10.02.2022 - 4 Vorstellung Prof. Dr. oec. Bernd P. Pietschmann...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4
- Datum:
- Do., 10.02.2022
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Beratung
Herr Pilgram (Die Grünen) begrüßt den Nachfolger von Professor (Prof.). Baumann, Prof. Herrn Pietschmann, der seit dem 1. September 2021 neuer Rektor der Fachhochschule (FH) Aachen ist. Ihm wird nun das Wort erteilt.
Prof. Pietschmann fragt einleitend, ob von ihm erwartet wird, an der gesamten Sitzung teilzunehmen. Dies wird von Herrn Pilgram (Die Grünen) verneint. Prof. Pietschmann wird daher die Sitzung verlassen, sobald sein Folgetermin beginnt. Prof. Pietschmann besteht nicht auf die Nennung des Professoren- und Doktortitels und möchte lieber Herr Pietschmann genannt werden. Er beginnt mit seiner Vorstellung.
Herr Pietschmann betont die tiefe Verwurzelung der Fachhochschule in der Region. Die Hochschule habe nicht den Anspruch international aufgestellt zu sein. Die Hochschule hat zwar gute internationale Verknüpfungen, aber ist nicht international aufgestellt. Die FH hat zwei Standorte, Aachen und Jülich, andere Standorte, so betont Herr Pietschmann, seien nicht geplant. Die Fachhochschule versteht sich als starker Partner der Politik, der Unternehmen und der gesamten Region.
Herr Pilgram (Die Grünen) bedankt sich für die Vorstellung, insbesondre den persönlichen Teil fand er besonders interessant. Er betont, dass der städtische Ausschuss ja besonders an den Kooperationen zwischen Hochschule und Stadt Aachen interessiert sei. Er spricht das Projekt an der Eupener Straße an, das Prof. Baumann im Ausschuss vorgestellt hatte und stellt hierzu seine erste Frage, ob das Projekt auf einem guten Weg sei und ob die Zusammenarbeit mit der Stadt gut funktioniert oder es Verbesserungspotentiale gibt. Herr Pietschmann antwortet, man tue gemeinsam genau das Richtige. Er lobt den guten Austausch zwischen Frau Strehle und Frau Burgdorff von der Stadt Aachen sowie dem Kanzler der FH Aachen, Herrn Stempel. Der Zeitverzug des Projekts sei zwar etwas schwierig, aber dieser wäre allein auf die veränderten Rahmenbedingungen der Düsseldorfer Hochschulpolitik zurückzuführen. Extrem wichtig sei, dass das Verhältnis zur Stadt sehr offen und vertrauensvoll ist. Der FH liegt viel daran, die Stadt mitzugestalten und zu entwickeln. Wichtig ist Ihm persönlich auch, dass die Hochschule geöffnet wird für die Stadt. Das hätte man auch bei den Entwürfen beachtet. Als Beispiel führt er das Campusgelände auf der Eupener Straße an, das aktuell durch einen hohen Zaun abgegrenzt ist und so die Stadtbevölkerung ausschließt. So kann der Park nicht von den Aachener*innen genutzt werden. Sein Ziel sei es, dass die Stadt und die Hochschule zukünftig mehr zusammenwachsen.
Ratsherr Heiko Hilgers (Linke) bedankt sich ebenfalls für die Vorstellung und hat eine Frage zu den studentischen Arbeitsbedingungen. Er stellt fest, dass die Stundelöhne an der FH zwar höher sind als an der RWTH, problematisch aus seiner Sicht sei aber, dass die studentischen Hilfskräfte oft nicht ihre Urlaubstage in Anspruch nähmen oder keine Krankheitstage gelten machen würden, weil sie über die Möglichkeiten nicht gut aufgeklärt würden. Herr Pilgram (Die Grünen) unterbricht kurz und bittet alle Fragestellenden sich kurz vorzustellen. Ratsherr Heiko Hilgers stellt sich als sachkundiger Bürger der Linken vor. Herr Pietschmann findet die Frage sehr gut und teilt die Einstellung des Ratsherrn. In seinem Zuständigkeitsbereich achte er sehr auf die Einhaltung des Arbeitsrechts, daher habe er dies auch noch nicht näher hinterfragt. Wenn es aber hier tatsächlich ein Problem gibt und es zur Verletzung des Arbeitsrechts komme, dürfe man das nicht hinnehmen und müsse dies unterbinden. Niemand – nicht nur Studierende – dürfe gezwungen werden krank zu arbeiten. Er betont, dass dies kein Lippenbekenntnis sei. Ratsherr Heiko Hilgers (Linke) hat an dieser Stelle noch eine weitere Frage: Aktuell seien Hilfskräfte, die noch keinen Bachelorabschluss haben, explizit aus den Tarifverträgen ausgeschlossen und hätten somit auch kein Recht den Personalrat zu wählen. Herr Hilgers (Linke) bittet um eine kurze Einschätzung des Rektors und fragt, ob dies nicht geändert werden müsste. Herr Pitschmann verteidigt diese Verfahrensweise, da im Personalrat langfristigere Entscheidungen getroffen werden, die die studentischen Hilfskräfte, die nur kurz an der Hochschule sind, nicht sonderlich betreffen. Mitspracherechte hätten die studentischen Hilfskräfte aber durchaus in den Fachschaften, auch wenn die Beteiligung hier seit Jahren stark zurück ginge. Zudem könnten sich die Studierenden ganz stark in den Dekanaten beteiligen.
Herr Dr. Jäger stellt sich als Sprecher der SPD vor und fragt was Herr Pietschmann, in seiner Rolle als Rektor, sich von der Stadtpolitik wünscht. Herr Pietschmann entgegnet, er sei in Aachen zuerst als Bürger unterwegs, dies hätte er auch bereits in einem Gespräch mit Frau Keupen betont. Als solcher wünsche er sich vor allem mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt. Das wünsche er sich aber auch als Rektor. Die Attraktivität der Stadt sei auch für die Hochschule wichtig, um neue Studierende zu werben. Ihm missfällt, dass auf der einen Seite das Ordnungsamt dafür sorgen muss, dass nicht zu viele Menschen in der Pontstraße sind, während es andere Ecken gibt, wo man abends nicht mehr hingehen kann. Er würde sich wünschen, dass man gemeinsam mit der RWTH und den Machern der Stadt daran arbeitet. Studierende sollten nicht nur wegen der großartigen Hochschule kommen wollen, sondern auch wegen der lebenswerten Stadt und dann auch hierbleiben wollen.
Ratsherr Holger Kiemes, Sprecher des Ausschusses für die CDU-Fraktion, kennt Herrn Pietschmann noch von seiner Zeit als IT-Mitarbeiter im Fachbereich für Wirtschaftswissenschaft und freut sich sehr, dass Herr Pietschmann nun Rektor der FH ist. Er erinnert sich an ein studentisches Projekt der Fachhochschule, bei dem die Stadt Walheim städtebaulich weiterentwickelt wurde. Über solche Projekte, bei denen die klugen Köpfe der Hochschule die Stadt unterstützen, würde er sich zukünftig freuen. Es wäre grotesk, dass eine Relegation der RWTH Aachen, Moskau dabei helfen würde ihre Verkehrsprobleme zu lösen, während Aachen mit ähnlichen Problemen kämpfen würde. Er fragt daher den Rektor, welche aktuellen Projekte in diesem Bereich besonders gut laufen und wo er zukünftig noch Kooperationspotenzial sieht. Herr Pietschmann hat sich hierzu zwar noch keinen Überblick verschafft, möchte aber grundsätzlich betonen, dass es gut ist, wenn man gemeinsam Dinge entwickelt. Dabei würden die Ideen der Stadt und der Verwaltung gebraucht. Die FH verschreibt sich den angewandten Wissenschaften und möchte praktische Sachen auch umsetzten. Dies könne man den Studierenden am besten vermitteln, wenn man auch in die Praxis geht. Die RWTH arbeitet zwar auch praktisch, aber bei der FH ist dieser Anspruch direkt mit der Lehre verbunden. Er regt an, mit Ideen auf die FH zu zukommen und würde solche Projekte auf jeden Fall unterstützen.
Herr Pilgram (Die Grünen) erteilt das Wort Herrn Backhaus (CDU), der bei Herrn Pietschmann nicht nur studiert, sondern auch seine Bachelorarbeit geschrieben hat. Er erinnert sich, dass dies eine sehr spannende Zeit war, da er im ersten Bachelor-Jahrgang war. Er hat keine Frage, wollte sich bei Herrn Pietschmann aber für die gute Arbeit bei dem Wechsel von Diplom und Bachelor bedanken. Herr Pietschmann erinnert sich an Herrn Backhaus (CDU) und die Umstellung im Rahmen der Bologna-Reform. Diese sei gar nicht gut für die Lehre gewesen, da der Stoff nur noch für die Prüfungen gelernt und danach schnell vergessen würde.
Herr Begaß (FB 02) merkt an, dass sein Fachbereich bereits im engen Austausch mit Herrn Stempel und Prof. Ritz an einem Konzept für ein Kooperationspapier zwischen FH und Stadt arbeitet. Dieses soll die Zusammenarbeit noch einmal intensivieren. Eine ähnliche Kooperationsvereinbarung ist auch mit der RWTH angedacht. Hier ist man im Diskurs und wird dem Ausschuss berichten.
Herr Professor Rhode (FDP) bekommt das Wort erteilt und freut sich, schon bald für die FH tätig zu sein. Er hat zwei Fragen: Die erste Frage bezieht sich auf die überregionale Zusammenarbeit mit z.B. Maastricht und Lüttich. Zudem fragt er, ob eine Förderung der Start-up-Szene dem Abwandern von Fachkräften entgegenwirken könnte und was es bräuchte, um diese Entwicklungen zu beeinflussen. Herr Pietschmann bedankt sich für die Fragen. Er beantwortet zunächst die erste Frage und verweist darauf, dass sein Vorgänger, Prof. Baumann besonders engagiert war in diesem Bereich. Die vorhergegangenen überregionalen Bemühungen der FH seien jedoch nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Niederländische Absolvent*innen würden auf Grund der kürzeren Studiendauer und der sprachlichen Barrieren ohnehin in den Niederlanden studieren. Die Anmeldezahlen aus Ostbelgien hätten sich trotz des Engagements der letzten Jahre und der eigens dafür geschaffenen Stelle nicht erhöht und stagnierten bei rund 50 Anmeldungen pro Jahr. Somit stünden die Kosten nicht im Verhältnis zu dem Nutzen. Er betont jedoch, dass er natürlich weiterhin im engen Austausch mit den Verantwortlichen aus den Nachbarländern steht und diese Kontakte auch weiterhin pflegen will. Zum Thema Gründen verweist Herr Pietschmann auf die Planung des Gründungszentrums. Dieses soll im „Südpark“ erbaut werden und den Prozess bis zur Gründung professionell begleiten. Das Thema sollte aber auch mehr in die Lehre einfließen, indem den Studierenden früh ein ganzheitlicher Blick vermittelt wird. Für die Phase nach der Gründung soll in Jülich eine zentrale Plattform aufgebaut werden, über die sich Gründer vernetzen und austauschen können.
Herr Professor Rohde (FDP) fragt noch mal konkreter nach überregionalen Forschungsprojekten zwischen den Hochschulen. Diesbezüglich betont Herr Pietschmann die Vorteile und Synergieeffekte von Zusammenarbeiten zwischen den Hochschulen. Auch im Hinblick auf die RWTH verstehe man sich nicht als Konkurrenz, sondern als Partner. Durch das unterschiedliche Angebot und die unterschiedliche Ausrichtung ergänzten sich die Hochschulen sehr gut. Zudem wäre er im engen Kontakt mit RWTH-Rektor Professor Rüdiger. Hier würden nicht nur regelmäßige Treffen stattfinden, sondern man würde auch ganz formlos des Öfteren telefonieren. Diesen direkten Kontakt schätze er sehr. Forschung ist, laut Herrn Pietschmann, etwas sehr Unsystematisches, was sich durch verschiede Begegnungen an den Hochschulen oft zufällig ergibt. In Zukunft möchte er diesen Prozess aber systematisieren und somit die gemeinsame Forschung fördern. Forschung ist im sehr wichtig, auch wenn ihm öfters vorgehalten worden wäre, dass er nie geforscht hätte. Er betont, dass sich gute Forschung und gute Lehre immer gegenseitig bedingen.
Herrn Hilgers (Linke) dritte Frage an Herrn Pietschmann bezieht sich auf die unterschiedlichen Prüfungsvorgaben der TH und der FH. Während die RWTH Aachen in der Corona Pandemie vorwiegend auf digitale Prüfungsverfahren gesetzt habe, fanden die Prüfungen an der FH meist in Präsenz statt. Herr Hilgers (Linke) würde gerne mehr über die Hintergründe wissen. Herr Pietschmann antwortet, dass das Rektorat den Dozierenden nicht vorschreiben könnte, wie diese prüfen. Vielmehr würden die Dozierenden und Fachbereiche dies selbst entscheiden. Zu den Gründen der einzelnen Fachbereiche könne er jedoch nichts sagen.
Herr Klingebiel (CDU) kommt bei seiner Frage noch einmal auf den Bologna-Prozess zurück. Er sei als Jurist davon zwar selbst nicht betroffen, hätte jedoch von Bestrebungen gehört, ein Studium Generale einzuführen, um einen Teil der rein fachlichen Ausrichtung abzufangen. Nun möchte er wissen, ob Herr Pietschmann dies als geeignetes Mittel sieht, den negativen Folgen des Bologna-Prozess entgegenzuwirken oder ob dies nicht den Grundprinzipien der FH widersprechen würde. Herr Pietschmann entgegnet, dass ein solches Studium Generale bereits an der FH angeboten wird. Dieses soll den Studierenden die Möglichkeit bieten, über den Tellerrand zu schauen, sie erhalten hierfür aber keine Credits. Dies sei auch das Problem. Die Studierenden würden heute eine starke Effizienzorientierung haben, was generell ja nichts Schlechtes sei. Durch das Bestreben, in Regelzeit zu studieren, würden solche zusätzlichen Angebote nicht von denen genutzt werden, die es wirklich bräuchten. Dies sei aber ein gesellschaftliches Problem, das man nicht isoliert betrachten oder gar lösen könnte. Der Rektor verweist darauf, dass die Hochschulen mehr Geld bekommen, wenn die Studierendenden in Regelstudienzeit studieren. Das sei jedoch ein falscher Steuerungsanlass.
Herr Bruch (Die Grünen) bedankt sich für die interessanten Ausführungen und fragt, ob es in Bezug auf das Studium Generale eine Kooperation mit der RWTH gibt. An diese Frage anschließend fragt er, ob die Vorlesungsreihen auch für die breite Öffentlichkeit geöffnet seien. Dies könnte die Wahrnehmung der Hochschulen in der Stadtgesellschaft stärken. Herr Pietschmann beantwortet zunächst die zweite Frage und bestätigt, dass das Studium Generale bereits für alle offen sei. Eine Kooperation mit der RWTH gibt es aber seines Wissens nicht. Er hätte aber nichts dagegen.
Herr Pilgram (die Grünen) erinnert sich an eine offene Vorlesungsreihe zum Thema Energie und verweist auf die sehr spannenden öffentlichen FH-Veranstaltung, bei der die Abschlussarbeiten des Fachbereichs für Design präsentiert werden.
Auch Frau Meyer (Die Grünen) bedankt sich für die vielen beantworteten Fragen und stellt sich als sachkundige Bürgerin der Grünen vor. Sie verweist auf die Kooperation zwischen RWTH und FH, die zusammen ein 0.-Semester anbieten, das zur Orientierung der Studierenden dient. Sie möchte wissen, ob diese Kooperation gut funktioniert und ob ein solches 0.-Semester auch mit anderen Hochschulen sinnvoll wäre. Herr Pietschmann berichtet, dass das 0.-Semester sehr gut funktioniert und auch mit allen Bereichen bis auf einen weitergeführt wird. Dies würde auch zeigen, dass die RWTH und FH keine Konkurrenten sind. Dieses Orientierungssemester führe dazu, dass die Hochschule auch die Studierenden bekommt, die zu ihr passen würden. Er könnte sich dies auch mit anderen überregionalen Hochschulen vorstellen. Eine Kooperation mit anderen Aachener Hochschulen hält er hingegen für wenig zielführend, da die Hochschulen schon ein vergleichbares Studienangebot haben müssten, damit eine solche Kooperation Sinn ergebe.
Herr Pilgram (Die Grünen) stellt fest, dass es keine weiteren Wortmeldungen gibt. Auch von Seiten der Zuschauer*innen gibt es keine Fragen mehr. Er bedankt sich noch mal bei dem Rektor und hofft, dass man weiter in Kontakt bleibt. Es wäre gut, dass Hochschule und Stadt intensiv zusammenarbeiten und sich gegenseitig befruchten. Herr Pilgram (Die Grünen) lädt den Rektor ein, bei Interesse noch an der weiteren Sitzung teilzunehmen. Herr Pietschmann würde zwar noch gerne bleiben, muss jedoch wie angekündigt zu einem Anschlusstermin. Auch wenn sein Teil nun länger gedauert hätte als ursprünglich geplant, sei er froh über seine Teilnahme, da er die vielen Fragen und die Zeit, die man sich für ihn genommen hat, als Wertschätzung versteht. Er betont, dass er gerne mit der Politik im Gespräch ist und ermutigt die Teilnehmenden, sich mit möglichen Anliegen an ihn zu wenden. Er wünscht allen noch einen guten Abend und verabschiedet sich aus der Sitzung.