Kenntnisnahme - E 49/0062/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Sachstand Musikschule
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- E 49 - Kulturbetrieb
- Verfasst von:
- E 49/5, E 49
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Betriebsausschuss Kultur und Theater
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Kenntnisnahme
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20.06.2023
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Sachstand und Weiterentwicklung der Musikschule
Nachdem eine umfassende Reform der Schul- und Schulgeldordnung in 2022 erfolgreich umgesetzt wurde, ist die Arbeit der Musikschule weiter geprägt von intensiven Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Diese betreffen die akustische Sanierung sowie die Aufenthaltsqualität des Hauptgebäudes am Blücherplatz, die Digitalisierung von Verwaltung und Unterricht, eine dynamische Personalentwicklung, neue Impulse für die Ensemblearbeit und im Veranstaltungswesen sowie die Entwicklung einer Strategie für die Außendarstellung.
Akustiksanierung Blücherplatz
Zum Jahreswechsel wurden die Arbeiten im Erdgeschoss – ein bis dahin nicht nutzbarer Bereich – abgeschlossen. Herzstück ist ein großer und kleiner Ensembleraum, die Ensemblearbeit in vielfältiger Weise ermöglichen und gleichzeitig den Kammermusiksaal von Probentätigkeit weitgehend entlasten, sodass hier wieder vermehrt Veranstaltungen stattfinden können.
Die Sanierung wird mit Intensität weiter vorangetrieben. Allerdings sorgen bei den derzeitigen Arbeiten im 1. Obergeschoss die großen teils nicht vorhersehbaren bauphysikalischen Herausforderungen insbesondere bei der akustischen Entkoppelung der Räume immer wieder für Verzögerungen. Daher ist eine genaue zeitliche Prognose der Fertigstellung nicht exakt terminierbar, bei gutem Verlauf liegt eine Fertigstellung in diesem Kalenderjahr aber im Bereich des Möglichen.
Digitaloffensive
In der Umsetzung befindet sich die Neuvergabe der Musikschulverwaltungs-EDV. Diese ist gekoppelt an die Digitaloffensive des Landes NRW, die es ermöglicht hat, kürzlich für alle Lehrkräfte der Musikschule aus Landesmitteln iPads und weitere Hardware zu beschaffen. Angestrebt wird ein integriertes Fachverfahren, das alle Verwaltungs- und Unterrichtsprozesse in einem System abbildet. Zentral ist die Implementierung einer dezentralen „Musikschulapp“, die allen Musikschulangehörigen – also auch Schüler*innen und deren Eltern – mit entsprechender Rechtevergabe Zugriff auf das System erlaubt. Damit ergeben sich neben einer völligen digitalen Neustrukturierung der Verwaltungsprozesse auch digitale Perspektiven für den Unterricht wie die datenschutzkonforme Kommunikation in Lerngruppen, die digitale Bereitstellung von Lernmaterial, hybride Unterrichtsformate, digitales Raum- und Veranstaltungsmanagement uvm.
Derzeit besteht in der Musikschule immer noch die provisorische WLAN-Lösung aus der Coronazeit. Daher wird auch für das kommende Haushaltsjahr die Nachrüstung des 2. und 3. Obergeschosses mit LAN-Anschlüssen beantragt.
Ensembles und die „Musikschuloffensive“
Ensembles sind zentraler Bestandteil der Musikschularbeit. Gemeinsames Musizieren als grundlegende Kulturtechnik wird an der Musikschule vermittelt und ermöglicht. Sie ermöglicht den musikalischen und sozialen Austausch unter den Lernenden. Erst eine gut entwickelte Ensemblestruktur in einem ansonsten von Individualunterricht dominierten Ausbildungssystem macht die Musikschule zu einem Ort der Begegnung.
Gerade im Ensemblebereich waren die Auswirkungen der Coronapandemie besonders drastisch. Notwendig war ein Neustart und teilweise sogar ein Neuaufbau der Ensemblekultur am Haus. Aus der sog. „Musikschuloffensive“ des Landes NRW konnte die Musikschule durch Landesmittel Personalstunden aufstocken, die großenteils dem Ausbau der Ensembledeputate zugeschlagen wurden – mit Erfolg: Neben den „Highlights“ wie dem „Popchor“, „Flow“, „ars cantandi“ oder der „Jazzotic“-Bigband blickt die Musikschule wieder auf eine 3stufige Streicherensemblearbeit und je eine 2stufige Ensemblestruktur bei den Zupf- und Blasinstrumenten. Höhepunkte hier waren das Konzert „Groove it“ in Kooperation mit SpeGtra im Eurogress oder die Auftritte des sinfonischen Blasorchesters „WindEnergie“.
Jugendsinfonieorchester – Kooperation mit dem Stadttheater
Auch das projektbasierte Jugendorchester des Theaters steht vor dem Neuaufbau nach Corona. Um hier eine schlagkräftige Struktur zu schaffen, wird für dieses Ensemble eine enge Kooperation von Musikschule und Theater angestrebt, um ein sinfonisches Jugend-Nachwuchsorchester als gemeinsames Projekt zur Förderung des musikalischen Nachwuchses in Aachen anbieten zu können.
Aufenthaltsqualität der Musikschule am Blücherplatz
Die positiven Auswirkungen der Fortschritte in der Bauakustik sind bereits jetzt in der täglichen Arbeit der Musikschule deutlich spürbar. Trotzdem bleibt festzustellen: Die Aufenthaltsqualität für die Lehrkräfte, insbesondere aber für die Schüler*innen und deren wartenden Familienangehörigen und das damit verbundene Image der Musikschule der Stadt Aachen bleibt stark verbesserungswürdig. Das wollen wir ändern!
Partizipation
In einem interdisziplinären Modellprojekt möchten wir alle Angehörigen der Musikschule – Schüler*innen, Lehrende und Eltern – in die Überlegungen zur Aufenthaltsqualität in der Musikschule einbeziehen. Als wichtiger Bestandteil dieses Prozesses soll auch die Idee der Cafeteria als „get together“ neben dem Kammermusiksaal wieder aufgegriffen werden. Dieser partizipativ angelegte Prozess soll durch Hinzuziehung externer Beratung fachkundig angeleitet und begleitet werden. Der Planungsprozess startet am „Zukunftstag“ der Musikschule am 14.9.23 und wird Ende 2024 abgeschlossen. Die bauliche Umsetzung rund um die Einrichtung einer Cafeteria als Herzstück sollen nach Möglichkeit im Jahr 2025 erfolgen
Idee: Klangspielplatz Blücherplatz
Im Rahmen des Themas der Aufenthaltsqualität möchten wir auch den Blücherplatz selber in den Blick nehmen. Der Blücherplatz beherbergt die Städtische Musikschule der Stadt Aachen. Mit seiner großen Parkplatzfläche, den umliegenden Straßen und Problemgruppenbietet er keine Aufenthaltsqualität für Kinder und ihre Eltern und macht bisher wenig Lust, auf eine kulturelle Entdeckungsreise zu gehen. Daher soll auch der Eingangsbereich familienfreundlicher gestalten. In einem weiteren partizipativen Projekt soll ein öffentlich zugänglicher Ort der Klangbegegnung für Kinder und Jugendliche entstehen. Dafür soll ein Klangspielplatz-Modul errichtet werden, welches ganz spielerisch und barrierefrei für Klänge und Musik begeistern kann.
„Kulturfestival Blücherplatz“
Durch die geplante Autobahnsperrung der A544 Ende 2023 wird der Verkehrsfluss rund um Europa- und Blücherplatz deutlich abnehmen. Wir möchten diese Aussicht nutzen, den Blücherplatz als soziokulturellen Raum neu zu entdecken, für die Aktivitäten der Musikschule zu öffnen und diese dadurch transparent und zugänglich zu machen. Wir möchten für Aachen-Nord den Blücherplatz als öffentlichen Raum mit Kunst und Kultur markieren, ihn als urbanen Raum in diesem Viertel beleben und ein nichtkommerzielles Festival für alle Bürgerinnen und Bürger des Viertels, die benachbarten Institutionen und Firmen sowie Gäste aus dem ganzen Stadtgebiet anbieten. Unter Beteiligung anderer Stadtakteure möchten wir ausloten, welchen Mehrwert der Blücherplatz, der bisher ausschließlich als große Parkplatzfläche innerstädtisch dient und Problemgruppen (Alkohol u. Drogen) anzieht, für Aachen Nord und die Stadt Aachen bieten kann. Als deutliches Zeichen planen wir für Juni 2024 ein „Kulturfestival Blücherplatz“ (Arbeitstitel) für Groß und Klein, in dem sich die großen Ensembles der Musikschule (u.a. Popchor, Flow, WindEnergie, Jazzotic Big Band) präsentieren sollen. Auch sind Kooperationen mit anderen kulturellen Stadtakteuren geplant, die sich entweder an dem Bühnen- oder an einem Rahmenprogramm beteiligen sollen. Ein Fest der Kultur und Kulturen, welches die Vielfalt von Aachen Nord abbilden soll und zum gemeinsamen Zuhören, Ausprobieren, Feiern und Verweilen im Juni 2024 einlädt. Die Zusammenarbeit ist beabsichtigt mit dem Depot Talstraße, dem digitalHub in der Elisabethkirche, dem Stadttheater Aachen, mit dem Ludwig Forum für Internationale Kunst, dem lokalen Food-Markt „Zwischen den Mahlzeiten“, der FH für Öffentliche Verwaltung im ehemaligen AGIT-Gebäude und den anliegenden Firmen und Unternehmen am Europaplatz.
Personalentwicklung
Die Transformation der Musikschule umfasst auch das Personal: Durch die Altersstruktur der Lehrkräfte werden in den nächsten 10 Jahren knapp die Hälfte aller an der Musikschule Lehrenden in den Ruhestand gehen. Wichtige aktuelle Neubesetzungen in Leitungsfunktionen sind:
- Stellvertretende Schulleitung: Anna Vohn (Funktionswechsel ab 1.5.23)
- Fachbereichsleitung Elementare Musikpädagogik: Laura Houben (seit 1.8.22)
- Fachbereichsleitung Bildungskooperationen: Moira Cameron (voraussichtlich ab 1.10.23)
Honorarkräfte
Seit der letzten Umwandlung werden noch 23% des Unterrichtsvolumens durch freie Mitarbeitende erbracht. Mittel- und langfristig wird eine weitere Erhöhung des TVöD-Anteils angestrebt. Aufgrund der hohen Inflationsrate und um die Schere gegenüber den tarifgebundenen Lehrkräften nach dem neuen Tarifabschluss nicht zu weit auseinandergehen zu lassen, ist kurzfristig eine Anhebung der Honorare ins Auge zu fassen. Die letzte Anpassung des Honorarsatzes wurde 2019 vorgenommen. Richtwert sollte die Summe der Tariferhöhungen von 2019 bis 1.3.2024 sein, für eine Musikschullehrkraft sind das 16,7%. Die Erhöhung soll in 2 Stufen zum 1.8.23 und 1.8.24 stattfinden.
Musikschulbüro
Die zahlreichen Umstrukturierungen in der Verwaltung sowie neue Verantwortlichkeiten für die Bereiche Veranstaltungswesen (u.a. durch die Einrichtung eines „künstlerischen Betriebsbüros“) und Öffentlichkeitsarbeit machen eine Aufstockung des Personals im Musikschulbüro unumgänglich. Benötigt wird eine ½ Vollzeitkraft für Sachbearbeitung, um die Bürostunden im Umfang von derzeit 2,4 auf 2,9 Vollzeitstellen (verteilt auf dann wieder 4 Mitarbeitende) aufzustocken.
Der „Zukunftstag“ – die Musikschule im Transformationsprozess
Die dargestellte dynamische Entwicklung der Musikschule kann nur erfolgreich sein, wenn sie die Beteiligten – und insbesondere die Lehrkräfte – mitnimmt. In 2022 fand daher erstmals ein gemeinsamer „Zukunftstag“ des Gesamtkollegiums statt, in dem aktuelle Themen in Arbeitsgruppen und in Plenumsveranstaltungen gemeinsam bearbeitet wurden. Der nächste Zukunftstag wird am 14.9.2023 stattfinden – diesmal mit externer professioneller Begleitung. Im Fokus stehen hier die Themen „Aufenthaltsqualität“ und „Musikschule als Identifikationsort“ mit Start des partizipativen Prozesses sowie „Musikergesundheit und Prävention“.