Entscheidungsvorlage - FB 61/0789/WP18

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beschließt die Verlängerung der App aachen.move um weitere 12 Monate bis Ende Dezember 2024.


 

Reduzieren

Erläuterungen

Erläuterungen:

Ziel der städtischen Aktivitäten im Bereich des Mobilitätsmanagements sind es, Mobilitätsangebote zu koordinieren, über Angebote des Umweltverbunds umfassend zu informieren, Schnupperangebote und Anreize zum Umstieg zu organisieren und verschiedene Akteure wie Unternehmen, Veranstalter, Bauherren oder Bürger*innen zu Möglichkeiten der nachhaltigen Mobilität zu beraten. Dabei geht es vorwiegend auch um die Bewusstseinsschaffung bei Bürger*innen, Mitarbeiter*innen oder Besucher*innen, dass eine klimafreundliche Mobilität auch ohne den privaten Pkw möglich ist. Aber auch das stimulieren des positiven Verhaltens durch Anreize wie Preise, Lotterien oder Ranglisten bedient die Säule der Mobilitätswende in Aachen, die auf die Veränderung des Mobilitätsverhaltens abzielt. Wer Wege zu Fuß, mit dem Rad oder Bus und Bahn zurücklegt, kann sogenannte „Klima-Taler“ verdienen und diese gegen Prämien in einem inkludierten „Marktplatz“ eintauschen. Neue Features in der App sensibilisieren darüber hinaus auch für einen sparsamen Strom- und Wasserverbrauch. Darüber hinaus können Klimataler „verdient“ werden, wenn man an Veranstaltungen oder Aktionen mit Mobilitäts- oder Klimaschutzbezug teilnimmt. Lokale Einzelhändler können eigenständig Rabatte oder Preise in der App einstellen und damit Nutzer*innen zu einem Geschäftsbesuch motivieren.

 

Die App aachen.move wurde im Juni 2022 im Rahmen des Förderprojekts #AachenMooVe!3 initiiert. Nach einer Ausschreibung wurde dazu das Konsortium Changers/MotionTag beauftragt.

Nach Ablauf des Förderprojekts zum 31.12.2022 wurde die App aufgrund der positiven Resonanz und der hohen Nutzer*innenzahl um ein Jahr verlängert (vgl. Vorlage Nr. FB 61/0520/WP18).

 

Die ASEAG plant, die Funktionalitäten der App aachen.move in der movA-App abzubilden. Dazu gehören die Erfassung zurückgelegter Wegstrecken nach Verkehrsmittel und die Integration spielerischer Elemente (sog. „Gamification“) wie Team-Rankings, Auszeichnungen (sog. Badges), Prämien und die Möglichkeit, spezifische Ziele zu setzen (über sog. Challenges). Dies wird auch mit den Aachener Schulen durchgeführt über eine Schulchallenge. Da perspektivisch die Funktionalitäten der App durch movA abgebildet werden sollen, wird hier eine temporäre Verlängerung vorgeschlagen.

 

 

Aktueller Stand und Einsatzmöglichkeiten

 

Im Jahr 2023 verzeichnet die App 17.772 registrierte Nutzer*innen (Stand 26.10.2023), davon hatten zwischen Januar und Oktober 2023 knapp 4.000 bis 6.000 Nutzer*innen ihr Tracking aktiviert. Diese Zahl ist führend unter deutschen Städten. Dabei werden täglich ca. 200.000 Kilometer zurückgelegter Wege getrackt. Dennoch handelt es sich bei den Daten um einen kleinen Bevölkerungsschnitt, der nicht repräsentativ ist. Auch können aktuell keine Aussagen zur Demographie der Nutzer*innen getätigt werden, eine datenschutzkonforme Weiterentwicklung der App ist aber möglich (freiwillige Angabe bei der App-Installation). Es sind derzeit keine Städte bekannt, die über vergleichbare Daten verfügen. In der Regel kaufen diese Städte Daten z.B. von Telefonanbietern zu, um ähnliche Analysen durchzuführen.

 

Zwischen dem 1. Januar und 26. Oktober 2023 wurden über die App für alle Mobilitätsarten insgesamt ca. 67,8 Millionen zurückgelegte Kilometer erfasst. Auch wenn App-Nutzer*innen den größten Anteil ihrer Personenkilometer mit dem Kfz zurücklegen, stellt sich der Modal Split in Bezug auf den Anteil der Wege je Modus zwischen Oktober 2022 und September 2023 wie folgt dar: zu Fuß Gehen: 39,5%, Radfahren: 14,6%, ÖV: 13,5% und MIV (Pkw Fahrer*in + Mitfahrer*in): 32,4%. Zum Vergleich: Für alle Wege der Aachener*innen wird nach MiD (2017) für Aachen ein Modal Split (Anteil Wege) von: zu Fuß: 30%, Radfahren: 11%, ÖV: 13% und MIV (Fahrer*in + Mitfahrer*in): 47% festgestellt. Der Umweltverbund hat damit mit 68% einen höheren Anteil als in der letzten Erhebung der Mobilität in Deutschland (54%) (s. Abbildung 1).

 

Abbildung 1: Vergleich der Wege nach Modus, MiD und App-Nutzer*innen

 

 

Bei der Betrachtung der Verkehrsmittelnutzung nach Monat fallen signifikante saisonale Unterschiede bei der Wegelänge auf. Im Winter (November bis März) sind die Wege durchschnittlich kürzer. Auch ist ein klarer Trend zu höherer aktiver Mobilität in den Sommermonaten zu erkennen.

 

Die App-Daten besitzen möglicherweise eine gewisse Verzerrung (Bias), je nachdem, welche Nutzer*innen die App überwiegend installiert haben. Dennoch sind sie sehr gut geeignet, um darzustellen wie Aachen mobil ist:

Wie kommen die Leute von A nach B? Welche Routen, Straßen, Radverkehrsanlagen, etc. werden genutzt? Welche Verkehrsmittel werden dabei genutzt bzw. kombiniert? Gibt es in den verschiedenen Bezirken unterschiedliche Mobilitätsmuster? Wie sind die Fußwege in der Aachener Innenstadt? Wo sind wichtige Aufenthaltsorte?

 

Im Jahr 2023 wurden verschiedene Aspekte der App weiterentwickelt, so wurden zum Beispiel neue Features zu weitergehenden Klimaschutzaktivitäten hinzugefügt. Nutzer*innen können ihren Wasser-, Gas- oder Stromverbrauch nachvollziehen oder für nachhaltiges Verhalten in den Bereichen Hitzeschutz, Mobilität, Energieverbrauch belohnt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, über die App zur Teilnahme an in Aachen stattfindenden Aktivitäten (z.B. Baumpflanzaktionen, Müllsammelaktionen o.ä.) zu motivieren.

 

Auch konnten verschiedene Analysen durch App-Daten unterstützt werden. So wurde zum Beispiel eine Grobanalyse der Mobilitätsmuster und verschiedenen Kombinationen von Verkehrsmitteln am Umsteigepunkt Bushof durchgeführt (s. Abb. 2).

 

 

        Abbildung 2: Auswertung des Umstiegs am Bushof

 

Auch für Straßenplanungen können App-Daten als unterstützende Datenquelle herangezogen werden.

So wurden im Zuge der Planungen der Rad-Vorrang-Route Vaals im Jahr 2022 so genannte Heatmaps eingesetzt um das bisherige Radfahrverhalten der App-Nutzer*innen mit der geplanten RVR-Führung abzugleichen. Diese werden quartalsweise zur Verfügung gestellt (s. Abb. 2), können aber auch tagesaktuell dargestellt werden (Abb. 3)

Abbildung 3: Heat Map Radverkehr in Richtung Vaals

 

Image

Abbildung 4: Heat Map Radverkehr in Richtung Vaals, Tagesauswertung

 

Analog können die Heatmaps genutzt werden, um die Intensität der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel (z.B. Bus, Auto oder das Zu-Fuß-Gehen) auf verschiedenen Strecken darzustellen.

 

Abbildung 5: Genutzte Verkehrsmittel nach Strecke, 10.000 zwischen 23.-25. Januar 2023 erfasste Datensätze

 

Abbildung 6: Beispiel zur Möglichkeit der Filterung nach mit dem Pkw zurückgelegten Wegen unter 3km

 

 

Im Jahr 2023 wurden gemeinsam mit dem Fachbereich für Geodaten Möglichkeiten zum Datentransfer aufgesetzt, wobei eine entsprechende Infrastruktur zur Datenauswertung (Datenraum und Software) für die in der App generierten Datenmengen bei der Fachverwaltung noch nicht vorhanden ist. Aktuell wird bei der Fachverwaltung eine geeignete Infrastruktur (Datenraum und geeignete Software) für die Inhouse-Datenanalyse aufgebaut.

 

In den Jahren 2022 und 2023 wurde mithilfe der App jeweils eine Schulchallenge durchgeführt. Während in 2022 die Auswertungen noch manuell durch die Fachverwaltung erfolgte, wurde in 2023 eine eigene Schul-Rangliste eingerichtet, in der die Teams jederzeit den aktuellen Stand der erradelten Kilometer und die Platzierung nachvollziehen können.

 

               

 

Abbildung 7: Schulchallenge 2022 und 2023

                   

Positiv zu bewerten ist, dass Teilstrecken jeweils nach Modi erfasst werden, und somit auch eine Betrachtung der Quellen und Ziele nach Verkehrsmodi möglich wird: Welche Wege werden mit welchen Verkehrsmitteln zurückgelegt und wo befinden sich die Ziele?

So können die App-Daten auch für stadtplanerische Zwecke nutzbar gemacht werden.

 

Perspektive

Bei einer Weiterführung der aachen.move App im Jahr 2024 werden weitere Einsatzbereiche und Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die App gesehen. Durch die Fachverwaltung sollen weitere Datenanalysen durchgeführt werden, wie Abgleiche von Mobilitäts- mit Wetterdaten, den Einsatz bei Events (September Special). Auch vertiefte Analysen von Bewegungsmustern sind möglich, z.B. wie Nutzer*innen in die Innenstadt gelangen oder wie sie über den Weihnachtsmarkt gehen oder woher und wie Nutzer*innen kommen, den Einzelhandel aufsuchen, und wie diese sich in bestimmten Zonen aufhalten.

 

So ist im Rahmen der Maßnahmen zum Mobilitätsmanagement im Kontext der Sperrung der Autobahn A544 die Einrichtung eines Teams „A544-Betroffene“ vorgesehen. Durch eine gezielte Versorgung der Nutzer*innen dieses Teams mit aktuellen Information zur Autobahnsperrung sowie einer Incentivierung der Nutzer*innen dieses Teams kann der Umstieg auf andere Verkehrsmittel, die Vermeidung von MIV-Fahrten während der Hauptverkehrszeiten sowie die Stärkung von Fahrgemeinschaften durch die App gezielt für diesen Personenkreis unterstützt werden.

 

Zur Verbesserung der Datenqualität sollen die App-Daten mit realen Zählungen kalibriert werden, um die Repräsentativität der Aussagen zu erhöhen, aber auch um Aussagen zu durch den Umweltverbund ersetzten Pkw-Fahrten machen zu können. Weiterhin ist die Verschneidung mit anderen Datenquellen (Floating Car Data, Wetter Daten, ...) geplant.

 

Im Rahmen eines weiteren Projektes "AC-DATEP" (Datatasting) werden App-Daten für eine weitergehende Analyse des Sportpark Soers genutzt. Hier sollen in einem Zeitraum von 12 Monaten Daten aus aachen.move-App in Kombination mit Parkhausdaten, Zähldaten und Floating Car Data verschnitten werden. Eine Darstellung von Quell-Ziel-Beziehungen und Verkehrsmitteln wird erarbeitet um wiederkehrende Muster und Möglichkeiten zur Prognose von Verhaltensmustern daraus abzuleiten.

 

Eine Abbildung und Szenarienentwicklung für den Fußverkehr in der Innenstadt ist im Projekt MODUS für 2024 geplant.

 

Die App enthält bereits seit diesem Jahr zusätzliche Features zur Aktivierung der Nutzer*innen für über die Mobilität hinausgehende Klimaschutzthemen. Dazu zählen zahlreiche Aktivitäten, die dem Klima helfen statt zu schaden, mit entsprechenden Kurzinformationen. Weiterhin können Wasser-, Strom und Gaszählerstände spielerisch mit den vorangegangenen Monaten verglichen und ein sparsamer Umgang mit diesen Ressourcen stimuliert werden. Auch können städtische Aktivitäten der Klimaschutz- oder Mobilitätswendekampagnen in der App beworben werden.

 

Insgesamt ist über Pushnachrichten eine direkte Ansprache der Nutzer*innen zu wichtigen Mobilitätsthemen möglich und soll im Rahmen der Mobilitätswendekampagne in 2024 noch verstärkter zum Einsatz kommen.

 

In 2023 wurde der Förderantrag zur Weiterentwicklung der movA-App im Rahmen des Projekts Haaren Clever Mobil gestellt. Hier wird die Entwicklung von spielerischen Elementen und Anreizen in der movA-App angestrebt. Längerfristig könnte die App aachen.move durch die um ähnliche Elemente angereicherte movA-App abgelöst werden. Zur Überbrückung des Zwischenzeitraums liegt eine Verlängerung der vorhandenen App nahe.

 

Kosten und Finanzierung

Die Kosten der Verlängerung belaufen sich schätzungsweise auf bis zu 142.800 € (120.000 EUR netto). Ausreichende Mittel stehen bei PSP-Element 4-120201-947-3 (Kampagne und Förderprogramm Mobilitätswende) zur Verfügung.

 

Fazit und Empfehlung

Vor dem Hintergrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, der Datenauswertungsmöglichkeiten und des hohen Potenzials, Aachener*innen mit Anreizen zur Nutzung des Umweltverbunds zu motivieren halten wir die Weiterführung der App für eine ideale Ergänzung des Mobilitätsangebots der Stadt Aachen. Zahlreiche Städte und Kommunen arbeiten daran, diese App ebenfalls einzuführen und wenden sich an die Stadt Aachen, die als Vorreiterin auf dem Gebiet der app-basierten Incentivierung gilt. Auch im Kontext der Klimaschutzbestrebungen der Stadt Aachen bietet die App Erweiterungsmöglichkeiten, um über die Mobilität hinaus Beiträge zum Klimaschutz (z.B. Energie sparen, Wasser sparen…) abzubilden. Daher empfiehlt die Fachverwaltung, die App aachen.move um weitere 12 Monate bis Dezember 2024 zu verlängern.

 


 

Reduzieren

Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

 

 

JA

NEIN

 

 

x

 

 

 

 

 

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

 

 

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

 PSP-Element 4-120201-947-3 Kampagne+Förderprog. Mob.wende

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

2023*

Fortgeschriebe­ner Ansatz 2023

Ansatz 2024 ff.

Fortgeschriebe-ner Ansatz 2024 ff.

Folge-kosten (alt)

Folge-kosten (neu)

Ertrag

0

0

0

0

0

0

Personal-/

Sachaufwand

1.223.502,31

1.223.502,31

1.240.000

1.240.000

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

1.223.502,31

1.223.502,31

1.240.000

1.240.000

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

 

 

Deckung ist gegeben

Deckung ist gegeben

 

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):

*Haushaltsansatz 2023 i.H.v. 480.000 € zzgl. Ermächtigungsübertragung aus dem Haushaltsjahr 2022 i.H.v. 743.502,31 €

 


Klimarelevanz

Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die

Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)

Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

 

x

 

 

 

Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:

gering

mittel

groß

nicht ermittelbar

 

 

 

x

 

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x

 

 

 

 

Größenordnung der Effekte

Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.

 

Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr  (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:

 

 

 

vollständig

 

 

 

überwiegend (50% - 99%)

 

 

 

teilweise (1% - 49 %)

 

x

 

nicht

 

 

 

nicht bekannt

 

Loading...