Entscheidungsvorlage - FB 61/0006/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Theaterplatz i. R. Innenstadtkonzept 2022;hier: Auswertung Reallabor und nächste Schritte
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- Dez. III / FB 61/500
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Bezirksvertretung Aachen-Mitte
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Kenntnisnahme
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02.12.2020
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Erledigt
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Planungsausschuss
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Entscheidung
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10.12.2020
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Erledigt
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Mobilitätsausschuss
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Kenntnisnahme
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17.12.2020
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21.01.2021
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Der Planungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, die vorgeschlagenen weiteren Schritte vorzubereiten.
Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Erläuterungen
Erläuterungen:
1. Anlass und politische Beratungen
Die Vorgehensweise und geplanten Inhalte des Reallabors 2020 wurden im Planungsausschuss am 06.02.2020, im Mobilitätsausschuss am 27.02.2020 und in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 04.03.2020 ausführlich vorgestellt und politisch beraten. Die Bezirksvertretung Aachen und der Mobilitätsausschuss nahmen den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Der Planungsausschuss hat am 06.02.2020 den Bericht der Verwaltung ebenfalls zur Kenntnis genommen und die Verwaltung mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Vorgehensweise beauftragt.
Um über Zwischenstände und die durch Corona bedingte Umplanung des eigentlich vorgesehenen Programms und Zeitplans zu berichten, wurden für die Sitzungen des Planungsausschusses am 14.05.2020, der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 27.05.2020, des Mobilitätsausschusses am 28.05.2020 sowie des Planungsausschusses am 10.09.2020 „Mitteilungen der Verwaltung“ vorgelegt.
Diese Vorlage dient dazu, einen Überblick über die zwischen März bis September 2020 tatsächlich durchgeführten Interventionen und Veranstaltungen im Reallabor und deren Auswertung zu geben. Die Erkenntnisse aus dem Reallabor werden in das anschließende Planungsverfahren einfließen. Sie werden in einem ausführlichen „Lastenheft“ für die Auslobung aufbereitet.
2. Reallabor März-September 2020 – Was wurde gemacht?
Ziel des Reallabors: Das Reallabor diente dazu, Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung des Theaterplatzes zu gewinnen. Dazu wurden unterschiedliche mobile „Einbauten“ installiert, verschiedene temporäre und künstlerische Interventionen durchgeführt und verschiedene Wegeführungen für MIV und ÖPNV getestet. Über konkrete, anfass- und nutzbare Planung und ungewohnte Perspektiven sollten unterschiedliche Handlungsfelder wie Mobilität, Kultur, Gestaltung und Grün in verschiedenen Formaten thematisiert und verstehbar werden. Anwohner*innen, Einzelhändler*innen, Gastronomen, Theater, Hochschule für Musik und Tanz, IHK sowie weitere Akteuren*innen und Interessierte wurden aktiv angesprochen und konnten im Dialog mit der Projektleitung laufend Rückmeldung zu den Planungen geben.
Die Ergebnisse dienen vor allem als „Lernpool“ für die dauerhafte Umgestaltung des Platzes. Die Aktivitäten sollten darüber hinaus die Situation des Platzes unmittelbar und vor Ort verbessern und den Transformationsprozess einleiten durch
- die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Erweiterung von Nutzungsarten (Anlässe zum Hingehen schaffen),
- Kontakt zu den vielfältigen Akteuren aufzunehmen
- und die Umfeldverbesserung für Gastronomen und Einzelhändler*innen (Schaffung von Flächen für Außengastronomie und Ausstellungsflächen).
Auftakt: Dezember 2019 - Februar 2020
- Theaterportal (Dez 2019-Februar 2020):
Den Auftakt für diesen anstehenden Veränderungsprozess hat im Dezember 2019 das Theater selbst gemacht: Vom 11.12.19 bis Ende Januar 2020 wurde ein großes Theaterportal auf dem Platz vor dem Theater aufgestellt. Es sollte dazu einladen, neue Perspektiven einzunehmen und diente als „Türöffner“ für den Zukunftsprozess des Theaters in den kommenden Monaten.
- Fotowettbewerb „Vorhang auf für den Theaterplatz“: 06. Jan. – 14. Feb. 2020:
„Wir suchen Fotos von den schönsten Plätzen der Welt!“ Damit rief die Stadt alle Fotofreunde und Reisebegeisterte auf, ihre Motive von den schönsten, außergewöhnlichsten oder gemütlichsten Theater-, Opern- oder Rathausplätzen der Welt einzusenden (Ergebnisse unter www.aachen.de/theaterplatz)
- 1. Informationsveranstaltung für Anwohner*innen und Gewerbetreibende rund um den Theaterplatz: 17. Februar 2020
Drei Interventionen: März-September 2020
- „Theatergärten“ Nordseite – Gestaltung und Begrünung Nordseite zum Frühlingsanfang 20. März 2020:
Auf der Nordseite des Theaters wurde gemäß Beschluss im Planungsausschuss vom 10.10.2019 die während der EMW 2019 erfolgreich erprobte Sperrung der nördlichen Theaterumfahrt für den Individualverkehr eingerichtet. Eine Fahrspur in Richtung Elisengarten/ Bushof wurde für den ÖPNV, Taxis, Lieferverkehr und Fahrradfahrer*innen offengehalten. Gemeinsam mit der Abteilung für Stadterneuerung und Stadtgestaltung, der Firma low-tec und der Stadtgärtnerei hat das Citymanagement die frei gewordenen Flächen mit folgenden Elementen gestaltet: Bepflanzte und zur Aneignung offene Holzrahmen, Hochbeet-Sitz-Kombinationen, Fahrradbügel, mobile Sitzhocker und Pflanzkübel mit Bambus. Integriert wurden Flächen für die Außengastronomie und Ausstellungsflächen für interessierte Einzelhändler*innen. Die Gestaltung bleibt bis zum dauerhaften Umbau des Theaterplatzes bestehen.
- Tanzperformance „Urban Intervention“: drei Aufführungen, 28. und 29.08.2020 + 4.09.2020
Im Auftrag des Citymanagements wurde der Theaterplatz mit einer Tanzperformance durch die Compound Company (Künstlerische Leitung Yvonne Eibig, ARTbewegt e.V.) in eine Freilichtbühne verwandelt. Im Rahmen eines „Artist in Residence-Programms“ ging den Aufführungen im August 2020 eine vierwöchige intensive Vor-Ort-Recherche voraus. Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen mit dem Platz und seinen Nutzer*innen wurde das Tanzkonzept, speziell für den Theaterplatz zugeschnitten, entwickelt. Der Theaterplatz wurde auf allen vier Seiten rund um das Theatergebäude bespielt und so zu einem für jedermann erlebbaren Kultur- und Kreativort. Die Tanzperformance mit sechs Tänzer*innen machte versteckte Nischen und Seitenräume rund um das Theater erfahrbar, zeigte Potenziale und testete neue Nutzungen. Die Tanzperformance wurde in Kooperation mit Baukultur Nordrhein-Westfalen durchgeführt, die die Filmemacherin Hannah Schwaiger mit einer filmischen Begleitung des Entstehungsprozesses und der Aufführungen beauftragt haben. Nach Fertigstellung wird der Film in Kürze auf den Internetseiten von Baukultur Nordrhein-Westfalen und des Citymanagements zu sehen sein.
- Europäische Mobilitätswoche (EMW) 16.-22.09.2020:
Idee, Gestaltung und Programm der EMW 2020 am Theaterplatz baute unmittelbar auf den Erkenntnissen der 1. Phase („Theatergärten“ Nordseite) auf. Durch die Sperrung der nördlichen Umfahrt für den MIV wurde der stadteinwärtige und -auswärtige PKW-Verkehr, Taxistände und Reisebusse sowie der stadtauswärtige Busverkehr auf der Südseite konzentriert. Dadurch kam es zu massiven Lärm- und Geruchsimmissionen für die Anwohner*innen und Gewerbetreibenden der Südseite.
Um neben der Vorderseite (Theatervorplatz) und Nordseite auch Potenziale der Süd- und Hinterseite des Theaters aufzuzeigen, sollte getestet werden, wie eine für alle verträgliche Verkehrsführung und Gestaltung aussehen könnte. In Kooperation zwischen Verkehrsplanung, Stadtgestaltung, Citymanagement, Theater Aachen sowie vielen Externen und Aktiven wurde dafür der Theaterplatz zwischen Borngasse und Franzstraße bzw. Kapuzinergraben inkl. Hartmannstraße für den MIV für 10 Tage gesperrt. Auf den freien Flächen der Südseite wurde die Gestaltung der Nordseite gespiegelt (Holzrahmen mit Bambus, Stauden und Sand, Hochbeet-Sitz-Kombination, Liegestühle, Sitzhocker, Solitär-Bambus). Der hintere Bereich auf Höhe der Hochschule für Musik und Tanz bis Borngasse erhielt mit runden Kunstrasenflächen, Solitär-Glanzmispeln und Sitzmöglichkeiten eine eigene gestalterische Qualität. Begleitet wurde dies mit einem umfassenden künstlerisch-informativen Programm: Lichtinstallation „Wirf Schein!“ auf der rückwärtigen Fassade des Theaters, Pop-up-Konzerte der Hochschule für Musik und Tanz, Präsentation und Diskussion von studentischen Entwürfen für den Theaterplatz durch Studierende der RWTH sowie vielen Informationsformaten in digitaler und analoger Form (weitere Informationen zum Programm s. www.aachen.de/emw).
Eine weitere Intervention, die von Studierenden des Lehrstuhls Städtebau und Entwerfen der RWTH im Auftrag von Baukultur Nordrhein-Westfalen für Ende Oktober 2020 geplant war, musste wegen erneuten verschärften Coronaschutzmaßnahmen abgesagt werden. Geplant war eine besonders gestaltete Bühnenkonstruktion auf dem Theatervorplatz.
Kooperation und Begleitung
Baukultur Nordrhein-Westfalen hat als Kooperationspartner den Reallaborprozess medial begleitet. Ziel war eine Sensibilisierung für den Stadtraum im Bestand und die digitale Dokumentation des Reallaborprozesses. Entstanden sind neben einem umfassenden Fotofundus auch drei Filme: Zwei Drohnenfilme (Mai 2020 + EMW 2020), die den Reallaborprozess von oben dokumentieren, sowie ein dokumentarischer Film zur Tanzperformance durch die Filmemacherin Hannah Schwaiger. Baukultur NRW wird im Weiteren den Prozess, Erfahrungen und Ergebnisse des Reallabors in Form einer Broschüre und eines Films dokumentieren (s. erste Infos unter baukultur.nrw/projekte/theaterplatz-aachen-baukultur-in-der-raeumlichen-transformation/).
Weitere Aktivitäten
Trotz Corona und diverser Einschränkungen (z.B. Baustellenlärm) wurde versucht, neue Nutzungen auf dem Theaterplatz zu etablieren. So gab es ein Sportangebot der Volkshochschule Aachen im August 2020. Im Rahmen des „Sport im Park“-Programms wurde testweise ein Kurs im „Taiji-Chen-Stil“ auf dem Theatervorplatz angeboten. Trotz der momentanen Störfaktoren (Auto- und Baustellenlärm, schlechte Luft) plant die Volkshochschule im nächsten Jahr weitere Sport-Angebote auf dem Theaterplatz ein.
Die „Planbar“ als Bürgerbüro des Citymanagements wurde Mitte Mai 2020 als Anlauf- und Beratungsstelle für die Stadtgesellschaft geöffnet. Sie diente im Reallabor als Anlaufstelle für Fragen, Anregungen, Ideen und Kritik, die die Bürger*innen gerne angenommen haben. Als wertvoll erwies sich die Planbar auch im Rahmen der Interventionen als „Basiscamp“ für die Vor-Ort-Recherche und Aufführungen der Tänzer*innen und Dreh- und Angelpunkt in der Europäischen Mobilitätswoche 2020.
3. Bürgerdialog – Interviews, Feedbacks, Umfragen
Ziel der beschriebenen Vorgehensweise und umgesetzten Interventionen war es, die Bürger*innen (Anwohner, Gewerbetreibende, Nutzer*innen und Interessierte) von Anfang an in die Entwicklung und Umsetzung von Ideen einzubeziehen sowie den Prozess transparent zu kommunizieren. Dazu eignet sich das Format „Reallabor“ als niedrigschwelliges Angebot besonders gut: Planungsideen werden greif- und diskutierbar, Vorschläge aus der Bürgerschaft können testweise direkt umgesetzt werden und Meinungen unmittelbar eingefangen werden.
Allgemeines Feedback, Kritik und Anregungen wurden während des gesamten Reallaborprozesses von März bis Oktober 2020 eingeholt. Im Wesentlichen speisen sich die im Folgenden aufgeführten Auswertungsergebnisse aus vier Quellen:
Vier „Befragungs- und Feedbacksäulen“:
1. Qualitative Interviews: Mai-August 2020 – Anzahl: 31 Interviews mit Anwohner*innen, Gewerbetreibenden, Eigentümer*innen, Passant*innen
2. Feedbackbögen zum Reallabor allgemein und zur EMW 2020: Verteilung von 400 Feedbackbögen - Anzahl Rückläufe: 66
3. Social Media: Facebook „Stadt Aachen“ und „Clever Mobil“ während EMW 2020 – 160 Kommentare
4. Umfrage IHK zur EMW 2020: 20 Interviews mit Einzelhändler*innen und Gastronomen im Umfeld Theaterplatz
Darüber hinaus haben kontinuierlich Verkehrszählungen stattgefunden, die am Ende der Vorlage zusammenfassend dargestellt werden. Die Auswertung konnte noch nicht abgeschlossen werden und wird in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte, im Planungsausschuss und dem Mobilitätsausschuss vorgestellt.
Was wurde gefragt?
In den qualitativen Interviews und den Feedbackbögen zum Reallabor und zur EMW 2020 (Punkte 1. + 2.) wurden vier Kernfragen gestellt:
- Was gefällt Ihnen?
- Was würden Sie verbessern?
- Haben Sie Ideen und Anregungen?
- Was liegt Ihnen sonst noch auf dem Herzen?
4. Auswertungsergebnisse
Über die diversen Dialog- und Befragungsformate, Kommunikationswege und 1:1-Gespräche konnten von vielen Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Milieus und Herkunft Meinungen eingeholt werden. Dominantes Thema war der Verkehr, gefolgt von Gestaltung und Grün sowie Reaktionen zum Reallabor-Prozess.
Die in diesem und dem folgenden Kapitel (5. Anregungen für die dauerhafte Planung) aufgeführten Ergebnisse geben zunächst eine Zusammenfassung der Rückmeldungen aus den vier „Befragungs- und Feedbacksäulen“ als Teil der Bürgerbeteiligung wieder. Sie stellen noch keine Bewertung und Gewichtung im Rahmen einer Abwägung dar. Dies erfolgt erst im nächsten Schritt.
Von den 66 Rückläufen der Feedback-Bögen waren lediglich fünf Bögen, die ein rundheraus negatives Feedback zum Reallabor allgemein bzw. speziell zur EMW 2020 gegeben haben. Bei den 31 qualitativen Interviews stehen 25 grundsätzlich positiven Feedbacks (4/5 der Befragten) sechs negative Rückmeldungen gegenüber.
„Positive Rückmeldung“ bedeutet, dass die jeweiligen Bürger*innen die ersten Veränderungen in der Verkehrsführung und Gestaltung begrüßen, aber noch nicht alles für gelungen und optimal halten. Im Vergleich zu den „negativen Rückmeldungen“ werden sie i.d.R. aber von konstruktiven Verbesserungsvorschlägen und Ideen begleitet (s. unter Kap. 5 „Anregungen für die dauerhafte Planung“).
Von den 160 Kommentaren auf den Facebook-Seiten der Stadt Aachen und „Clever Mobil“ waren 58 positiv und 102 negativ konnotiert, wobei es sich bei den einzelnen Kommentaren nicht immer um neue Beiträge, Themen und Personen handelt. Knapp 2/3 der Kommentare gaben demnach ein negatives Feedback zur EMW 2020 ab, das sich maßgeblich an der geänderten Verkehrsführung, Sperrung für den MIV, Erreichbarkeit der Innenstadt allgemein und Geschäften, Wohnhäusern und Arztpraxen entzündete.
Insgesamt haben sich in allen Rückmeldungen sechs Themenschwerpunkte herauskristallisiert, zu denen die Bürger*innen Stellung bezogen haben. Der überwiegende Teil der Rückmeldungen adressiert dabei den Verkehr, gefolgt von Platzgestaltung, Begrünung und Nutzungen:
- Verkehr
- Gestaltung
- Begrünung
- Nutzungen / Bespielung und Aneignung
- Gastronomie
- Planungsprozess / Reallabor
Das Spektrum der Meinungen reicht von der Einstellung, die Stadt sollte vom Theaterplatz lieber ganz die Finger lassen und es so lassen wie es ist, bis zu denjenigen, die „keine halben Sachen“ haben wollen (verwiesen wird auf die jetzige Situation, „die keinem richtig hilft“), womit gemeint ist, dass der Theaterplatz mindestens vom MIV dauerhaft befreit werden sollte.
Auswertung „Qualitative Interviews Mai-August 2020“
Der überwiegende Teil der Rückmeldungen aus den „Qualitativen Interviews“, die im Zufallsprinzip auf der nördlichen Reallaborseite zwischen Mai und August 2020 durchgeführt worden sind, drückt eine positive Einstellung gegenüber der Sperrung der nördlichen Umfahrt und der testweisen Gestaltung aus. Viele bezeichnen die neue Raumeinteilung, Möblierung und Bepflanzung als gelungen („Der verkehrsberuhigte Bereich am Theater ist super“, Anwohner: „Das ist für mich eine Bereicherung“). Gewünscht wird, dass darüber hinaus noch mehr erlebbare Kultur rund um das Theater stattfindet und darauf verwiesen, dass der „Theatervorplatz so viel ungenutzte Chance!“ darstellt. Für die dauerhafte Umgestaltung wird „noch mehr Grün“ und eine „klarere Verkehrsführung“ gewünscht. Insbesondere die ansässigen Gastronomen betonen, dass sie von den hinzu gewonnenen Aufenthalts- und Außengastronomieflächen profitieren. Von Bürger*innen wird zurückgemeldet, dass sie die Außengastronomie am Theaterplatz seitdem deutlich mehr nutzen; die konsumfreien Sitzmöglichkeiten waren außerdem besonders im Corona-Lockdown wertvoll. Allerdings sehen Gastronomen und Besucher*innen auch eine Gefahr durch zu schnell und eng vorbeifahrende Busse (v.a. für Kinder) und wünschen sich eine klarere Abgrenzung zur Fahrspur.
Es gibt aber auch Stimmen, die die Verkehrsführung und Gestaltung insgesamt kritisieren: Insbesondere von Anwohner*innen und Gewerbetreibenden der südlichen Umfahrt wurde das durch die Sperrung der Nordseite für den MIV entstandene Verkehrschaos sowie Lärm- und Geruchsbelästigung auf der Südseite bemängelt („ein Wohnen und Arbeiten ist hier kaum möglich“, „Das Hupkonzert hätten sie sich gerne kostenlos anhören können", „Grausam. Man hat das Gefühl, man würde auf der Autobahn wohnen“, „Als Anwohner sind Sie gepeinigt"). Insbesondere in der Einrichtungs- und Anfangsphase des Reallabors wurde insbesondere von Lieferanten und Paketzustellern Anzahl und Haltedauer von PKWs in der Be- und Entladezone bemängelt, wodurch Zustellungen teilweise kaum möglich waren. Von vielen wurde die Verkehrsführung inkl. Beschilderung und „nicht optimale Ampelschaltungen“ als unübersichtlich und unklar beschrieben. Die temporären Verkehrsschilder und Baken würden außerdem ein unschönes und provisorisches Bild abgeben, die der Gesamtgestaltung schadet.
Von Anwohner*innen der Nordseite wurde moniert, dass Parkplätze weggenommen wurden („minimiert die Qualität der Umgestaltung“). Von einigen Stimmen wird das Konzept als zu gefährlich angesehen (insbesondere für Kinder), punktuell wird auch die provisorische Gestaltung (keine höherwertigen Fahrradständer, hässliche Pflanzkübel (Bambus) bemängelt (Wunsch nach „liebevollerer Umgestaltung“). Ältere Bürger*innen befürchten, dass Innenstadt für sie kaum erreichbar wird und Arztbesuche schwieriger.
Von denjenigen, die der Sperrung und Gestaltung der Nordseite positiv gegenüber eingestellt sind, werden folgende Aspekte vorgeschlagen (weitere Anregungen s. Kap.5):
- kein Busverkehr auf der Nordseite; manch‘ einer fordert sogar, dass gar kein Bus am Theaterplatz mehr fahren soll: „Solange die Busauspuffe an den Kaffeetassen vorbeifahren ist es nicht so schön. Straßenbahnen passen besser zu Kaffeetassen.“
- durch zu schnell fahrende Busse und fehlende Abgrenzung zwischen Busspur und Aufenthaltsflächen bzw. Außengastronomie Gefahr insbesondere für Kinder
- ein Eigentümer fordert „am liebsten gar kein Verkehr, und wenn, dann nur ÖPNV“ (befürworten auch andere)
- keine Parkplätze
- Taxistände vor das Theater bzw. auf motel-one-Seite neben das zukünftige Hotel verlagern
- nördliche Umfahrung: gefährliche Situation für Radfahrer („passen nicht neben die Busse“)
- Verkehrssituation Richtung Elisenbrunnen eindeutiger regeln
Auswertung „Feedbackbögen Reallabor und zur EMW 2020“
Von den positiven Rückmeldungen der Anwohner*innen zur EMW 2020 wurde die Optik, die Verkehrsberuhigung an sich, die Ruhe, die bessere Luft, Aufenthaltsqualität und das Konzept allgemein betont („Die Straße sah dadurch sehr schön aus", „Wunderbare Verkehrsberuhigung führte zu wunderbaren Gesprächen im unmittelbaren Umfeld"). Es wird der Vorschlag gemacht, dass es besser gewesen wäre „wenn die Theaterstraße schon weiter oben gesperrt gewesen wäre“ und gewünscht, dass "unbedingt Sitzflächen ohne Konsum/Gastro beibehalten" werden. Auch hier wird der Wunsch nach einer höheren Präsenz des Theaters im öffentlichen Freiraum geäußert.
Bei den meisten Besucher*innen des Theaterplatzes während der EMW 2020 ergibt sich ein ähnliches Stimmungsbild wie bei den Anwohner*innen: "Tolle Möglichkeit, das Theater hervorzuheben & den Platz und die Cafés mehr zu nutzen", „draußen sitzen ohne Konsumzwang“, „Besonders positiv sind mir die direkt mit eingeplanten Fahrradstellplätze aufgefallen", "So sieht ein lebendiges, weil verkehrsberuhigtes Stadtquartier aus", „Die derzeit durch Holzkästen markierte Raumaufteilung gefällt mir sehr gut". Moniert wird, dass trotz Sperrung für den MIV noch zu viel Verkehr über den Platz fährt: "Der Busverkehr sollte hier auch nicht durch. Das lässt zu wenig Platz für sicheren Radverkehr und stört das ruhige Kaffeetrinken."
Negativ wurde von den Anwohner*innen unter anderem die „immense Geräuschbelästigung“ durch Skater während der EMW 2020 erwähnt und, dass die Sitzgelegenheiten durch Obdachlose genutzt wurden. Aus den Ärztehäusern wurde auch kritisiert, dass betagte Patient*innen nicht mit dem Auto vor die Arztpraxen gefahren werden konnten. Es wird darauf hingewiesen, dass „ein Kiss & Drop off für Patienten essentiell“ ist und ein „Wendekreis zum Absetzen“ am Theaterplatz eingerichtet werden sollte. Im Folgenden zwei Zitate, die exemplarisch für die negativen Rückmeldungen stehen:
- „Und somit stirbt das schöne Stadtbild und auch die Lokalitäten bleiben leer. Autofahrer kommen in die Stadt, um gute und schöne Geschäfte zu sehen, aber hiermit werden sie rausgedrängt. Deshalb erreichen Sie das Gegenteil.“
- „Im Rahmen der ‚Mobilitätswoche‘ den Verkehr zu drosseln, passt ja wohl nicht. Arbeitsplätze hängen von der KFZ-Industrie ab, nicht von verkehrsgedrosselten Städten. Eine Stadt ist eine Stadt und keine Dorfidylle“.
Befürchtet wird von den Kritikern, dass weniger Verkehr in der Stadt „ zunehmenden Leerstand und Arbeitskräftemangel durch solche Aktionen“ in der Innenstadt nach sich zieht. Dieser Einstellung wird von anderen entgegengehalten, dass „Autofahrer doch auch davon profitieren, wenn nicht so viele andere Autos unterwegs sind!".
Neben den Hauptthemenclustern Verkehr, Gestaltung und Grün, Gastronomie, Nutzungen und Planungsprozess wurden explizit auch folgende Aktivitäten und Veranstaltungen positiv erwähnt:
Die Tanzperformance, die Lichtinstallation „Wirf Schein!“, die studentischen Entwürfe der RWTH, Lehrstuhl Landschaftsarchitektur während der EMW, die Pop-up-Konzerte der Hochschule für Musik und Tanz, die Spielmöglichkeiten (Sandkasten, Mühlespiel) sowie die temporäre Bushaltestelle.
Konkrete Anregungen und Gestaltungsvorschläge s. unter Kap.5.
Auswertung „Social Media“ zur EMW 2020
Kernaspekte und Kommentare, die in den sozialen Netzwerken zur EMW 2020 abgegeben wurden (Facebook „Stadt Aachen“ und „Clever Mobil“) lassen sich mit folgenden Zitaten zusammenfassen:
Positiv:
- „"Wer will schon bei bestem Sonnenwetter in einer Abgaswolke sitzen? Wenn keine Autos dort fahren stört zurzeit nur noch die Baustelle des Hotels, die wirklich laut ist. Ansonsten kann man dort wunderbar sitzen, das muss sich aber etablieren.“
- „Klasse Idee anstatt dem ganzen Verkehr mit seiner Umweltverschmutzung. Ist auch für die Touristen eine schöne kleine Oase."
- „Mir gefällt es. Wenn denn nun noch Elektrobusse in den Einsatz kämen, wäre die Idylle fast perfekt.“
- „Gerade das macht Innenstadtshopping attraktiver: Endlich ohne Krach und Gestank einkaufen können. Was das Internet nie haben wird, ist mit einem Kaffee vor dem Theater verweilen zu können. Die kleinen Straßen drum herum werden von weniger Autoverkehr auf der Theater Straße auch entlastet werden."
- „Sehr gut !! Das gefällt mir; hoffe es wird dann auch bald eine dauerhafte Lösung und kein Provisorium!! Und das Stadtbild am und um das Stadttheater wird autofrei...am besten noch ein paar Bäume, Pflanzen, mehr Cafés und Restaurants und Außengastronomie!"
- „Gut gemacht. Und jetzt noch mit Menschen füllen, positive Erlebnisse initiieren und dann dauerhaft so beibehalten".
Negativ:
- „Tolle Idee, um noch weniger zahlungskräftige Menschen in die Stadt zu locken. Erst mal ein kosten- und kundenfreundlicher öffentlicher Stadtverkehr dann kann man auch so eine Aktion starten."
- „Überhaupt nicht toll. So kann man die Stadt auch kaputtmachen. Weil damit alle Autos aus der Stadt entfernt werden sollen und das kann ich nicht akzeptieren "
- „Dann müsste auf den Schildern stehen, wann Anwohner be-und entladen dürfen, bzw das Anwohner durchfahren dürfen".
- „...und die anliegende Geschäfte? Die haben doch sowieso schon pleite gemacht".
- „traurig, an ältere und kranke Menschen denkt dabei keiner. Genauso wenn diese Menschen einen Arzt in der Stadt haben und kaum laufen können; man mit ihnen da hinfährt, aber nur eine Std parken kann und der Arztbesuch aber länger dauert"
- "Was für ein Blödsinn, macht die Stadt noch uninteressanter"
- "Nicht zu fassen... und durch die ganzen Umleitungen und Staus kommen wir dann wieder zum Thema CO2 Ausstoß. Pfiffig gelöst...."
- "Die Sperrung der Nordumfahrung unter diesen Voraussetzungen ist eine Irreführung der Öffentlichkeit, um es höflich auszudrücken."
Feedback zum Planungsprozess und –methode „Reallabor“
Etliche Stimmen reflektieren positiv die Planungsmethode „Reallabor“:
- „Vielen Dank für die Umgestaltung, meiner Meinung nach ein Vorzeigeprojekt. Die derzeit durch Holzkästen markierte Raumaufteilung gefällt mir sehr gut. Und das Konzept der Bürgerbeteiligung ist vorbildlich!“
- „Praktisches Ausprobieren statt Befürchtungen zu diskutieren“
- „Das Vorläufige als Prinzip, das länger hält; endlich das Gefühl, es tut sich etwas und es ist gar nicht so schwer“
- „Zukunftsfähiges Konzept“
- „Gut, dass endlich mal der 1. Schritt gemacht wurde“
- „Ich würde mir wünschen, dass dies hier dauerhaft so bleibt“
- „Ich wünsche mir ähnliche Projekte und Reallabore in der Art in der Gesamtstadt“
Auswertung der IHK-Umfrage zur EMW 2020
Die IHK hat während der Europäischen Mobilitätswoche 2020 rund 20 Einzelhändler rund um das Theater befragt, um ein erstes Stimmungsbild über die veränderte Verkehrsführung zu erhalten. Sie erkundigten sich insbesondere nach der Umsatzentwicklung und der Passantenfrequenz. Die befragten Händler nahmen das „Reallabor“ am Theaterplatz interessiert zur Kenntnis. Mehrheitlich wurde von stabilen Umsätzen berichtet, vereinzelt seien Umsätze auch leicht zurückgegangenen. Ein Kaufkraftzufluss sei allerdings nicht spürbar gewesen und die Passantenfrequenz habe sich nicht erhöht. Es wurde vielmehr angemerkt, dass die Kunden teilweise verärgert über die nicht eindeutige Verkehrsführung und die fehlende Information zu Mobilitätsalternativen gewesen seien. Kritisch wurden insbesondere die fehlenden Alternativen für ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität gesehen: Hier wünschen sich die Händler passende Angebote, damit keine Personengruppen ausgeschlossen werden. Einige anliegende Einzelhändler*innen - wie auch Gastronomiebetriebe - begrüßten die höhere Aufenthaltsqualität, die während der Europäischen Woche am Theaterplatz spürbar wurde.
Einhellig wurde folgende Feststellung getroffen: Bei einer erneuten Durchführung der Aktionswoche wünschen sich die betroffenen Händler*innen eine frühzeitige und offene Kommunikation seitens Politik und Verwaltung - auch mit dem Ziel, Kunden rechtzeitig informieren zu können. Einzelne Unternehmer*innen würden sich zudem gerne mit Aktionen an der „Europäischen Woche der Mobilität“ beteiligen, um somit zukünftige Mobilitätskonzepte mitgestalten zu können.
5. Anregungen für die dauerhafte Umplanung
Der Tenor der überwiegenden Feedbacks drückt ein grundsätzliches positives Meinungsbild gegenüber der Gestaltung, veränderten Verkehrsführungen und (kulturellen) Veranstaltungen aus. Gleichwohl wird nicht alles gut geheißen. Das positive Gesamturteil wird von den allermeisten Rückmeldern durch eine Reihe konstruktiver Ideen und Anregungen begleitet. Diese sind im Folgenden nach fünf Handlungsfeldern gebündelt (Auszüge):
Verkehr
- Theaterplatz frei von MIV, nur ÖPNV
- Verkehr nur über die südliche Umfahrt
- gar kein Verkehr rund um das Theater
- Absperrung des Theaterplatzes für Verkehr ausweiten
- Taxistand verlegen
- Reisebusse mitdenken/ in Planung integrieren
- Geregeltes Parken von Lieferanten und privaten Pkw
- Keine Parkplätze, um Aufenthaltsflächen zu schaffen
- Mehr Sicherheit
- Kiss + Drop off für Patienten
- Wendekreis zum Absetzen
- Fahrradspur
- Klarere Abgrenzung zwischen Aufenthalts- und Verkehrsfläche
- Klarere Verkehrsführung für Radfahrer
- Mehr Fahrradparkplätze
- Schritttempo
- Bushaltestellen neu denken und in Gesamtgestaltung integrieren (s. temp. Bushaltestelle EMW)
- Längere Grünphase Monheim-Theaterplatz
- Mehr Kontrollen
- Zebrastreifen an Kreuzung zum E-Brunnen
- Ganze Theaterstraße sollte gleich mit umgestaltet werden
- Verkehrssituation Richtung Elisenbrunnen eindeutiger regeln
Bespielung / Aneignung
- Mehr Spielmöglichkeiten
- Fläche für „Urban Farming“
- Lichtkunst dauerhaft installieren
- im Winter Pavillons aufstellen
- Eislauffläche
- Boden mit Hackschnitzel bedecken als Wärmeblocker
- Mehr Interventionen
- Mehr erlebbare Kultur
- Hängematten
- Schaukel
- Wasserspiele / Integration von Wasser in Gestaltung
- Kleine Bühne
Begrünung
- Mehr Pflanzen und Bäume
- Mehr Hochbeet-Sitz-Kombinationen
- Bepflanzung und Sitzmöglichkeiten wie auf Nordseite überall
- Öffentliche Kräuterbeete
Gestaltung / Möblierung
- Dauerhafte Umsetzung der Gestaltung der südlichen Umfahrt (EMW)
- Radwege nicht in rot kennzeichnen
- Helle Gehwege und heller Asphalt
- Kein Kopfsteinpflaster
- Platz vor dem Theater mit einbeziehen
- Mehr Sitzmöglichkeiten und Mülleimer
Nutzung
- Cafés & Restaurants
- Öffentliche Toilette
- Trinkwasserspender
- Kulturschaffende für Nutzung der Ladenlokale begeistern
6. Fortführung Reallabor bis zum Umbau
Das Citymanagement wird das Reallabor bis zur dauerhaften Umgestaltung des Theaterplatzes begleiten. Selber wird es im weiteren Verlauf keine großen Interventionen durchführen, jedoch den weiteren Prozess gestalten und unterstützen. Dazu gehört, die Qualität der Gestaltung auf der nördlichen Umfahrt zu sichern und gemeinsam mit Anwohner*innen, Einzelhändler*innen, Gastronomen und weiteren Interessierten im Kleinen zu realisieren. Das können z.B. weitere Pop-up-Konzerte der Hochschule für Musik und Tanz, Veranstaltungen des Theaters, Sport-Kurse der Volkshochschule oder punktuelle gestalterische Aufwertungen sein.
7. Rückblick EMW 2020 aus verkehrlicher Perspektive
Während der Europäischen Mobilitätswoche (EMW) 2020 vom 16. bis zum 22. September wurde im Rahmen eines Verkehrsversuches der Theaterplatz für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) mit Ausnahmen (Lade- und Lieferverkehr, Behindertenparkplätze, Taxis, Garagenzufahrten) gesperrt. Die Zufahrtsbeschränkungen galten ab Theaterstraße/Ecke Borngasse sowie Kapuzinergraben/Ecke Franzstraße. Der stadteinwärts gerichtete Verkehr wurde über die Borngasse abgeleitet. Der Verkehr in Richtung Theaterplatz über den Kapuzinergraben wurde über die Kleinmarschierstraße sowie Franzstraße, beziehungsweise über den Alexianergraben abgeführt.
Aus den temporären Auswertungen während der EMW lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt keine nennenswerten verlängerten Reisezeiten auf der Ausweichroute Borngasse (kommend von Normaluhr) ableiten. Zeitlich punktuelle Zunahmen der durchschnittlichen Reisezeit auf der Strecke vom Knoten Karlsgraben/Jakobstraße bis zum Knoten Alexianergraben/Franzstraße sind vor dem Hintergrund der perspektivischen Umgestaltung zur Ertüchtigung des Grabenringes als Radverteilerringes – und einer damit einhergehenden Reduktion des MIV– zu bewerten.
Zur Evaluation verkehrlicher Aspekte im Rahmen der während der EMW 2020 geänderten Verkehrsführung wird im Zuge der politischen Beratung zu dieser Vorlage in der Sitzung vorgetragen und erläutert.
8. Weiterer Planungsprozess und Verfahren
Zur Umgestaltung des Theaterplatzes und seines Umfelds wurde ein strukturierter Planungsprozess eingeleitet.
Der für die Realisierung relevante Planungsraum hat eine Größe von ca. 14.000 qm und entspricht weitestgehend dem im Innenstadtkonzept 2022 benannten Projektbaustein „Umgestaltung des Theaterplatzes mit Kapuzinergraben und Theaterstraße bis Borngasse“. Es ist vorgesehen, die zur Umgestaltung notwendigen baulichen Maßnahmen an eine Planergemeinschaft aus Freiraumplaner*innen, Verkehrsplaner*innen und Ingenieur*innen zu vergeben.
Aufgrund der zu erwartenden Höhe der Bau- und Planungskosten ist die Durchführung eines so genannten VgV-Verfahrens mit europaweiter Ausschreibung notwendig. Dieses Verfahren muss festgelegten formalen Anforderungen entsprechen, die in der Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge definiert sind, damit es rechtlich einwandfrei und damit zügig abläuft. Zur Qualitätssicherung wird ein Planungswettbewerb in das Verfahren integriert; über einen vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb empfiehlt die Verwaltung bis zu sechs geeignete Planergemeinschaften zu ermitteln. Diese Größenordnung sichert gleichzeitig die Übersichtlichkeit der Ergebnisse und eine vielversprechende Auswahl unterschiedlicher Entwürfe und Lösungsansätze.
Im Rahmen der Neugestaltung ist eine umfassende Erneuerung der Versorgungsleitungen im Planungsraum durch die Regionetz GmbH geplant. Daher wurde ein integriertes Vorgehen der Stadt Aachen und der Regionetz GmbH im Hinblick auf die Planung, Ausschreibung und Umsetzung der Maßnahmen vereinbart.
Zurzeit werden umfangreiche inhaltliche Abstimmungen innerhalb der Verwaltung und mit externen Beteiligten durchgeführt, um die Aufgabenstellung für den Planungswettbewerb in einer „Projektinformation“ zu erarbeiten. Diese Broschüre enthält neben der Zielsetzung, den Rahmenbedingungen und der Planungsaufgabe auch alle wesentlichen Informationen zum Verfahrensablauf und wird dem Mobilitäts- und dem Planungsausschuss vor Beginn des Planungswettbewerbs zum Beschluss vorgelegt. Die Ergebnisse des seit 2019 durchgeführten, umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozesses im Rahmen des Reallabors werden in die Projektinformation integriert und damit Bestandteil der Aufgabenstellung. Anfang kommenden Jahres ist zudem die Durchführung einer Bürgerinformationsveranstaltung geplant, bei der die Bürger*innen umfassend über die Ergebnisse des Reallabors und den anstehenden Planungsprozess informiert werden.
Das o. g. Verfahren wird auf Seiten der Verwaltung vergabetechnisch von FB 60 und organisatorisch sowie inhaltlich von FB 61/500 durchgeführt. Mit weiteren beteiligten Fachbereichen und Abteilungen erfolgen enge Abstimmungen.
Für die Vorbereitung und Durchführung des VgV-Verfahrens benötigt die Verwaltung externe Unterstützung. Daher wird zurzeit die Beauftragung eines externen, auf Planungsverfahren spezialisierten Büros vorbereitet.
Die Umsetzung des VgV-Verfahrens ist ab Beginn des kommenden Jahres geplant und wird mindestens 8 Monate dauern. Das Ergebnis der Verhandlungen sowie die dann vorliegende Vorplanung (Stand Ergebnis Planungswettbewerb) wird der Politik zum Beschluss vorgelegt. Im Anschluss daran können die weiteren Planungsphasen „Entwurfsplanung“, „Ausführungsplanung“, „Ausschreibung / Vergabe“ umgesetzt werden, um schließlich die bauliche Realisierung zu ermöglichen.
Die Komplexität der Planungsaufgabe und der hohe Umfang der erforderlichen Abstimmungen mit vielfältigen Planungsbeteiligten erfordern eine stetige Konkretisierung der vorgesehenen Zeit- und Projektplanung.
Die Verwaltung wird den politischen Gremien im I. Quartal 2021 eine erneute Beschlussvorlage zur Beratung vorlegen und darin die Planungsaufgabe, den beabsichtigten Planungsprozess und die Zeitplanung präzise darstellen.
Anlagen
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565,7 kB
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