10.06.2021 - 4 Gesamtschulsituation in der Stadt Aachen
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4
- Datum:
- Do., 10.06.2021
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
Frau Schwier erläutert, dass mit dieser Vorlage die aktuellen Entwicklungen im Gesamtschulbereich analysiert und aufgearbeitet worden seien. Zudem habe ein intensiver Austausch mit den benachbarten Schulträgern stattgefunden. Die Vorlage solle in erster Linie auf Basis einer konsolidierten Datenlage informieren und stelle keine Botschaft gegen zusätzliche Gesamtschulplätze in Aachen dar.
Herr Fischer kritisiert das Vorgehen der Verwaltung in Bezug auf die Entwicklung der Gesamtschulsituation in Aachen. Die Gründung der 4. Gesamtschule liege bereits 10 Jahre zurück und seit nun mehr vier Jahren gebe es für die Sekundarstufe keine langfristige Schulentwicklungsplanung. So seien in der Vergangenheit Haupt- und Realschulen ohne verlässliche Planungsgrundlage geschlossen worden und die pädagogischen Konzepte der Schulen würden bei diesen Entscheidungen keine Berücksichtigung finden. Auch die nun aktuell vorliegenden Zahlen stellten aus seiner Sicht keine überraschende Entwicklung dar, denn in den letzten 12 Jahren hätten immer circa 110 Schülerinnen und Schüler pro Schuljahr keinen Platz an einer Aachener Gesamtschule gefunden. Zudem sehe er große Defizite zwischen den unterschiedlichen Schulformen. So würden die Anmeldeüberhänge an den Gymnasien stets umverteilt werden und die meisten Gebäude auch noch im Rahmen der Rückkehr zu G9 mit einem hohen Finanzvolumen saniert und erweitert werden. An den Gesamtschulen stelle sich die Situation ganz anders dar. Zudem unterlägen beispielswiese die Zahlen der Ein- und Auspendelnden in Aachen jedes Jahr erheblichen Schwankungen. Die Zahlen seien spekulativ und damit könne keine zukunftsweisende Schulpolitik gestaltet werden. Abschließend kritisiert er, dass Frau Schwier der 4. Gesamtschule signalisiert haben solle, dass die geplante Erweiterung um vier Züge nicht sicher in der Umsetzung sei. Herr Fischer unterstützt weiterhin das Bestreben der 4. Gesamtschule, da unter anderem auch viele Kinder mit Gymnasialempfehlung dort aufgenommen würden.
Frau Keller dankt der Verwaltung für das vorgelegte Zahlenmaterial. Sie sei in der Sache ebenfalls irritiert, da nun eine andere Entwicklung dargestellt werde als zu erwarten gewesen sei. Dennoch müsse die Politik gemeinsam überlegen, wie für die Stadt und die Schülerschaft eine zukunftsfähige Schullandschaft aussehen könnte. Die 4. Gesamtschule sei in ihrem pädagogischen Konzept einzigartig und die Erweiterung um vier Züge müsse weiterhin verfolgt werden. Jedoch sei der Standort an der Alkuinstraße nicht ideal, da auch die Frage nach der Turnhalle immer noch nicht geklärt sei.
Frau Heider dankt der Verwaltung ebenfalls und ist der Meinung, dass das Zahlenmaterial benötigt werde um auch im interkommunalen Austausch belastbare Argumente anführen zu können. Als Ergebnis hält sie für sich fest, dass die Systeme der Hauptschulen und teilweise auch der Gesamtschulen nicht stabil seien und schlägt daher vor, eine Zukunftswerkstatt einzurichten, welche sich intensiv mit der Weiterentwicklung des Aachener Schulsystems befassen solle. Sie legt diesbezüglich einen geänderten Beschlussvorschlag der Grünen Fraktion vor und ist optimistisch, dass ein gemeinsamer Beschluss gefunden werden könne.
Herr Brantin dankt für die größtenteils sachliche Diskussion zu so einem enorm wichtigen Thema. Er schätzt die Arbeit an der 4. Gesamtschule ebenfalls, lenkt jedoch den Fokus auch auf die übrigen Gesamtschulen, welche ebenfalls eine tolle Arbeit leisten würden. Die Zahlen hätten auch ihn irritiert, da zunächst von einem weiteren Bedarf an Gesamtschulplätzen ausgegangen worden sei. Er könne die Zahlen daher vorerst nur zur Kenntnis nehmen. Fehlende Plätze würden an der Heinrich-Heine-Gesamtschule zur Verfügung stehen, doch die Wahl der Eltern sähe in der Realität leider anders aus. Er könne den geänderten Beschlussvorschlag der Grünen mittragen, jedoch solle der Satz bezüglich der Ablehnung des Fazits der Verwaltung gestrichen werden. Zudem solle das Ergebnis der geplanten Zukunftswerkstatt nicht vorweg genommen werden, sodass er einer Erweiterung der 4. Gesamtschule zum jetzigen Zeitpunkt nicht zustimmen könne.
Herr Winkler berichtet, dass das Thema der Schulentwicklungsplanung auch in der Elternschaft intensiv diskutiert worden sei. Ihm würden bei der Aufstellung der Verwaltung noch einzelne Elemente, wie beispielsweise die Auf- und Abschulungen, fehlen. Zudem sei nicht klar erkennbar, welches Schulsystem für die Stadt Aachen erstrebenswert sei. Die Entwicklungen dürften keine Konkurrenz zwischen den einzelnen Schulformen auslösen, vielmehr müsse ein Konzept für alle Kinder in der Stadt gefunden werden. Die Zukunftswerkstatt könne er unterstützen, da dort entscheidende Weichen gestellt werden könnten. Er fragt sich, warum doch einige Kinder in die umliegenden Kommunen abwandern und schlägt vor, die pädagogischen Konzepte der dortigen Schulen zu untersuchen und die Vorteile auch für die Stadt Aachen zu nutzen.
Herr Fischer betont nochmals, dass die hohe Anzahl der abgelehnten Kinder an den Gesamtschulen erschreckend sei und die Heinrich-Heine-Gesamtschule nicht immer eine Alternative für die Eltern darstelle. Daher könne er das Fazit der Verwaltung nicht teilen.
Herr Rohé ist der Meinung, dass es Aufgabe der Politik gewesen sei und auch zukünftig sein müsse, ein Konzept für die Bildungslandschaft zu erstellen und sich dabei nicht nur am Elternwillen orientiert werden könne. Es müsse eine politische Vorgabe geben, welches Schulsystem für Aachen am besten geeignet sei. Daran könne sich dann die Planung der Verwaltung ausrichten. Die bisherige Vorgehensweise könne kein zukunftsfähiges Konzept als Ergebnis hervorbringen. Die Gymnasien würden weiter gestärkt, während die übrigen Schulformen auf der Strecke bleiben. Dies könne nicht der richtige Weg sein.
Frau Haring empfindet das Zahlenmaterial als solide Grundlage, um in Ruhe über die weiteren Schritte nachdenken zu können. Sie schlägt vor, die Schullandschaft in den nächsten zwei Jahren zur Ruhe kommen zu lassen, da auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie zunächst bearbeitet werden müssten. Die Zukunftswerkstatt sei eine gute Idee um die Grundlage für eine neue Struktur legen zu können.
Frau Heider stimmt den Ausführungen von Herrn Winkler zu. Die Bewegungen zu anderen Kommunen sollten näher untersucht und Rückschlüsse für die Stadt Aachen daraus gezogen werden. Den Vorschlag von Herrn Brantin, das Fazit der Verwaltung anzunehmen, teile sie nicht. Aus der Vorlage würde hervorgehen, dass zwei Schulen geschlossen werden müssten, wenn die Gesamtschulplätze erweitert würden. Für eine solche Entscheidung reiche das Zahlenmaterial nicht aus.
Herr Fischer unterstützt den Beschlussvorschlag der Grünen Fraktion. Die Ablehnung des Fazits der Verwaltung sehe er ebenfalls als wichtig an. Er erkennt an, dass Schulentwicklung Aufgabe der Politik sei, aber in den letzten zehn Jahren sei wenig passiert und daraus sollte der Ausschuss die entsprechenden Schlüsse ziehen. Falls die Schließung der Heinrich-Heine-Gesamtschule von der Bezirksregierung angeordnet werde, stünden die Politik und die Verwaltung vor einem großen Problem. Daher ist er der Meinung, dass die 4. Gesamtschule in jedem Fall erweitert und dafür nicht das Ergebnis der Zukunftswerkstatt abgewartet werden müsse.
Frau Keller ist ebenfalls der Meinung, dass die Erweiterung der 4. Gesamtschule nicht von dem Ergebnis der Zukunftswerkstatt abhängen dürfe, da der Elternwille eindeutig und die Entwicklung der Heinrich-Heine-Gesamtschule nicht absehbar sei.
Herr Brantin stimme den Ausführungen von Frau Heider zu und könne sich dem Beschlussvorschlag nun anschließen. Dennoch bittet er darum, den Beschluss ergebnisoffener zu formulieren, um dem Ergebnis der Zukunftswerkstatt nicht vorzugreifen.
Frau Griepentrog fasst zusammen, dass die Verwaltung mit dem vorgelegten Zahlenmaterial gute Arbeit geleistet und größtmögliche Transparenz geschaffen habe.
Frau Schwier weist abschließend den Vorwurf von Herrn Fischer zurück. Bereits im Jahr 2017 habe die Verwaltung im Rahmen eines Workshops der Schulpolitik ein umfangreiches Zahlenmaterial zur Weiterentwicklung der Gesamtschulen in Aachen präsentiert. Die Kommunikation sei stets sachlich und kooperativ gewesen und die Prozesse seien gemeinsam und konstruktiv gestaltet worden.
Es wird über den leicht abgeänderten Beschlussvorschlag der Grünen Fraktion abgestimmt.
Beschluss:
Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Entwicklung der Schülerzahlen an den Aachener Gesamtschulen zur Kenntnis. Er teilt das Fazit und die Schlussfolgerung der Verwaltung nicht.
Der Ausschuss hält an dem Beschluss fest, den Bedarf an Gesamtschulplätzen in der Stadt zu decken.
Der Ausschuss schlägt vor, nach den Sommerferien eine Zukunftswerkstatt mit Schulpolitker*innen und Fachleuten zu planen, in der neben den quantitativen Aspekten auch qualitative und pädagogische Aspekte (z.B. Profilschulen) diskutiert werden und eine Rahmenplanung für die Aachener Schulen auf den Weg gebracht wird und die Weichen für den weiteren Ausbau von Gesamtschulplätzen und/oder den Erhalt der Haupt- und Realschulen gestellt werden. Der Ausschuss beauftragt die Verwaltung diese Zukunftswerkstatt zu organisieren.
Anlagen zur Vorlage
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