Anhörung - E 49.1/0007/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Annahme von zwei Schenkungen an das Suermondt-Ludwig-MuseumVier Arbeiten auf Papier von Engelbert MainzerSpätmittelalterliches Hochrelief
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Anhörung
- Federführend:
- Museen der Stadt Aachen
- Verfasst von:
- E 49/1
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Betriebsausschuss Kultur und Theater
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Anhörung/Empfehlung
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27.02.2024
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Erledigt
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Rat der Stadt Aachen
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Entscheidung
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13.03.2024
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag Betriebsausschuss Kultur und Theater:
Der Betriebsausschuss Kultur und Theater nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen die Schenkungen mit Dank anzunehmen.
Beschlussvorschlag Rat:
Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Schenkungen mit Dank an.
Erläuterungen
Erläuterungen zur 1. Schenkung:
Schenkung von vier signierte Arbeiten auf Papier von Engelbert Mainzer, einem bedeutenden Aachener Künstler und Mitbegründer der „Neuen Aachener Gruppe“ vom Schenker Dr. Jürgen Schäfers, wohnhaft in Wildor-Hollmann-Straße 13 in 41379 Brüggen (ab März 2024 in Feriendorf 35, 78073 Bad Dürrheim).
Hintergrund:
Der Schenker erwarb die Werke während seiner Studienzeit in Aachen von der Witwe des Aachener Künstlers Engelbert Mainzer. Die Arbeiten sind signiert, eine davon mit dem Datum 1965.
1886 in Rheine geboren, schloss Engelbert Mainzer seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie in Düsseldorf ab. Seit 1910 wirkte der Künstler freischaffend in Aachen und war Zeichenlehrer am Aachener Realgymnasium. Nach Anfängen im Stil des Expressionismus, wandte sich Mainzer stilistisch der Neuen Sachlichkeit zu und ab 1949 der Abstraktion. Sein Beitrag zur Entwicklung einer eigenständigen Kunstszene in Aachen über den Rahmen der „Neuen Aachener Gruppe“ hinaus, ist von großem lokalgeschichtlichem Wert.
Verbindung zu bestehenden Sammlungen:
Engelbert Mainzer wurde bereits in Gruppenausstellungen und 1966 mit einer Einzelausstellung im Suermondt-Ludwig-Museum gewürdigt und mehrere Ölgemälde von ihm in die städtische Sammlung aufgenommen. Die Arbeiten auf Papier, die nun dem Museum angeboten werden, bereichern nicht nur die bereits vorhandenen Werke der Gattung Papier, sondern schließen auch eine Lücke in der Repräsentation eines Künstlers, der seinen Stil und seine Ausdrucksmöglichkeiten immer wieder aufs Neue hinterfragt hat.
Künstlerische Bedeutung und Integration in die Sammlung:
Die Arbeiten von Mainzer repräsentieren nicht nur eine wichtige Periode seines Schaffens, sondern auch eine Schlüsselphase in der Kunstentwicklung der „Neuen Aachener Gruppe“: Ab 1949/50 wird in Aachen eine intensivere Auseinandersetzung mit der Moderne sichtbar. Mit der Ausstellung des Aachener Künstlerbundes im Jahr 1950 wird im Suermondt-Museum erstmals „Junge Kunst“ von Karl Fred Dahmen, Hanns Pastor, Ludwig Schaffrath und Hubert Werden gezeigt. Nach der Auflösung des Künstlerbundes (Neugründung 1953) trat 1952 die Formation Neue Aachener Gruppe mit einer Ausstellung im Suermondt-Museum auf. Zu dieser Gruppe gehörten K. F. Dahmen, Rolf Faber, F. J. Herold, Willi Kohl, E. Mainzer, Fritz Martin, Carl Schneiders und Hubert Werden. Weitere Mitglieder und Gäste kamen später hinzu, darunter Peter Lacroix, H. Wilthelm, die Bildhauer Ewald Mataré und Jupp Zeller, Else Driessen, Hanns Pastor und Heinrich Maria Davringhausen.
Die Gründungsmitglieder Karl Fred Dahmen, Carl Schneiders, Fritz Martin und Engelbert Mainzer sind derzeit im 2. OG des Museums permanent ausgestellt, um diesen wichtigen Schritt in Richtung der künstlerischen Moderne in Aachen zu dokumentieren. Durch die Annahme der Schenkung würden die Möglichkeit geschaffen, Mainzers Beitrag zu dieser Entwicklung auch in Form von Arbeiten auf Papier in zukünftigen Ausstellungen angemessen zu würdigen.
Auflagen und Standards:
Über die musealen Standards hinaus wurden keine Auflagen gestellt. Die angebotenen Objekte haben einen Schätzwert von 2000 Euro.
Fazit:
Die Annahme dieser Schenkung von vier Arbeiten von Engelbert Mainzer ist nicht nur kulturell bedeutsam, sondern erweitert auch die Darstellung der „Neuen Aachener Gruppe“ in unserer Sammlung.
Erläuterungen zur 2. Schenkung:
Das zur Schenkung angebotene Objekt hat einen Schätzwert von 9.000,-. Die Schätzung wurde aufgrund von Vergleichen in Auktionskatalogen vorgenommen.
Das Objekt soll nach Erwerb umgehend in der ständigen Sammlung zur Ausstellung gelangen.
Auflagen und finanzielle Auswirkungen:
Es sind mit der Annahme der Schenkung keine vertraglichen Auflagen bezüglich der Präsentation und der Aufbewahrung der Objekte zum Nachteil der Stadt Aachen verbunden. Die Stadt Aachen verpflichtet sich jedoch mit Bezug auf die geschenkten Objekte, die Beschriftungen bei Ausstellungen, Einträge in wissenschaftlichen Publikationen, Veröffentlichungen in Form elektronischer Medien etc. obligatorisch mit einem vertraglich zu vereinbarenden Provenienz-Hinweis zu versehen und inventarisiert die Objekte auch mit diesem Zusatz. Auch verpflichtet sie sich, die Objekte der Schenkung nicht zu verkaufen, zu tauschen oder zu verschenken.
Reitergruppe (ursprünglich links hinter dem Kreuz Christi platziert), Hochrelief, unidentifizierte Werkstatt in der Grafschaft Mark (historisches Territorium im heutigen Ruhrgebiet, Rheinland und angrenzenden Westfalen [Essen, Bochum, Lünen, Unna, Hamm, Soest, Altena, Gummersbach usw.]), um 1500-1515, Eiche, bunte Bemalung und Vergoldung abgenommen, H 55 x B 45 cm.
Provenienz/Objektgeschichte:
Es handelt sich um eine Gruppe aus einer vielfigurigen Szene eines Kalvarienberges, eingebaut in einen Schrein. Der Schnitzaltar war Eigentum des Bayerischen Nationalmuseums in München (1896) https://www.bildindex.de/document/obj22022912/mi02312a05/?part=0) und wurde 1923 in den Kunsthandel verkauft. Der Schnitzaltar bzw. seine Einzelteile kamen in die Sammlung Alexander Fleischner in Wien und gelangten 1929 im staatlichen österreichischen Auktionshaus Dorotheum zur Versteigerung https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1929_05_13. Einzelne Reliefs tauchen immer wieder bei Auktionen auf, so z.B. 1972 und 1994. Das vorliegende Relief stammt aus dem Familienbesitz des Schenkers. Es wurde vom Großvater des Schenkers bei der 577. Kunstauktion des staatlichen österreichischen Auktionshauses Dorotheum in Wien am 15. September 1967 (Los-Nr. 863) erworben. Das Objekt ist nicht in der Lost Art-Datenbank – Deutsches Zentrum Kulturgutverluste des Bundes als gesuchtes Werk gelistet. Es handelt sich somit um keinen Fall von Nazi-Raubkunst.
Begründung für eine Annahme der Schenkung:
Das SLM Aachen verfügt über eine der bedeutendsten und größten Sammlung von Skulpturen des Mittelalters und der frühen Neuzeit in der BRD. Im Gegensatz zum Museum Schnütgen in Köln, das seinen Schwerpunkt auf Köln und den Niederrhein gelegt hat, beherbergt das SLM geographisch breiter gestreut Werke aus fast dem gesamten Territorium des Heiligen Röm. Reiches. Dieser Umstand und die Tatsache, dass das Relief den stilistischen kölnischen Einfluss auf die Skulpturenproduktion in der Grafschaft Mark dokumentiert, macht es für die Aachener Sammlung höchst interessant. Ferner verfügt das SLM in seiner Kollektion seit 1907 über ein Kruzifix aus derselben Werkstatt. So kann das Relief zusammen mit einem passenden gekreuzigten Christus ausgestellt werden.
Literatur:
Karrenbrock, Reinhard: Die Bildschnitzerwerkstatt des Cappenberger Chorgestühls, in: Dethlefs, Gerd (Hrsg.): Das Cappenberger Chorgestühl 1509-1520. Meister Gerlach und die Bildschnitzerwerkstatt der Brabender in Unna, Bielefeld 2009, S. 321-359, Abb. 459 u. 461.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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