Kenntnisnahme - FB 36/0396/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Hitzeschutz auf Spielplätzen
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Verfasst von:
- FB 36/200 und FB 36/700
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Kinder- und Jugendausschuss
|
Kenntnisnahme
|
|
|
18.06.2024
|
Erläuterungen
Erläuterungen:
Ausgehend von den Anfragen der FDP Fraktion zum Sonnenschutz auf Kinderspielplatz „Alter Tivoli 37“ und dem Tagesordnungsantrag der Fraktionen Die Grünen und SPD zum Sonnen- und Hitzeschutz für Kinder jeweils aus August 2023 wurde die Hitzebelastung des Aachener Stadtkerns durch den FB 36/700 im KJA am 15.08.2023 vorgestellt. Aus dieser Präsentation resultierte der Wunsch des Ausschusses nach einer detaillierteren Einschätzung der Hitzebelastung auf Aachener Spielplätzen. Die Verwaltung liefert hierzu folgenden Zwischenbericht.
- Grundlagen der Hitzebelastung in Aachen
Der Klimawandel betrifft nicht nur Deutschland oder speziell Aachen, sondern ist weltweit messbar und seine Folgen zunehmend spürbar. Die mittlere Temperatur in Deutschland ist seit 1881 um ca. 1,7 °C gestiegen (DWD 2022, s. Abb. 1). Weltweit verändert dieser erhöhte Energieeintrag in die Atmosphäre Niederschlagsmuster und Extremwetterereignisse. Dürren, Starkniederschläge, Stürme oder Hitzewellen treten dadurch häufiger und intensiver auf. Z. B. hat die Anzahl der Sommertage (ein Sommertag ist ein Tag, an dem die maximale Lufttemperatur ≥ 25 °C beträgt) in Aachen von 27 (1961-1990) auf 38 (1991-2020) zugenommen. Die Anzahl der heißen Tage (ein heißer Tag ist ein Tag, an dem die maximale Lufttemperatur ≥ 30 °C beträgt) ist im gleichen Zeitraum von 4 auf 8 gestiegen (vgl. https://www.klimaatlas.nrw.de/klima-nrw-pluskarte).
Abb. 1: Temperaturentwicklung im Zeitraum von 1902-2023 im Vergleich von Deutschland, Nordrhein-Westfalen und Aachen.
Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Stadtklima. Bei dessen Veränderung spielen über die durchschnittlichen jährlichen Parameter hinausgehend verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle, die zu einer Zunahme der Wärmebelastung an einzelnen Tagen führen können. So führen Dichte, Struktur und Art der Bebauung zu großen Temperaturunterschieden. Insbesondere der unterschiedliche Versiegelungsgrad, der Anteil und die Ausprägung der Grünflächen sowie deren Wasserversorgung, die Kaltluftversorgung, die Frischluftzufuhr, die Reflexionseigenschaften (Albedo) sowie Verschattung und Wasserflächen tragen zu einem teils wechselhaften Lokalklima in der Stadt bei. Generell ist die Temperatur in der Stadt insbesondere nachts deutlich höher als im Umland (Unterschiede von 10-15 °C sind möglich). Doch auch tagsüber können expositionsabhängig (ob im Schatten, am Wasser oder durch direkte Besonnung) teils starke Temperaturunterschiede von bis zu 10 °C in unseren Breiten auftreten.
|
|
In Aachen hat sich das Stadtklima in den vergangenen Jahren flächenhaft verändert. Abbildung 2 und Abbildung 3 zeigen die modellierte Veränderung der urbanen Wärmeinsel Aachens in der vergangenen Dekade für die Nachmittags- (links) und Abendstunden (rechts) für das Sommerhalbjahr. Deutlich zu erkennen ist ein flächendeckender, überproportionaler Temperaturanstieg im städtischen Verdichtungsraum während der Abendstunden wohingegen nachmittags über die gesamte Stadtfläche eine deutliche Temperaturzunahme zu verzeichnen ist.
Auch Spielplätze im Stadtgebiet sind von diesem Trend betroffen. Durch den flächenhaften Temperaturanstieg, kann man allerdings nicht eindeutig sagen, welche Spielplätze stärker von zunehmender Wärmebelastung betroffen sind. Fachlich ableitbar und durch Rückmeldungen aus der Bürgerschaft bestätigt ist jedoch, dass abhängig von räumlicher Lage (Innenstadt, Stadtbezirk), Bebauungsdichte, Verschattung, Grünausstattung, u.a. Faktoren erhebliche Unterschiede in der Wärmebelastung einzelner Spielplätze im Stadtgebiet gegeben sind.
Für die Bevölkerung sind an Häufigkeit zunehmende Hitzewellen bzw. extreme Hitzetage mit verschiedenen gesundheitlichen Risiken wie Hitzschlag, Dehydrierung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautproblemen etc. verbunden. Diese betreffen alle Bevölkerungsteile gleichermaßen.
- Diskussion der Hitzebelastung von Spielplätzen und mögliche Maßnahmen
Die unter Punkt 1 verursacht durch den Klimawandel dargestellte Zunahme von Hitzeereignissen und durchschnittlicher Temperaturentwicklung, macht eine intensivere Betrachtung von Flächen, auf denen sich vulnerable Personen (z.B. Kinder) aufhalten, nötig. Zu diesen Flächen gehören auch Spielplätze. Die Aachener Verwaltung hat bereits im vergangenen Jahr ausführlich zu den Ausführungen der Herrichtung und des Neubaus von Spielplätzen Stellung bezogen (s. STN des FB 36 in der Vorlage FB 45/0427/WP18 zum KJA am 24.10.2023).
Zusammenfassend können folgende Aussagen in puncto Hitzeschutz auch weiterhin bestätigt werden:
- Die Verwaltung setzt bei der Neuanlage von Spielplätzen auf eine natürliche Verschattung durch den Einsatz von Bäumen und Sträuchern
- Bei Neugestaltungen werden vermehrt neue und größere Bäume gepflanzt
- Die Entnahme von schadhaften oder die Sicherheit gefährdenden Bäumen wird nach Prüfung des Standorts adäquat durch das zügige Einsetzen von neuen Bäumen ersetzt
- Künstliche Verschattungselemente wie Sonnensegel oder große Dachkonstruktionen zum Hitzeschutz werden seitens der Verwaltung nicht als prioritär zu verfolgende Maßnahmen angesehen. Dies hat mehrere Gründe, die in der folgenden Tabelle 1 zwecks Übersichtlichkeit im Vergleich zu einem Baumstandort zusammengefasst sind.
| Baumscheibe/Baum | Technische Beschattung / Sonnensegel |
Kühlleistung | 3.300 – 33.000 kWh (altersabhängig)*1 | (nur) Schattenwirkung |
Unterhaltungskosten | ~100 € pro Jahr*2 | ~20-30 Arbeitsstunden/a*3; Einlagerung |
Lebensdauer | 60-100 Jahre*2 | Ca. 10 Jahre |
Anschaffungskosten | 3.000 – 5.000 € | bis zu 20.000 € und mehr*3 |
Beschattungsfläche | 10 - >100 m² | < 50 m² |
Sicherheitsaspekte | sicherheitstechnische Begutachtung der Bäume findet jährlich statt*2 | Gefährdung durch Vandalismus; Sicherung gegen Sturm und Wind sehr aufwendig massives Fundament notwendig*3 |
Luftfilterfunktion | >500 kg Feinstaub*1 | keine |
UV-Schutz | teilweise bei dichtem Laubbesatz | vorhanden in Abhängigkeit des verwendeten Stoffs |
Tabelle 1: Gegenüberstellung der Eigenschaften eines Baumes und einer technischen Beschattungslösung. Farben sollen positiv(grün)- und negativ(rot)-Eigenschaften (……………) verdeutlichen. Eigene Zusammenstellung, 2024.
*1 Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH (2023; https://gruene-stadt-der-zukunft.de/steckbrief-baeume-als-hitzeschutz/)
*2 Angaben aus der Baumschutzabteilung der Stadt Aachen;
*3 zusammengetragen aus verschiedenen Verwaltungsveröffentlichungen.
Wichtige stadtklimatische Funktionen wie eine natürliche Luftfilterung und tägliche Kühlung können ohne großen technischen Aufwand von natürlichen Verschattungselementen wahrgenommen werden. Auch in Bezug auf Unterhalt und Anschaffungskosten sind natürliche Schattenspender den Technischen vorzuziehen (vgl. Tabelle 1).
- Zusammenfassung/Empfehlung
Der FB 36 wird auch weiterhin aus den oben genannten Gründen den natürlichen Schatten durch Vegetation vor einer technischen Schattenlösung bevorzugend umsetzen. Gleichzeitig behält sich die Verwaltung vor, in besonderen (Bedarfs-) Situationen auch eine technische Beschattung von Aufenthaltsflächen auf Spielplätzen nach Unterrichtung der zuständigen Ausschüsse umzusetzen.
Für die Untersuchung der Spielplätze sollen in Zukunft auch mit Blick auf die generelle Hitzebelastung auf dem Aachener Stadtgebiet fernerkundliche Daten intensiver genutzt werden. Hierzu können z.B. hochauflösende Thermalbefliegungen oder auch eine satellitengestützte Temperaturerfassung beitragen, die flächendeckende Informationen zur Entwicklung der Hitzentwicklung ermöglichen. Solche detaillierten Aufnahmen kosten zwischen 20-30.000 €; zusätzlich müsste deren Auswertung aufgrund der fehlenden personellen Ressourcen an Fremdfirmen vergeben werden.
Eine externe Begutachtung aller ca. 150 städtischen Spielplätze im Hinblick auf Wärmebelastung und Beschattungssituation wäre ebenfalls mit einem hohen Aufwand verbunden liefert aber sowohl qualitativ (u.a. Vergleichbarkeit untereinander und mit der Belastungssituation im jeweiligen Quartier) als auch räumlich deutlich eingeschränktere Informationen; aus diesem Grund wird eine solche Vorgehensweise aktuell nicht favorisiert.
Aus o.g. Gründen empfiehlt die Verwaltung weiterhin bei der Erneuerung und Ertüchtigung von Spielplätzen auf natürliche Verschattungselemente zu setzen und die Menschen auch durch Sensibilisierung und Aufklärung vor den Gefahren von Extremwetterereignissen während Hitzelagen zu warnen und an ihre selbstbestimmte Fürsorgepflicht zu appellieren. Warn- und Verhaltenshinweise bei Hitze können auf den folgenden städtischen und städteregionalen Webseiten abgerufen werden:
- www.staedteregion-aachen.de/hitze
- https://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/energie/klimaanpassung/umgang_mit_starker_hitze/index.html
Als zusätzliche Information: Derzeit befindet sich ein iterativ fortschreibbares Werk zur Hitzebewältigung von Stadt und StädteRegion Aachen in Aufbau. Hier finden intensive Austausche zwischen den Verwaltungen aber in Zukunft auch mit der Stadtgesellschaft statt. Bei sich noch stärker verändernden klimatischen Bedingungen wird die Verwaltung – jeweils in Rücksprache mit und Information der Politik – weitere Veränderungen in puncto Hitzevorsorge und -schutz der Aachener Bevölkerung ereignis- und bedarfsgerecht vornehmen.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
| JA | NEIN |
|
|
| x |
|
| |||||||
Investive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. | Gesamtbedarf (alt) | Gesamtbedarf (neu) | |
Einzahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Auszahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
| ||||
| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | |||||
| |||||||
konsumtive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. | Folge-kosten (alt) | Folge-kosten (neu) | |
Ertrag | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Personal-/ Sachaufwand | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Abschreibungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
| ||||
| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | |||||
Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):
Für das hier dargestellte verwaltungsinterne Vorgehen sind aktuell neben den bereits für Spielplätze bereitgestellten Mitteln für 2024 keine weiteren finanziellen Auswirkungen erkennbar.
Klimarelevanz
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
positiv | negativ | nicht eindeutig | |
x |
|
|
|
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering | mittel | groß | nicht ermittelbar |
|
|
| x |
Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine | positiv | negativ | nicht eindeutig |
| x |
|
|
Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering |
|
| unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
mittel |
|
| 80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
| mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
|
| unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) | |
mittel |
|
| 80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
| mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
|
|
| vollständig |
|
|
| überwiegend (50% - 99%) |
|
|
| teilweise (1% - 49 %) |
|
|
| nicht |
|
|
| nicht bekannt |
Das hier dargestellte verwaltungsinterne Handeln wirkt sich gering positiv in Bezug auf die Klimafolgenanpassung der Aachener Bevölkerung aus.