Kenntnisnahme - FB 01/0253/WP18

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Der Betriebsausschuss Kultur und Theater nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Der Hauptausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

Der Planungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Der Betriebsausschuss VHS nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.


 

Reduzieren

Erläuterungen

Einleitung:

 

Innenstädte haben eine besondere Bedeutung für die Entwicklung einer Stadt, hier treffen sich Menschen aus dem ganzen Stadtgebiet und von Nah und Fern. Hier kristallisieren sich Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Mobilität, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz und zeigen grundlegende Handlungsbedarfe auf. Innenstädte sind Imageträger und Taktgeber und definieren den Pulsschlag einer Stadt. Die Aachener Innenstadt ist Wohn- und Hochschulstandort, Einkaufs- und Erlebnisort, Bildungs- und Kulturort, touristischer Magnet und Wirtschaftsfaktor.

 

Die Innenstadt Aachens befindet sich, wie die meisten bundesdeutschen Stadtzentren, in einem grundlegenden Transformationsprozess, der unter anderem durch Digitalisierung und geändertes Konsumverhalten (Stichwort: Internet-Handel), neue Anforderungen an urbane Räume und Mobilitätsmodelle, den Bedeutungsgewinn konsumfreier Dritter Orte und neue Akteursgruppen verstärkt und beeinflusst wird. Die Umbruchsituation (Leerstand, Baustellen, Trading-Down-Effekte) wird oft als negative Entwicklung wahrgenommen. Gleichzeitig entstehen Freiräume für die Aufwertung und Neudeutung der Innenstadt, für eine Steigerung der Aufenthaltsqualität, für die Erprobung und Implementierung neuer Stadtplanungs- und Mobilitätskonzepte und insgesamt für eine Attraktivitätssteigerung für den lokalen Einzelhandel, die Gastronomie und die Tourismusbranche sowie eine Erhöhung der Lebensqualität der Bürger*innen. Wie bereits im „Sachstandsbericht Innenstadtentwicklung“ (FB 01/0161/WP18) beschrieben ist, besteht eine zentrale strategische und kommunikative Herausforderung darin, dass dieser Wandel der Innenstadt kein Zieldatum und keinen Zielzustand hat, sondern dass wir von einer andauernden Phase der Transformation ausgehen müssen. Die vorhandenen Qualitäten der historischen Stadt müssen dabei zugleich bewahrt bleiben.

 

Die aktuellen Krisen zeigen, wie vulnerabel unsere vorhandenen Strukturen und Planungen sind und wie anpassungsfähig die Konzepte und Maßnahmen sein müssen. Daher ist es wichtig, prozesshaft und iterativ zu planen, alle Themen der Innenstädte integriert zu betrachten und den sich vollziehenden grundlegenden Wandel der Innenstadt im Schulterschluss von Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft gemeinsam voran zu bringen, zu informieren und zu kommunizieren. Weil wir gemeinsam die resiliente, gemeinwohlorientierte und zukunftsgerechte Stadt von Morgen gestalten möchten.

 

Die Gestaltung der Transformation der Innenstadt ist seit einigen Jahren eine zentrale Herausforderung der Stadt Aachen und ein großes Anliegen von Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft. Insbesondere seit 2019 wurden politische Grundsatzanträge gestellt, die darauf abzielten, das Thema stärker als bisher vernetzt, interdisziplinär und ganzheitlich zu betrachten sowie integrierte Lösungsstrategien zu entwickeln. Wie zuletzt in den politischen Gremien Ende 2021/ Anfang 2022 durch die Verwaltung berichtet worden ist, wurden als koordinierende Kräfte für die komplexe Themen- und Akteurskonstellation innerhalb des Fachbereiches Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung das Citymanagement, die Koordinationsstellen Bushof und Kaiserplatz/ Östliche Innenstadt und die Stelle des Nachtbürgermeisters gebündelt.

 

Zudem wurden innerhalb der Verwaltung Abstimmungsstrukturen geschaffen, die die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit erleichtern und einen besonderen Fokus auf die Innenstadtentwicklung legen (Jour Fixe, feste Gremien und punktuelle Abstimmungen insbesondere für die Schnittstellen Citymanagement - Stadtentwicklung – Wirtschaftsförderung, Koordinationsstellen Bushof/ Kaiserplatz – Soziales – Sicherheit und Ordnung). Auch verschiedene Dialogformate mit Wirtschaft und Wissenschaft wurden institutionalisiert. Große Bedeutung hat in diesem Kontext z. B. der „Standortdialog Wirtschaft und Politik“ der Oberbürgermeisterin und die Kooperation mit der RWTH Aachen in der ACAdemie für kollaborative Stadtentwicklung, die städtischerseits von FB 01 und FB 61 federführend geleitet wird. All diese Gespräche und Netzwerke sind zum einen Seismographen für Problemlagen und Herausforderungen in der Aachener Innenstadt, die dann wiederum in politische Anträge und/ oder Verwaltungsvorlagen einfließen, andererseits konnten und können hier auch bereits konkrete Maßnahmen und Projekte auf den Weg gebracht und umgesetzt werden.

 

Neben dieser Optimierung der Zusammenarbeit in der Linienstruktur wurden auch kooperative Prozesse und der Dialog mit der Stadtgesellschaft gestärkt und innovative Ansätze agilen, fachbereichsübergreifenden Arbeitens - wie die Taskforce Innenstadtmorgen - erprobt. Auch wurden niedrigschwelligen Anlaufstellen für Bürger*innen in der Innenstadt geschaffen.

 

Der nun vorliegende Sachstandsbericht soll eine erste Orientierung geben, in dem er die aktuelle Entwicklung in der Innenstadt zusammenfasst und erläutert, welche Maßnahmen und Projekte seit dem letzten Bericht auf den Weg gebracht wurden. Dabei ist zu betonen, dass die praxisbezogene Betrachtung über alle Dezernate und Fachausschüsse hinweg eine neue Herangehensweise ist und sich im Aufbau befindet. Im Rahmen des im Herbst 2022 beginnenden Zukunftsprozesses Innenstadtmorgen wird dieses Zusammenwirken noch weiter gestärkt, strukturiert und systematisiert.

 

Entwicklung der Aachener Innenstadt – eine Gemeinschaftsaufgabe

Einig sind wir uns darin, dass die Innenstädte eines neuen vielfältigen Nutzungsmixes jenseits des Handels bedürfen und deshalb multifunktionaler, resilienter und in einem kooperativen Zusammenwirken gestaltet werden müssen; das Leitbild einer gemeinwohlorientierten und nachhaltigen Entwicklung (ökologisch, sozial und ökonomisch) ist dabei Selbstverständnis gesellschaftlichen und politischen Handelns, blieb bisher aber zu abstrakt. Was heißt das nun für unser Handeln konkret im Lokalen – für Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Aachen? Um den Herausforderungen der Transformation der Innenstadt in den kommenden Jahren zu begegnen, werden weiterhin folgende Schwerpunkte gesetzt (s. Vorlage aus Herbst 2021):

1)      Wir bringen als Innovationsmotoren und Fundament die großen Stadtentwicklungsprojekte auf den Weg, die die Innenstadt strukturell und strategisch nach vorne bringen.

2)      Wir schaffen kurz- und mittelfristige Lösungen für die drückenden Handlungsbedarfe aus den unterschiedlichen Fachlichkeiten, um das Heft des Handelns zurück zu erhalten.

3)      Wir wenden die Instrumente des allgemeinen und besonderen Städtebaurechts an, um die gemeinsam identifizierten Ziele zu sichern und die im Rahmen der bevorstehenden Planungs- und Sanierungsprozesse erarbeiteten Maßnahmen umzusetzen und auch innerhalb des zulässigen Rechtsrahmens durchzusetzen.

4)      Wir realisieren Übergangslösungen, Ermöglichungsräume und Reallabore, um Ideen aus der Stadtgesellschaft zu realisieren, Zukunftsvisionen zu erproben, Zwischenzeiten zu gestalten und Transformation sichtbar zu machen.

5)      Wir aktivieren und kooperieren mit der Stadtgesellschaft – dem Einzelhandel, den Hochschulen, den Verbände, Initiativen und Vereinen sowie den Anwohnenden, die ihre Ressourcen, Ideen und Potenziale in die Entwicklung der Innenstadt einbringen.

6)      Wir stärken ein enges Zusammenwirken der Akteur*innen und die Entwicklung einer gemeinsamen Vision der Innenstadt von Morgen.

7)      Wir bringen die Fäden zusammen, packen gemeinsam an und schaffen Aufbruchstimmung in der Stadt.

 

Zu 1) Bedeutende Stadtentwicklungsprojekte:

Planerische Leitlinie für die Entwicklung der Aachener Innenstadt ist das partizipativ entwickelte und im Jahr 2012 politisch beschlossene Innenstadtkonzept 2022. Die Umsetzung ist weit vorangeschritten. 

 

Entscheidende Impulse für die Aachener Innenstadt werden von den städtebaulichen Projekten Umgestaltung Theaterplatz und Altstadtquartier Büchel ausgehen. Sie werden langfristig die Attraktivität in zentralen Bereichen der Aachener Innenstadt nachhaltig steigern.

 

Ein weiteres Potenzial ergibt sich aus der Idee der engeren Zusammenarbeit von VHS und Stadtbibliothek in Form eines Dritten Ortes unter dem Arbeitstitel „Haus der Neugier“ in einer großen innerstädtischen Immobilie. Aktuell und noch bis Ende des Jahres ist eine Machbarkeitsstudie in Bearbeitung. Die Stadtverwaltung hat die städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) mit der Projektsteuerung beauftragt.

 

Zudem hat die Aachener Politik Grundsatzbeschlüsse gefasst, die öffentlichen Räume aufzuwerten und sukzessive neue Grün- und Freiraumqualitäten zu schaffen sowie Bäche sichtbar und erlebbar zu machen.

 

Der Ausbau des Grabenringes zum Radverteilerring, die Streckenführung der Regiotram, der Ausbau des Radvorrangnetzes und der Ausbau des Premiumfußwegenetzes sowie ein verbessertes Parkraummanagement werden zu einem ausgeglichenen Mobilitätsmix beitragen. 

 

Zu 2) Kurz- und mittelfristige Lösungen für drückende Handlungsbedarfe:

Als Ergebnis aus den verschiedenen Austauschgremien, aber auch der öffentlichen Diskussion und insbesondere der politischen Debatte und Entscheidungen, sind zahlreiche Maßnahmen umgesetzt und auf den Weg gebracht worden. Dabei sollen insbesondere auch die Interessen von Kindern und Jugendlichen einbezogen und insgesamt eine stärkere Ermöglichungskultur etabliert werden.

 

Im Fokus standen auch die verschiedenen Nutzungsinteressen und -konflikte. Die Innenstadt ist ein hochverdichteter Raum, in dem sich Familien, Studierende, Gewerbetreibende, Tourist*innen, Anwohnende, Pendler*innen, Suchtkranke, Wohnungslose und viele weitere aufhalten, die unterschiedliche Erwartungen und Bedarfe mitbringen. In diesem Kontext standen Missstände – wie Leerstände, Lärmemissionen oder Herausforderungen im Bereich Sicherheit, Sauberkeit und Soziales im Fokus kommunalen Handelns. Nachfolgend wird, ohne abschließenden Charakter, eine Auswahl an Beispielen für städtische Maßnahmen der bei der Vorlagenerstellung beteiligten Fachbereiche FB 01, FB 02, FB 32, FB 36, FB 45, FB 56, FB 61 genannt.

Für den Bereich Außengastronomie wird in einem integrierten Planungs- und Beteiligungsprozess die bisherige Leitlinie zur Diskussion gestellt und aktualisiert. Gastronom*innen und Kund*innen können dabei ihre Bedarfe in den Prozess einbringen. Dazu zählen bereits bestehende Bedarfe, ebenso wie Zukunftszugewandtes und neue Innova­tionen – dies auch in Reflektion der Erfahrungen aus der Pandemie. Ziel ist es, die Bedarfe der Stadtgesellschaft, des öffentlichen Raums und weiterer öffentlicher Belange mit der außengastronomischen Nutzung in Abgleich bzw. Ausgleich zu bringen, die Kooperation unter den Gastronom*innen zu stärken sowie neue Kooperationen zu ermöglichen und darauf aufbauend ein für Aachen qualitätvolles Gesamtkonzept (gestalterisch, organisatorisch, kommunikations- und marketingtechnisch, rechtlich) vorzulegen.

 

Eine Aktualisierung der Sondernutzungssatzung mit dem Fokus: Micro & Shared Mobility ist in der Erarbeitung und wird den politischen Gremien im Herbst 2022 zur Beratung vorgelegt.

 

Der Ausbau von WLAN / digitaler Infrastruktur im öffentlichen Raum (u.a. WLAN in Parks, Kommunikation via integrierter Bildschirme, Abfahrtszeiten ÖPNV, Veranstaltungshinweise, etc., in Stadtmöblierungskonzepte integrieren, IoT-Sensorik-Themen mitberücksichtigen) wird voran getrieben.

 

Die Innenstadt wird als Kultur- und Kreativort weiter gestärkt. Viele Kulturinstitutionen liegen in der Innenstadt und ziehen mit ihrem attraktiven Programm Menschen von nah und fern an. Mit u.a. September Special, Karlspreis Open-Air, Weihnachtsmarkt, Altstadtflohmarkt etc. gibt es zahlreiche etablierte, beliebte und wiederkehrende Veranstaltungsformate. Das Potenzial der freien Szene ist ein wichtiger Faktor für eine attraktive Innenstad. Ein neues Highlight stellt dabei das Kulturfestival der Freien Szene „Stadtglühen“ mit Stationen insbesondere im Altstadtbereich dar, welches in diesem Jahr wiederholt und durch das Street Art Festival „Stadtsprühen“ ergänzt wurde. Im Bereich der Straßenmusik wurden Barrieren abgebaut, indem das einzelfallbezogene Erlaubnisverfahren zeitlich begrenzt außer Kraft gesetzt und die Spielzeiten erweitert wurden. Die Stelle des Nachtbürgermeisters als Impulsgeber, Türöffner und Mediator für die Nachtkultur und Nachtökonomie konnte Ende Juli 2022 besetzt werden und wird zu einer weiteren Belebung des kulturellen Angebotes und der Nachtökonomie in der Innenstadt beitragen.

 

Die Innenstadt soll auch für Familien, Kinder und Jugendliche attraktiver werden. Der archimedische Sandkasten erfreut sich im Sommer großer Beliebtheit. Doch auch ganzjährig sollen mehr Spielorte vorhanden sein. Ein gesamtstädtisches Spielplatzkonzept für die Aufwertung vorhandener Spielplätze und mit Vorschlägen für das „Cityspielen“ wurden fachbereichsübergreifend erarbeitet, dazu gehören z. B. Indoorspielen, Spiellinie durch die Fußgängerzonen, Spielcontainer, Spielen am Wasser (Lindenplatz), neue Spielorte (Klappergasse)

 

Die Belebung des örtlichen Einzelhandels ist für die Innenstadtentwicklung elementar. Durch das Projekt Smart Shopping/ hybrider Einzelhandel wird der stationäre Einzelhandel durch eine Verzahnung mit der Schnittstelle zum Internethandel zukunftsfest gemacht. Als sehr erfolgreiche temporäre Maßnahme ist die Einrichtung des „Fonds zur Belebung des lokalen Einzelhandels, der Gastronomie und des Handwerks“ als Unterstützungsmaßnahme der Corona bedingten Belastungen zu bewerten. Der Fonds wurde im Juli 2022 neu aufgelegt und fördert u. a. auch Straßenfeste, Marketingstrategien, Street Art etc.

 

Die öffentliche Wahrnehmung der Innenstadt ist auch deutlich durch sichtbare Trading-Down-Effekte, wie Leerstände und Herausforderungen im Bereich Sicherheit, Sauberkeit, Soziales gekennzeichnet. Dabei stand die Leerstandsbelebung im besonderen Fokus des Verwaltungshandeln. Über das Projekt „Ladenliebe“ im Rahmen des Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW konnten insgesamt 13 Leerstände (Stand 26.07.2022) wieder in die Anmietung gebracht werden. Im komplexen Bereich der Prävention konnten Verbesserungen im Bereich der Sucht- und Wohnungslosenhilfe auf den Weg gebracht werden. Hierzu zählt u. a. die Ausweitung der städteregionalen Leistungsvereinbarung mit der Suchthilfe, die Einrichtung eines Projektes für Straßenprostituierte und eine Rückkehr der Suchtberatung an den Kaiserplatz, die im Sommer 2022 erfolgen soll. Ende 2022 soll nach derzeitiger Planung die gemeinsame Anlaufstelle der Stadt Aachen und der Polizei Aachen am Bushof in Betrieb genommen werden. Bereits jetzt wurden verschiedene behördenübergreifende Einsätze mit dem Schwerpunkt Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit durchgeführt. Die Einrichtung eines organisationsübergreifenden Präventions- und Sicherheitsgremiums wird vorbereitet.

 

Zu 3) Instrumente des allgemeinen und besonderen Städtebaurechtes

Mit der Einleitung der vorbereitenden Untersuchungen nach § 141 BauGB soll zudem auch strukturell der zuvor in seinen Auswirkungen beschriebene Trading Down Effekt in weiten Teilen der östlichen Innenstadt gestoppt werden und eine positive Entwicklung des Quartiers „vom Kaiserbad bis Kaiserplatz“, in enger Kommunikation mit den Immobilienbesitzer*innen, eingeleitet werden. Der Einleitungsbeschluss wurde im November 2021 durch den Planungsausschuss gefasst und im Januar 2022 öffentlich bekannt gemacht. Die Beauftragung eines externen Büros zur Erarbeitung der VU steht kurz bevor.

 

Zu 4) Zwischenlösungen, Ermöglichungsräume und Reallabore

Temporäre Maßnahmen haben eine wichtige Bedeutung, um Ideen aus der Stadtgesellschaft zu realisieren, Zukunftsvisionen zu erproben, Übergänge zu gestalten und Zukunft sichtbar zu machen. In der Innenstadt wird aktuell das Reallabor Templergraben durchgeführt, das auf einen Antrag aus der Stadtgesellschaft zurückgeht. Durch die Unterbindung des Kfz-Durchgangsverkehrs bewirkt das Reallabor eine erhebliche Verkehrsberuhigung, stärkt den Fuß- und Radverkehr an dieser Stelle des Grabenrings und eröffnet im räumlichen Kontext des RWTH-Campus Innenstadt Räume für neue Aktivitäten, Nutzungen und temporäre Projekte aus der Stadtgesellschaft und den Hochschulen.

Auch an anderer Stelle der Innenstadt unterstützen temporäre Interventionen aus der Stadtgesellschaft die gemeinsame Initiative der Transformation. Die Idee der Wanderbäume etwa, oder die Umnutzung des Zugangs zur Unterführung Bushof zu einem Stadtsaal als kleinen Veranstaltungsort, öffnen den Blick für Potenziale, die in einer kreativen Neudeutung der Räume liegen.

Ein Effekt, den auch die Stadt Aachen nutzt. So macht sie beim Reallabor am Theaterplatz für die Bürgerinnen und Bürger den Mehrwert des Raumgewinnes bei der Neugestaltung bereits vorab erlebbar.

 

Zu 5) Dialogformate mit Initiativen und der Stadtgesellschaft

In der Innenstadt wurden mit dem Oecher Lab am Kapuzinergraben und der Planbar am Theaterplatz niedrigschwellige städtische Anlaufstellen für Bürger*innen in der Innenstadt geschaffen, die Zukunftsthemen und Planungen erläutern und Bürger*innensprechstunden für den persönlichen Austausch zu Themen der infrastrukturellen sozialen, kulturellen, ökologischen und ökonomischen Stadtentwicklung durchführen. Das Angebot wird derzeit geprüft, geschärft und konzeptionell erweitert.

Ein besonderes Potenzial für die Stärkung der Innenstadt liegt im Zusammenschluss von Gewerbetreibenden zu Interessengemeinschaften, welche gemeinsam Veranstaltungen, Aktionen und Attraktivierungsmaßnahmen durchführen. Auch hier kann erfreulicherweise eine positive Entwicklung verzeichnet werden.

 

Als essentieller Baustein Aachens soll auch die Wissenschaft in der Innenstadt sichtbarer und erlebbarer werden. In einer ersten Umsetzungsphase präsentiert das OecherLab seit Anfang 2020 in wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungsformaten Aachener Forschung und Innovation im Kapuzinerkarree. Seit Sommer 2021 findet das etablierte Format „Uni im Rathaus“ auch einmal im Jahr gut sichtbar auf den Rathaustreppen auf dem Katschhof statt. In enger Kooperation mit den Hochschulen und Studierendenvertretungen erarbeitet das Wissenschaftsbüro des FB 02 derzeit neue kreative Formate, die wissenschaftliche Erkenntnisse mit spielerischen und kreativen Elementen zusammenbringen und damit neue Erlebnisse schaffen und eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Denkbar sind weitere Open Air Formate im sommerlichen Aachen oder auch Pop-Up-Ausstellungen und -Veranstaltungen an öffentlichen Orten in der Innenstadt. Erste Umsetzungen sind Ende 2022 / Anfang 2023 zu erwarten.

 

Zudem hat die RWTH Aachen gemeinsam mit den Bürger*innen und Bürgern durch Stadtspaziergängen oder öffentliche Workshops in der „Mitmachzentrale“ in der Annahalle Ideen für die Innenstadt entwickelt und wichtige wissenschaftliche Grundlagen für den weiteren Prozess erarbeitet. Im Rahmen des Kooperationsprojekts „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ zwischen RWTH Aachen und Stadt Aachen wurde die Brücke zwischen Forschung und Innenstadtentwicklung ausgebaut.

 

Weitere Fokusräume der kooperativen Innenstadtentwicklung liegen im Altstadtquartier Büchel – hier ist das Transformationszentrum der Meffi.s in der Mefferdatisstraße eröffnet worden – und am Bushof, wo eine Vielzahl an Projekten gemeinsam mit den Hochschulen, den verschiedenen städtischen Dienststellen und kulturellen Akteur*innen auf den Weg gebracht wurden.

 

Zu 6 und 7) Zukunftsstrategien, Zukunftsvisionen und Aufbruchstimmung

In 2022 nimmt die Entwicklung der Aachener Innenstadt nun eine neue Dynamik auf. Mit dem integrierten Prozess Innenstadtmorgen wird die Zukunft der Innenstadt gemeinsam gestaltet, umgesetzt und kommuniziert. Zentral für den Erfolg ist dabei die Entwicklung einer gemeinsamen Vision der Zukunft der Aachener Innenstadt, die gemeinsam erarbeitet wird. Die Innenstadtentwicklung ist nicht nur von elementarer Bedeutung für die Zukunft der Stadt und Innovationsmotor, sondern zudem ein extrem komplexer und dynamischer Prozess, der für sein Gelingen einen starken Schulterschluss von Politik, Verwaltung, Hochschulen und Zivilgesellschaft erfordert und zum anderen über die verschiedenen Themen und Handlungsstränge koordiniert, gesteuert und kommuniziert werden muss. Es ist notwendig, eine Brücke zwischen „Innenstadt gestern“ und „Innenstadt morgen“ zu bauen, Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen und eine Polarisierung zu verhindern.

 

Wie im Herbst 2021 berichtet, wird dazu im Dezernat der Oberbürgermeisterin, durch den Fachbereich Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung ein integrierter Zukunftsprozess Innenstadtmorgen auf den Weg gebracht, der folgende Ziele hat:

 

1)                   Steuerungs- und Koordinationsstrukturen werden optimiert, die die Vielzahl der Akteur*innen, Projekte und Netzwerke über die verschiedenen Fachthemen wirkmächtig verbinden. Verwaltungsseitig wird ein Steuerungsgremium auf Ebene des Verwaltungsvorstandes eingerichtet.

 

2)                   Ein Zukunftsprozess der Innenstadt wird gemeinsam mit Stakeholdern und Stadtmacher*innen gestaltet. Dazu gehören Stakeholderworkshops, Fachforen und eine Zukunftskonferenz. Ein Zukunftsschaufenster im Aachener Stadtzentrum wird die Entwicklung der Innenstadt niederschwellig visualisieren und für den Austausch mit der Bürger*innschaft und Stadtgesellschaft eingerichtet.

 

3)                   Zivilgesellschaftliches Engagement wird über einen Aufruf zu Microprojekten gefördert, aktiviert und kooperativ, insbesondere in Fokusräumen, in den Prozess eingebunden.

 

4)                   unter dem Titel „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“ wird eine Kommunikationsstrategie auf den Weg gebracht, in deren Rahmen u. a. eine Website eingerichtet wird, die die große Linie in der Vielzahl der Planungen, Aktivitäten und Projekte sichtbar macht, zur Teilhabe einlädt und eine Aufbruchstimmung erzeugt.

 

Ein renommiertes Stadtplanungsbüro aus Berlin/ Wuppertal mit einer großen Expertise in Zukunftsprozessen wurde am 06.04.2022 durch ein siebenköpfiges dezernats- und fachbereichsübergreifendes Auswahlgremium einstimmig ausgewählt und in Abstimmung der Fraktionen beauftragt. Beteiligte Fachbereiche waren: Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung (FB 01), Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur (FB 61), Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa (FB 02), Kommunikation und Stadtmarketing (FB 13). Der Prozess wird durch die Abteilung „Stadt der Zukunft und Bürger*innendialog“ im FB 01 koordiniert.

 

Aktuell erfolgt eine Grundlagenermittlung durch das beauftragte Büro, noch im August 2022 werden qualitative Befragungen verschiedener Stakeholder durchgeführt. Hierbei erfolgt auch eine Beteiligung von politischen Akteur*innen der Innenstadtentwicklung. Die Prozess- und Zeitschiene zu den weiteren o. g. Formaten, Gremien und Maßnahmen wurde zum Zeitpunkt der Vorlagenerstellung noch erarbeitet. In den Ausschüssen wird aktuell über den weiteren Prozess berichtet.

 

Der Zukunftsprozess Innenstadtmorgen ist aktuell für 18 Monate geplant und kann danach entweder weiter geführt werden oder in einen gesamtstädtischen Zukunftsprozess Stadtmorgen aufgehen.

 

Exkurs: Taskforce Innenstadtmorgen

Die Taskforce Innenstadtmorgen ist ein Baustein des Zukunftsprozesses, welcher bereits seit Ende 2021 umgesetzt wurde und bereits einen Appetizer für den integrierten, kooperativen und agilen Zukunftsprozess darstellt. Die Taskforce ist ein fachbereichsübergreifendes und vor allem operatives Kreativteam. Die Gruppe versteht sich als verwaltungsinterner Innovationsmotor. Das Kernteam setzt sich zusammen aus Vertreter*innen der Fachbereiche 01, 02, E 49, 56 sowie 61. Projekt- und anlassbezogen werden für die konkreten Umsetzungsschritte und Maßnahmen insbesondere die Bereiche FB 32, FB 36, E 18 und FB 13 einbezogen. Punktuell erfolgt der Einbezug weiterer Fachbereiche. Zudem gewinnt die Zusammenarbeit mit Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen aus der Stadtgesellschaft an Bedeutung, mit denen bereits jetzt gemeinschaftlich eine Vielzahl an Projekten in der Innenstadt realisiert werden.

 

Erklärtes Ziel der Taskforce Innenstadtmorgen ist – in Ergänzung zu zeitlich langfristiger angelegten strategischen Planungsprozessen und den laufenden Maßnahmen der Fachbereiche – eine unmittelbar spürbare Steigerung der City-Qualität in bestimmten Schwerpunkträumen durch ein enges Zusammenwirken mit der Stadtgesellschaft zu bewirken. Pilotmodell ist hierfür die gute Arbeit der Koordinationsstelle Bushof. Kernaufgaben sind: Bedarfe identifizieren (Wo brennt es?), Maßnahmen entwickeln und umsetzen sowie informieren, kommunizieren, aktivieren und vernetzen. Um nachhaltige Wirkung zu erzeugen, werden kurzfristige Verbesserungen Hand in Hand gehen mit mittel- und langfristigen Maßnahmen.

 

In Abstimmung mit den beteiligten Fachbereichen und in Anlehnung an die Aktivitäten der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen (u.a. ACademie für kollaborative Stadtentwicklung, Stadtmacher*innen am Büchel, Engagierte Stadt, Kirche) in der Innenstadt wurde für den Start des Prozesses die Großkölnstraße als erster Fokusraum der Taskforce identifiziert. Sie steht exemplarisch für die multiplen Probleme der Innenstadt der letzten Jahre (Trading-Down-Effekte, Leerstand, zu starke Ausrichtung auf den Handel, mangelnde Aufenthaltsqualität, Ordnung und Sicherheit). Gleichzeitig sind dort in den letzten Monaten auch positive Entwicklungen zu verzeichnen (Neuanmietungen insbesondere durch das Sofortprogramm Innenstadt und Engagement von lokalen Akteursgruppen). Die Großkölnstraße weist außerdem – trotz ihres Handelsschwerpunkts – eine multifunktionale Nutzungsstruktur (inkl. Wohnen), langjährige Traditionsbetriebe, lokalen Einzelhandel und Kultureinrichtungen (Citykirche) auf, die starke Allianzen möglich macht. Mit einer Stärkung und Belebung der Großkölnstraße soll auch der nördliche Rand des Entwicklungsgebietes Büchel als Schnittstelle zum Markt, der östlichen Innenstadt sowie den nördlich angrenzenden Quartieren gestärkt werden.

 

Neues aus der Taskforce:

Im Jahr 2022 konnte die Taskforce Innenstadtmorgen schon in den ersten Monaten gute Projekte im Fokusbereich Großkölnstraße und zur Stärkung der Innenstadt umsetzen. Zur Netzwerkstärkung hat eine „1. Straßenkonferenz Großkölnstraße“ stattgefunden, an der über 50 Gäste, z. B. Händler*innen, Eigentümer*innen und Anwohnende, teilgenommen haben, um über die Zukunft der Straße, über Ideen und Bedarfe zu diskutieren. Über das Projekt „Ladenliebe“ konnten bereits drei Leerstände der Straße neu belebt werden. Durch eine „Pflanzaktion“ konnte die Großkölnstraße öffentlichkeitswirksam und in Zusammenarbeit mit den hier ansässigen Händler*innen und Gastronom*innen ein Stück grüner gemacht werden. Außerdem wurden bereits zwei Streetart-Projekte zur Belebung und Attraktivierung des Straßenbildes initiiert und umgesetzt. Beim Thema Reinigung und Sauberkeit konnten ebenso Fortschritte gemacht werden: So wurden beispielsweise sämtliche Bänke und Steinquader an den Straßenlaternen von Graffiti und anderen Verschmutzungen gereinigt, verwaiste Fahrräder identifiziert und entsorgt und vieles mehr. Zuletzt konnte im Mai 2022 das „1. Netzwerktreffen Großkölnstraße“ in der Citykirche und das „2. Netzwerktreffen“ in den Räumen des Modehauses SINN veranstaltet werden. Das Netzwerktreffen sollte impulsgebend dafür sein, dass sich die Händler*innen, Gastronom*innen und Eigentümer*innen perspektivisch als Interessengemeinschaft verstehen und in der Straße als solche vereinen, um langfristig auch aus eigener Kraft und in gemeinsamer Initiative die Situation in der eigenen Straße zu verbessern.

 

Die Taskforce fungiert hier als Impulsgeberin mittels Maßnahmen und Netzwerkarbeit, die sich später nachhaltig durch die lokalen Akteur*innen selber tragen sollen. Die guten Erfahrungen die im Rahmen der Arbeit der Taskforce gemacht werden, sollen später auch auf andere Räume übertragen werden.

 


 

Loading...