Entscheidungsvorlage - FB 61/0520/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
App "aachen.move": Anreiz zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- Dez. III / FB 61/300
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
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Mobilitätsausschuss
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Entscheidung
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27.10.2022
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Als eine der fünf Säulen der Mobilitätswende in Aachen zielt das Handeln der Stadt auf eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens ab. Dafür müssen die Zielgruppen über geeignete Fähigkeiten, Gelegenheiten und die Motivation zur Verhaltensänderung verfügen. Neben der Wissensvermittlung, Aktionen und Kampagnenarbeit spielen hier auch Anreize und spielerische Ansätze eine wichtige Rolle.
Anfang Juni 2022 hat die Stadt Aachen mit der App „aachen.move“ eine App eingeführt, die Nutzer*innen zu einer klimafreundlichen Mobilität motivieren soll. Wer Wege zu Fuß, mit dem Rad oder Bus und Bahn zurücklegt, kann sogenannte „Klima-Taler“ verdienen und diese gegen Prämien in einem inkludierten „Marktplatz“ eintauschen.
Grundsätzliche Funktion der App ist dabei die Erfassung zurückgelegter Wegstrecken. Die zurückgelegten Wegstrecken werden automatisch erfasst und in eingespartes CO2 umgerechnet. Für 5 Kilogramm eingespartes CO2 gibt es einen Klima-Taler.
In ihrer Funktion als Belohnungsapp dient „aachen.move“ als ein Element im Werkzeugkasten des Mobilitätsmanagements der Stadt Aachen. Über die enthaltenen „Gamification“-Elemente wie Team-Rankings, Auszeichnungen (sog. Badges), Prämien und die Möglichkeit, spezifische Ziele zu setzen (über sog. Challenges) soll sie positiv auf das Mobilitätsverhalten der Nutzer*innen wirken und so für das Leisten eines Beitrags eines/r jeden Einzelnen zur Mobilitätswende in Aachen motivieren. Für die Bereitstellung der Belohnungen sieht die App verschiedene Möglichkeiten wie Prämien, Rabatte, Verlosungen und (perspektivisch) Spenden- oder Baumpflanzaktionen vor.
Die App „aachen.move“ wurde als Teil des Fördervorhabens #AachenMooVe!3 (Laufzeit bis Ende 2022) beim Dienstleister Changers/MotionTag beauftragt. Das Vorhaben #AachenMooVe!3 wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EU-EFRE (50% Förderquote) sowie des Landes Nordrhein-Westfalen (30% Förderquote).
Aktueller Stand und Auswertung
Seit der Veröffentlichung verzeichnet die App „aachen.move“ einen erkennbaren Nutzendenzuwachs. Mit Stand 22. September 2022 nutzen ca. 10.500 Menschen die App, davon sind ca. 6.100 aktive Nutzende, das heißt mit aktiver Wegstreckenerfassung.
Zwischen dem 1. Juni und 22. September 2022 wurden über die App für alle Mobilitätsarten insgesamt ca. 9.47 Millionen zurückgelegte Kilometer erfasst. Dabei entfallen etwa 6% auf das zu Fuß Gehen, 7% auf das Radfahren, 8% auf den ÖPNV (bis zu 50 km Strecke je Fahrt), 19% auf den Fernverkehr (mehr als 50 km Strecke je Fahrt) und 60% auf Fahrten mit dem Pkw (s. Abbildung 1).
Bezogen auf den Anteil der Wege je Modus ergibt sich jedoch der Modal Split für den Zeitraum 1. Juni bis 22. September wie folgt: zu Fuß Gehen: 58%, Radfahren: 11%, ÖV: 10% und MIV (Pkw Fahrer*in + Mitfahrer*in): 21% (s. Abbildung 2). Zum Vergleich: Für alle Wege der Aachener*innen wird nach MiD (2017) für Aachen ein Modal Split (Anteil Wege) von: zu Fuß: 30%, Radfahren: 11%, ÖV: 13% und MIV (Fahrer*in + Mitfahrer*in): 47% festgestellt.
Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Erhebungsmethoden, bzw. die Datengrundlage von MiD und App „aachen.move“ unterscheiden. Ein direkter Vergleich ist damit nur bedingt gegeben. Der hier für die App „aachen.move“ dargestellte Modal Split (1. Juni bis 22. September) erhebt zudem keinen Anspruch auf Repräsentativität, sondern vermittelt vielmehr einen Eindruck der Mobilität im Rahmen der Gruppe der Nutzenden sowie im Rahmen der erfassten Daten. Zudem erfasst die App auch von Nutzer*innen in der Städteregion Aachen und von Aachener*innen außerhalb Aachens (z.B. im Urlaub) zurückgelegte Strecken.
Im Rahmen des Förderprojektes #AachenMooVe!3 wurde für die Maßnahme der Belohnungsapp auf Basis der Annahme, dass einzelne Fahrten mit dem PKW durch den Umweltverbund ersetzt werden eine CO2-Minderungswirkung in Höhe von 128 t/a abgeschätzt. Für den bisherigen Zeitraum (1. Juni bis 22. September) bei 6.100 Nutzer*innen wird eine Minderungswirkung von ca. 26 t CO2 abgeschätzt.
In der App sind kontinuierlich ca. 50 Angebote von lokalen und Online-Anbieter*innen vorhanden. Seit dem Start der App bis zum Stichtag 22. September 2022 wurden insgesamt 4.111 Klima-Taler ausgegeben, bzw. für Angebote eingetauscht. Der lokale Einzelhandel stellt dabei ein zentrales Element des Belohnungsansatzes dar: einerseits können sich teilnehmende Anbieter*innen als „Klimapartner“ positionieren, indem sie über das Klimapartner-Portal (klima-taler.com) Anreize, Rabatte oder Gutscheine einstellen können. Andererseits motivieren die für alle Nutzenden sichtbaren Angebote dazu, die Geschäfte oder Gastronomie aufzusuchen.
Kommunikation und Rezeption der App
Die App „aachen.move“ wurde Anfang Juni 2022 im Rahmen eines „soft-launchs“ gestartet und ab Ende Juni 2022 breitenwirksam über die der Stadt Aachen zur Verfügung stehenden, gängigen Kommunikationskanäle beworben. Dazu gehören Out-of-Home Medien (wie z. B. City-Light-Plakate, CityCards), Webseite, Social Media etc. Hervorzuheben ist zudem die umfangreiche Berichterstattung zu „aachen.move“ in diversen Medien (Presse, Radio, Fernsehen). Neben der lokalen Tageszeitung berichteten u. a. der WDR, SAT.1 NRW (Sendung steht aus) sowie diverse Radio-Sender.
Die Stadt Aachen erhält allgemein ein positives Feedback hinsichtlich des neuen App-Angebotes. Die Verwaltung erreichen kontinuierlich Anfragen zur Erstellung neuer Teams für das gemeinsame „CO2-Einsparen“ seitens Bürger*innen, aber auch seitens Organisationen und Unternehmen.
Erkenntnisse und Perspektive
Der starke Zuwachs an Nutzenden und ein vermehrt positives Feedback zur App, das positive mediale Interesse und Anfragen aus anderen Städten zeigen, dass die App „aachen.move“ positiv angenommen wird.
Daraus lassen sich im Rahmen der initialen Phase der App seit Anfang Juni 2022 positive Signale mit Blick auf eine perspektivische Fortsetzung der App neben der Bewusstseinsschärfung für den Klimaschutz als gewinnbringende Lösung zur Stimulierung eines geänderten Mobilitätsverhaltens einer weiter steigenden Zahl an Nutzer*innen ableiten.
Des Weiteren sind grundsätzlich zusätzliche Funktionen für eine zukünftige Nutzung denkbar. Dazu zählen ein CO2-Kompensationsmechanismus über z. B. (Baum-) Pflanzaktionen sowie die Kommunikation von Neuigkeiten über die App. Die Möglichkeit, Klimataler für soziale oder Umweltprojekte zu spenden wird ebenfalls von Nutzer*innen gewünscht und ist in der App bereits angelegt. Dies wird für 2023 derzeit weitergehend eruiert.
Aus Sicht der Fachverwaltung eignet sich die App weiterhin, um die Mobilitätswende in Aachen zu kommunizieren und Bürger*innen für einen Umstieg, bzw. eine vermehrte Nutzung klimafreundlicher und stadtverträglicher Fortbewegungsmittel zu motivieren.
Insbesondere eignet sich die App auch zur Stärkung des lokalen Einzelhandels sowie lokaler Start-Ups über die Positionierung als Klimapartner und Kommunikation der eingestellten Rabatte und Produkte an die Nutzer*innengruppe. Gleichzeitig können lokale Anbieter*innen mit ihrem Eigenbeitrag an der Mobilitätswende partizipieren. Insbesondere für einen Beitritt durch weitere Einzelhändler*innen in Aachen ist eine längerfristige Perspektive und damit die Fortführung in 2023 von hoher Bedeutung. Das Angebot lebt von der persönlichen Weitergabe der Erfahrungen teilnehmender Partner*innen mit der App.
Finanzierung
Die bisherige Finanzierung der Belohnungsapp „aachen.move“ erfolgte über das Förderprojekt #AachenMooVe!3, welches zum Jahresende 2022 beendet sein wird. Hinsichtlich des Weiterbetriebs in 2023 stehen Mittel im Rahmen der Kampagne/Förderprogramm Mobilitätswende (PSP 4-1202021-947-3) zur Verfügung. Es wird bei bis zu 20.000 Nutzenden mit Kosten von 160.000 Euro für das Jahr 2022 gerechnet.
Eine Verlinkung zum Download der App ist auf aachen.de/move-app zu finden.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
vorbehaltlich der Rechtskraft des Haushalts
| JA | NEIN |
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| x |
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PSP-Element 4-120201-981-8 Mobilitätsmanagement (KKS) | |||||||
Konsumtive Auswirkungen | Ansatz 2022 | Fortgeschriebener Ansatz 2022 | Ansatz 2023 ff. | Fortgeschriebener Ansatz 2023 ff. | Gesamtbedarf (alt) | Gesamtbedarf (neu) | |
Ertrag | 166.600,00 | 166.600,00 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Personal-/ Sachaufwand | 1.052.184,92* | 1.052.184,92 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Abschreibungen | 600,00 | 600,00 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 886.184,92 | 886.184,92 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
| ||||
| Deckung ist gegeben | Deckung ist gegeben | |||||
*Haushaltsansatz 2022 i.H.v. 92.000 € zzgl. Ermächtigungsübertragung aus dem Haushaltsjahr 2021 i.H.v. 960.184,92 €
PSP-Element 4-120201-947-3 Kampagne+Förderprog. Mob.wende (IKSK) | |||||||
konsumtive Auswirkungen | Ansatz 2022 | Fortgeschriebener Ansatz 2022 | Ansatz 2023 ff. | Fortgeschriebener Ansatz 2023 ff. | Folge-kosten (alt) | Folge-kosten (neu) | |
Ertrag | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Personal-/ Sachaufwand | 972.300** | 972.300 | 1.680.000 | 1.680.000 | 0 | 0 | |
Abschreibungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 972.300 | 972.300 | 1.680.000 | 1.680.000 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
| ||||
| Deckung ist gegeben | Deckung ist gegeben | |||||
**Haushaltsansatz 2022 i.H.v. 560.000 € zzgl. Ermächtigungsübertragung aus dem Haushaltsjahr 2021 i.H.v. 461.000 € abzügl. üpl. Deckung anderer Maßnahmen i.H.v. 48.700 €
Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):
Klimarelevanz
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
positiv | negativ | nicht eindeutig | |
| X |
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|
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering | mittel | groß | nicht ermittelbar |
| X |
|
|
Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine | positiv | negativ | nicht eindeutig |
X |
|
|
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Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering |
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| unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
mittel |
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| 80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
| mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
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| unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) | |
mittel |
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| 80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
| mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
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| vollständig |
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| überwiegend (50% - 99%) |
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| teilweise (1% - 49 %) |
|
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| nicht |
| X |
| nicht bekannt |