22.02.2022 - 5 Verdacht auf Wolfssichtung im Aachener Stadtgeb...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 5
- Sitzung:
-
Sitzung des Naturschutzbeirates
- Gremium:
- Naturschutzbeirat
- Datum:
- Di., 22.02.2022
- Status:
- gemischt (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
Beratung
Herr von Frantzius berichtet darüber, dass auf Initiative des Herrn Thomas ein Zusammentreffen der Verbände und Gruppen stattgefunden habe, die im Besonderen von dem Thema „Wolf“ berührt seien (hier insbesondere die Naturschutzverbände, Landwirte und Waldbauern). Im Rahmen des Gespräches sei vereinbart worden, dass eine gemeinsame Stellungnahme zum Thema Wolf erarbeitet wird, die in der nächsten Sitzung des Naturschutzbeirates beraten werden soll. Den Mitgliedern des Naturschutzbeirates sei die Stellungnahme mit der Bitte um Ergänzung zugegangen. Mit der Stellungnahme möchte der Naturschutzbeirat zu einer Versachlichung der Diskussion zum Thema Wolf beitragen und konkrete Hilfestellungen für die Bürgerinnen und Bürger, Erholungssuchende sowie Nutztierhalterinnen und –halter leisten.
Herr Thomas unterstreicht dies; aus seiner Sicht müsse seitens der Stadt für eine umfassende Aufklärung in der Bevölkerung gesorgt werden. Es sei aber auch die Unterstützung der Bevölkerung gefragt; insbesondere die Anfütterung von Wölfen stelle ein großes Problem dar und müsse unbedingt vermieden werden.
Herr von Frantzius bittet an dieser Stelle die Anwesenden um ihre Meinung zu der erstellten Stellungnahme.
Herr Schwenk teilt mit, dass seitens des NABU bereits umfassende Maßnahmen ergriffen wurden, um Aufklärung zu leisten. Dies geschehe auch in Schulen im Rahmen der Umweltpädagogik. Derzeit werde beim NABU NRW ein Wolfsnetz aufgebaut, um herauszufinden, wie man am besten agiere; alle gesammelten Daten könnten so auf einer Plattform zusammengeführt werden.
Als Mitglied des NABU sei er mit der vorgelegten Stellungnahme einverstanden.
Herr Mayr führt aus, dass das Papier nach dem jetzigen Stand des Wissens zusammengeschrieben worden sei. Die Bildung eines Wolfsrudels auf dem Gebiet der Stadt Aachen schließe er aus. Es gehe in dem Papier hauptsächlich um eine Information der Bevölkerung und der Frage, wie man sich als Waldnutzer verhalte. Die Tierrisse seien regional sehr unterschiedlich. Er wünsche sich eine Verbesserung der Schutzmaßnahmen.
Herr Dr. Güttes schließt sich für den BUND der Stellungnahme in der vorgelegten Form an, ebenso Herr Noppeney für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
Herr Herpertz teilt mit, dass er die Verharmlosung des Wolfes in der Stellungnahme nicht nachvollziehen könne. Darüber hinaus ist er der Ansicht, dass die Schutzmaßnahmen der Tiere nicht einfach umzusetzen seien; Zäune müssten 60 cm tief in die Erde vergraben werden und mindestens eine Höhe von 2,40 m aufweisen und mit Stacheldraht umwickelt sein, um den Tieren ausreichenden Schutz zu bieten. Ebenfalls mache er sich Sorgen um die Entwicklung der Population. Die Populationsdichte sei in Deutschland um ein Vielfaches höher als in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise in Finnland oder Schweden. Es sei nicht absehbar, wie sich diese entwickele und welche Maßnahmen dann ergriffen werden können. Herr Mayr erwidert, dass der Wolf international streng geschützt sei. In Deutschland existieren derzeit 130 Rudel mit 1.300 Tieren. Noch nicht alle für den Wolf geeigneten Gebiete seien wiederbesiedelt. Das Wolfsmanagement in Finnland sei durch den EUGH kritisiert worden. Aus Sicht des Herrn Mayr werde der Wolf auch in den nächsten 10 bis 20 Jahren kein Problem darstellen.
Zu den Bedenken des Herrn Herpertz fügt Herr Dr. Güttes an, dass der Wolf klettern könne und insofern die Höhe eines Schutzzaunes nicht maßgeblich sei; wichtig sei, dass dieser mit Strom eingefasst werde. Weiterhin fügt er an, dass die Tiefe eines Schutzzaunes nur dann erforderlich sei, wenn der Wolf lange Zeit hat, sich herauszugraben, beispielsweise in einem Gehege. Ebenfalls ist Herr Dr. Güttes der Auffassung, dass sich die Populationsdichte nicht erhöhe; ein Rudel halte ein eigenes Revier frei von anderen Wölfen.
Herr Thomas ergänzt ebenfalls noch zu den Ausführungen des Herrn Herpertz, dass er den Ansatz für richtig halte, sich Gedanken über die zukünftige Entwicklung zu machen. Darauf könne allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Antwort gegeben werden. Das Ziel derzeit sei, Konflikte mit dem in Aachen aufgetretenen Wolf so gering wie möglich zu halten.
Herr von Frantzius ist der Meinung, dass die Bedenken des Herrn Herpertz (Wolf darf nicht verharmlost werden, Prädator) mit in die Stellungnahme aufgenommen werden sollten.
Herr Wagner und auch Herr Dr. Koch waren als Mitglieder der LNU bereits im Vorfeld bei der Erstellung der Stellungnahme im Austausch beteiligt und schließen sich daher an.
Auch Herr Slevogt als Mitglied des BUND schließt sich an.
Herr Grooten führt aus, dass er als Landwirt eine andere Meinung vertrete. Solange der Wolf das Stadtgebiet nur durchlaufe, sei die Situation aus seiner Sicht vertretbar. Er ist jedoch der Ansicht, dass neben den Anschaffungskosten von Schutzmaßnahmen auch die Kosten für deren Unterhaltung durch das Land zu finanzieren seien.
Herr Nawrocki als Vertreter des Stadtsportbundes trägt die Stellungnahme mit.
Herr Brandt teilt mit, Besitzer von 120 Schafen zu sein; er ist der Ansicht, dass in der Stellungnahme die Situation verschönert dargestellt werde und die Landwirte die Leidtragenden der Situation seien. Die Verunsicherung unter den Nutztierhaltern sei sehr groß und einige spielen bereits mit dem Gedanken, die Tierhaltung aufzugeben. Herr Brandt weist darauf hin, dass man als Tierhalter eine emotionale Bindung zu den Tieren aufbaue und man einen Schafriss nicht erleben wolle. Er reicht dazu Fotos herum, die einen Schafriss zeigen. Darüber hinaus sei das Auf- und Abbauen von mobilen Zäunen sehr zeitaufwändig und teuer. Aus diesem Grunde ist er der Auffassung, dass auch die Rüstzeiten finanziell ausgeglichen werden sollten. Die Haltung eines Herdenschutzhundes sei durch den sehr schädlichen Hundekot nicht sinnvoll.
Herr Bündgens ist der Auffassung, dass bei allen Maßnahmen die Verhältnismäßigkeit gegeben sein müsse; er schließt sich der Stellungnahme an.
Auch seitens Herr Dr. Laurien als Vertreter des Jagdverbandes wird die Stellungnahme mitgetragen. Er weist an dieser Stelle darauf hin, dass die Jäger nicht nur „Abschießer“ seien, sondern sich auch über die Rückkehr des Wolfes freuen. Er zeigt jedoch auch Verständnis für die anderen Verbände.
Frau Jung als Landwirtin unterstützt die Auffassung des Herrn Grooten. Ihrer Meinung nach sei der Schutz der Tiere sehr schwierig. Man müsse die Entwicklung abwarten.
Herr Dr. Güttes weist an dieser Stelle darauf hin, dass sowohl seitens des BUND als auch seitens des NABU die Förderung von Schutzmaßnahmen für die Landwirte ausdrücklich unterstützt werde.
Herr von Frantzius als Vertreter der Waldbauern und Mitverfasser der Stellungnahme schließt sich diesem ebenfalls an. Seiner Meinung nach stellen Fahrradfahrer und freilaufende Hunde derzeit eine größere Gefahr für das Reh- und Rotwild dar.
Herr von Frantzius stellt fest, dass sich ca. 95 % der Anwesenden der Stellungnahme anschließen können. Folgende Ergänzungswünsche von Herrn Herpertz, Herrn Grooten und Herrn Brandt sollten noch mit aufgenommen werden:
- Wolf nicht verharmlosen (Prädator)
- Forderung, dass nicht nur die Anschaffungskosten für Schutzmaßnahmen, sondern auch deren Unterhaltung finanziert werden
- finanzieller Ausgleich für Rüstzeiten
Meinungsabfrage:
Der Naturschutzbeirat schließt sich der vorgelegten Stellungnahme mit 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung an.
Herr Thomas fügt noch an, dass das Papier sowohl an die Presse als auch an den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz (AUK) weitergeleitet werde. Er könne sich vorstellen, dass der AUK dies unterstützt.