09.11.2022 - 17 Resolution "Lehramtsausbildung in Aachen stärken"

Beschluss:
ungeändert beschlossen
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Beratung

Die Oberbürgermeisterin weist darauf hin, dass am Ende des zweiten Absatzes, bei denjenigen, die die Vorlage in Papierform vorliegen haben, es statt Rente Ruhestand heißen müsse, da natürlich alle Beschäftigtengruppen hier berücksichtigt werden. In der digitalen Vorlage sei es bereits geändert.

 

Ratsfrau Heider (Grüne) hält fest, dass die Ergebnisse der IQB-Bildungstrend 2022 in den letzten Wochen öffentlich intensiv diskutiert worden seien. Dies hauptsächlich deshalb, weil sie so schlecht ausgefallen seien. In den Fächern Mathe und Deutsch erreichen etwa 20 % der Viertklässer*innen die Mindeststandards nicht mehr. Im Vergleich zu den Ergebnissen von 2016 habe sich dort ein Lernrückstand von bis zu einem halben Schuljahr ergeben. Die Missstände des Bildungssystems dürfen nicht länger zu Lasten der Kinder fallen. Der Lehrkräftemangel in der Aachener Region sei besonders groß. Drei von vier ausgeschriebenen Stellen an Grundschulen in Aachen und der Städteregion bleiben unbesetzt. Auch Stellen der Förderpädagogik und der Sekundarstufe I laufen leer,  dadurch fällt Unterricht aus, Fächer werden aus den Stundentafeln gekürzt, zu große Lerngruppen entstehen und Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf werden immer häufiger nicht richtig gefördert. Die Lehramtsausbildung in Aachen sei vor vielen Jahren stark zusammengekürzt worden, nun sei es dringend an der Zeit, diesen Schritt rückgängig zu machen.

 

Ratsherr Becker (SPD) äußert, dass Konsens darüber bestehe, dass sich in den vergangenen Jahren der Lehrer*innenmangel immer weiter verschärft habe. Auch in diesem Schuljahr seien bundesweit tausende unbesetzte Lehrerstellen vorhanden. Gerade im Bereich Grund- und Förderschulen sei die Region Aachen in einem besonderen Maße betroffen. In den kommenden zehn Jahren werde zudem eine große Lücke entstehen, da ca. 30 % der Lehrkräfte in der Städteregion in den Ruhestand treten werden. Diese Lücke werde, wie bereits von seiner Vorrednerin erwähnt, mit weiterem Unterrichtsausfall und gravierenden Folgen einhergehen. Dies sei bereits jetzt der Fall. An dieser Stelle sei es wirklich unnötig und uninteressant, dass eine Schulministerin am heutigen Tage versuche, dieses Thema zu relativieren oder dran glaube, dass es eben kein übermäßiges Defizit in der Aachener Region gebe.  Die Fakten sagen eindeutig etwas anderes und um diesem Missstand zu begegnen, sollte diese Lehramtsausbildung besonders im freien Grundschullehramt, Sekundarstufe I und Sonderpädagogik wieder in die Aachener Region zurückgeholt werden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Studierende häufig an dem Ort bleiben, an dem sie ihr Studium absolviert haben. Dies habe seine Vorrednerin auch erwähnt und dies solle auch ausgenutzt werden. Man sollte dennoch der Realität ins Auge sehen, dass selbst bei heutigem Beschluss, noch Jahre vergehen werden, bis sich an der RWTH Aachen die ersten Studierenden für einen solchen Lehramtsstudiengang einschreiben können. Diese Zeit habe man eigentlich nicht mehr, daher müsse man auch über kurz- und mittelfristige Lösungen nachdenken. Eine mögliche schnellere Lösung könne die Anerkennung der Grundschullehrer*innenausbildung der autonomen Hochschule aus Belgien/Eupen. Zudem könne Eupen zusätzliche Ressourcen für die Ausbildung weiterer Lehrkräfte für den Lehrer*innenmarkt in der Region Aachen bereitstellen. Ein charmanter Nebeneffekt wäre der europäische Gedanke, der in der  Lehrer*innenausbildung vorangetrieben werde. Eine andere Alternative wäre die Einrichtung von Dependancen oder Außenstellen von Universitäten, die bereits jetzt über einen akkreditierten Studiengang verfügen. Verschiedene Ansätze müssen durchdacht und auf Realisierbarkeit überprüft werden.

Abschließend hält er fest, dass langfristig nur eine Etablierung hier vor Ort den anhaltenden Lehrer*innenmangel dauerhaft bekämpfen könne. Daher sollten sich sämtliche politischen Kräfte dafür einsetzen, dies auch zu verwirklichen. Die hier vorliegende interfraktionelle Resolution sei ein erster guter Schritt, welchen die SPD-Fraktion gern vollumfänglich unterstütze.

 

Ratsherr Helg (FDP) äußert, dass die FDP-Fraktion bereits im Jahr 2018 sowohl in der Stadt als auch in der Städteregion einen entsprechenden Antrag gestellt habe, dass das Lehramtsstudium für Grundschulen in Aachen wieder ansässig gemacht werde. Es bringe aber nichts, wenn das nur auf der Ebene der Stadt und Städteregion Aachen beschlossen werde, es müsse auch endlich dieser gordische Knoten der RWTH zerschlagen werden und ein Umdenken erfolgen. Daher appelliere er an die neue Koalition in Düsseldorf, dass das, was in den fünf Jahren nicht durchgesetzt werden konnte, vielleicht mit den neuen Farben nun endlich doch das Ziel erreiche.

 

Ratsfrau Eschweiler (CDU) möchte darauf hinweisen, dass man hier Kommunal- und keine Landespolitik mache. Alle haben das Problem erkannt, welches auch im Kommunal- und Landtagswahlkampf immer sehr stark nach vorne gebracht wurde. Die Lehrerausbildung und die Verknüpfung zur Hochschule müssen in Aachen angesiedelt werden. Sie ist überzeugt davon, dass man mit den beiden starken Vertreterinnen im Düsseldorfer Landtag dieses Thema gemeinsam von Aachen nach Düsseldorf tragen werde und daher unterstütze die CDU-Fraktion diese Resolution sehr gerne.

 

Die Oberbürgermeisterin bedankt sich und teilt mit, dass das Thema bereits morgen gemeinsam mit dem Städteregionsrat und den Landräten in der Öffentlichkeit positioniert werde.

Sie merkt an, dass sie vor Beendigung der öffentlichen Sitzung noch einen Beschluss nachholen müsse, und zwar den Verweis der Ratsanträge an die entsprechenden Gremien. Dies habe sie formell nicht abgefragt.

 

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Beschluss:

Der Rat der Stadt Aachen fordert einstimmig die Landesregierung auf, auf die Hochschulen in der Region einzuwirken, um die dringend benötigten Studienplätze in den Studiengängen Grundschullehramt, Lehramt der Sekundarstufe I und Lehramt für Sonderpädagogik in Aachen einzurichten.

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