken Fraktion gestellten Ratsantrag vom 8. Februar 2017 „Umweltfreundliche Mobilität in Aachen mit Elektromobilen durch die Innenstadt“. In diesem wird ein Konzept kostenloser und umweltfreundliche Straßenbeförderung in Ljubljana als Vorbild für den ÖPNV rund um den Aachener Markt angeführt. Zusammenfassend wünscht sich die Fraktion ein Elektroauto das den ganzen Tag im Kreis fährt und Menschen an festgelegten Stationen aufnimmt und rauslässt.
Frau Lürken leitet aus den vorangegangenen Redebeiträgen ab, dass es eine große Unstimmigkeit auch im politischen Gremium gibt. Ihr persönlich liegt der Wochenmarkt auf dem Marktplatz sehr am Herzen. Als Politiker muss man aber immer die Gesamtheit der Stadt sehen. Ist es denn nicht eine Möglichkeit, dass gar nicht der Standort das Problem ist, sondern das den Aachener Bürgerinnen und Bürger der Markt schlichtweg zu teuer ist? Sie bestärkt den Vorschlag ein neues Konzept zu erdenken und die Umsiedlung zum Elisenbrunnen nicht auf Teufel komm raus zu erzwingen.
Herr Gatzweiler befindet die angebrachten Argumente beiderseits als schwerwiegend. Für Ihn ist die perfekte Lösung der neue „Marktliner“ der im Besten Falle autonom fährt und mit kurzer Taktung die Erreichbarkeit des Herzens von Aachen garantiert. Das Stadtgeschehen sollte sich nicht noch weiter nach außen verlagern (siehe Aquis Plaza). Er wünscht eine schnelle Entscheidung für o.g. Transportmöglichkeit.
Herr Krämer bezweifelt in diesem Zusammenhang dass es einen neuen „Marktliner“ in der beschriebenen Wunschversion geben wird. Das Thema ist bereits seit vielen Jahren im Gespräch und auch im Idealfall kein Vergleich zu den tausenden Menschen die Elisenbrunnen aus dem Bus steigen.
Ein Einzelhändler aus dem Altstadtviertel meldet sich zu Wort. Er bestätigt die Ausführung der Verwaltung, dass die Händler um den Marktplatz herum den Wochenmarkt sehr schätzen. An Markttagen ist sehr viel mehr Kundschaft in den Läden. Ihm fehlt in Aachen die Bereitschaft das alle Akteure gemeinsam beratschlagen wie man die Aufenthalts Qualität im Herzen der Stadt steigern kann. Er wünscht Gespräche mit allen Beteiligten. Vielleicht einen runden Tisch an dem Ideen getauscht werden, wie man die verfahrene Situation wieder ans Laufen bringt.
Frau Vallot hält den Einzelhändlern vor, dass diese den Wochenmarkt als Entree in ihre Geschäfte benutzen weil ihnen zur Attraktivitätserhöhung nichts eigenes einfällt. Die Einzelhändler befürchten das das Marktgebiet dem Untergang geweiht ist, wenn der Wochenmarkt zum Standort Elisenbrunnen verlegt wird.
Herr Lübben verweist auf die kontroverse Diskussion in den Fraktionen und gibt zu bedenken, dass es auch Stimmen gegen den Standort Elisenbrunnen gibt. Dies kommt ihm ein wenig Kurz in den bisherigen Beiträgen. Der Markt ist wahrlich ein schwieriger Standort. Es sollten zusätzliche „Kümmerer“ der GroKo eingesetzt werden, oder gibt es diese bereits?
Herr Krämer bereinigt die Diskussion mit dem Vorschlag eines Kompromisses. Warum wird der Wochenmarkt nicht probeweise für 1 Jahr an einem Tag auf dem Aachener Markt an einem anderen Tag am Standort Elisenbrunnen ausgerichtet. Nach einem Jahr reflektiert man die Situation hätte die Möglichkeit aus Fakten und nicht aus Mutmaßungen zu lernen. Die Zusammenarbeit die soeben gefordert wurde ist den Marktbeschickern ebenfalls wichtig und sie sind keinesfalls verschlossen Gesprächen gegenüber.
Herr Bausch lobt den Vorschlag von Herrn Krämer. Eine sinnvolle Lösung für die gesamte Stadt muss geschaffen werden. Er hätte es außerdem sinnvoll gefunden wenn die ausführliche Stellungnahme des Herrn Krämer bereits in der Vorlage verschriftlicht gewesen wäre. Die vorliegende Vorlage sagt viel zu wenig aus und ist fachlich nicht ausgereift.
Frau Lürken will denkoffen an das Thema herangehen, wünscht aber die derzeitige Belassung des Wochenmarktes auf dem Aachener Markt.
Frau Vorsitzende Dr. Lassay lässt sodann über entsprechend erweiterten Beschlussvorschlag abstimmen.