17.10.2023 - 4.3 Verlegung des Stelenstandorts im Rahmen des Pro...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4.3
- Sitzung:
-
Sitzung des Bürgerforums
- Gremium:
- Bürgerforum
- Datum:
- Di., 17.10.2023
- Status:
- öffentlich (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Öffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- E 42 - Volkshochschule
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
Der Antragsteller Dr. Stefan Kirschgens stellt sein Anliegen anhand einer Präsentation vor. Diese wird mit der Niederschrift zur Verfügung gestellt.
Es wird beantragt, die Stele des Erinnerungsprojekts „Wege gegen das Vergessen“ zum Thema Flucht, die am 16.4.2023 an der Kreuzung Kinkebahn-Raerenerstraße aufgestellt wurde, an die Mündung der Straße Totleger in die Raerenerstraße zu verlegen. Der aktuelle Standort sei, lt. Kirschgens, trotz neuem und zugegeben deutlich besserer Zaunlösung, der Thematik unwürdig.
Dr. Holger A. Dux, Pädagogischer Mitarbeiter Kultur, Geschichte, Politik der VHS erklärt, dass es im Aachener Süden drei Standort Vorschläge gab, die geprüft wurden (Kinkebahn, Sief und Totleger). Die gesamte Beratungsdauer von erster Idee bis Aufstellung der Stele hat sage und schreibe 22 Jahre gedauert. Der jetzige Standort wurde u.a. auch ausgewählt, da dieser von der Stawag gepachtet ist und diese sich bereit erklärt hat die Stele zu finanzieren. Sicherlich ist eine hohe Begegnungsfrequenz mit einem breiten Altersspektrum an den Standorten der Denkmäler wünschenswert. Dies ist aber problematischer je weiter man aus der Innenstadt rauskommt. Für die breite Aufmerksamkeit müsste es Bustouren, Rundfahrten o.ä. geben um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Ein Bürger beschreibt den derzeitigen Ort der Stele als sehr treffend gewählt, da dort, seiner Aussage zufolge, Amerikanische GIs das erste Mal deutschen Boden betreten haben sollen.
Herr Kirschgens führt aus, dass die Amerikaner nichts mit dem Kontext der Tafel zu tun haben, das war 4 Jahre später. Sicherlich kann kein Standort zu 100% sicher aussagen was dort vor so vielen Jahren geschehen ist, dennoch macht die Gedenkstele nur Sinn im Gegenwartsbezug.
Frau Conrad bedankt sich für den Antrag und zeigt auf, dass auch die CDU-Fraktion den derzeitigen Standort als der Thematik nicht würdig erachtet. Ihrer Meinung nach hat die Verwaltung den Standort ausgewählt als dieser noch „besser“ aussah. Nun zeigen die Fotos ein beschmiertes Traffohäusschen, wie auch einen verkommenen Strommast. Der neue Zaun ändert nichts daran, dass sie eine Umsetzung der Stele als richtig erachtet. Die B4 solle sich der Thematik ein weiteres mal annehmen, Alternativstandorte prüfen lassen und eine Umsetzung beschließen. Des Weiteren wäre es wünschenswert, wenn bei der Standortsuche für solch wichtige Monumente die Öffentlichkeit mit einbezogen würde.
Frau Schmidt-Promny teilt die Kritik an dem derzeitigen Standort, aber nicht die Kritik an der fehlenden Einbeziehung der Öffentlichkeit. Alle Zwischenschritte des großen Projekts „Wege gegen das Vergessen“ haben in der Zeitung gestanden und werden dies auch zukünftig tun. Hier entstünde gerade der Eindruck als gäbe es zu wenige Beteiligungsmöglichkeiten. Das stimmt so nicht. Wesentlicher Bestandteil der Konzeption der "Wege gegen das Vergessen" ist das Modell der Bürgerpartizipation, d. h. schon nach der öffentlichen Ausschreibung des Projektes waren alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Stadt eingeladen, sich an der konkreten Arbeit zu beteiligen. Sie bitte um mehr Verständnis für den engagierten Verein. Dennoch empfiehlt auch Frau Schmidt-Promny die Verlagerung der Stele und bittet die Verantwortlichen zukünftig die Bezirksvertretungen enger in Entscheidungen mit einzubeziehen.
Herr Dopatka schließt sich seiner Vorrednerin an. Demokratisches Engagement sei heute wichtiger den je, die Leistung des Vereins müsse, schon unter diesem Gesichtspunkt, höher gewürdigt werden.
Frau Van der Meulen fragt warum die Aufstellung 22 Jahre gedauert hat? Würde es wieder mehrere Jahre nach sich ziehen wenn eine Verlegung beschlossen würde? Woran scheitert es? Sind es die Kosten, gibt es keinen oder nur einen ungenügenden Austausch zwischen Verein und Politik?
Herr Dux bestätigt, dass die Beteiligung der Bezirksvertretung im sinnvollen Maße versäumt wurde. Des Weiteren habe es im Laufe der Zeit immer wieder Probleme, Weiterentwicklungen und Abwägungen gegeben, die berücksichtigt werden mussten. Zusätzlich zu sehr kleinen finanziellen und personellen Kapazitäten hat es diese Zeit gedauert.
Herr von Thenen bedauert das damals keine Einbeziehung der B4 stattgefunden hat, weist aber auch darauf hin, dass die B4 nur eine beratende Funktion hat. Die Entscheidung trifft die VHS.
Karl Schultheis, 1. Vorsitzender des Fördervereins Wege gegen das Vergessen pflichtet Herrn Dux bei. Bereits bei Enthüllung der Stele wurde gesagt, dass die Beteiligung der B4 hätte besser laufen können. Er erklärt, dass die VHS das Projekt im Auftrag der Stadt Aachen durchführe und der Förderverein Förderung und Unterstützung beisteuere. Heute ist das ganze Projekt bereits viel stärker aufgestellt als noch vor einigen Jahren, besonders in der Anfangszeit. Der Bretterzaun, der bei Enthüllung die Stele noch halb verdeckte, war wirklich kläglich, wurde aber schnellstens, fachmännisch behoben. Er gibt zu bedenken, dass viele Orte die nicht vergessen werden sollten nicht bildhübsch sind. Sollte das heutige Gremium und auch die B4 der Meinung sein die Stele solle verlegt werden, empfiehlt Herr Schultheis dies zu beschließen, den Aachener Stadtbetrieb entsprechend zu beauftragen und eine neue Feierlichkeit zur Enthüllung zu planen. Jedoch sollte vor Auswahl des vom Antragsteller gewünschten Standorts die Gemeinde Raeren kontaktiert werden, da wir uns im Grenzgebiet befinden und Stelenstandorte, wie auch Stolpersteine häufig hoch frequentiert sind. Sicherlich trifft die VHS und der Fachausschuss die abschließende Entscheidung, aber es wäre doch gedankenlos ein Streitthema aus der Angelegenheit zu machen.
Frau Scheidt drückt Ihre Unterstützung für das Projekt „Wege gegen das Vergessen“ aus. Heutzutage, wo israelische Flaggen von Verwaltungsgebäuden gestohlen und verbrannt werden sollte man ein solches Projekt mit allem was man hat unterstützen. Es wurde – trotz geringer Kapazitäten die dafür vorgesehen sind – bereits ein „Museum aus Standorten“ geschaffen das seinesgleichen sucht.
Herr Hoffner findet es sollte beim Standort auch um Frequentierung gehen. Auf der Kinkebahn rasen die Radfahrer nur vorbei. An der Banneuxkapelle (Totleger) wären zahlreiche Begegnungen durch Anwohner*innen, Besucher*innen der Kapelle und Spaziergänger*innen aus Lichtenbusch in den nahen Wald zu erwarten. Eine ÖPNV-nahe Aufstellung gewährleistet darüber hinaus auch die Erreichbarkeit für Schulen und Jugendgruppen aus Belgien und Deutschland. Die B4 sollte eine Entscheidung treffen, wie es Herr Schultheis ja bereits vorgeschlagen hat.
Herr Jägers, der Vorsitzende des Heimatvereins Kornelimünster empfindet den derzeitigen Standort hingegen als gut gewählt. Amerikaner fielen über die Kinkebahn in Kornelimünster ein. Flucht fand statt. Eine Frequentierung der Stele erfolgt vor allem durch Radverkehr, aber auch durch Spaziergänger. Der Belgische Vertreter bezeichnete den Standort bei der Eröffnung sogar als Ideal. Aus geschichtlichem Verständnis heraus müsste der Standort bleiben aber aufgewertet werden.
Herr Palm kann an derzeitigem Standort eine würdige Umgebung nicht feststellen und spricht sich für die Umsiedlung aus.
Herr von Thenen empfindet den vorgeschlagenen neuen Standort am Totleger, in unmittelbarer Nähe zur Banneuxkapelle, als ehrwürdigen neuen Standort. Die Banneuxkapelle brannte in einer Nacht Ende August 2022 fast vollständig nieder und wurde in kürzester Zeit, auch durch bürgerschaftliches Engagement, wiederaufgebaut. Sie wird in der nächsten Woche bereits eingeweiht. Die Frequentierung dort ist sicherlich im größeren Ausmaß gegeben als etwas versteckter auf der Kinkebahn.
Herr Kirschgens bietet an die Stele zu begleiten, er habe bereits eine Palette von Ideen die die Gedenkstätte mit Leben füllen kann. Das Kernelement von Gedenkstandorten muss es sein darüber zu reden.
Herr Schultheis empfiehl den Anwesenden abschließend die Kurse und Aktionen zu den Wegen gegen das Vergessen. Die vhs vermittelt weitergehende Informationen bei Rundgängen, Vorträgen und Projekttagen. Einsehbar ist das Programm auf der Homepage unter: https://www.vhs-aachen.de/programm/politik-gesellschaft/wege-gegen-das-vergessen
Herr Dopatka erweitert den Beschluss wie folgt:
Anlagen zur Vorlage
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1
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(wie Dokument)
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1,9 MB
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(wie Dokument)
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1,2 MB
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3
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(wie Dokument)
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119,6 kB
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Anlagen
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1
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öffentlich
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773,6 kB
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