Kenntnisnahme - FB 02/0247/WP18

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Wissenschaft und Digitalisierung nimmt die Ausführungen zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung über den aktuellen Stand fortlaufend zu informieren. 

 

 


 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Mit dem Ratsantrag 319/18 „Wissenschaftsbüro weiterentwickeln“ vom 24.01.2023 beantragen die Fraktionen von GRÜNEN und SPD eine – aufbauend auf dem am 01.02.2017 im Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft vorgestellten Konzeptes – Weiterentwicklung des Wissenschaftsbüros der Stadt Aachen, welche an die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit angepasst ist.

 

Einleitend ist hervorzuheben, dass seit der Vorstellung des ersten Handlungskonzeptes 2017 die Kooperation mit den Aachener Hochschulen stetig ausgebaut wurde. Während die inhaltliche Hochschulkooperation in Form von Forschungsprojekten, Reallaboren und dem Technologietransfer 2017 noch in den Kinderschuhen steckte, blicken wir heute auf eine starke Basis und können bereits zahlreiche Erfolge vermelden. Als zentraler Ansprechpartner auf Seiten der Stadtverwaltung, fungierte das Wissenschaftsbüro dabei als Drehscheibe zwischen den Aachener Hochschulen, forschenden Wirtschaftsakteuren, den Fachstellen der Stadtverwaltung, den Aachener Bürger*innen sowie der Politik. Mit dem Ziel, Wissenschaft in der Stadt erlebbar und sichtbar zu machen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des städtischen Lebens nutzbar zu machen, identifizierte das Wissenschaftsbüro Kooperationsmöglichkeiten, vernetzte Akteure miteinander und stieß konkrete Projekte an. Exemplarisch zu nennen sind hier die beiden Innovationsnetzwerke „Erlebniswelt Mobilität Aachen“ und „Urban Air Mobility“, im Rahmen welcher die Entwicklung und Umsetzung technologischer Innovationen in Kooperation zwischen Stadtverwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft forciert wurde. Erfolgreiche Kommunikationsformate wie die Uni im Rathaus bringen regelmäßig wissenschaftliche Erkenntnisse in den gesellschaftlichen Dialog ein. Mit der Gründung des OecherLabs wurde zudem ein „Ort der Innovationen“ geschaffen, an dem Wissenschaft gemeinsam mit Forscher*innen und Unternehmer*innen gelebt, kommuniziert und diskutiert wird.

 

Gleichzeitig ist anzuerkennen, dass die dynamischen Entwicklungen der vergangenen Jahre uns als Kommune sowie als ganzheitliche Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Neuordnung wirtschaftlicher und politischer Handlungsfelder auf Grund des Krieges in der Ukraine oder die Herausforderungen des Klimawandels sind hier nur als präsenteste Beispiele für die Megathemen unserer Zeit zu nennen. Hinzu kommen lokalspezifische Herausforderungen wie das Neudenken des Gewerbestandorts Rothe Erde, die Entwicklung der Aachener Innenstadt oder das Meistern des regionalen Strukturwandels. Diese Themen bringen Herausforderungen mit sich, die eine Stadtverwaltung in ihrer Gänze nicht alleine bewältigen kann. Mehr denn je ist die Kooperation mit Aachens klugen Köpfen von unschätzbarem Wert. Gemeinsam mit den Innovationstreibenden an den Hochschulen können wir neue Lösungsansätze finden, um Aachen zu einer resilienten, smarten, zukunftsfähigen Stadt zu entwickeln. Dem Wissenschaftsbüro obliegt dabei die Aufgabe, Kooperationspotentiale zu erkennen, entsprechende Impulse zu setzen, Akteure miteinander zu vernetzen und bei Bedarf Prozesse bis in die Umsetzung hinein zu begleiten. 

 

Um der Dynamik und der Vielfalt der Themenlandschaft gerecht zu werden, schnell auf neue Herausforderungen reagieren zu können und dabei effizient und effektiv mit gegebenen Ressourcen zu handeln, ist das Wissenschaftsbüro in seinen Aktivitäten zunehmend agiler geworden. Dazu liegt mittlerweile eine Konzentration auf den vier großen Handlungsfeldern [1] Strategische Zusammenarbeit, [2] Technologie- und Innovationstransfer, [3] Wissenschaft erlebbar machen und [4] Standortentwicklung und Fachkräftesicherung. Ein vielfältiges Maßnahmenportfolio innerhalb dieser Handlungsfelder erlaubt es dem Wissenschaftsbüro, Herausforderungs- und Themenbezogen die passenden Aktivitäten gemeinsam mit einem großen Partnernetzwerk durchzuführen.

 

[01] STRATEGISCHE ZUSAMMENARBEIT

Die Basis einer erfolgreichen Wissenschaftsstadt liegt in der strategischen und strukturellen Kooperation zwischen Politik, Stadtverwaltung und Hochschulen. Hier werden Leitziele festgelegt und weitreichende Kooperationen beschlossen. Hier wird die Basis für eine vertrauensvolle und effiziente Zusammenarbeit gelegt, im Rahmen welcher sich sowohl die Hochschulen weiterentwickeln und profilieren können als auch die Stadt Entwicklungspotentiale mit Hilfe wissenschaftlichen Inputs ausschöpfen kann. Neben dem regelmäßigen Austausch des Wissenschaftsbüros mit Fach- und Forschungsstellen der Hochschulen sind folgende Austauschformate von zentraler Bedeutung:

Spitzengespräche. Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Verwaltungsleitungen von Stadt und Hochschulen sorgt für eine ständige strategische Abstimmung der Ziele sowie für eine weitreichende Verständigung über zentrale Kooperationsthemen wie z.B. die Entwicklung der Aachener Innenstadt, die Erreichung der städtischen Klimaneutralität oder die Entwicklung zusätzlicher Hochschulstandorte.

Wissenschaftliche Impulse für Politik und Verwaltung. Durch Fachvorträge in politischen Ausschüssen, die Teilnahme an Arbeitssitzungen der Verwaltung oder auch im Rahmen spezifischer Informationsveranstaltungen im OecherLab geben Aachener Forscher*innen Erkenntnisse aus ihrer aktuellen Forschung in die Arbeit der Politik und Verwaltung.

Runder Tisch Studierendenschaft. Im Rahmen des neu eingerichteten Runden Tisches wird ein ständiger Austausch zwischen Politik, Stadtverwaltung und Studierendenschaft sichergestellt. Ziel des Austausches ist eine Identifikation der Bedarfe sowie die Umsetzung konkreter Projekte für Studierende und mit Studierenden.

 

[02] TECHNOLOGIE- UND INNOVATIONSTRANSFER

Das Herzstück der inhaltlichen Kooperation zwischen Stadtverwaltung und Hochschulen liegt in Aachen im Technologie- und Innovationstransfer. Die zahlreichen praxisrelevanten Innovationen, die an den Hochschulen entwickelt werden, gilt es im städtischen und regionalen Umfeld zu nutzen. Das Interesse an Kooperationen ist dabei beidseitig. So haben die Aachener Hochschulen Bedarfe, ihre Innovationen im realen urbanen Umfeld zu erproben sowie auch den Wunsch wissenschaftliche Erkenntnisse in die Weiterentwicklung unserer Stadt und Region einzubringen. Die Stadt Aachen sowie zahlreiche ansässige Unternehmen wiederum haben Interesse daran, Innovationen vor Ort zur Anwendung zu bringen. Darüber hinaus wird durch die Befähigung lokaler Akteure ihre Innovationen vor Ort weiterzuentwickeln, Aachen als Innovations- und Wirtschaftsstandort gestärkt und werden Gründungen unterstützt. Dabei stellt der Technologie- und Innovationstransfer eine ständige Aufgabe des Wissenschaftsbüros dar, die sich in ihrer thematischen Ausrichtung an den drängenden Herausforderungen unserer Zeit orientiert:

Vernetzung. Im stetigen Austausch mit den Hochschulen und der Stadtverwaltung identifiziert das Wissenschaftsbüro Kooperationspotentiale und vernetzt Akteure miteinander. So findet am 31.05.2023 ein Workshop des Living Lab Incubators der RWTH Aachen University mit großen Unternehmen aus der Verpackungsindustrie statt, um Bedarfe und Potentiale Ansätze für neue Lösungen in der Produktions-, Nutzungs- und Verwertungskette von Kunststoffen zu identifizieren.

Forschungsprojekte. In ausgewählten Forschungsprojekten unterstützt das Wissenschaftsbüro die Hochschulen als aktiver Projektpartner bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen vor Ort. Beispielhalft sind hier die laufenden Projekte GrenzFlugPlus, EULE und 5URVIVE zu nennen, welche digitale Lösungen für städtische, regionale und grenzüberschreitende Drohnenverkehre entwickeln und Aachen zu einem Vorreiter in der Entwicklung dieser digitalen Innovationen in Deutschland macht.

Experimentierräume. Als Raumgeber und Ermöglicher erkennt das Wissenschaftsbüro Potentiale für Reallabore, aktiviert Innovationstreibende diese in Aachen umzusetzen und vermittelt an entsprechende Stellen der Stadtverwaltung bzw. Genehmigungsbehören. So wurde im Rahmen des Forschungsprojektes ACCorD z.B. eine Testumgebung für vernetztes und autonomes Fahren entlang der Vaalser Straße und am Campus Melaten aufgebaut, die nun von Forschungstreibenden für Testfahrten genutzt werden kann und die Entwicklung der Mobilität der Zukunft vor Ort unterstützt.

OecherLab. Als zentrale physische Anlaufstelle dient das OecherLab. Im Rahmen der halbjährlich wechselnden Zukunftsräume werden Fokusthemen präsentiert, diskutiert und weiterentwickelt. Hier kommen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtgesellschaft zusammen, um neue Ideen zu schmieden und konkrete Projekte anzustoßen. Bis zu den Sommerferien beschäftigt sich die Community des OecherLabs mit dem Thema „Abfall als Rohstoff. Eine Interaktive Ausstellung über innovative Recyclingkonzepte“. Nach der Sommerpause wird das Thema „Aachen klimaneutral 2030. Die Energieversorgung der Zukunft“ im Fokus stehen und sowohl durch die Schaffung eines gesellschaftlichen Dialogs mit wissenschaftlichem Input als auch durch spezifische Vernetzungsformate und Workshops unter Teilnahme von Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik einen Beitrag zu den klimapolitischen Zielen der Stadt leisten.

 

[03] WISSENSCHAFT ERLEBBAR MACHEN

Wissenschaft ist in Aachen sichtbar und erlebbar. Für die interessierten und engagierten Aachener Bürger*innen gibt es Möglichkeiten, sich zu informieren, weiterzubilden und Wissenschaft täglich zu erfahren. Dies gilt für alle Bevölkerungsgruppen – von klein bis groß. Hier wird Wissenschaft genutzt, um kontroverse Diskussionen zu reflektieren, hier lernen Schüler*innen Skills für den Arbeitsmarkt von Morgen direkt von den Aachener Wissenschaftler*innen – und hier wird die Gesellschaft für wissenschaftliches Denken und für Forschungsergebnisse begeistert. Dafür kooperiert das Wissenschaftsbüro bereits erfolgreich mit den Akteuren aus dem Wissenschaftskosmos und baut das Angebotsprogramm stetig aus. 

Uni im Rathaus. Die etablierte Veranstaltungsreihe Uni im Rathaus bringt zweimal jährlich Aachener Expert*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um über hochaktuelle gesellschaftsrelevante Themen zu diskutieren. So wurde im März im voll besetzten Krönungssaal zum Thema „Ist unsere Demokratie in Gefahr? Populismus und seine Folgen“ diskutiert. Im Herbst wird die nächste Ausgabe folgen, welche die Themen Klima und Energie in den Fokus nehmen wird und dem Bedarf nach einer wissensbasierten, reflektierten Auseinandersetzung mit dem Klimawandel gerecht wird. 

Robotik-Workshops. In regelmäßigen Workshops können Kinder und Jugendliche wissenschaftliche Anwendungen wie z.B. das programmieren von Robotern erlernen. In den Osterferien fand erstmals ein 1-wöchiger Programmierworkshop in Kooperation mit dem IMA der RWTH Aachen University und der Stadtbibliothek statt. Die erfolgreiche Veranstaltung wird in den Herbstferien wiederholt.  

Science Camp. In den Herbstferien wird erstmals ein Science Camp für Schüler*innen im OecherLab stattfinden. Unter dem Motto „Die dritte Dimension“ werden zahlreiche Workshops, Diskussionsrunden und Exkursionen angeboten, die Forschung rund um Drohnen und Flugtaxis näherbringen.

Technologieerlebnisse. Demonstrationen im Rahmen der Forschungsprojekte lassen Technologien nahbar und erlebbar werden. Im September wird das Forschungsprojekt GrenzFlugPlus öffentlich zu einer grenzüberschreitenden Flugdemonstration am Dreiländereck einladen. 

Mitmach-Aktionen. Wissenschaft zum anfassen und mitmachen – unter diesem Motto steht auch der Sommer 2023. Auf dem FutureLab Festival (in Federführung vom Stadtmarketing organisiert), können Aachener*innen vom 02.-04. Juni in entspannter Atmosphäre Wissenschaft live am Büchel erleben. Im Laufe des Sommers wird zudem das Discovery Museum Kerkrade ein Gastspiel in der Aachener Innenstadt geben und spannende Experimente und Rätsel mitbringen. In Kooperation mit den Studierenden der RWTH Aachen University werden zum Ende des Sommers bleibende Beiträge für ein nachhaltiges Aachen (z.B. Vertikalgärten) im öffentlichen Raum geschaffen, die zum Einen zu einer Belebung der Innenstadt beitragen und zum anderen einen positiven Beitrag zum Stadtklima leisten.

 

[04] STANDORTENTWICKLUNG UND FACHKRÄFTESICHERUNG

Durch ihren Innovationsdrang und unbedingten Gestaltungswillen sind die Hochschulen ein Motor des Fortschritts in Aachen. Die Forschungsstärke und der Unternehmergeist an den Hochschulen machen Aachen zu einem der gründungsstärksten Wirtschaftsstandorte Deutschlands und zu einem weltweit bekannten Innovationsstandort. Gleichzeitig sind die Aachener Hochschulen mitsamt ihren Studierenden ein gestaltendes gesellschaftliches und kulturelles Element. Diese Stärken gilt es seitens der Stadt Aachen zu unterstützen und weiterzuentwickeln:

Willkommenskultur. Um Aachen als Standort und Lebensraum für Forscher*innen und Studierende attraktiv zu halten, unterstützt das Wissenschaftsbüro studentische Initiativen bei der Durchführung von kulturellen Aktivitäten (z.B. Campus-Festival der RWTH und FH, Studi-Fest des PAK e.V.) und widmet sich jedes Jahr den neuberufenen Professor*innen durch eine persönliche Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin im Rathaus.

Start-Up-City. Zur Stärkung der Aachener Gründerszene arbeitet das Wissenschaftsbüro eng mit der Gründungs- und Fördermittelberatung der städtischen Wirtschaftsförderung sowie den entsprechenden Stellen der Hochschulen zusammen. Zudem erfolgt eine inhaltliche Einbindung von Start-Ups und Gründungsinitiativen in die Schwerpunktthemen des OecherLabs, denen dort eine Möglichkeit zur Präsentation und Vernetzung geboten wird.

Kommunikation. Die beschriebenen Aktivitäten und Erfolge haben dazu geführt, dass die Aachener Kooperation zwischen Stadt und Hochschulen in Fachkreisen bekannt und anerkannt ist. So kommen mittlerweile z.B. auch Akteure aus Deutschland und Europa auf die Stadt Aachen zu, um im Bereich der Urban Air Mobility zu kooperieren. Mit dem OecherLab und dem Wissenschaftsbüro ist die Stadt Aachen für die ansässigen Forscher*innen zu einem festen Kooperationspartner für die Umsetzung von Forschungsprojekten geworden. Die Kommunikation der oft technischen und abstrakten Kooperationen stellt eine Herausforderung dar. Daher soll den Kommunikationsaktivitäten auch gemeinsam mit den Hochschulen zukünftig vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

Die vorgestellten Handlungsfelder und Maßnahmen bilden ein Konglomerat an bereits etablierten und erfolgreichen Formaten, die in Übereinkunft mit den Hochschulen fortgeführt werden sollen, sowie neuen Ideen und Impulsen. Diese entstehen vor allem auch im ständigen Austausch mit den Hochschulen, welche ihrerseits Impulse für neue Kooperationen und Formate einbringen. Die Weiterentwicklung und Umsetzung der verschiedenen Ansätze werden in Kooperation mit den Hochschulen erörtert. Das Wissenschaftsbüro wird den Ausschuss über die zukünftigen Entwicklungen in Kenntnis setzen.

 

 

 


 

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Auswirkungen

 

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Anlagen

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