Kenntnisnahme - E 49/0083/WP18

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur und Theater nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.
 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Zur Leitidee:

Der Kulturbetrieb der Stadt Aachen hat vom 11. - 13.08.23 die Veranstaltung „einzigARTig – das Festival der inklusiven Kultur“ durchgeführt.

Eine im kulturellen Leitprofil der Stadt Aachen formulierte kulturpolitische Aufgabe besteht in der Stärkung und Wahrung von Chancengleichheit und -gerechtigkeit. Dies beinhaltet die Herausforderung, für verschiedene menschliche Identitäten eine Teilhabe und Teilgabe (also nicht nur eine auf reine Rezeption beschränkte, sondern ein aktives Mitgestalten berücksichtigende Beteiligung) an kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen.

EinzigARTig sollte und soll ein Zeichen für Diversität, Solidarität und Inklusion setzen.

Nicht die Verschiedenheit der Menschen, sondern das Gemeinsame soll im Mittelpunkt stehen.

Künstler*innen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen aus dem gesamten Spektrum der Kultur sollte ein Forum geboten werden, ihre Kunst einem breiten Publikum zu präsentieren. Hierbei war auch die Zusammenarbeit mit Menschen ohne Behinderung bzw. Beeinträchtigung ausdrücklich erwünscht.

Wichtig war hierbei, dass bei den einzelnen Gemeinschaftsprojekten keine starren Vorgaben von Kurator*innen, Choreograf*innen oder Regisseur*innen erfolgten, sondern dass die beteiligten Agierenden auf Augenhöhe auf das Programm einwirken konnten. Leitlinien waren hier ein aktives Mitwirken und Gestalten.

Der Besuch war für alle Interessierten kostenfrei.

 

Auswertung:

Im Hinblick auf eine Wiederholung bzw. Verstetigung des Festivals gilt es, positive Erfahrungen herauszustellen, aber auch Schwachstellen zu analysieren und zukünftig möglichst zu beheben. Weiterhin ist - um Stillstand zu vermeiden - das Programm stetig weiterzuentwickeln und sind neue Akzente zu setzen.

 

Ort:

Der Veranstaltungsort Depot, ein ehemaliges Straßenbahn-Depot in der Talstraße im Stadtteil Aachen-Nord verfügt über einen angrenzenden Vorplatz. Dieser Bereich bot sich zu einer Nutzung für Outdoor-Aktivitäten an. So wurden dort verschiedene Gastronomiestände (siehe hierzu auch den Punkt Gastronomie), der Mitmach-Zirkus Configurani und ein Angebot zur Erprobung der Handhabung eines Rollstuhls für Menschen ohne Geh-Einschränkung positioniert.

Es erwies sich als vorteilhaft, dass sich das gesamte Geschehen auf einer Ebene abspielte. Der Innenraum bot ausreichend Platz und durch seine Konstellation die Möglichkeit, alle Programpunkte in ansprechender Art zu präsentieren. So konnten neben den beiden Bühnenbereichen auch die Installation „Insideout“ und einige Informationsstände (Werkstätten der Lebenshilfe, Sosh Theater, Club68köln - Verein für Behinderte und Nichtbehinderte e.V.) konzipiert werden.

Für die Ausstellung aus den Werkstätten der Lebenshilfe wurde das Geländer im Obergeschoss genutzt, um dort die Bilder der Künstler*innen der Lebenshilfe zu arrangieren. Der Austausch zwischen den Besuchern konnte bei einem Getränk inmitten der einzelnen Exponate an Stehtischen erfolgen.

 

Barrierefreiheit und Sicherheitsvorkehrungen:

Der Zugang über den Vorplatz ermöglicht es, dass Rollstuhlfahrer*innen bis unmittelbar vor den Eingang des Depots gebracht werden und somit ebenerdig in das Gebäude gelangen können.

Zudem können draußen Einsatzwagen des Erste-Hilfe-Dienstes sowie – sofern notwendig - weitere Toilettenanlagen für Schwerbehinderte positioniert werden.

Das Depot verfügt über zwei Behindertentoiletten, welche über den rollstuhlgerechten Aufzug erreicht werden können.

Eine Entfluchtung des Gebäudes ist im Evakuierungsfall auch für Rollstuhlfahrer*innen ebenerdig möglich.

Die Vielzahl von Menschen mit Behinderungen bzw. Beeinträchtigungen verschiedenster Art führt zu einer Erhöhung des Gefahrenpotentials und des Betreuungsbedarfs.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, war das Team E 49/4 vollständig im Einsatz. Zusätzlich wurden drei Helferinnen der Katholischen Hochschule eingesetzt.

Während des gesamten Zeitraumes waren Kräfte des Malteser Hilfsdienstes vor Ort. Ein Besprechungsraum konnte für die Dauer des Festivals als Sanitätsraum genutzt werden.

Das Team 49/4 stand in engem Austausch mit den Einsatzkräften. Weiterhin besaß jeder Mitarbeitende eine Liste mit den Rufnummern der Betreuungspersonen der einzelnen Einrichtungen, um bei Bedarf schnell reagieren zu können.

Bei der Bestuhlung vor den beiden Bühnen wurde jeweils in vertikaler Ausrichtung ein Bereich für Rollstuhlfahrer*innen ausgespart und entsprechend gekennzeichnet. So konnten die Rollstühle unmittelbar neben Betreuungspersonen platziert werden.

Für Menschen mit Beeinträchtigungen des Hörsinns standen Hörschleifen zur Verfügung, die elektronisch verstärkte Wort- oder Musikbeiträge direkt auf die Hörgeräte übertragen.

Für Gehörlose wurden Ansprachen und die Podiumsdiskussion mittels Gebärdendolmetscherinnen übersetzt.

Hinsichtlich eines Feedbacks zur Veranstaltung und insbesondere zu den getroffenen Maßnahmen zur Barrierefreiheit hat am 15.09.23 ein Gespräch mit der Behindertenbeauftragten der Stadt Aachen, Frau Simone Krauss, stattgefunden. Sie führte aus, dass sie viele positive Rückmeldungen erhalten habe. Sie sei auch gerne bereit, bei zukünftigen Veranstaltungen zu unterstützen. So verfüge sie über einen großen Verteiler von Institutionen, die zwecks Mitwirkung kontaktiert werden könnten. Weiterhin könne sie auch bei der Vermittlung von Dienstleistern helfen (z. B. Gebärdendolmetscher*innen über das Gehörgeschädigtenzentrum).

Die getroffenen Maßnahmen zur Barrierefreiheit beurteilte sie generell als positiv. Bei Hinweisschildern sei verstärkt darauf zu achten, dass sie nicht zu hoch aufgehangen werden, da sie ansonsten von Rollstuhlfahrern nicht wahrgenommen werden können.

Insgesamt sei es oft gar nicht möglich, alle Empfehlungen zur Barrierefreiheit zu befolgen. Es sei immer auf die Besonderheiten der Location und das Budget abzustellen. Sie empfahl jedoch, in den Informationen zur Veranstaltung transparent aufzulisten, welche Vorkehrungen am Veranstaltungsort getroffen werden. So könne ein Mensch mit Behinderung oder Beeinträchtigung vorab entscheiden, ob er unter diesen Voraussetzungen die Veranstaltung besuchen möchte.                   

Weiterhin hat im Nachgang zur Veranstaltung am 03.04.2024 ein Austausch mit Frau Prof. Marion Gerards, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, stattgefunden. Sie monierte, dass die ausgestellten Bilder zu hoch – und somit nicht auf Augenhöhe – aufgehangen waren. Weiterhin fehlten an den Bildern die Namen der einzelne Künstler*innen. Im Theaterstück des Sosh Theaters wurden ihres Erachtens Stereotype reproduziert. Es wurde zugesagt, diese Anregungen zu berücksichtigen bzw. in den Dialog mit dem Theater zu treten. Unabhängig hiervon begrüßt sie das Format und lobt, dass es in diesem Jahr künstlerische Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen des Kulturbetriebs gab bzw. gibt (siehe hierzu auch Ausblick).

 

Bühnengestaltung:

Es wurden zwei gegenüberliegende Bühnenbereiche konzipiert und genutzt.

Auf der Hauptbühne wurden Begrüßungsansprachen, Musik- und Theaterbeiträge dargeboten, gegenüber gab es Film- sowie Diskussionsbeiträge.

Durch diese wechselseitige Nutzung konnten einerseits Freiräume für Rüstzeiten der jeweiligen Acts geschaffen und andererseits ein möglichst kompaktes Programm ohne Leerlauf geboten werden. Auch die Bestuhlung war zweigeteilt jeweils auf eine der beiden Bühnen ausgerichtet.

Leider reichten die den Bühnen zugewiesenen Sitzplatzmöglichkeiten bei publikumsstarken Darbietungen teils nicht aus, sodass Stühle aus dem für die andere Bühne gedachten Bereich entgegen der Planung umgedreht werden mussten.

 

Es war intendiert, ein breites Spektrum inklusiver Kultur zu präsentieren. Vertreten waren sowohl bildende Kunst (Joost Meyer, Kunstwerkstatt der Lebenshilfe und Vera Sous), Theater (Sosh Theater), Tanz (Projekt der Parzival- Schule „Five days to dance“), Film (Kunst- und Theaterwerkstatt der Lebenshilfe) und Musik (Bock Rock, Rolling Bones, TUF, Neongrau52).

Besonders hervorzuheben sind hierbei die Projekte, bei denen im Sinne gelebter Inklusion Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam auftraten. Zu erwähnen sind hier die Kooperation der TUF Band mit dem Rap-Projekt Neongrau52, die Insideout Installation, bei der Vera Sous mit den Künstler*innen der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe kooperierte sowie die inklusive Theatergruppe Sosh.

Abgerundet wurde das Programm mit moderierten Gesprächen zu Filmbeiträgen und einer Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusion in der Kultur – Gegenwart oder Zukunftsmusik“.

Moderiert wurde die Diskussion von Dieter Haack, der auf eine langjährige Laufbahn als freiberuflicher Hörfunk- und Fernsehjournalist (WDR) zurückblicken kann und besondere Expertise in den Bereichen Medizin und Gesundheit besitzt.

Die Podiumsdiskussion war wie folgt besetzt:

- eine Vertreterin aus der Politik (Bürgermeisterin Hilde Scheidt)

- ein Vertreter aus der Verwaltung (Dezernent Heinrich Brötz)

- eine Vertreterin aus der Wissenschaft (Frau Prof. Dr. Marion Gerards Katho NRW,)

- Mikel Ulfik (Regisseur Sosh-Theater, der mit Schauspieler*innen mit Beeinträchtigungen arbeitet)

Weiterhin drei Künstler*innen mit verschiedenen Beeinträchtigungen:

- Joost Meyer (Bildender Künstler)

- Philipp Jeschke (Sänger)

- Christiane Fuhs (Schauspielerin)

Durch die ausgewogene Konstellation der Runde entwickelte sich eine lebhafte, oft kontroverse, aber stets lösungsorientierte Diskussion. Es wurden auch Willensbekundungen festgehalten, wie beispielsweise das Forcieren eines Gesprächs über eine Zusammenarbeit zwischen der neuen Stadttheaterintendanz und dem Sosh-Theater.

Weiterhin wird Joost Meyer eine Skulptur als Negativpreis (vergleichbar mit der Goldenen Himbeere in der Filmbranche) für schlechte oder bürokratische Beispiele auf dem Gebiet der Inklusion bzw. Barrierefreiheit gestalten.

Die Vernissage am Freitag, 11.08.2023 war sehr gut besucht. Ebenso erwiesen sich die Konzerte der TUF Band gemeinsam mit Neongrau52, die Aufführung des Sosh-Theaters und die Podiumsdiskussion als Publikumsmagneten.

Es gab viel positives Feedback. So lobte Till-Holger Borchert (Direktor Suermondt-Ludwig Museum) ausdrücklich die Qualität der Kunstausstellung und der gesamten Veranstaltung.

Generell kann gesagt werden, dass das Publikum überwiegend aus Menschen bestand, die (un)mittelbar – sei es durch eigene Erfahrung oder die berufliche Tätigkeit - mit den Themen Inklusion und Beeinträchtigung bzw. Behinderung befasst sind.

Es ist anzustreben, den Kreis auf Kulturinteressierte zu erweitern, die sich nicht ohnehin schon aus unterschiedlichen Gründen mit der Thematik Inklusion befassen.

 

Marketing:

Das Layout für alle Werbemaßnahmen wurde gemeinsam mit Herrn Andreas Kruse von der Lebenshilfe Aachen erarbeitet.

Sowohl die Farbkonstellation als auch die Schrift- und Zeichengestaltung sorgten für einen hohen Wiedererkennungswert.

Es wurden Flyer sowie ein 14-seitiges Programmheft im Corporate Design und im A6 Format erstellt, welches neben einem Terminplan Informationen über die einzelnen Künstler*innen enthielt. Beides wurde großzügig auf stark frequentierte Anlaufstellen in der Innenstadt verteilt.

Beworben wurde die Veranstaltung weiterhin über Plakate auf den Stromkästen und auf Litfaßsäulen.

Des Weiteren wurde das Festival im Terminkalender der Aachener Zeitung und des Stadtmagazins „Klenkes“ angekündigt. Auf den Social Media Kanälen der Stadt Aachen und insbesondere des Kulturbetriebs wurde im Vorfeld auf die Veranstaltung hingewiesen und rückblickend in Wort und Bild berichtet.

Darüber hinaus wurde in der August-Ausgabe des „Klenkes“ ein einseitiger Vorabbericht zu „einzigARTig“ sowie in der Septemberausgabe ein kurzer Rückblick auf die Veranstaltung veröffentlicht (siehe Anlage).

 

 

 

 

 

Gastronomie:

Zur Vernissage am Fr, 11.08.2023 wurden Sekt und alkoholfreie Getränke kostenfrei an die Besucher ausgeschenkt.

Während der Veranstaltung fand eine gastronomische Vollversorgung der auftretenden Künstler*innen statt.

Für die Besucher*innen gab es im Depot eine reichhaltige Getränkeauswahl (alkoholhaltige und -freie Kaltgetränke sowie Kaffeespezialitäten).

Auf dem Vorplatz wurden vegane Burger und Pommes Frites sowie Crêpes (süß oder herzhaft) angeboten.

 

Ausblick:

Das Depot erwies sich als geeigneter Veranstaltungsort. Alternativ wurde die Nutzung des Ludwig Forums in Betracht gezogen. Leider ist der Zugang zur Bühne im Space nicht barrierefrei, so dass eine intendierte Nutzung durch Künstler*innen mit Behinderungen nicht opportun erscheint.

Auch der Termin nach den Sommerferien scheint gut geeignet, jedoch sollte etwas mehr Abstand gewählt werden. Wichtig ist zudem, eine Überschneidung mit einer anderen Großveranstaltung (soweit das bereits abgesehen werden kann) zu vermeiden. In 2023 gab es unglücklicherweise eine zeitliche Überschneidung mit dem Christopher Street Day. Diese Veranstaltung wurde jedoch erst terminlich fixiert, nachdem der Termin für einzigARTig schon feststand.

EinzigARTig 2024 soll am 07. - 08.09.2024 im Depot stattfinden. Nach derzeitigem Sachstand ist zu diesem Zeitraum keine konkurrierende Großveranstaltung bekannt.

Inhaltlich sollten neben der bewährten Zusammenarbeit neue Kooperationspartner gesucht werden, die inklusive Kulturprojekte fördern.

Denkbar wäre eine Zusammenarbeit z. B. mit

  •  Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte Aachen e.V.
    Welkenrather Str.116, 52074 Aachen
  •  KoKoBe Region Aachen, Vaalser Straße 40, 52064 Aachen
  •  Alexianer Aachen GmbH, Alexianer Wohn- und Beschäftigungsverbund Aachen, Verkaufsatelier Kunstvoll, Horngasse 1, 52064 Aachen (Teilnahme scheiterte in 2023 an personellen Kapazitäten)

 

Als Programmpunkte konnten bereits Philipp Jeschke mit seiner Band (welcher im letzten Jahr an der Podiumsdiskussion teilgenommen hatte), wiederum das Sosh Theater und die Parzival-Schule mit einer Tanzdarbietung sowie der inklusive Chor InCHorsiv gewonnen werden.

Joost Meyer, der im letzten Jahr bei einzigARTig ausgestellt hatte, war beim diesjährigen schrit_tmacher Festival als begleitender Künstler mit seinen Installationen vertreten.

Philipp Jeschke wird auch beim diesjährigen Stadtglühen
 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

Keine

Klimarelevanz
Keine

 

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Anlagen

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