15.06.2021 - 3 Sachstandsbericht zur Situation von Kindern und...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 3
- Zusätze:
- Es wird mündlich berichtet.
- Gremium:
- Kinder- und Jugendausschuss
- Datum:
- Di., 15.06.2021
- Status:
- gemischt (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
Beratung
Bereich Kindertagesbetreuung:
Frau Fischer, Leiterin der Abteilung KiTas und Kindertagespflege, berichtet, dass die Wiederaufnahme des Regelbetriebes in den städtischen Kindertageseinrichtungen sehr herausfordernd gewesen sei. Dieselbe Wahrnehmung hätten ihr auch die freien Träger im Austausch in der Arbeitsgemeinschaft nach § 78 SGB VIII in der vergangenen Woche zurückgemeldet. Es zeige sich, dass Kinder manche Verhaltensweisen wieder neu erlenen müssten, welche bis vor 14 Monaten bereits selbstverständlich gewesen seien. Dies betreffe auch die Kinder, die im vergangenen Sommer erst eingewöhnt worden seien. Gleichzeitig sei erfreulich, dass das gesamte Außengelände wieder komplett zur Verfügung stehe und sich die Kinder auch untereinander gruppenübergreifend besuchen könnten. Manche Eltern würden hierbei zwei gegensätzliche Positionen einnehmen: auf der einen Seite gebe es Eltern mit einer großen Sorge und dem Wunsch, dass die Gruppen auch weiterhin getrennt voneinander betreut würden um die Möglichkeit einer übergreifenden Infektion zu verringern mit der folglichen Konsequenz, dass wieder die gesamte KiTa in Quarantäne gehen müsste. Auf der anderen Seite hätten auch Eltern den Wunsch, dass ausgefallene Veranstaltungen und Termine möglichst noch vor den Sommerferien nachgeholt würden. Die Mehrheit der Eltern zeige jedoch ein großes Verständnis für die Gestaltung des Regelbetriebes. Viele KiTas hätten mit den Eltern abgestimmt, dass diese ihr*e Kind*er auch weiterhin an der Tür abgeben.
Frau Fischer erläutert weiterhin, dass noch nicht alle Beschäftigten in den Einrichtungen bereits vollständig geimpft worden seien. Zudem würden einige insbesondere nach der 2. Impfung für ein bis mehrere Tage infolge der Nebenwirkungen ausfallen. Zudem gestalte sich die Wiedereingliederung von Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe bereits seit einem Jahr nicht mehr in der KiTa tätig gewesen seien, zum Teil noch schwierig.
Frau Scheidt dankt dem Personal in den KiTas, der Verwaltung und den Eltern für die Geduld und die Zusammenarbeit. Das Personal habe sich bislang immer bemüht, den Betrieb nach Möglichkeit und unter Berücksichtigung der geltenden Regelungen aufrecht zu erhalten.
Bereich Jugend:
Frau Drews berichtet von einem intensiven und regelmäßigen Austausch mit den Leitungen offener Einrichtungen, den Bezirkssozialarbeiter*innen, den Leitungen/Geschäftsführungen von Erziehungsberatungsstellen und den städtischen Sozialraumteams. Insgesamt sei festgestellt worden, dass die Familien in den vergangenen Monaten Verständnis gezeigt, gut mitgearbeitet und sich mit den vorhandenen Möglichkeiten arrangiert hätten. Es habe vielfältige Kontakte zu den Einrichtungen und Fachkräften gegeben, sowohl als Einzelgespräche als auch online. Wie in der entsprechenden Vorlage zum TOP Ö 12 „Sachstandsbericht für den Bereich der Hilfen zur Erziehung/Eingliederungshilfe nach SGB VIII für den Zeitraum 01.01.2020 bis zum 31.12.2020“ seien die Meldungen auf Kindeswohlgefährdungen zurückgegangen. Zum heutigen Stand lägen rund 440 Meldungen vor, es habe sich weder eine eklatante Abweichung nach oben noch nach unten ergeben. Dies könne ihrer Meinung nach entweder damit zusammen hängen, dass die Familien gut informiert seien über die vorhandenen, niedrigschwelligen Angebote der Sozialarbeit und der Erziehungsberatungsstellen. Die dortigen Angebote seien ausgelastet gewesen und es habe festgestellt werden können, dass es keine Kindeswohlgefährdungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gegeben habe. Die eingegangenen Meldungen hätten sich nicht von den bisherigen Meldungen unterschieden.
Auffällig sei allerdings, dass die Meldungen in Bezug auf sexuelle Gewalt gegenüber Kindern im Verhältnis zu den Meldungen insgesamt zugenommen hätten. Hier finde aktuell eine Abstimmung mit der Fachstelle für sexuelle Gewalt der StädteRegion Aachen und den Erziehungsberatungsstellen dahingehend statt, die Beratungskapazitäten und die Art der Beratung aufzustocken um den Bedarfen Rechnung zu tragen.
Frau Drews berichtet weiterhin von einer besorgniserregenden Beobachtung, dass seit ungefähr einer Woche vermehrt KiTa- oder Schulmeldungen von vermissten Kindern eingehen würden. Bei manchen bestehe der Eindruck, dass sich die gesamte Familie abgesetzt haben könnte. Sie geht davon aus, dass in der nächsten Sitzung eine umfassendere Information gegeben werden könne.
Die Ausführungen zum Bereich Ferienspiele finden sich in den Erläuterungen zum TOP Ö 11 „Ferienspiele für alle“.
Frau Schmitt-Promny dankt Frau Fischer und Frau Drews für die Ausführungen. Der Anstieg an Meldungen von sexueller Gewalt sei für sie besorgniserregend, gleichzeitig hoffe sie, dass dies mit einer gestiegenen Sensibilität aller Beteiligten zusammen hänge und keine Folge eines tatsächlichen Anstiegs der Vorkommnisse sei.
In Anlehnung an die Ausführungen von Frau Fischer berichtet sie von verschiedenen Landesprogrammen mit dem Ziel, pandemiebedingte Lernlücken in der Schule aufzufangen. Genauso wichtig sei jedoch auch der Wiederaufbau der sozialen Gesundheit und der sozialen Kontakte der Kinder untereinander.
Herr Nellessen bekräftigt die Entwicklung der Meldungen an Kindeswohlgefährdungen, dies werde auch von Seiten der Schulen so wahrgenommen. Gleichzeitig bestehe allerdings auch der Eindruck, dass manche Beschäftigten des Allgemeinen Sozialen Dienstes stark ausgelastet seien. Es sei mitunter schwierig, die passende Ansprechperson zu erreichen und es sei auch bereits vorgekommen, dass Schulen zu Hilfeplangesprächen nicht eingeladen worden seien. Zu Frau Schmitt-Promny entgegnet er, dass die Schließung von Lernlücken zwar sinnvoll sei, dies solle aber während der Unterrichtszeit erfolgen und nicht in die unterrichtsfreie Zeit gelegt werden. Die Kinder würden dringend unterrichtsfreie Zeit in den Ferien oder am Wochenende benötigen, um das Gelernte zu verarbeiten, Kontakte zu festigen oder sich zu entspannen. Daher plädiert er dafür, dass die Schulen ausgerüstet werden sollten, um diese Lernlücken aufarbeiten zu können, hierfür seien aber weitere Mittel zur Unterrichtsverbesserung notwendig. Ihm sei bewusst, dass dies nicht der richtige Fachausschuss für diese Thematik sei, aber ihm sei wichtig, dies zu betonen.