03.05.2018 - 12 Auslaufende Schließung der GHS Burtscheid
Grunddaten
- TOP:
- Ö 12
- Gremium:
- Schulausschuss
- Datum:
- Do., 03.05.2018
- Status:
- gemischt (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Beschluss:
- ungeändert beschlossen
Beratung
Der TOP wird im Anschluss an TOP Ö3 „Vorstellung der Medienkonzepte der KGS Feldstraße und der GHS Drimborn“ beraten.
Frau Keller begrüßt die anwesenden Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler der GHS Burtscheid. Sie betont, dass sowohl die Verwaltung als auch die Politik von der guten Arbeit der Schule überzeugt seien. Gleichzeitig sei die Politik jedoch gezwungen, die Faktenlage anzuerkennen. Der Beschlussvorschlag sei gut durchdacht und dennoch fiele er weder der Verwaltung noch der Politik leicht. Weiterhin bedankt sie sich bei Herrn Rudig für die Begleitung und Unterstützung des gesamten Prozesses.
Herr Rudig betont, dass weiterführende Schulen grundsätzlich mindestens mit zwei Zügen pro neuem fünften Schuljahr starten müssten, was eine Anmeldezahl von mindestens 48 Schülerinnen und Schülern voraussetze. Die Schulaufsicht der StädteRegion Aachen habe im vergangenen Jahr ausnahmsweise auch eine Anmeldezahl von 18 Schülerinnen und Schülern akzeptiert, insbesondere, da gerade Hauptschulen ihre Klassen beispielsweise mit Abgängern anderer Schulformen auffüllen könnten. In diesem Jahr sei mit nur 15 Anmeldungen diese Mindestgröße nicht erreicht worden. Dieser Prozess berühre ihn auch menschlich sehr. Als positiv betrachte er, dass die Schließung nicht ad-hoc erfolge, sondern es ein auslaufender Prozess sei, sodass die Schule in den kommenden Jahren ihre gute pädagogische Arbeit weiter fortsetzen könne. Die Schulleiterin, Frau Schüttert, sei ebenfalls sehr betroffen. Die in der ausgelegten, schriftlichen Stellungnahme der Schulkonferenz genannten Aspekte seien aus seiner Sicht nachvollziehbar. Er korrigiert lediglich, dass es keinen zwingenden Grund gebe, dass Gesamt- und Realschüler ihre Schulform verlassen müssten. Gleichzeitig betont er, dass die Hauptschulen und besonders die GHS Burtscheid in der Vergangenheit oft Schülerinnen und Schüler aufgenommen habe, die an ihren vorherigen Schulformen überfordert gewesen seien. Der Schulträger sei daher dazu aufgefordert, die Schule in ihrem Auslaufprozess so gut wie möglich unterstützen. Er als Schulaufsicht sichere der Schule ebenfalls eine gute Begleitung zu mit dem Ziel, dass die Schülerinnen und Schüler bis zuletzt einen qualitativ hochwertigen Unterricht erhalten könnten. Er hoffe darauf, dass die fachliche Expertise und das Herzblut der Lehr- und pädagogischen Fachkräfte auch nach Schließung der Schule der Stadt Aachen an anderen Schulen erhalten bleibe.
Herr Krott hebt hervor, dass ein hoher Respekt vor der Leistung der Schule und ihrer Fachkräfte vorhanden sei und dass der Schließungsbeschluss dem Schulausschuss sehr schwer falle. Die GHS Burtscheid habe sich besonders durch ihre Schwerpunktsetzung auf Integration, Inklusion sowie auf die Berufsvorbereitung und –orientierung in enger Zusammenarbeit mit Betrieben ausgezeichnet. Auf der anderen Seite könne der Fortbestand der Schule infolge des eindeutigen Elternwahlverhaltens nicht mehr gerechtfertigt werden. Bereits im vergangenen Jahr sei die obere Schulaufsicht nur mit weiten Zugeständnissen zur Fortführung des Schulbetriebes einverstanden gewesen. Mit den aktuellen 15 Anmeldungen sei das vorberatende Lenkungsgremium nicht mehr in der Lage gewesen, diese Entwicklung weiterlaufen lassen zu können. Nun sei es aus seiner Sicht wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler eine rechtzeitige Information und Empfehlungen für andere Schulen und Schulformen erhalten würden. Nach der Schließung sei für ihn klar, dass das Gebäude künftig weiterhin für Bildungszwecke zur Verfügung stehen sollte. Sein Wunsch sei es, die Schulleitung in diesen Prozess mit einzubeziehen. Seine Fraktion sehe aufgrund der Ausgangslage keine andere Möglichkeit, als dem Beschlussvorschlag zuzustimmen.
Herr Brantin ergänzt, dass aus Sicht der Politik sowohl die Haupt- als auch die Realschulen sinnvoll seien, daher sollten diese so gut es gehe erhalten bleiben. Dennoch könne das Wahlverhalten der Eltern nicht ignoriert werden. Beide Schulformen befänden sich in ständiger Konkurrenz zu den Gymnasien und Gesamtschulen, an denen eine Vielzahl von Schülerinnen und Schüler auch aus nicht nachvollziehbaren Gründen aufgenommen würden. Er sehe diese beiden Schulformen in der besonderen Verantwortung, die Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiographie bestmöglich zu unterstützen. Hierzu gehöre allerdings auch, dass bei der Anmeldung deutlich zum Ausdruck gebracht werde, wenn die Kinder an beispielsweise einer Haupt- oder Realschule besser gefördert werden könnten.
Frau Griepentrog bringt zum Ausdruck, dass die Arbeit der Hauptschulen hervorzuheben sei. Die Schließung läge nicht in der Schuld der GHS Burtscheid, sondern sie sei eine Folge der gesellschaftlichen Entwicklung. Es handele sich hierbei nicht um ein Qualitätsproblem der Hauptschulen sondern um ihre gesellschaftliche Akzeptanz. Aus Sicht der Eltern sei die Meidung der Hauptschule für ihre Kinder verständlich. Dies müsse aber losgelöst betrachtet werden von der guten Arbeit der Schule. Sie befürchtet, dass die GHS Burtscheid nicht die letzte Hauptschule sein werde, die geschlossen werden müsse. Ebenso bedauere sie, dass die Schulen in jedem Jahr darum bangen müssten, dass ihre Anmeldezahlen hoch genug seien und sie zudem darauf hoffen müssten, ihre Klassen mit „gescheiterten“ Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen auffüllen zu können.
Herr Fischer teilt mit, dass eine Schulpolitik, die auf solche Entwicklungen nur reagieren könne, nicht glücklich sei. Er sehe hier die Lösung in einer langfristigen Schulentwicklungsplanung mit verstärktem Fokus auf den Ausbau der Gesamtschulen. Die von der Verwaltung durchgeführte Umfrage an Grundschulen habe ergeben, dass nur 2 % der Eltern ihre Kinder an einer Hauptschule anmelden und gleichzeitig 54 % der Eltern ein längeres gemeinsames Lernen im Grundschulverbund präferieren würden. Daher spreche sich die Fraktion DIE LINKE für eine flächendeckende Schließung aller Hauptschulen aus. In Stolberg hätten infolge der Schließungen zwei neue Gesamtschulen eröffnet werden können. Mit einer neuen sechszügigen Gesamtschule könne dem Elternwahlverhalten besser Rechnung getragen werden.
Beschluss:
Der Schulausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen die Schließung der Gemeinschaftshauptschule Burtscheid auslaufend ab dem 01.08.2018 zu beschließen. Die auslaufende Schließung wird solange fortgeführt, wie ein ordnungsgemäßer Unterrichtsbetrieb an der Schule fortgeführt werden kann.
Anlagen
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öffentlich
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