Entscheidungsvorlage - FB 02/0042/WP18

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung befürwortet die Ausführungen der Verwaltung zum Ratsantrag der SPD Fraktion (Nr. 020/18) und beauftragt die Verwaltung, den stadtinternen Dialog aufzunehmen, kontinuierlich weitere Maßnahmen zu entwickeln und regelmäßig im Ausschuss Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung die Ergebnisse zur Diskussion und Bewertung vorzustellen.

 


 

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Erläuterungen

Strategie zur Stärkung der Rolle Aachens als Oberzentrum (SPD-Ratsantrag AT12/20  / 

Nr. 020/18) / Sportpolitische Funktion des Oberzentrums Aachen (SPD-Tagesordnungsantrag)

 

0 Einleitung

 

Per Definition des Zentrale-Orte-Systems werden in einem Oberzentrum, als höchste Zentralitätsstufe innerhalb eines räumlich bestimmten Oberbereichs, hochspezialisierte Bedürfnisse der Bevölkerung nach Waren und Dienstleistungen befriedigt. Dabei werden folgende Bereiche unterschieden, in denen das Oberzentrum Funktionen für das Umland übernimmt:

 

Quelle: Informationen zur Raumentwicklung Heft 1.2015, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Darstellung Stadt Aachen FB02/200

 

Betrachtet man diese vielfältigen Bereiche, so wird schnell klar, dass Aachen für die Region eine herausragende zentrale und wichtige Rolle spielt und neben der Übernahme von zentralen Funktionen auch viele Impulse und Trends für die Region in der Wissenschaftsstadt Aachen ihren Ursprung finden. Dennoch haben einige Funktionen aufgrund des aktuellen Megatrends Digitalisierung und der sich wandelnden Bedürfnisse im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren und können bzw. sollten durch andere, neu gestaltete Funktionen für die Region unterstützt, ergänzt oder ersetzt werden.

Eine Besonderheit der Stadt Aachen besteht zudem darin, dass der laut Zentrale-Orte-System definierte räumliche Oberbereich laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus 2020 an den Staatsgrenzen abgeschnitten ist. Tatsächlich fungiert Aachen aber auch für die grenznahen Gebiete in den Niederlanden und Belgien gerade in den Bereichen Kultur und

Bildung sowie Wirtschaft und Einzelhandel als Oberzentrum.

 

 

Wirft man nun von der Theorie einen Blick in die gelebte Realität vor Ort so erkennt man, dass gerade in den aktuellen Prozessen des Strukturwandels und der Transformation Grenzen verwischen, neue Chancen entstehen und Region und Stadt immer stärker miteinander verwoben werden. Umso wichtiger ist eine klare Positionierung der Stadt für die Region als Akteurin und Mitgestalterin. Themen, die zunehmend eine herausragende Bedeutung gewinnen, wie Strukturwandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, müssen aktiv angegangen werden und die Wissenschaftsstadt Aachen kann sowohl als Ideengeberin als auch als Testraum wichtige Impulse setzen.

Gleichzeitig kann und muss die Stadt Aachen auch von den Kompetenzen und Entwicklungen der Region lernen und diese für eine nachhaltige und smarte Stadtentwicklung zu nutzen wissen. So ist schon zum jetzigen Zeitpunkt absehbar, dass sich im Rheinischen Revier zahlreiche Innovationsplattformen entwickeln, die Themenbereiche tangieren, an denen auch die Stadt aktiv arbeitet bzw. von denen die Stadt lernen kann. Mit dem Brainergy Park Jülich entsteht in unmittelbarer Nähe zu Aachen – und unter Einbeziehung lokaler Akteur*innen wie der RWTH Aachen und der FH Aachen – ein innovatives Gewerbegebiet, welches vorrangig die auch für die Stadt Aachen so wichtigen Themenfelder „Neue Energien“ und „Energiewende“ bespielen wird. In direkter Nachbarschaft wird am Forschungsflughafen Merzbrück der Aero-Park Merzbrück sowie das Center for Vertical Mobility Aldenhoven entwickelt, welche sowohl Aachener Luftfahrtakteur*innen (z.B. RWTH, FH, e.SAT GmbH, flyXdrive GmbH) notwendige Forschungs- und Entwicklungsflächen bieten werden, als auch externe Kompetenzen der innovativen Luftfahrtindustrie ansiedeln soll. Diese und weitere zukunftsweisende Themen müssen im Schulterschluss mit der Region angegangen werden.

Im Folgenden wird dargelegt, wie es der Stadt Aachen gelingen kann, unter Einbezug der regionalen Gegebenheiten die Stadt als Oberzentrum für die Region weiterzuentwickeln und umgekehrt die Stärken der Region für die Stadt zu nutzen und von dieser zu lernen. Dabei dienen die oben beschriebenen Funktionsbereiche eines Oberzentrums als Anknüpfungspunkte, werden jedoch ergänzt durch weitere relevante Thematiken.

 

1 Kultur und Bildung

1.1 Bildung

Die Stadt Aachen verfügt nicht nur über regional bedeutende und aktive Hochschulen, sondern die als Exzellenzuniversität ausgezeichnete RWTH Aachen und die FH-Aachen, die zu den 10 größten Fachhochschulen Deutschlands zählt, haben ein bundes- und weltweites Renommee erlangt. Es gilt jedoch, dieses Potenzial für die Region noch stärker nutzbar zu machen. Hochschulen haben einen bedeutenden Anteil an dem andauernden Reurbanisierungsprozess in Deutschland. Auch in Aachen tragen Bildungswanderungen enorm zum Wachstum der Stadt und der Region bei. Durch die Qualifizierung von Humankapital und die Entwicklung innovativer Produkte, Materialien und Prozesse werden Beschäftigungs-, Nachfrage- und Wertschöpfungseffekte für die gesamte Region ausgelöst. Transfereffekte der Wissenschaftseinrichtungen verringern das Stagnieren der lokalen Ökonomie und stellen eine Wissensquelle für die Innovationstätigkeit der regionalen Wirtschaft dar. Die Stadt Aachen ist und bleibt regionale Innovationstreiberin, sofern sie der Forschung und Entwicklung den benötigten Raum geben kann und den Mut aufbringt, auch neue Ansätze zu wagen. Was in Aachen funktionieren kann, lässt sich auf die Region übertragen. Das Internet der Dinge, sensorbasierte Erweiterungen der Infrastrukturen sowie künstliche Intelligenz werden wichtige Impulse sein und schnelle (Weiter)-Entwicklungen ermöglichen. Darüber hinaus werden die Innovationsfelder Wasserstoff, (unbemannte) Luftfahrt und Robotik zukunftsweisende Neuerungen hervorbringen. Die Stadt Aachen bietet entsprechende Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, um Weichensteller für die Region zu werden. Diesen regionalen Funktionszusammenhang gilt es durch Netzwerkstrukturen, Anwendungsbeispiele und unternehmensorientierte Dienstleistungen in Aachen und der Region zu stärken. Die Campusse der RWTH Aachen bieten hierzu bereits hervorragende Ansätze. Auf dem Campus Melaten mit seinen 6 Startcluster (Biomedizintechnik, Nachhaltige Energie, Photonik, Produktionstechnik, Schwerlastantriebe und Smart Logistik) verfolgt die Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen als Projektbeteiligte das Ziel, der Forschung mehr Raum und die nötige Infrastruktur zu geben. Auf dem Campus West sollen weitere 5 Forschungscluster entstehen. Zusätzlich zu den erforderlichen Büro-, Labor- und Hallenräumlichkeiten wird die Aufenthaltsqualität durch eine attraktive Infrastruktur erhöht.

 

Mögliche Maßnahmen

-          Innovationen erlebbar machen z.B. OecherLab, Weiterentwicklung gemeinsam mit Instituten der Hochschulen, 5G Use Cases

-          Transfer in die Region initiieren (Anwendungen im Rheinischen Revier, euregionale Kooperationen)

-          Entwicklung der Campusse unterstützen

 

1.2 Kultur

Aachen verfügt über renommierte Museen sowie als einzige Stadt in der Region über ein Schauspielhaus mit Sinfonieorchester. Diese Kultureinrichtungen sind definitiv schützenswert und sollen weiterhin ergänzt durch attraktive Ausstellungen das Kulturangebot der Region bereichern. Darüber hinaus gilt es alternative Kulturangebote zu schaffen. Der aktuelle Trend geht hin zu punktuellen, thematischen Events und Festivals. Erste Ansätze zeigen sich im Kimiko Festival und in bereits etablierten Formaten wie dem September Special oder den Kurpark Classix. In der Stadt Aachen müssen Räume geschaffen werden, an denen größere Open Air Veranstaltungen durchgeführt werden können, die auch ein jüngeres Publikum ansprechen und damit dem jungen Durchschnittsalter der Bevölkerung Rechnung tragen. Bedingt durch die Pandemie hat auch in der Kunst- und Kulturszene die Digitalisierung Einzug gehalten. Gemeinsam mit relevanten Playern müssen neue Konzepte weiterentwickelt und zielgruppengerecht aufbereitet werden. In Ermangelung einer großen Open-Air-Location für kulturelle Angebote könnte die Nutzung des Tivoli als Spielstätte der Region einen weiteren Mehrwert liefert.

 

Mögliche Maßnahmen

-          Öffentlichen Raum für Kunst- und Kulturveranstaltungen schaffen

-          Integration der Kulturschaffenden in die Umgestaltung der Innenstadt (z.B. Pop-Up-Stores in Leerständen)

-          Tivoli als Spielstätte ermöglichen

 

1.3 Messen/Kongresse/Ausstellungen

Deutschland hat sich nach den USA in den letzten Jahren zur führenden Kongressnation entwickelt. Messen und Kongresse haben sich über den reinen Informationstransfer hin zu Events mit Entertainmentcharakter entwickelt. Auch Aachen verfügt inhaltlich über großes Potential zur Gestaltung überregionaler Kongresse, Messen und Events. Die RWTH Aachen bietet bereits jetzt hochspezialisierte Kongresse an und ist ständig auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Durch diese Veranstaltungen wird hochklassiges Klientel nach Aachen geführt, dass sowohl den Tourismus in der Region belebt als auch der Region ein innovatives Erscheinungsbild verleihen kann. Neben der reinen Eventlocation ist hier auch die Aufenthaltsqualität vor Ort ein wichtiger Faktor. Im Rahmen des Rheinischen Reviers ist eine internationale Bau- und Technologieausstellung (IBTA) in der Region angedacht. Durch das Aufzeigen zukunftsweisender, nachhaltiger Lösungen der Architektur, könnte Aachen Inspiration für eine nachhaltige bauliche Entwicklung bieten und eventuell der räumliche Startpunkt einer Route der Industriekultur in der Region sein.

Mit einem eigenen RevierLab könnte in Aachen zudem eine zentrale Anlaufstelle für die Entwicklungen im Rheinischen Revier geschaffen werden. Nach dem Vorbild des OecherLab kann die Stadtgesellschaft über die Entwicklungen im Rheinischen Revier informiert werden sowie können die Menschen aus Aachen und der Region in co-kreativen Prozessen entsprechende Entwicklungen aktiv mitgestalten. Im RevierLab sollen Innovator*innen, Entscheider*innen und Bürger*innen aus Aachen und dem Rheinischen Revier zusammenkommen, um technologische und digitale Innovationen aus Aachen und der Region kennenzulernen und deren Anwendungen im Revier zu diskutieren und mit auf den Weg zu bringen, um einen smarten Strukturwandel zu ermöglichen.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Messe- und Kongressstandort weiter ausbauen durch Vernetzung aller relevanten Akteure

-          Verbesserung der Aufenthaltsqualität in Aachen

-          Positionierung der Stadt Aachen als (Mit-)Austragungsort oder eventuell sogar Startpunkt der IBTA im Rahmen des Rheinischen Reviers

-          RevierLab in Aachen weiter verfolgen

 

2 Soziales und Sport

2.1 Sport

Besonders im Bereich der sportlichen Großevents übernehmen Oberzentren entscheidende Funktionen für das Umland. Während der Standort Aachen im Pferdesport bereits weltweit Beachtung erlangt hat, fehlt es weiterhin an einer adäquaten Spielstätte für die erfolgreichen Volleyballerinnen der Ladies in Black. Durch den Kauf und Abriss des ehemaligen Polizeipräsidiums durch die Stadt Aachen kann sich ein Momentum für ein zukunftsgerichtetes Entwicklungskonzept für den Sportpark Soers ergeben. So ist angedacht, die Albert-Vahle-Halle des ALRV durch eine attraktive Reitsporthalle mit angeschlossener Trainingshalle und offenem Turnierplatz zu ersetzen. Eine Multifunktionssporthalle ergänzt das neue Angebot und ermöglicht eine Vielzahl an neuen Indoor-Aktivitäten auch abseits des Sports auf nationaler und internationaler Ebene. Entsprechend entwickelt sich der Sportpark Soers zu einem Raum für alle Menschen. Die auf den Profisport ausgelegten Anlagen werden hierfür im Rahmen eines smarten Konzeptes der Gesellschaft zugänglich gemacht, durch digitale Angebote werden auch neue Zielgruppen erreicht. Ein rahmengebender Bewegungs- und Gesundheitspark mit unterschiedlichen Angeboten des Breitensports soll zukünftig neben den neuen Funktionsbereichen des ALRV und der Multifunktionshalle errichtet werden, der unterschiedliche Aktivitäten für alle Altersklassen bereithält und als inklusiven Raum für soziale Begegnungen und kulturelle Veranstaltungen dient. Über den Sport- und Gesundheitsbereich (u.a. Anbindung an das Kurwesen) hinaus sorgt der Sportpark Soers für mehr Grünflächen, Innovationsimpulse für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur und befördert die Entstehung vielfältiger Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Sportpark kann wichtige Lösungen für eine Smart City bzw. Smart Region u.a. in den Bereichen Energie, Mobilität, nachhaltige Raumentwicklung, 5G-Infrastruktur und Sportinfrastruktur entwickeln und auf skalierbaren Raum pilotieren. Ziel ist die Entwicklung des intelligentesten Sportpark Europas, der bereit ist für die Weltmeisterschaft des Frauenfußballs 2027 oder auch die Olympischen Spiele 2032 oder 2036.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Beantragung von Mitteln zur Entwicklung des Smart Sportpark Soers im Rahmen des Rheinischen Reviers und anderer Förderkulissen

 

2.2 Wohnen

Der Bereich Wohnen ist in dem vom BBSR skizzierten Schaubild nicht als zentrale Funktion eines Oberzentrums genannt worden. Wohl auch aus dem Grund, weil in der Regel vielmehr die Region diese Funktion für das Oberzentrum erfüllt.  Aber eben dies soll in dieser Strategie auch angerissen werden – die Funktion der Region für die Stadt. Die Stadt Aachen als Studierendenstadt und Stadt mit einem sehr hohen Anteil an 1-Personen-Haushalten stößt langsame an die Grenzen der Kapazitäten auf dem Wohnungsmarkt. Mieten entwickeln sich auf einem sehr hohen Niveau und neuer Wohnraum ist knapp. Lösungsansätze können hier z. B in Studierendenwohnheimen entlang ÖPNV-Verbindungen liegen.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Kooperationsmodelle zur regionalen/grenzüberschreitenden Verteilung der Wohnbedarfe

 

3 Gesundheit

Die überregionale Bedeutung der Stadt Aachen im Gesundheitsbereich ist unumstritten. Das Universitätsklinikum Aachen als Krankenhaus der universitären Maximalversorgung gemeinsam mit zahlreichen hoch spezialisierten Krankenhäusern und Fachärzt*innen der Region gewährleistet nicht nur die Versorgungssicherheit in der Region sondern ist auch außergewöhnliche Bildungs- und Forschungseinrichtung zugleich. Gerade der Bereich Gesundheit bietet aber perspektivisch großes Ausbaupotential und hat sich auch zu einem der Leitmärkte der Region entwickelt. Im Bereich der innovativen Produkte und Dienstleistungen können in der Stadt neue Lösungen im pflegerischen oder logistischen Bereich etabliert werden, die die Gesundheitsversorgung in der Region auf einem hohen Niveau sicherstellen und zudem neue Arbeitsplätze schaffen. Dies gilt auch in besonderer Weise für den Kur- und Bäderstandort Bad Aachen. Neben den für die Region besonders relevanten ambulanten und stationären Reha-Angeboten üben auch die Carolus-Thermen in ersten Linie eine hohe regionale Anziehungskraft in der gesamten Städteregion aus. Zusätzlich tragen der Kurpark Monheimsallee und der Kurpark Burtscheid zur Aufenthaltsqualität in der Gesamtstadt bei.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft in Kooperation mit lokalen Akteur*innen ausbauen

-          Erprobung und Einführung innovativer Produkte und Dienstleistungen (z.B. 5G Use Cases, Drohnenanwendungen im Rettungswesen)

-          Erhaltung und Ausbau des Kurstandortes Burtscheid

 

 

4 Wirtschaft und Einzelhandel

4.1 Einzelhandel

Klassische Funktion eines Oberzentrums für die Region ist die Deckung hochwertiger und spezialisierter Bedarfe im Einzelhandel. Genau in diesem Bereich hat die Funktion Aachens als Oberzentrum in den letzten Jahren stark abgenommen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Angefangen bei dem immer höher gewordenen Anteil der Filialisierung und dem Rückgang der inhabergeführten Spezialgeschäfte, dem zunehmende Anteil des Onlinehandels bis hin zu der pandemiebedingten temporären Schließung der Geschäfte während des Lockdowns und der damit verbundenen Wanderung von Kaufenden hin zum Online-Handel. Daher gilt es zum einen, den vorhandenen Einzelhandel zu stärken, die Vielfältigkeit der Geschäfte zu erhalten und neue eventuell hybride Absatzwege aufzuzeigen, auf der anderen Seite aber andere zentrale und überregionale Funktionen der Innenstadt zu stärken. Sei es durch Kultur oder Kunst, durch Gastronomie oder allgemein durch gesteigerte Aufenthaltsqualität mit Alleinstellungsmerkmalen. In Kombination mit intelligenten Mobilitätslösungen kann Aachen so weiterhin eine überregionale Anziehungskraft ausüben.

 

Mögliche Maßnahmen

-          Srkung des Einzelhandels (z.B. Entwicklung hybrider Absatzwege)

-          Weiterentwicklung der Innenstadt zu einem inklusiven lebenswerten Raum (z.B. alternative Nutzungskonzepte für Kunst und Kultur)

-          Erprobung und Umsetzung innovativer Dienstleistungen zur Verbesserung des Shopping-Erlebnisses (z.B. emissionsfreie Innenstadtlogistik mit Ducktrains)

 

4.2 Wirtschaft und Strukturwandel

Die zentrale Funktion eines Oberzentrums im Bereich der Wirtschaft ist der Sitz von großen Unternehmen und damit die Zurverfügungstellung von Arbeitsplätzen. Betrachtet man die Ströme von Pendelnden und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt  so übt Aachen diese Funktion nach wie vor aus. Große Unternehmen wie Zentis, Lindt, Generali oder die RWTH bieten vielen Menschen der Region einen Arbeitsplatz.

Dennoch ist dies ein Funktionsbereich, der aktuell großen Veränderungen unterworfen ist und dem somit besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte. Entwicklungen wie die Digitalisierung oder der Ausstieg aus der Kohleverstromung stoßen umfangreiche Änderungen in allen Wirtschaftszweigen an. Besonders im Kampf um Gewerbeflächen ist eine Kooperation mit der Region unumgänglich und wurde auch mit dem interkommunalen Gewerbeflächenpool bereits angestoßen. Der Strukturwandel trifft die gesamte Region und muss auch in der Region angegangen werden. So kann die Stadt Aachen mit gezieltem Technologietransfer Grundsteine für eine prosperierende Start-Up-Szene legen und durch innovative Entwicklungen neue, zukunftsorientierte Arbeitsplätze schaffen. Bereits jetzt verändern junge Spin-Offs der Hochschulen aus Aachen heraus die Wirtschaftsstruktur des gesamten Umlandes. Durch eine gute Start-Up-Kultur und smarte Nutzung der vorhandenen innerstädtischen Flächen können diese jungen Unternehmen optimale Rahmenbedingungen finden und dann in weiteren Phasen des Unternehmenszyklus die Region bereichern. Denkbar sind beispielsweise Standorte der urbanen Produktion auf dem Conti-Gelände oder neue Standorte auf alten Industriebrachen in Aachen-Nord. So könnte in Aachen modellhaft erprobt werden, wie alt eingesessene Industriestandorte in resiliente, smarte und nachhaltige Produktionsorte umgewandelt werden, um diese Entwicklungen dann auch in die Region zu tragen. Eine weitere Entwicklungsmöglichkeit bietet die Entstehung eines Internetknotens in der Region. Die Entstehung eines solchen Rechenzentrums in Verbindung mit attraktiven anschließenden Gewerbeflächen für weitere Rechenzentren oder digitale Dienstleistungen sind auch durchaus in Aachen auf Flächen wie denen des Conti-Geländes denkbar. Die im Rahmen des Rheinischen Reviers zur Verfügung gestellten Fördergelder können in der Region dazu beitragen, diese Entwicklungen anzustoßen.

Der Strukturwandel wirft aber neben den wegfallenden Arbeitsplätzen auch das Thema der künftigen intelligenten, sicheren und auch nachhaltigen Energieversorgung auf. Hier kann die Stadt Aachen mit den Entwicklungen der Hochschulen, Instituten und Start-Ups gemeinsam Strategien entwickeln, Testfelder schaffen und die Lösungsansätze der gesamten Region zur Verfügung stellen. Hier bietet die Zukunftsagentur Rheinisches Revier als zentrale Institution im Rahmen des Strukturwandels auch der Stadt Aachen als Nicht-Anrainer-Kommune zahlreiche Möglichkeiten, die gesamte Region bei der Bewältigung des Strukturwandels zu unterstützen. Neben des bereits erfolgreich beantragten Antrags zum sich aktuell in Umsetzung befindlichen Projektes ACCorD (Mobilitätskorridor für autonomes Fahren Aachen-Düsseldorf), befinden sich zahlreiche Projektanträge zu nachhaltiger Energieversorgung, Kreislaufwirtschaft, digitaler Produktion und innovativer Luftfahrtindustrie unter Beteiligung Aachener Akteure wie der RWTH Aachen zur Begutachtung. Hier kann die Stadt Aachen bei Umsetzung dieser Projekte unterstützen und den Stadtgebiet als Testfeld zur Verfügung stellen, Bürger*innen z.B. im Zuge eines RevierLab aktiv in die Entwicklungen einbeziehen sowie in enger Zusammenarbeit mit der Region Akteur*innen vernetzen und neue Kooperationen forcieren.

 

Mögliche Maßnahmen

-          Energienetzwerke/Wasserstoff

-          Technologietransfer der Hochschulen

-          Start-Up-City

-          RevierLab

-          Mobiles Wasserstofflabor

-          Campus West   Geothermie, Gebäudehüllen

-          Smart Sportpark Soers

 

 

5 Verwaltung und Behörden

Zahlreiche Verwaltungseinrichtungen und Behörden mit Sitz in Aachen übernehmen Funktionen für die Region. Das Amtsgericht Aachen übernimmt bezirksübergreifende Zuständigkeiten in einigen Bereichen, der Zuständigkeitsbereich des Finanzamtes Aachen erstreckt sich auf die Region ebenso das Zuständigkeitsgebiet des Hauptzollamtes Aachen, um nur einige Behörden zu nennen. Dennoch fehlt es in Aachen aber Landes- oder gar Bundesbehörden, wie sie beispielsweise Münster verzeichnen kann.  Auch wenn sich aktuell keine offensichtlichen Ansatzpunkte zeigen, gilt es, neue Entwicklungen zu beobachten und Aachen bei der Ansiedlung- oder Einrichtung evt. neuer Behörden  als möglichen Standort mit ins Spiel zu bringen.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Beobachtung der regionalen und landesweiten Entwicklungen zum Thema Ansiedlung von Behörden evt. auch im Rahmen des Rheinischen Reviers und Positionierung der Stadt Aachen

 

 

6 Verkehr

Allgemein gilt besonders die Lage in bzw. an einem Verkehrsknotenpunkt sowie die gute verkehrliche Erreichbarkeit zu den signifikanten Merkmalen eines Oberzentrums. In Aachen übernehmen der überregional angebundene Hauptbahnhof, die Anbindung an die Euregiobahn, das Bus- und Radfahrnetz sowie natürlich die gute Erreichbarkeit über die Bundesautobahnen diese Funktion. Auch hier sind aber sicherlich Ausbaupotenziale vorhanden. So könnten die internationale Schienenerreichbarkeit durch direkte Anschlüsse an Amsterdam oder DenHaag oder auch die ICE-Frequenz in deutsche Großstädte verbessert werden.

Die Funktion Aachens als Oberzentrum bedingt aber auf der anderen Seite auch ein hohes Aufkommen an Einpendelnden und so gilt es in der Stadt intelligente, schadstoffarme und nachhaltige Mobilitätslösungen zu entwickeln, die langfristig auch in der Region ihre Anwendung finden können. So wird beispielsweise von der Reaktivierung der Bördebahn oder einer Weiterführung der S-Bahn bis Jülich nachgedacht. Hier gilt es die Stadt Aachen als möglichen weiteren Anlaufpunkt auf dem Weg in die Niederlande möglicherweise inklusive einer Anbindung von Avantis zu positionieren. Dies reicht von elektromobiler Infrastruktur über Mobilitätshubs, autonomen Verkehr, Radvorrangrouten hin zur Urban Air Mobility. Eine noch stärkere Vernetzung der nördlichen Kommunen der StädteRegion Aachen und der Stadt Aachen könnte durch die Einführung der elektrifizierten Regio-Tram gelingen. Sie stellt eine Ergänzung des bestehenden Euregiobahn-Netzes dar und nutzt größtenteils vorhandene Bahnflächen.

Ganz neue Formen des urbanen Verkehrs und der Anbindung an die Region und die umliegenden Großzentren ermöglicht die Urban Air Mobility. Aachener Unternehmen und Hochschulen arbeiten bereits jetzt an Lösungen zur Umsetzung im Personen- und auch Güterverkehr, die auf dem Forschungsflughafen Merzbrück erprobt werden.

 

Mögliche Maßnahmen:

-          Unterstützung Forschungsflughafen Merzbrück

-          Radvorrangrouten

-          Infrastruktur für autonome Pkw

-          Anschluss an die S-Bahn-Trasse Köln-Jülich, eventuell weiter denken über Avantis in die Niederlande

-          Mobilitätshub

-          Begleitung und Unterstützung des Projektes Regio-Tram

 

 

7 Fazit

Das vorliegende Papier skizziert bestehende Ansätze, die im dynamischen Rahmen des Strukturwandels und der Digitalisierung stets angepasst und weiterentwickelt werden müssen. All diese aufgeworfenen Maßnahmen und Modelle können nur in Kooperation zahlreicher Dienststellen der Stadt Aachen aber auch der regionalen Player der übrigen Gebietskörperschaften der Region komplementiert und präzisiert werden. Zu diesem Zweck und für die weitere Schwerpunktsetzung, wird der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa sowohl externe als auch stadt-interne Workshops zur Entwicklung geeigneter Maßnahmenpläne ins Leben rufen und hierzu auch externe, neutrale Moderator*innen hinzuziehen. Ein erster stadtinterner Workshop ist in Kürze geplant. Der so dynamisch wachsende Maßnahmenkatalog wird parallel kontinuierlich mit der Politik im Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung diskutiert und ergänzt werden. 

Darüber hinaus werden die skizzierten Themenbereiche bereits heute in bestehenden regionalen und euregionalen Netzwerken besprochen. Es gilt bestehende und zukünftige Netzwerke zu nutzen, um den Innovationsstandort Aachen als Impulsgeber für die Region zu platzieren und gleichzeitig in enger Zusammenarbeit der der Region Aachen Zweckverband, der Innovationsregion Rheinisches Revier sowie der Metropolregion Rheinland Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden und umzusetzen. Da kulturelle und wirtschaftliche Einflüsse vor allem in einem so eng verflochtenen Gebilde wie der Europäischen Region nicht an Staatsgrenzen halt machen, wird schon heute – und muss auch in Zukunft – mit den euregionalen Partnernetzwerken (Euregio Maas-Rhein, MAHHL+, AG Charlemagne) sowie auch in bilateralen Kooperationen an den oben aufgeworfenen Themenbereichen gearbeitet werden.

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

 

 

JA

NEIN

 

 

 

x

 

 

 

 

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

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Auszahlungen

0

0

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0

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Ergebnis

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+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

 

 

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

 

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Folge-kosten (alt)

Folge-kosten (neu)

Ertrag

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Personal-/

Sachaufwand

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Abschreibungen

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Ergebnis

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+ Verbesserung /

- Verschlechterung

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0

 

 

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

 

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):

 

 

 

 

 


Klimarelevanz

Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die

Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)

Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz

 

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x

 

 

 

 

Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:

gering

mittel

groß

nicht ermittelbar

 

 

 

 

 

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung

 

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x

 

 

 

 

Größenordnung der Effekte

Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.

 

Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):

 

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr  (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):

 

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:

 

 

 

vollständig

 

 

 

überwiegend (50% - 99%)

 

 

 

teilweise (1% - 49 %)

 

 

 

nicht

 

 

 

nicht bekannt

 

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Anlagen

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