09.08.2023 - 6 Quartiersanalyse Driescher Hof: Ergebnisse der...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 6
- Gremium:
- Bezirksvertretung Aachen-Mitte
- Datum:
- Mi., 09.08.2023
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 56 - Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
Frau Begaß erläutert anhand einer Präsentation, die im Ratsinformationssystem einsehbar ist,
zum Thema. Es habe eine Befragung der Bewohner*innen im Bereich Driescher Hof zu den
Themen Wohnen, Wohnumfeld, Nachbarschaft und soziale Strukturen stattgefunden sowie ein Quartiers-Check als Fotostreifzug mit Kindern der Grundschule Driescher Hof. Sie geht auf die Form und die Ergebnisse der Befragung und des Fotostreifzuges ein. Das Quartier werde überwiegend als lebenswerter Ort mit Potential als grüner Stadtteil, als ruhiger, günstiger und sozial funktionierender Wohnort empfunden. Daneben offenbart die Befragung aber auch Schwächen und Verbesserungspotentiale des Quartiers sowie Wünsche sowohl der Befragten als auch der am Fotostreifzug beteiligten Kinder. Die Befragung und der Fotostreifzug, so merkt sie an, seien nur ein Baustein von vielen Analysen zur Lebenssituation im Quartier, die in den Prozess des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes einfließen.
Die dargelegten Handlungsbedarfe würden analysiert und die Ergebnisse in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept und das Handlungskonzept Wohnen mit einbezogen. Das Quartiersmanagement vor Ort bringe bereits jetzt im Rahmen konkreter Projekte Ideen zur Verbesserung der Situation gemeinsam mit Anwohner*innen und Akteur*innen in Umsetzung.
Herr Dr. Otten bittet die Verwaltung, die Auswertung der Einzelergebnisse der Fragebögen
mitzuteilen. Die Ausführungen in der Vorlage, dass über 80% sagen, sie fänden es toll in Driescher Hof, sieht er kritisch. Driescher Hof seien nicht nur die ersten 30 m, sondern es gehe um den gesamten Bereich. Zum Thema Barrierefreiheit teilt er mit, da es unterschiedliche Behinderungen gebe, seien barrierefreie Wohnungen so gut wie nicht möglich. Das Ziel müsse sein, Barrierearmut herzustellen.
Die Ergebnisse zu allen Fragen des Fragebogens sind in der Präsentation aufgeführt.
Herr Jacoby verweist auf die Stellungnahme der OT Driescher Hof zu der Bewohner*innen-Befragung, die den Mitgliedern der Bezirksvertretung Aachen-Mitte zugesandt wurde. Er bezieht sich auf die Textstelle „Ergänzend dazu wäre es wünschenswert, wenn die Expertise von Einrichtungen im Stadtteil ebenfalls systematisch abgefragt werden würde, da diese häufig Sprachrohr für die Menschen sein müssen, die sich selbst nicht vertreten können – aus den verschiedensten Gründen.“ und stellt die Frage, ob die Expertise in die Befragung mit eingeflossen ist.
Frau Begaß teilt mit, die OT Driescher Hof sei eine hoch professionell arbeitende Einrichtung in diesem Quartier, die viele Jahre Erfahrungen mit den Menschen vor Ort habe und in der täglichen Arbeit mit allen möglichen Situationen der Hilfsbedürftigkeit oder der Armut auch von Kindern konfrontiert werde. Es sei deshalb sehr wichtig, kritisch darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse einer Befragung immer auch reflektiert werden müssten vor dem Hintergrund der statistischen Sozialdaten, aber auch der Lebenserfahrung und Lebenswirklichkeiten der sozialen Einrichtungen.
Im Vorfeld der Befragung seien mit der OT Driescher Hof, dem Eltern-Café, das sich auch bei dem Quartiers-Check beteiligt habe, Gespräche geführt worden. Auch sei ein Workshop mit allen
Akteur*innen aus dem Quartier zu einer Quartiersbetrachtung des Gesamtraumes Forst/Schönforst/Driescher Hof gemeinsam mit dem Fachbereich Stadtentwicklung,-planung und Mobilitätsinfrastruktur durchgeführt worden. Es gebe regelmäßige Gespräche mit der Stadtteilkonferenz und dem Quartiersmanagement. Der Quartiersmanager vor Ort führe die Analysegespräche weiter.
Eine statistische Befragung erreiche niemals alle Menschen, insbesondere die Erreichbarkeit von
Menschen mit Sprachbarrieren gestalte sich trotz des Einsatzes von Übersetzer*innen und mehrsprachig ausgebildeten Mitarbeitenden erfahrungsgemäß schwierig. Dafür brauche es die Einrichtungen vor Ort und deren Expertise, weswegen diese bereits im Vorfeld der Befragung über das geplante Vorgehen informiert wurden und teilweise auch unterstützt haben. Ergänzend führt
Frau Begaß aus, die Befragung zu der Wohn- und Lebenssituation habe sich an die Bewohner*innen vor Ort gerichtet und nicht an die Einrichtungen vor Ort. Die Sichtweise der Akteur*innen vor Ort sei in den Gesamtprozess Forst / Driescher Hof eingebettet und würde von der Stadtentwicklung mit einem externen Planungsbüro ausgewertet. In das Gesamtergebnis zum Stadtentwicklungsprozess, aber nicht in das Befragungsergebnis fließen sie mit ein.
Herr Klopstein regt an, im Hinblick auf die fehlende Sauberkeit im Bereich Driescher Hof die Ergebnisse der Bewohner*innen-Befragung an den Betriebsausschuss Aachener Stadtbetrieb zu geben.
Frau Penalosa bezieht sich auf den Antrag der Jugendlichen aus Driescher Hof, den diese an die Bezirksvertretung Aachen-Mitte gestellt haben. Die Jugendlichen hätten festgestellt, dass teilweise Gehwege nicht barrierefrei seien, z.B. die Rampe in der Johannstraße, wo ein Handlauf fehle. Sie erkundigt sich, ob auch die öffentlichen Wege bezüglich Barrierefreiheit betrachtet würden. Des Weiteren sollten mehr Mülleimer aufgestellt werden. Das Festival Stadtglühen, so führt sie aus, sei eine gute Aktion gewesen, die wiederholt werden sollte.
Frau Begaß teilt mit, die Verwaltung werde sich mit dem Thema öffentliche Räume und Barrierefreiheit befassen.
Herr Frieders stellt die Frage, welche sozialen Schichten sich zurückgemeldet haben und wie der Anteil hier sei. Er sei positiv überrascht über die Umfrageergebnisse.
Frau Begaß berichtet, Menschen mit Migrationshintergrund seien vermutlich unterrepräsentiert. Abgefragt wurde nur das Geburtsland, nicht ein Migrationshintergrund der Familie, doppelte
Staatsbürgerschaften etc. – ein direkter Abgleich mit Sozialplanungsdaten lasse sich daher nicht eindeutig herstellen. Personen mit geringem Einkommen seien gut repräsentiert. Die Aufteilung zwischen Hauseigentümer*innen und Mieter*innen sei jeweils 50 %. Auch die Eigentümer*innen seien Bewohner*innen des Driescher Hofes und hätten folglich eine Wahrnehmung und Meinung zu dem Quartier. Mit einer Befragung als Methodik erreiche man nicht alle Zielgruppen gleichermaßen. Man habe versucht, mit großem Aufwand und der Einbindung von Einrichtungen vor Ort so viele wie möglich zu erreichen. Die Rücklaufquote von rund 24% aller Bewohner*innen sei dabei bemerkenswert hoch für eine Bevölkerungsbefragung.
Herr Moselage teilt mit, die Stellungnahme der OT Driescher Hof verstehe er als Appell, sich mit den
Akteur*innen weiter zusammenzusetzen und den Prozess gemeinsam fortzusetzen.
Herr Deloie bezieht sich auf die Ergebnisse des Quartiers-Check zum Bereich des Brunnens. Allgemein werde dieser Bereich aber als ein sehr negativer Ort wahrgenommen. Er regt an, dass die Anregungen der Jugendlichen, die schon vor der Befragung vorlagen, mit einfließen und die
Akteur*innen vor Ort gehört werden sollten. Des Weiteren erkundigt er sich nach dem Anteil der Menschen aus dem Neubaubereich und dem Altbereich Driescher Hof bei der Befragung.
Frau Begaß berichtet, aus den Fragebögen könnte man zu den genauen Wohnadressen keine Rückschlüsse ziehen. Die Befragung sei anonym gewesen. Zu dem Wasserspielplatz merkt sie an, dieser werde aus Sicht der Kinder gut gefunden (Freude am Spiel mit Wasser), aus Sicht der Jugendlichen und Erwachsenen kritischer gesehen (parkende Autos, versiegelte Fläche, keine Verweilqualität). Die Verwaltung wäge hier genau ab und differenziere das und könne aus den Sichtweisen ableiten, dass das Wasser als Spielort hier eine positive Bedeutung habe und es sich daher lohnt zu prüfen, inwieweit das Umfeld als Spiel- und Aufenthaltsort dort ggf. verbessert werden könnte.
Herr Jacoby betont, im Bereich Driescher Hof gebe es Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Menschen mit Armuts-, Migrationshintergrund, die bildungsfern seien. Er befürchte, dass diese Menschen nicht repräsentativ in die Befragung eingeflossen seien. Hier seien die Netzwerke sehr wichtig und sollten intensiver mit einbezogen werden.
Herr Ferrari weist darauf hin, dass die Befragung nur ein Bestandteil des Gesamtkonzeptes sei.
Herr Pfeiffer möchte wissen, wie die Befragungsergebnisse von den Sozialdaten abweichen und inwiefern hier mathematische Gewichtungen durchgeführt werden können.
Frau Begaß informiert, dass solche Gewichtungen und Abgleiche nur dann möglich wären, wenn die entsprechenden sozialplanerische Detaildaten passend zu den Dateninhalten des Fragebogens in kleinräumiger Form verfügbar wären. Da dies nicht der Fall ist, sei es mathematisch nicht möglich in korrekter Weise solche Gewichtungen vorzunehmen. Es gebe eine insgesamt hohe Rücklaufquote. Wie zuvor beschrieben, wären Menschen mit Migrationshintergrund aber vermutlich unterrepräsentiert. Frau Begaß verweist darauf, dass es wissenschaftlich auch kritisch bewertet wird, wenn bei empirischen Erhebungen Befragte z.B. durch Übersetzer*innen, Vorlesende etc. intensiver begleitet werden, da dies u.a. das Risiko z.B. der Beeinflussung der Befragten oder suggestiver Umformulierungen birgt, was zu Verfälschungen empirischer Daten führen kann.
Herr Dr. Otten spricht sich dafür aus, die Netzwerke in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept mit einzubeziehen und regt folgende Ergänzung des Beschlussvorschlags an:
Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte regt an, auch die Erkenntnisse der Netzwerke mit einfließen zu lassen.
Herr Jacobs erkundigt sich nach den Auswertungen der Hochschule Landshut.
Die Hochschule Landshut hat die ausgefüllten Fragebögen der Befragung Driescher Hof ausgewertet und interpretiert. Die Präsentation ist das Ergebnis der Auswertungen der Hochschule.
Beschluss:
Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt die Ausführungen und den Ergebnisbericht zur Bewohner*innen-Befragung am Driescher Hof der Verwaltung zur Kenntnis und begrüßt die Integration der Ergebnisse in die Analysen zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept
Forst / Schönforst / Driescher Hof.
Die Erkenntnisse der Netzwerke in Driescher Hof sollen in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Forst / Schönforst / Driescher Hof mit einbezogen werden.
Anlagen zur Vorlage
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5,4 MB
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Anlagen
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6,9 MB
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