01.09.2020 - 4.1 Aachener Schulen für unsere Zukunft – Umsetzung...

Beschluss:
geändert beschlossen
Reduzieren

Beratung

Frau Vorsitzende Dr. Lassay begrüßt zu diesem Antrag die Schülervertreter*innen der einzelnen Schulen, wie auch Frau Bezirksbürgermeisterin Hilde Scheidt und erteilt Ihr, als Schirmherrin der Initiative, zunächst das Wort.

 

Frau Scheidt begleitet das Projekt der Aachener Schulen bereits seit mehreren Jahren. Sie erklärt, die vorliegenden Anträge seien bereits am 25. Juni 2020, in einer konzertierten Aktion an Herrn Oberbürgermeister Marcel Philipp im Rathaus übergeben worden. Mit Zustimmung des Herrn Oberbürgermeister freut sie sich nun sehr, dass der erste Schritt zur Beratung und zeitnahen Umsetzung der Anträge hier im Bürgerforum geschehen kann. Sie übergibt das Wort an Frau Heike Luckhard, eine Lehrerin der 4. Aachener Gesamtschule.

 

Frau Luckhard gibt einen kurzen Rückblick in die Entstehungsgeschichte des Schülerprojekts. Zu Beginn, 2017 war es nur die 4. Aachener Gesamtschule deren Schüler*innen entschieden etwas zu verändern. Sie beschäftigten sich intensiv mit den, von den Vereinten Nationen festgelegten, Entwicklungszielen für eine gerechte, nachhaltige und gesunde Welt bis 2030. Man nennt sie nachhaltige Entwicklungsziele, Global Goals – die Schüler*innen sagen: Die 17 wichtigsten Ziele unserer Zeit! Im ersten Aufschlag 2017 haben sich eben diese Schüler*innen eine Bio-Mensa für Ihre Schule erkämpft. Angespornt von diesem Erfolg luden die Schüler*innen der 4. Aachener Gesamtschule weitere Schulen ein, sich Ihrem ehrgeizigen Ziel anzuschließen. Daraus entstand 2019 ein Sternmarsch zum Rathaus von sechs Aachener Schulen. Mittlerweile sind diese Schulen zu einem festen Team zusammengewachsen und wenden sich auch in diesem Jahr mit gut durchdachten Forderungen an die Stadtverwaltung. Der Wunsch der Schüler ist es, dass die Stadt einen Beitrag zu Umsetzung Ihrer Anträge leistet.

 

Nino Bündgen, Bezirksschülersprecher der Städteregion Aachen ergreift das Wort und erläutert den ersten Antrag: Er beschriebt, das Schüler*innen außerhalb des hetero- und cissexuellen Normativs immer noch verstärkt Opfer verbaler Übergriffe auf dem Schulhof werden und wünscht im Namen der Bezirksschülervertretung, dass die Stadt Aachen sowie ihre Schulen Solidarität zum Pride Month, der im Juni eines jeden Jahres gefeiert wird, zeigen. Vor dem Rathaus und den Schulgebäuden sollte zu diesem Zweck die sogenannte Rainbowflag (Regenbogenflagge) gehisst werden, um Zusammenhalt und Toleranz offen zu bekennen. Des Weiteren fordern die Jugendlichen die Stadt auf, Aufklärungsprojekte wie das SchLAu (Schwul Lesbisches Aufklärungsprojekt) in allen Aachener Schulen zu etablieren. Der selbe Antrag ist bereits bei der Städteregion in Beratung.

 

Drei Schülervertreter*innen der Gesamtschule Aachen Brand bemängeln im zweiten Antrag, dass das Distanzlernen viele Mitschüler*innen an Ihre Grenzen gebracht habe. Die Coronakrise hat gezeigt, dass viele Mitschüler*innen zuhause weder Tablet noch Computer haben oder sich ein Gerät mit Geschwistern und Eltern teilen müssen und das auf Lerninhalte kein reibungsloser Zugriff gewährt werden konnte, da die genutzte Cloud „ucloud“ ständig abstürzte. Die Schüler*innen fordern von der Stadt Aachen Unterstützung, hochwertige Bildung für alle erreichbar zu machen. Es fehlt in der Gesamtschule Aachen-Brand an Hardware in der Schule, wie auch zu Hause. An Software (einer Plattform jenseits von Zoom oder ucloud zum Datenaustausch zwischen Lehrern und Schülern, aber auch zur schulübergreifenden Nachhilfe und zur Durchführung des Fernunterrichts über das Internet) und auch an digitalen Soft Skills, vor allem des Lehrpersonals. Schüler*innen aus sozial schwachen und/oder bildungsfernen Elternhäusern müssen wirksamer unterstützt werden. Außerdem regt die SV eine digitale Möglichkeit zur psychologischen Unterstützung, für Schüler*innen die zwischenmenschliche Probleme haben an.

 

Der dritte Antrag wird durch Vertreter*innen des Ayudamos Kinderrechtsteam Team der 4. Aachener Gesamtschule erläutert. Sie erklären, dass ein eigens initiierter Wettbewerb, die sogenannte „Trash Care Competition“, gezeigt hat, dass die Bereitschaft der Schüler zur Mülltrennung sehr groß ist, nur leider die Bedingungen dafür nicht gegeben sind. Für den Wettbewerb konnten sich Klassen der fünften bis achten Jahrgangsstufen bewerben. Die erste Runde startete Anfang d. J. 2020 mit fünf Klassen, die ihren Klassenraum sauber hielten, indem sie den Müll trennten und eigenständig zu den dafür vorgesehen Mülltonnen brachten. Zu Beginn des Wettbewerbs wurden die Klassen mit attraktiven und gut handhabbaren Mülleimern sowie Informationsplakaten ausgestattet. Die regelmäßige Kontrolle der Klassen, wie auch die Punktevergabe übernahmen die "Trash Care Inspectors, die in den Pausen die Klassenräume aufsuchten und Punkte für die Sauberkeit verteilten. Die Siegerklasse erhielt 100 € für die Klassenkasse. Die Stadt Aachen wird nun aufgefordert folgende Punkte zu beraten und in die Tat umzusetzen

  • Alle Aachener Schulen müssen mit großen (50l) gut zu handhabenden Mülleimern in den Klassen, wie auch dem restlichen Schulgelände ausgestattet werden.
  • Versorgung mit kompostierbare Müllbeuteln für den Restmüll und gelben Säcken
  • Ausstattung der Reinigungskräfte mit benötigten Materialien (z.B. getrennte Sammelbeutel am Materialwagen)
  • Schulung der Reinigungskräfte zum Thema Mülltrennung

 

Der vierte Antrag, ebenfalls von Schüler*innen der 4. Aachener Gesamtschule beschäftigt sich mit dem großen Problem der Massentierhaltung und der daraus resultierenden, nicht artgerechten Haltungsform der Nutztiere. Die Kinder wünschen sich, dass die Kriterien für die Vergabe des Betriebs von Mensen an Aachener Schulen, neu definiert werden. In den Schulkantinen sollte langfristig nur noch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und Nachhaltig produzierte Nahrung angeboten werden. Zum Wohl der Tiere und für die Gesundheit der Schüler*innen erbittet die Schülervertretung die Unterstützung der Stadt Aachen.

 

Im fünften Antrag beschreibt ein Schüler der Viktoriaschule eine einfache Lösung zur Reduzierung des Plastikmülls in Form von Wasserspendern. Damit könnten Einwegflaschen unkompliziert wieder gefüllt und der Zugang zu frischem, kühlen Wasser ständig gewährleistet werden. Die Stadt Aachen wird aufgefordert Trinkwasserspender in ausreichender Zahl in den Schulen aufzustellen und die entsprechende Wartung zu übernehmen.

 

Im sechsten und letzten Redebeitrag wendet sich ein Schüler der Alkuinrealschule an das Gremium. Seine Schule wird demnächst geschlossen. Er wünscht sich für die letzte Zeit faire Bedingungen und dass sie nicht vergessen werden, nur weil die Schule ohnehin vor dem Aus steht.

 

Die Vorsitzende des Bürgerforums, Frau Dr. Lassay bedankt sich bei den jungen Antragstellern für Ihr Engagement und den Mut den es braucht ihre Anliegen vor einem politische Gremium vorzutragen. Frau Lürken stimmt in den Dank und das Lob mit ein. Sie sagt, dass aus Ihrer Sicht keiner der Anträge groß diskutiert werden müsse. Es seien alle Anträge absolut unterstützenswert. Von der beschriebenen Müllproblematik ist sie besonders erstaunt, da Ihr gar nicht klar gewesen ist, dass in den Schulen keine geeigneten Mülltrennungssysteme installiert sind. Die CDU-Fraktion setzt sich für eine schnellstmögliche Umsetzung ein.

 

Frau Vallot erklärt, dass in ihrer Fraktion intensiv über die vielfältigen Anträge diskutiert worden sei. Auch dort kam man zu dem Schluss, uneingeschränkte Unterstützung zuzusagen. Die Weiterleitung an die Fachausschüsse solle bitte mit dem Hinweis versehen werden, dass im Sinne der Schüler entschieden wird.

 

Herr Bausch signalisiert ebenfalls die Unterstützung der SPD-Fraktion und freut sich, dass durch das  Bürgerforum der Sprung in die Verwaltungsmaschinerie gestartet werden kann. Er bedankt sich für die gut durchdachte Vorarbeit der Schüler, gibt aber bzgl. des Antrags Nummer vier zu bedenken, dass hinter besserem, gesünderem und nachhaltigerem Essen auch immer die Geldfrage steht. Es steht außer Zweifel, dass Schüler mit eben diesem versorgt werden müssen, dennoch muss man eine Möglichkeit finden, ggf. durch Subventionen, die höheren Kosten nicht nur auf die Eltern umzuverteilen, die sich das Schulessen dann eventuell nicht mehr leisten können.

 

Bzgl. des ersten Antrags erläutert Herr Bausch, dass eine Beratung zum Hissen der Rainbowflag bereits zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden hat. Eine Umsetzung ist nie erfolgt, obwohl er den Eindruck hatte das dies von der Stadt Aachen gewollt war. Eine Nachfassung im Sinne des vorliegenden Antrags führt diesmal sicherlich zum Erfolg.

 

Herr Gatzweiler lobt die gute Idee, die Global Goals auf die Schulebene herunterzubrechen. Zum Hissen der Rainbowflag hat er allerdings eine andere Einstellung. Als Jurist findet er, dass Stadt und Verwaltung eine gewisse Neutralität bewahren sollten und Sexualität eben doch eine sehr private Angelegenheit ist. Er bittet die Schüler noch einmal darüber nachzudenken, ob eine so plakative Bekundung notwendig ist.

 

Nino Bündgen begegnet umgehend, dass sogar sehr intensiv über den Rainbowflag-Antrag nachgedacht wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass das am häufigsten verwendete Schimpfwort auf dem Schulhof „schwul“ ist und homosexuelle Schüler*innen bereits früh physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt sind, sind die Schüler*innen sind zu dem Schluss gekommen dass Solidarität von ganz Oben gezeigt werden muss, damit es überhaupt zu einem Umdenken kommen kann. Seines Erachtens braucht man nicht hierüber nachzudenken, sondern die Schüler*innen wissen, dass es erforderlich ist Flagge zu zeigen. Er persönlich findet dass eine Stadt auf gar keinen Fall neutral gegenüber Alltagsdiskriminierung stehen sollte.

 

Herr Gatzweiler gibt außerdem zu bedenken, dass bzgl. der neuen Lernplattform die in Antrag zwei gefordert wird, unbedingt Schulübergreifend gedacht werden muss. Es wäre doch ideal, wenn Aachen eine neue Lernplattform bekommt, die von anderen Städten und sogar Bundesländern genutzt werden kann. Eine Vernetzung könnte großflächig weitergesponnen werden.

 

Des Weiteren merkt er an, dass kompostierbare Müllbeutel, wie in Antrag drei gefordert, hoch umstritten sind. Das Problem ist ja, im Kompostierwerk wird "kompostierbarer" Kunststoff mitnichten zu wertvollem Kompost. Dafür dauert der Zersetzungsprozess viel zu lang. Es ist also fraglich ob diese Beutel einen guten Teil zur Ökobilanz beitragen. Hier müsste man ggf. noch einmal nachfassen.

 

Bzgl. des gesünderen und nachhaltigeren Essens steht er absolut hinter der Schülerinitiative, bestätigt aber die Aussage von Herrn Bausch, der bereits zu bedenken gab, dass manche Eltern den höheren Essensbeitrag ggf. nicht mehr entrichten könnten. Hier muss eine sozialverträgliche Bezahllösung her.

 

Herr Ferrari war bei der Sichtung der Schüleranträge überrascht, dass die genannten – für Ihn Selbstverständlichkeiten – nicht bereits im aktiven Schuldienst gelebt werden. Als Vater findet er es fast beschämend, dass die Schüler bittstellen müssen. Die Weiterleitung an die Fachausschüsse solle bitte mit dem Hinweis „schnellstmöglich“ versehen werden.

 

Günther Sonnen versteht nicht warum die Schüler immer wieder mit den gleichen Anliegen vorstellig werden müssen. Die gleichen Themen wurden bereits vor Jahren moniert und an die Stadt herangetragen. Er hat als Schulleiter bereits vor Jahren ein funktionierendes System zur Mülltrennung eingeführt und etabliert. Dieses könnte unproblematisch als Blaupause für alle Aachener Schulen dienen. Scheinbar muss ein strukturelles Umdenken stattfinden. Es macht sicher Sinn Themen wie Ökologie, Nachhaltigkeit und Talentförderung sehr regelmäßig in der Bildungspolitik und im Schulausschuss zu beraten.

 

Herr Baal gibt Herrn Sonnen recht. Bei der Vorstellung der Schüler*innen im Juni 2020 im Rathaus konnte festgestellt werden, dass Anträge bereits mehrfach gestellt wurden. Scheinbar reicht also die Darstellung im Rathaus nicht. Ihm ist bekannt, dass das Gebäudemanagement sehr wohl die geforderten Müllbehälter im Bestand hat. Diese werden scheinbar aber nur auf Antrag herausgegeben. Warum nicht flächendeckend ist ihm nicht bekannt.

 

Bzgl. der Beflaggung ist Herr Baal sich sicher, dass spätestens zum CSD 2021 die Beflaggung an den gewünschten Stellen gehisst werden kann. In der Stadt Aachen hat man für alle möglichen Anlässe Beflaggung (Chio, Karlspreis…). Nichts spricht gegen die Rainbowflag im Pride Month.

 

Herr Bausch fragt abschließend ob das Bildungsbüro in die Beratung mit einbezogen wurde. Hier könnte man, falls dies noch nicht geschehen, eventuell noch Gelder zur Umsetzung generieren.

 

Frau Dr. Lassay lässt sodann über den nachfolgend ergänzten Beschlussvorschlag abstimmen:

Reduzieren

Beschluss:

Das Bürgerforum nimmt die Ausführungen der Antragsteller zur Kenntnis und empfiehlt, dass die im Bürgerforum erläuterten Anregungen und Vorschläge in den entsprechenden Fachausschüssen vorgestellt und beraten werden.

Reduzieren

Abstimmungsergebnis: Einstimmig angenommen

 

Zustimmung: 13 Ablehnung: 0 Enthaltung: 0

Reduzieren

Anlagen zur Vorlage

Online-Version dieser Seite: http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020?TOLFDNR=100751&selfaction=print