Entscheidungsvorlage - FB 02/0103/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Ratsantrag 185/18: Entwicklung einer Smart City Strategie
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Wissenschaft und Digitalisierung
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Entscheidung
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18.11.2021
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Ausgangssituation.
Mit den exzellenten, digitalen Entwicklungen an den Aachener Hochschulen, mit einem überdurchschnittlichen Anteil an IT-Firmen, mit den rund 200 smarten Startups im digitalHUB und als Digitale Modellregion des Landes Nordrhein-Westfalen hat sich Aachen zu einer der digitalsten Städte Deutschlands entwickelt (Smart City-Index des bitkom e.V. 2020/2021). Intelligente Produkte und Dienstleistungen für heute und morgen werden in Aachen entwickelt, so etwa Batterie-Intelligenz, lebensrettende Drohnen und digitale Zwillinge zur Verkehrsbeeinflussung. Aachen genießt damit europaweit einen ausgezeichneten Ruf als einer der Orte digitaler Technologieentwicklung.
Vor Ort bleiben die Ansätze aber erstaunlicherweise oftmals unbekannt und damit auch ungenutzt. Aufgrund der fehlenden konzeptionellen Ausrichtung der zahlreichen Smart-City-Aktivitäten engagieren sich die relevanten Akteur*innen aus der Aachener Wirtschaft und Wissenschaft oftmals sogar in anderen Städten, die strategisch besser aufgestellt sind. Die Folge: Startups und ihre Ideen wandern ab, Entwicklungspotenziale auf wirtschaftlicher und sozio-kultureller Ebene gehen der Stadt Aachen verloren. Wie wichtig eine strategische Ausrichtung ist, zeigte ebenfalls der diesjährige, für Aachen negativ entschiedene BMI-Smart-City - Förderwettbewerb. Die Gewinner-Städte konnten – anders als Aachen – bereits auf strukturelle Vorarbeiten und initiierte Prozesse während der Bewerbungsphase verweisen und damit dem Fördermittelgeber ihr Commitment bezeugen.
An der stetigen Quelle innovativer Konzepte beheimatet, benötigt die Wissenschaftsstadt Aachen für den nächsten Entwicklungsschritt hin zu einer Smart City ein entsprechendes strategisches Konzept. Mit einer interdisziplinären Gesamtstruktur können die Innovationstreiber*innen als wichtige Sparringspartner*innen für die Entwicklung der Stadt nicht nur punktuell, sondern dauerhaft gewonnen werden. Dabei betreffen die Entwicklungspotenziale nicht nur die Wirtschaft, sondern mehr noch die Zukunftsfähigkeit unserer Stadtgesellschaft. Nicht mehr die Technologie soll die Stadt treiben, sondern Digitalisierung soll helfen, Aachen menschengerecht und gemeinwohlorientiert zu gestalten. Die Leitsätze müssen folglich lauten: Aachen ist resilient – die Lebensqualität der Bürger*innen steigt bei effizienterem Ressourceneinsatz. Aachen ist datensouverän – kommunale Daten sind gemeinwohlorientiertes Eigentum, das es klug zu nutzen gilt. Aachen ist innovativ – lokale Innovationspotenziale werden in Wert gesetzt. Aachen ist partizipativ – es entsteht ein Interessenseinklang durch neue Formen der Zusammenarbeit. Dieses Zukunftsverständnis Aachens gilt es, sinnvoll und vernetzt in konkrete Maßnahmen zu überführen.
Für die Entwicklung von nachhaltigen Ideen sind die Stadtverwaltung sowie insbesondere die lokalen Innovationstreiber*innen letztlich auf die Einbindung der Bürger*innen angewiesen. Es sind ihre Bedürfnisse, die über eine breite Durchsetzungsfähigkeit von potenziellen Lösungen für aktuelle städtische Herausforderungen entscheiden. Experimentierräume laden ein, gemeinsam in einem cokreativen Prozess smarte Ansätze auszuprobieren, zu bewerten und zu übertragen. Maßnahmen kommen so schnell in die Umsetzung und werden mit ihrem konkreten Nutzen für den/die Bürger*in erfahrbar – für eine schnelle Weiterentwicklung als Geschäftsmodelle und einer anschließenden Übertragung auf weitere Räume.
Unterstützen kann hier auch der hohe Anteil junger, digital affiner Menschen an der gesamtstädtischen Bevölkerung Aachens. Denn dieser bietet ein außergewöhnliches Reservoir für smarte Ideen aus der Gesellschaft heraus, für dringend benötigte Fachkräfte und für eine digitale Weiterentwicklung der Stadt. Dieses „Wissen der Vielen“ gilt es bewusst zu aktivieren und in einen gesellschaftlichen Diskurs zu überführen, was für Aachen gewünscht, akzeptiert und ethisch vertretbar ist. Auch hierfür bedarf es eines Experimentierraumes mit neuen animierenden Methoden der Partizipation.
Letztlich müssen die bisherigen zahlreichen, punktuellen Erfolge sinnhaft und ressourceneffizient miteinander verknüpft werden und unter dem Dach einer gemeinsamen, breit kommunizierten Vision gestellt werden. Auf diese Weise wird die gesamte Stadtgesellschaft angesprochen und motiviert, Aachens Zukunft mitzugestalten – von den Innovationstreiber*innen und den Fachexpert*innen bis zu den Bürger*innen.
Struktur der Smart.Aachen Strategie.
Für die Prozessgestaltung der Smart.Aachen Strategie bedarf es verschiedener struktureller Elemente, die Politik, Verwaltung, Wirtschaft & Wissenschaft sowie die Stadtgesellschaft zum richtigen Zeit-punkt einbinden. Bisherige und neue Ergebnisse müssen breit kommuniziert werden, um eine Sichtbarmachung von Smart.Aachen zu erreichen. Rahmengebend für die zukünftige Strategie wirkt auf inhaltlicher Ebene die Entwicklung eines klaren und einfachen Leitbildes mit entsprechenden Handlungsfeldern. Auf struktureller Ebene kann die Einrichtung eines Steuergremiums sowie eines An-sprechpartnersystems eine konkrete Projekt- und Meilensteinplanung sicherstellen. Bisherige partizipative Angebote werden angepasst und ausgeweitet, um die Smart.Aachen Strategie breit in die Stadtgesellschaft zu tragen. Die Struktur ist aufgrund ihrer Offenheit flexibel genug, um eine jährliche Aktualisierung zu erfahren, in welcher die Wirkungsanalyse und das Feedback aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft einfließen kann. Damit soll der Ansatz einer klaren Prozessorientierung folgen.
Sichtbarmachung – Smart.Aachen Digital.
Zuallererst bedarf es einer Bündelung und Sichtbarmachung der bisherigen Maßnahmen. Dies geschieht aktuell durch den Aufbau der kürzlich gestarteten Internetpräsenz „Smart.Aachen.Digital“ als Kooperation zwischen der Stadtverwaltung, dem DigitalHub Aachen und dem Start-Up Innoloft. Innovative Projekte, die auf eine Smart-City einzahlen, werden hier anschaulich vorgestellt. Als Ort des Erlebens kann das OecherLab noch stärker als bisher die zukünftige Smart-City - Entwicklungen niedrigschwellig dokumentieren und zum Dialog einladen. Diese Ansätze gilt es zu stärken, etwa durch eine starke begleitende Öffentlichkeitsarbeit, und weiter auszubauen.
Zieldefinition – Leitbild Smart.Aachen.
Unter Federführung des Ausschusses für Wissenschaft und Digitalisierung soll die Entwicklung eines Leitbildes SMART.Aachen erfolgen sowie eine Priorisierung erster konkreter Handlungsfelder. Als erster wichtiger Meilenstein kann hierbei im Januar ein gemeinsamer Workshop im OecherLab dazu dienen, die bisherigen Vorschläge zu sichten, zu ergänzen und zu verabschieden. Bisher wurden aus der Vielzahl der Themen folgende Handlungsfelder herausgearbeitet, deren prioritäre Entwicklung sich aufgrund ihrer Bedeutung für Aachen empfiehlt:
- Digitale Services und Gesellschaft
- Klimaschutz, Energie und Mobilität
- Wirtschaft und Technologie
Umsetzungsstruktur – Steuergremium Smart.Aachen.
Für eine gezielte Prozesssteuerung der Smart City Strategie Aachens eignet sich die Einrichtung eines Steuergremium Smart.Aachen: Das Gremium besteht aus dem Verwaltungsvorstand (Oberbürgermeisterin und Dezernent*innen), der Politik (AWD) sowie strategischen Partnern (Tochtergesellschaften wie regio.iT und Stawag). Als steuerndes Gremium erarbeiten sie den Rahmen für die Strategie und die Handlungsfelder.
Hinzu kommen beratende Partner*innen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Es erfolgt eine agile Ein-bindung durch entsprechende Fachformate, die auch konkrete Wirkungsanalysen der Maßnahmen beinhalten.
Die Zivilgesellschaft wird durch offene Formate der Kommunikation und Teilhabe in das Gremium eingebunden (digitale Plattformen, OecherLab, Projektaktivitäten und Reallabore). Ihr Feedback fließt in die Strategieentwicklung ein.
Um die Kompetenz der Fachverwaltungen für die gesamtstädtische Strategie und ihren vielschichtigen Themenfeldern zu aktivieren, soll ein festes Ansprechpartnersystem etabliert werden, auf welches das Gremium sternenförmig auf Arbeitsebene zugreifen kann für eine effiziente Übersetzung der Handlungsfelder in konkrete Projekte entlang einer abgestimmten Projektplanung.Das Gremium tagt zweimal jährlich.
Konkrete Maßnahnmen – Projektplanung Smart.Aachen.
Der Projektplan definiert konkrete Maßnahmen, Projekte und Aktivitäten, die in den Handlungsfeldern bereits existieren oder in die Umsetzung kommen sollen. Er priorisiert die Maßnahmen und ordnet sie in eine zeitliche Abfolge (kurz-/mittel-/langfristige Umsetzung). Es erfolgt eine halbjährliche Überprüfung der zu erreichenden Ziele und Justierung der Projektplanung durch das Steuergremium. Der Projektplan dient den Fachverwaltungen als Arbeitsgrundlage für eine kontinuierliche Entwicklung der Smart.Aachen Strategie. Ziel ist die Akquise von passgenauen Förderprojekten und die Ermächtigung der Verwaltung für eine effiziente Umsetzung durch Bereitstellung entsprechender Ressourcen.
Zum Projektplan soll zudem regelmäßig im Ausschuss für Wissenschaft und Digitalisierung Bericht erstattet werden.
Bürger*innenbeteiligung – Ausbau der partizipativen Angebote.
Im co-kreativen Ansatz erfolgt ein öffentlicher Aufruf, sich in die Smart.Aachen Strategie einzubringen. Hierfür werden partizipative Angebote ausgebaut und neu entwickelt – von offenen SmartCity-Dialogen im OecherLab über Hackathons mit bestimmten Zielgruppen wie Senior*innen oder Schüler*innen oder Beteiligungsmöglichkeiten in laufende Forschungsprojekte bis hin zu Umfragen im Rahmen des OecherPanels oder der Entwicklung von niedrigschwelligen Participate Apps. Das OecherLab dient als Raum des Zusammenkommens und des co-kreativen Entwickelns mit offener Tür für alle Menschen. Ab 2022 soll die Strategie und der Prozess im Rahmen einer Sonderausstellung der Stadtgesellschaft vorgestellt werden mit der Möglichkeit der Feedbackabgabe direkt vor Ort.
Konsequente Prozessorientierung – stetige Wirkungsanalyse.
Smart.Aachen versteht sich als kontinuierlicher, offener und transparenter Strategieprozess. Zentral ist dabei, eine stetige Wirkungsanalyse sicherzustellen. Dies soll auf unterschiedlichen Ebenen geschehen. Die Wirtschaft und Wissenschaft als Partner*innen des Steuergremiums stellen auf Projektebene eine wissenschaftliche Begleitforschung sicher, während die Bürger*innen selbst durch eine kontinuierliche Feedbackabgabe die Akzeptanz in der Bevölkerung für die unterschiedlichen Ansätze und konkreten Projekte sicherstellen. Das Steuergremium schließlich entwickelt, verabschiedet und veröffentlicht eine jährliche Aktualisierung der Strategie.
Prozessdesign – die ersten sechs Monate.
In diesem ersten Vorgehensschritt, der sich auf den Zeitraum Januar bis September 2022 bezieht, sollen alle Maßnahmen zur Erarbeitung der Smart City Strategie erfolgen:
Schritt 1. Workshop zur Entwicklung eines Visionsbildes für ein zukunftsfähiges Aachen
Wer: Mitglieder des Ausschusses für Wissenschaft und Digitalisierung
Wann: Januar 2022
Ergebnis: Verabschiedung des erarbeiteten Strategierahmens inkl. Vision, Handlungsfelder und Strategieaufbau
Schritt 2. Ausstellung Smart.Aachen im OecherLab
Wer: OecherLab, Stadtgesellschaft
Wann: Januar 2022
Ergebnis: Information und breiter öffentlicher Aufruf zur Partizipation, Feedbackabfrage
Schritt 3. Gründungstreffen des Steuergremiums Smart.Aachen
Wer: Verwaltungsvorstand, Politik, externe Sparringspartner*innen
Wann: Februar 2022
Ergebnis: Verabschiedung der Projektplanung 2022 und Einrichtung eines Ansprechpartnersystems innerhalb der Verwaltung
Schritt 4. Smart.Aachen Jour Fixe
Wer: FB02, Ansprechpartnersystem auf Arbeitsebene zwischen Verwaltung und externe Sparringspartner*innen
Wann: 6-wöchtlicher Jour-Fixe ab Februar 2022
Ergebnis: Überführung der Projektplanung in konkrete Projekte, Berichterstattung gegenüber dem AWD sowie dem Steuergremium
Schritt 5. Sichtbarmachung durch Quick-Win-Projekte, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungskonzept
Wer: FB02, Fachverwaltungen, OecherLab
Wann: Januar – September 2022
Ergebnis: Publikation der Smart.Aachen Strategie und breite Öffentlichkeitsarbeit hierzu, Smart.Aachen Bürgerfest im Sommer 2022, Ausstellung der ersten Ergebnisse von Juli-August 2022, wahrnehmbares Marketingkonzept als Klammer für die Smart.Aachen-Projekte
Schritt 6. Zweites Treffen des Steuergremiums
Wer: Verwaltungsvorstand, Politik, externe Sparringspartner
Wann: September 2022
Ergebnis: Validierung, Statusbericht und Nachjustierung der Strategie inkl. Aufbau, Projektfortschritte und Ressourcen
Fazit.
Der vorgestellte Prozess zum Aufbau der Strategie befähigt Aachen, ihre smarten Potenziale umfassend für die Stadtgesellschaft in Wert zu setzen. Alle relevanten Akteursgruppen werden aktiv eingebunden und eingeladen, den Inhalt und den Prozess mitzugestalten. Die Smart.Aachen Strategie ist im Ausschuss für Wirtschaft und Digitalisierung verankert, legt jedoch Wert auf eine breite Beteiligung und wird entsprechend in den verschiedenen Gremien eingebracht, um einen möglichst breiten Konsens zu erreichen. Dabei wird die Struktur der Strategie bewusst offengehalten, um Smart.Aachen selbst als Experimentierraum erlebbar zu machen – für die Verwaltung, die Wirtschaft und Wissenschaft und insbesondere für die Bürger*innen – für eine menschengerechte und am Gemeinwohl orientierte Zukunft im digitalen Zeitalter.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
| JA | NEIN |
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| x |
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Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):
Das vorliegende Entwicklungskonzept wird als Vorschlag in die Haushaltsplanung ab 2022 einge-bracht.
| 2022 | 2023 | 2024 |
Personal jährlich | 90.000,00 € | 90.000,00 € | 90.000,00 € |
ÖA Veranstaltungen etc. | 35.000,00 € | 30.000,00 € | 30.000,00 € |
Projekte/Demonstrationen | 30.000,00 € | 30.000,00 € | 30.000,00 € |
Strategieumsetzung (Externe Expertise, Umfragen) | 20.000,00 € | 20.000,00 € | 20.000,00 € |
Summe | 175.000,00 € | 170.000,00 € | 170.000,00 € |
Klimarelevanz
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
positiv | negativ | nicht eindeutig | |
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| x |
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering | mittel | groß | nicht ermittelbar |
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|
| x |
Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine | positiv | negativ | nicht eindeutig |
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| x |
Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
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| vollständig |
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| überwiegend (50% - 99%) |
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| teilweise (1% - 49 %) |
| x |
| nicht |
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| nicht bekannt |