08.03.2023 - 6 Neubau Haarbachtalbrücke - Sachstandsbericht zu...

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Beratung

Herr Bezirksbürgermeister Hecker begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt die Herren Erdorf und Mpasios von der Autobahn GmbH sowie Herrn Müller und Herrn Hamblock von FB 61 Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur. Herr Hamblock wird für dieses Projekt als zentraler städtischer Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Zunächst hält Herr Mpasios einen Vortrag über die Historie der Haarbachtalbrücke an der A 544. Hierbei sei insbesondere festzuhalten, dass die Brücke bereits im Jahre 2014 die maximale Nutzungsdauer erreicht hat. Aktuell wird die Brücke vierteljährlich von Sachverständigen überprüft. Bei den Prüfungen wurde festgestellt, dass die Stahlträger mittlerweile stark beschädigt sind.

Herr Mpasios erläutert, dass die Umsetzung dieses Projekts europaweit ausgeschrieben wird. Dabei wird insbesondere auf die Bauzeit geachtet. Die Bauzeit wird mit 60% und der Preis mit 40% in der Vergabe gewichtet. Es ist angedacht, die voraussichtliche Bauzeit von 22 Monaten vertraglich mit der Baufirma festzuhalten. In diesem Zeitraum muss ein Teilbauwerk fertig werden.

Herr Mpasios schätzt, dass im Schnitt ca. 50.000 Autos die Brücke passieren (25.000 Autos, die in die Stadt fahren und 25.000 Autos, die aus der Stadt heraus fahren). Er stellt Pläne vor, welche Umleitungen möglich sind und welche Anschlussstellen geöffnet bzw. geschlossen werden sollen.

Derzeit werde der Plan näher ins Auge gefasst, bei dem die Anschlussstelle Würselen/Verlautenheide in beide Richtungen geöffnet bliebe. Es werden aber zunächst noch an 20 verschiedenen Knotenpunkten Verkehrszählungen durchgeführt. Zur weiteren Entlastung sollen zusätzlich zwischen dem Aachener Kreuz und der Anschlussstelle Aachen-Zentrum die Seitenstreifen freigegeben werden.

Herr Mpasios führt aus, dass unter anderem eine Projektgruppe „Notfall“ gegründet wurde. Diese Projektgruppe beschäftigt sich mit dem Szenario, dass bereits bei einer der nächsten Überprüfungen festgestellt wird, dass die Autobahnbrücke bereits früher als geplant gesperrt werden müsste.

Bezüglich der Fuß- und Radwegführung muss die Verbindung zwischen Eilendorf und Haaren für die Dauer des Abrisses gesperrt werden. Die Radfahrer werden über die Hüls umgeleitet. Für die Dauer des Neubaus soll ein Fußgängerschutzgang mit einer Länge von 80 Metern, 2,50 Metern Breite und 2,25 Metern Höhe installiert werden.

 

Herr Müller präsentiert anschließend den aktuellen Sachstand ebenfalls anhand einer PowerPoint Präsentation und erklärt, dass die Kommunikation aktuell sehr schwierig sei. Er berichtet, dass es in Kürze eine Internetseite geben wird, auf der neue Informationen bekannt gegeben werden sollen. Herr Müller erläutert zudem, dass das gesamte Baustellenmanagement bei der Stadt Aachen auf diese eine Maßnahme hin angepasst werden muss. Im Bedarfsfall müsse zudem auch der ÖPNV angepasst werden.

Herr Bezirksbürgermeister Hecker zeigt sich deutlich verärgert über die bislang mangelnde Kommunikation mit dem Bezirk und der Bezirksvertretung. Er moniert, dass man von der Vollsperrung aus der Zeitung erfahren musste und verweist darauf, dass dann seitens der Autobahn GmbH die Teilnahme an der Sitzung der Bezirksvertretung im Dezember 2022 am Vorabend der Sitzung per e-Mail abgesagt wurde. In sämtlichen Projektgruppen ist bislang niemand aus dem Bezirksamt und/oder der Bezirksvertretung eingebunden. Herr Bezirksbürgermeister Hecker fragt zudem konkret nach, warum man mit der Maßnahme bis in das Jahr 2022 gewartet hat, obwohl bereits im Jahr 1986 erste Schäden festgestellt und im Jahr 2014 die maximale Nutzungsdauer der Brücke erreicht wurde.

 

Herr Mpasios antwortet, dass das Projekt erst vor zwei Jahren von Straßen NRW an die Autobahn GmbH abgegeben wurde. Nach der ersten Prüfung im Juli habe man direkt gewarnt. Die Vollsperrung musste zudem mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt werden was ebenfalls viel Zeit in Anspruch genommen habe. Eine Freigabe für die Vollsperrung wurde durch das Bundesverkehrsministerium erst im November erteilt. Er sei außerdem der Meinung, dass die Bezirksvertretung informiert wurde. Herr Erdorf wirft ein, dass seitens der Autobahn GmbH nach dem Top-Down Prinzip informiert wurde. So sei neben den MdBs und MdLs u.a. auch Frau Oberbürgermeisterin Keupen informiert worden.

 

Herr Hecker berichtet von einer Projektgruppe unter Federführung der Spedition Hammer, die ein alternatives Modell (Bau einer Behelfsbrücke) hat entwickeln lassen, mit welchem man eine Vollsperrung umgehen könnte. Man habe den Eindruck, dass alle alternativen Vorschläge ohne weitere Prüfung abgelehnt werden.

Herr Mpasios antwortet, dass dieser Vorschlag im Verkehrsministerium angekommen sei. Hierfür müsse jedoch sehr viel Erde aufgeschüttet werden. Die entsprechenden Genehmigungen einzuholen dauere sehr lange und außerdem seien die Eingriffe in die Umwelt (Gewässer, Fauna etc.) erheblich. Man würde mit den Planungen wieder von vorne anfangen müssen, aufwändige Genehmigungsverfahren erneut durchlaufen und zudem in ein enormes planerisches Risiko gehen. Es sei zudem eine Klagemöglichkeit von Naturschützern gegeben.

 

Bezirksvertreter Kogel gibt zu bedenken, dass in Verlautenheide Richtung Laurensberg, Haaren und Kaninsberg schon jetzt ein hohes Stauaufkommen vorliegt. Sollte die Abfahrt geöffnet bleiben, würden sich die Verkehrsströme Richtung Aachen dann in Haaren am Markt treffen. Der Rettungsdienst könne auch in Broichweiden abfahren. Bezirksvertreter Kogel fragt nochmals nach, warum die Auffahrt Würselen geöffnet bleiben soll.

Herr Mpasios antwortet, dass die Öffnung/Schließung der Anschlussstelle noch abschließend geprüft wird. Er hat Verständnis für die verschiedenen Meinungen. Gestern sei man bei der Stadt Würselen gewesen, die natürlich ein Interesse daran haben, dass die Anschlussstelle geöffnet bleibt.  Es wird eine Entscheidung getroffen werden, die zu Ungunsten einer Stelle sein wird. Die hohe Anzahl der zusätzlichen Autos könne man nicht schön reden.

Bezirksvertreter Kogel erwartet, dass die Kommunikation deutlich verbessert wird und es Möglichkeiten geben muss, dass die Informationen bei Nachjustierung der verschiedenen Modelle auch bei der Bezirksvertretung ankommen.

Herr Müller sichert zu, dass in Zukunft die Informationen auch an die Bezirksvertretung weitergegeben werden und insbesondere Herr Bezirksamtsleiter Geber in die Projektgruppe integriert wird.

Bezirksvertreter Küppers begrüßt, dass mittlerweile der Bezirk Haaren in der Planung berücksichtigt werde. Allerdings würde das Offenhalten der Anschlussstelle Würselen für Haaren ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen bedeuten. Andere Anschlussstellen können in seinen Augen diese Mehrbelastung deutlich besser abfangen. Er wünscht sich grundsätzlich mehr Ehrlichkeit und appelliert an die Planer/die Autobahn GmbH, dass man stark nachdenken solle, bevor man die Anschlussstelle in beide Richtungen offen lässt. Er verweist zudem auf andere Projekte (z.B. weitere, neue Anschlussstelle oder Haaren clever mobil) und fragt sich, wie diese Projekte nebeneinander funktionieren können und bittet darum, dass man auch diesbezüglich in eine deutlich bessere Abstimmung komme.

Zudem merkt Bezirksvertreter Küppers an, dass nach der kommunizierten Vollsperrung von 22 Monaten lediglich ein Teilbauwerk fertig errichtet sei und man dann gerade einmal den jetzigen Ist-Stand mit einer Fahrspur pro Fahrtrichtung erreicht habe.

Bezirksvertreterin Dautzenberg gibt an, dass ein gemeinsamer Antrag wegen der hohen Verkehrsbelastung aufgrund der Teilsperrung in den Haarener Wohngebieten bereits eingereicht wurde. Die von Herrn Mpasios angesprochenen Verkehrszählungen müssen während den Hauptverkehrszeiten durchgeführt werden. Insbesondere morgens und im Spätnachmittag bzw. Abend im Berufsverkehr.

Auch Bezirksvertreterin Dr. Kogel berichtet, dass schon jetzt ein sehr großes Verkehrsaufkommen vorliegt besonders auf der Verlautenheidener Straße und in den Bereichen Aachener Kreuz bis Laurensberg. Sie erkundigt sich, was mit den Baustellen auf den anderen Autobahnen sei.

Herr Erdorf antwortet, dass die Baustellen auf der A44 und der A 4 zum 17.04.2023 zurückgebaut sein sollten. Die Baustelle vom Aachener Kreuz über Broichweiden wird hingegen noch länger bestehen bleiben müssen.

Herr Bezirksbürgermeister Hecker erinnert mit Nachdruck zudem an die Breslauer Straße und den Europaplatz, wo weitere Bauarbeiten geplant sind. Die Maßnahme am Europaplatz sollte parallel zur Autobahnsperrung erfolgen um die Zeit der Verkehrsbehinderungen nicht unnötig zu verlänger und die Maßnahme in der Breslauer Straße sollte erst nach Fertigstellung der Autobahnbrücke angegangen werden.

Herr Hamblock antwortet, dass die Maßnahme am Europaplatz während der Sperrung der A544 angedacht ist.

Herr Einzmann begrüßt die Radumleitung. Er fragt auch was passieren wird, wenn bei der nächsten vierteljährlichen Untersuchung der Brücke, die am 17.04. ansteht, festgestellt wird, die Brücke müsse sofort gesperrt werden. Bliebe die Anschlussstelle dann geöffnet? Sind weiträumige Umleitungen um Haaren möglich? Sind hierfür Schilder vorhanden? Zudem weist er auf die wirtschaftlichen Verluste von Firmen, sowie den Verlust von Fördergeldern bei städtischen Projekten hin, die hierdurch in Gefahr geraten könnten.

Herr Erdorf antwortet, dass für diesen Fall lediglich Maßnahmen getroffen und umgesetzt werden können, die bis dahin erarbeitet wurden. Die Verkehrsführung wird dann versucht, so optimal wie möglich umgeleitet zu werden. Dabei müssen verschiedene Risiken abgewogen werden. Signalanlagen werden dann noch nicht umgesetzt oder angepasst sein. Die 3-Streifigkeit Richtung Aachen-Zentrum sollte dann aber zum Beispiel möglich sein.

Herr Bezirksbürgermeister Hecker fragt inwiefern eine Sprengung der Brücke in Betracht gezogen wurde, da dies deutlich schneller gehen würde.

Herr Mpasios antwortet, dass diese Idee bereits diskutiert wurde innerhalb der Projektgruppen. Jedoch sind die Risiken sehr groß und auch die Ortslage ist sehr nah an der Brücke, was eine Sprengung zusätzlich erschwere. Es sind andere Alternativen im Gespräch. Aber es müssen entsprechende Genehmigungen erteilt werden.

Bezirksvertreter Küppers äußert Bedenken was die Kriterien an die Bauherren zur Vergabe des Projektes betrifft und erkundigt sich, was passieren werde, wenn bei der Ausschreibung kein Angebot eingehen würde.

 

Herr Erdorf entgegnet, dass bereits ein Teilnahmewettbewerb stattgefunden habe. Es gibt drei Teilnehmer, die alle sehr daran interessiert seien, ein Angebot abzugeben.

Herr Müller ergänzt, dass seitens der Stadt Aachen bzw. von Seiten der Verwaltung alles getan wird, um etwaige Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Von der Notfallarbeitsgruppe erwartet er, dass alles getan werde, was realistisch ist. Hierzu zählt aus seiner Sicht auch großflächig Umleitungseinrichtungen vorzuhalten. Der Auftrag müsse sein, das Optimale für alle heraus zu holen.

 

Herr Bezirksbürgermeister Hecker bedankt sich bei allen Beteiligten für die Vorträge und die Bereitschaft, Herrn Bezirksamtsleiter Geber in die Arbeit der gebildeten Projektgruppen zu integrieren.