25.01.2005 - 4 Forsteinrichtung (Betriebsplan) 01.10.2003 - 30...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4
- Sitzung:
-
Sitzung des Umweltausschusses
- Zusätze:
- Verfasser : FB 36/82
- Gremium:
- Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz
- Datum:
- Di., 25.01.2005
- Status:
- gemischt (Niederschrift genehmigt)
- Uhrzeit:
- 16:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Beschluss:
- ungeändert beschlossen
Beratung
Einleitend erläutert Herr Kranzhoff die Definition des Begriffs
Forsteinrichtung und stellt die gesetzlichen Grundlagen dar. Darüber hinaus
erläutert er den Ablauf der Forsteinrichtungsarbeiten, die nach gesetzlicher
Verpflichtung die Unteren Forstbehörden im Staatswald sowie im geförderten
Privat- und Körperschaftswald übernehmen. Entsprechend der gesetzlichen
Vorschriften habe sich das Forstamt, um eine exakte Durchführung der Arbeiten
zu gewährleisten, Dritter, nämlich des Forstamtes Eschweiler, bedient. Dazu sei
zwischen der Stadt Aachen und dem Forstamt Eschweiler ein Vertrag über die
Durchführung von Forsteinrichtungsarbeiten abgeschlossen worden.
Anhand verschiedener Karten und Texttabellenteile erläutert
Herr Kranzhoff die Zusammensetzung des Waldbestandes der Stadt Aachen,
zeigt die unterschiedlichen Forstbereiche, den Baumbestand und Flächen, die
sich wieder in Abteilungen und Unterabteilungen aufteilen. Zum besseren
Verständnis erläutert er auch die Systematik der sogenannten Bestandsblätter,
die wesentliche Angaben über den Zustand des Waldes, die Planung, den
Nutzungsvollzug etc. machen, und alle aussagekräftigen Daten enthalten. Darüber
hinaus erläutert er die Kosten der Forsteinrichtung und finanziellen
Fördermöglichkeiten.
Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Kranzhoff erläutert
Herr Jansen vom Forstamt Eschweiler die Ergebnisse der festgestellten
letzten 10 Jahre der Forsteinrichtung und die Durchführung seiner Arbeit.
Dazu betont er, dass wesentliche Aufgaben der Unteren Forstbehörde die Einhaltung
der gesetzlichen Vorgaben und insbesondere die Einhaltung der Nachhaltigkeit
seien. Darüber hinaus bestehe die Aufgabe Strukturdaten zu erheben, wie die
Baumartenverteilung, die Altersklassen der Bäume oder Planungsdaten
(beispielsweise den Hiebsatz).
Im Aachener Wald ergebe sich eine Baumartenverteilung, die sich wie folgt darstelle: 37,1 % ha Fichtenwald, 16 % ha Eichenbäume, 22 % ha Buchenfläche. Das Laub-/Nadelholzverhältnis in Aachen sei 51 % Laubholz zu 49 % Nadelholz. An dieser Stelle verweist Herr Jansen auf die seinerzeit gesteckten Ziele des Forstamtes Aachen, den Laubwaldanteil in Aachen zu erhöhen und den Nadelholzanteil zu verringern. Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen (den alten Zahlen der letzten Forsteinrichtung) könne man die Umsetzung der erarbeiteten Pläne und Ziele feststellen, da der Nadelholzbestand früher 60 % und der Laubholzbestand 40 % betragen habe.
Zur Altersklassenübersicht erläutert Herr Jansen, dass man in
Aachen einen großen Anteil an 40-bis 60-jährigen Bäumen, insbesondere
viele Fichten, habe feststellen können, so dass hier ein großer Aufwand und vor
allen Dingen intensive Pflege erforderlich sei. Darüber hinaus würde es aber
eine gute Durchmischung alter und junger Bäume geben. Der große Anteil
mittelalter Bäume ergebe sich infolge der Anpflanzungen in der Nachkriegszeit.
Wenn diese Bäume nicht angepflanzt worden wären, hätte man ein kontinuierliches
Bild durchmischter jüngerer Bäume.
Zu der Zuwachssituation erläutert Herr Jansen, dass der
tatsächliche Zuwachs 7,6 fm / ha / a betrage. Der waldbauliche Hiebsatz
betrage 6,3 fm / ha / a. Damit sei der Hiebsatz kleiner als der Zuwachs
und das bedeute für Aachen, dass man nicht in die Grundsubstanz eingreifen
müsse und somit wirklich Ziele der Nachhaltigkeit erreichen könne. Trotz
Verwertung und Schlag des Holzes sei immer noch ein geringer Zuwachs gegeben.
Herr Jansen stellt außerdem die Wertung des Betriebsablaufes der
Forsteinrichtung Aachen vor. Er betont, die Nachhaltigkeit sei gewahrt worden
und der Wald sei in einem gutem Pflegezustand. Der Laubholzanteil entsprechend
der Vorgaben in den 90er-Jahren laufe und verbessere sich: es gebe
Naturverjüngungsanteile bei der Buche auf 150ha, es gebe einen
Laubmischwaldanteil von 25 %, es stelle sich der Wechsel von Fichte zu
standortgerechten Laubhölzern dar und es gebe Buchenvoranbau in
Fichtenbereichen. Im Aachener Wald seien Naturschutzaspekte berücksichtigt
worden und der Wald erfülle auch die Wohlfahrtswirkungen (Erholungswald) in
besonderer Weise.
In der Wertung negativ feststellen müsse er jedoch, dass besonders im
Revier Münsterwald sehr hohe Wildschäden mit enormen wirtschaftlichen und
ökologischen Schäden zu verzeichnen seien. Darauf habe er auch in seinem
Bericht verwiesen und diesbezüglich weitere Maßnahmen zur Verbesserung
vorgeschlagen.
Auf die Nachfrage von Herrn Prof. Dr. Kettern, wie es mit
dem Gesundheitszustand der Bäume aussehe, erläutert Herr Jansen, dass die
Bäume latent krank seien, was man insbesondere bei den Fichten feststellen
könne. Auch darauf sei in seinem Bericht hingewiesen worden. Zu einem Großteil
sei dies bedingt durch die Stickoxide aus der Luft. Er habe deshalb
vorgeschlagen, eine Waldkalkung profilaktisch durchzuführen, um den
Bodenzustand zu unterstützen. Es bestehe aber kein Grund zur Besorgnis, man
müsse den Wald jedoch kritisch betrachten.
Im Anschluss an die beiden Vorträge erläutert Herr Wiezorek die
waldbaulichen Prinzipien und Grundsätze der Stadt Aachen, in deren Vordergrund
die Vereinigung der ökonomischen
und ökologischen Aspekte stehen solle.
Ziel des Konzeptes sei es, die natürlichen Prozesse für die Produktion
zu nutzen, nämlich das was die Natur in der Praxis biete. Dazu müsse man
wissen, dass natürlich ablaufende Prozesse sehr lange andauern würden, etwa
über einen Zeitraum von 200 bis 300 Jahren. Erst nach Ablauf
eines solchen Zeitraumes könnten Konsequenzen und Ergebnisse aus einzelnen
Maßnahmen gezogen und festgestellt werden. Versuchen müsse man daher auch in
kurzer Zeit, die natürlichen Prozesse zu nutzen und mit dem zu arbeiten, was
die Natur biete. Eine Leitlinie sei das Minimum-Prinzip, was bedeute, so wenig
Geld und Arbeitskraft wie möglich zu investieren und dennoch Risiken für
Betrieb und Abläufe zu vermeiden. Des weiteren sei die Funktion
unterschiedlicher Bereiche hervorzuheben. Beispielsweise gebe es
Referenzflächen (Stilllegungsflächen), die nicht der Ökologie dienen würden,
sondern ausschließlich den Revierbeamten als Anschauungsbeispiel für die
natürlich ablaufenden Prozesse.
Die Ergebnisse könnten dann für die zukünftige Arbeit genutzt werden.
Neben den Referenzflächen gebe es auch Flächen mit besonderer Bedeutung für
Biotop- und Artenschutz.
Ein weiteres waldbauliches Prinzip beziehe sich auf den Wirtschaftswald, dessen vorrangiges Ziel die Naturverjüngung und die Förderung heimischer Baumarten sei, Vorhandene Flächen würden z. B. mit einer Endbaumart unterbaut, damit man schon früher ein Ergebnis sehen könne und nicht erst in einem langen Zeitraum nach Ablauf natürlicher Prozesse von 200 bis 300 Jahren. Ein angemessener Fichtenanteil solle erhalten werden, jedoch nicht an allen Standorten. Einzelne freie Flächen, die beispielsweise durch Windwurf frei geworden seien, sollen sich durch natürliche Sukzession entwickeln und ebenfalls zur Beobachtung dienen. Auch die Jungwuchspflege und Läuterung solle soweit wie möglich eingeschränkt werden, was bedeute, beobachten statt pflegen, in Naturverjüngung dagegen früherer Einsatz in Pflanzungen.
Einen weiteren wichtigen Punkt stelle auch die Ernte dar: Einzelne Stämme sollen entnommen werden (jedoch kein grundsätzlicher Kahlschlag). Die Ernte solle außerdem nach Zielstärkensystem und nicht nach Alter erfolgen. Prinzip sei es, schlechte Bäume wegzunehmen und gute bestehen zu lassen, sowie heimische Baumarten zu fördern (gegenüber den anderen Baumarten). Es erfolge somit eine zielgerechte Ernte. Totholz solle nicht aus dem Wald entfernt werden, da das Totholz letztes Refugium für Tierarten sei, die ansonsten nicht überleben würden.
Zum Punkt Jagd sei auszuführen, dass der Erhalt der Entwicklung differenzierter und dynamischer Wälder ohne Schutzmaßnahmen im Vordergrund stehen müsse.
Diese vorgeschilderten waldbaulichen Prinzipien und Grundsätze haben zusammenfassend alle zum Ziel, den Aufwand zu minimieren. Im Ergebnis müsse dies auch so sein, weil die vorhandenen Ziele im Forst zurzeit mit weniger Personal erreicht werden müssten.
Zum Punkt Kosten und Finanzierung sowie Personaleinsatz weist Herr Wiezorek nochmals darauf hin, dass es früher üblich gewesen sei, den Bericht über die Forsteinrichtungen in einer Broschüre abzudrucken. Aufgrund der Haushaltslage und der Vorschriften des § 81 GO sei es jedoch nicht möglich, den Druck einer weiteren Broschüre für die neue Forsteinrichtung bis 2013 zu erstellen. Herr Wiezorek erklärt jedoch, dass eine Erstellung der Broschüre sehr wünschenswert sei und sollte dies gesponsert werden können, das Gemeindeforstamt gerne zur Umsetzung bereit wäre.
Auf Nachfrage von Frau Schulz hinsichtlich der Rotwildschäden im Münsterwald im Zusammenhang mit dem Thema Jagdpacht erläutern Frau Nacken und Herr Wiezorek, dass es eine neue vertragliche Regelung gebe, die dem Umweltausschuss in der letzten Legislaturperiode vorgestellt worden sei. Diese vertragliche Regelung enthalte unter anderem die Auflage, dass, sollten die Abschussquoten nicht eingehalten werden, die Verwaltung ein Kündigungsrecht der Jagdpacht habe. Das Einhalten der Abschussquote werde natürlich regelmäßig kontrolliert und die Verwaltung werde den Ausschuss zeitnah über den aktuellen Sachstand informieren.
Abschließend erklärt Ratsherr Corsten, man sei voller Vertrauen, dass das Gemeindeforstamt den Wald zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger bewirtschafte und dabei wirtschaftliche und ökologische Aspekte bei Ihrer Arbeit ständig berücksichtigte.
Nach Abschluss der Diskussion fasst der Umweltausschuss einstimmig folgenden Beschluss: