Entscheidungsvorlage - A 50/0104/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Integrationskonzept der Stadt Aachen
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- Fachbereich Soziales und Integration
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Rat der Stadt Aachen
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18.10.2006
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Auf Vorschlag der Verwaltung sowie der Empfehlungen des Migrationsrates und des Sozial- und Gesundheitsausschusses und der jeweils zustimmenden Kenntnisnahme des Kinder- und Jugend- und des Schulausschusses beschließt der Rat das beiliegende Integrationskonzept für Aachen.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Gemäß Antrag der Fraktion Bündnis 90 die Grünen im Rat der Stadt vom 14. September 2004 ist die Verwaltung beauftragt worden, ein Integrationskonzept zu entwickeln (Antrag und Konzept liegen bei).
In den Schwerpunktbereichen Beratung, Sprache, Bildung und Arbeit hält die Stadt, unter anderem auch ausgelöst durch die Beratungen über das Integrationskonzept, bereits folgende Angebote vor:
1.
Bildungserstberatung
März 2006: Einrichtung einer kommunalen Agentur für Bildungserstberatung für Migrant/innen (Förderung über Landesmittel KOMM-IN-NRW)
Im Sozial- und Ausländeramt wurde eine zentrale trägerneutrale Erstanlaufstelle für Migrant/innen geschaffen, die eng vernetzt mit bereits bestehenden Fachdienststellen bedarfsorientierte und aufeinander aufbauende Beratung anbietet. In enger Kooperation mit der Ausländerbehörde und der ARGE der Stadt Aachen werden die Ratsuchenden gezielt an institutionelle Fachberatungen, Sprach- und Integrationskursträger und Migrantenorganisationen verwiesen.
Insgesamt
engagieren sich 14 Institutionen in vier verschiedenen Beratungsfeldern. Die
Vielzahl der vor Ort tätigen Berater (19 Personen) eröffnet die Möglichkeit,
professionelle Beratung in 10 Sprachen anzubieten.
Institutionen:
Sprachkursträger: Diakonie (Werkstatt der Kulturen),
Sprachenakademie, VHS, Helene-Weber-Haus, Berlitz, DAA
Regionalverbund der Migrationserstberater: Caritas,
Diakonie, DRK
Schulische- und berufliche Weiterbildungseinrichtungen: VHS,
Berufskolleg für Wirtschaft und
Verwaltung, Tertia, FAA
Integrative Einrichtungen: PÄZ, Eurotürk
Beratungsfelder:
1. Sprach-
und Integrationskurse
2. Migrationserstberatung,
Jugendmigrationsdienst
3. Schule
und Beruf
4. Allgemeine
Migrationsberatung
Die Inanspruchnahme der
Serviceleistungen der Bildungserstberatung wird durch ein erstmalig
entwickeltes sogenanntes „Migrantenticket“ unterstützt. Dieses verweist
auf die Beratungsangebote vor Ort und gewährleistet aufeinander aufbauende
Beratungsabläufe. Insbesondere der durch dieses Verfahren gezielt gesteuerte
Informationsfluss zwischen Mitarbeiter/innen der Ausländerbehörde und den
Fallmanager/innen der ARGE Aachen signalisiert frühzeitig Handlungs- und
Qualifizierungsbedarfe, die zur Förderung der Integration in den Arbeitsmarkt
beitragen können.
Die ca. 400 Anfragen der Migrant/innen bezogen sich bisher erwartungsgemäß auf den Sprachbereich, aber auch auf Migrationserstberatungen und Jugendmigrationsdienste, auf Schulabschlüsse und Fragen zur beruflichen Perspektive.
Die Fachberatungsdienste erhalten Unterstützung durch ein neues Informationsinstrument, eine sich im Aufbau befindende gesamtstädtisch ausgerichtete Datenbank zu migrantenspezifischen Themenfeldern unter www.aachen.de.
Alle Beratungseinrichtungen der Kommunalen Agentur für Bildungserstberatung stellen ihre Beratungsleistungen der Stadt Aachen kostenneutral zur Verfügung.
Aktuell befindet sich in Kooperation mit dem Gesundheitsamt und der Stabsstelle Integration ein in 9 Sprachen aufbereiteter Leitfaden Gesundheit für Migrant/innen in Vorbereitung.
2. Sprachförderung
Sprachkurse im Rahmen der Integrationskursverordnung bilden einen entscheidenden Kernbereich zukünftiger Ausrichtung der Integration in Aachen.
Der insbesondere in 2005/2006 geschaffene Kooperationsverbund
der durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zugelassenen
Sprachkursträger in der AG Sprache des Netzwerkes Integration arbeitet in enger
Kooperation mit der Ausländerbehörde, dem Verbund der Migrationserstberater und
der ARGE.
Zahlen und Fakten
Integrationskurse 2005
Insgesamt an Integrationskursen
teilgenommen
800 Personen
Vom Ausländeramt der Stadt Aachen zur
Teilnahme verpflichtet 378 Personen
davon Neuzuwanderer 110 Personen
davon Bestandsausländer 268 Personen
(davon im SGB- II-Bezug) 178 Personen
Die Stadt Aachen konnte über das zur Verfügung stehende Kontingent von 140 möglichen Verpflichtungen noch zusätzliche Kontingente anderer Kommunen übernehmen.
Die dargestellten Ergebnisse werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als ausgesprochen erfolgreich bewertet und sind als Resultat gelungener Vernetzung und Kooperationen von Sprachkursträgern, Migrationserstberatern, Ausländerbehörde und ARGE zu verstehen. Damit wird bestätigt, dass Sprachförderung als zentraler Bereich von erfolgreicher Integration auf eine gesamtstädtische Vernetzung und funktionierende Schnittstellen aller Beteiligten angewiesen ist und nur über diese zum Erfolg führen kann.
Aktueller Stand der Integrationskurse 2006
Bisher durch das Ausländeramt der Stadt
Aachen zur Teilnahme
verpflichtet
377 Personen
davon Neuzuwanderer 143 Personen
davon Bestandsausländer 234 Personen
Damit konnte bis Ende August schon das Gesamtniveau von 2005 erreicht werden.
Deutschkurse für Mütter in Kitas
Innerhalb des Netzwerkes Integration wurden mit Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes sinnvolle Wege der Zusammenarbeit zwischen Sprachkursträgern und integrativen Einrichtungen der Stadt entwickelt.
Die wohnortnahen,
alltags- und bedarfsorientierten Sprach- und Alphabetisierungskurse mit
Kinderbetreuung richten sich vor allem an Frauen mit kleinen Kindern, Frauen
mit geringer und/oder keiner Schulbildung sowie Frauen aus traditionellen
Familienverhältnissen, die keinen Integrationskurs besuchen können. Sprachkursträger, die Kurse vor Ort in
den Stadtteilen anbieten, erreichen dabei mit
maßgeschneiderten Angeboten eher diese Zielgruppe.
Auf Initiative der Ausländerbehörde entstand die erste Kooperationsgemeinschaft zwischen Ausländerbehörde, Jugendamt, Diakonie und SKF.
Die Idee: Sprachkurse für Mütter werden vormittags vor Ort in der Kita angeboten.
Die Vorteile:
- Angebot von passgenauen, zielgruppenorientierten Sprachkursen
- Gewährleistung der Kinderbetreuung (Kinder unter 3 Jahren werden in einer eigens für den Kurs organisierten Betreuung innerhalb der Einrichtung untergebracht)
- Einbeziehung der Kita und ihrer Erzieherinnen in die Beratung der Eltern
- Stärkung der Elternkompetenz
- Unterstützung der schulischen Integration der Kinder
- Gewährleistung von Qualitätsstandards durch vom Bund zugelassenen Sprachkursträger
- Einsatz einer ausgebildeten Sprachlehrerin mit Migrationshintergrund
Finanziert werden die Kurse aus Mitteln der ARGE und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Im
August 2006 startete in der Kita Scheibenstraße ein Kurs gleichen Konzepts,
Sprachkursträger ist das Helene-Weber-Haus, finanziert wird der Kurs vom BAMF.
In konkreter Vorbereitung:
- Kita Albert-Maas-Str., VHS
- Kita Alfonsstr., VHS, ABLA
- Kita Schagenstr., VHS,
- Kinder und Jugendzentrum Driescher
Hof, Kolping Bildungswerk
- Kita Gut Kullen, Kolping Bildungswerk
Weitere
Kitas (Kurse mit VHS in Frühjahr 2007 geplant):
- Düppelstr., Lindenstr. , Passtr.
Alle Einzelmaßnahmen werden in enger
Absprache zwischen der Ausländerbehörde und dem Jugendamt, unter
Berücksichtigung der sich im Aufbau befindenden Familienzentren, geplant und
durchgeführt. Als kompetenter Sprachkursträger fungiert seitens der Stadt
Aachen die VHS.
3. Bildung
Projekt Kon-lab
Sprachprojekt in städtischen
Kindergärten "Hör mir zu, sprich mit mir",insbesondere
Sprachförderung durch Kon-lab (aus Vorlage für Kinder- und
Jugendhilfeausschuss, 24.08.06, Auszüge)
„Da die bisher aufgeführte Sprachförderung scheinbar nicht ausreicht, um das Regelverstehen der deutschen Sprache zu erlernen, wurde zusätzlich das Programm Kon-lab eingerichtet.
Am 25. Oktober 2005 beschloss der Kinder- und Jugendausschuss die Durchführung der Sprachförderausbildung für Erzieherinnen in insgesamt 15 Tageseinrichtungen für Kinder.
Die Idee des Projektes ist es, die Kinder sprachlich zu fördern, bevor sie aufgrund von Sprachdefiziten und Sprachverstehensproblemen in der Schule dadurch auffallen, dass sie dem Unterricht nicht folgen und so auch nicht vom Lehrangebot profitieren können.
Das bedeutet, die sprachsensible Entwicklungsphase des Kindes im Vorschulalter verstärkt zu nutzen und die Förderintervention in den Elementarbereich zu verlagern. Eine ausreichend frühe Sprachförderung vor der Wissensvermittlung in der Schule ist wesentlich wirksamer als (nur) sechs Monate vor der Einschulung oder erst schulbegleitend (vgl. CITO - Studie).“
Bisheriger Verlauf des Projektes
Im Oktober 2005 wurde eine Informationsveranstaltung für 15 Leiterinnen der Kindertagesstätten
durchgeführt, mit dem Ziel die Einführung der gezielten Sprachförderung mittels Kon-labvorzubereiten.
Für das Projekt wurden in erster Linie Kindertageseinrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund und Einrichtungen in sozialen Brennpunkten mit hohem Förderbedarf auch bei deutschen Kindern ausgewählt. Ein freier Träger (SKF) beteiligte sich ebenfalls am Projekt.
Inzwischen wurden für 65 Gruppen in 15 Kindergärten Material angeschafft und 75 MitarbeiterInnen weitergebildet.
Weitere angedachte Schritte und Ergebnisse
In Planung: Umsetzung des Programms im Kindergartenjahr 2006/2007 mit weiteren 40 Gruppen.
Die Kitas melden insgesamt gute organisatorische und inhaltliche Fortschritte, die sich bereits jetzt in einer verbesserten sprachlichen Aktivität darstellen.
Projekt Abla
Das Projekt konnte durch den Einsatz
der „Ober-Abla“, Honorarkräfte, und durch 1 €-Jobber in 5 Einrichtungen in
Angriff genommen werden. Dabei wurden neben Müttercafes in den Kitas, auch
Übersetzungsarbeiten und konkret Beratung der Einrichtungen und vieler Mütter
erreicht. Zudem wurde in einer Kita die Vermittlung in einen
„Vorintegrationskurs“ ganz aktiv unterstützt. Es ist schon jetzt erkennbar,
dass sich die Eltern- und Kinderarbeit in den Kindertagesstätten durch den
Einatz der Ablas positiv verändert hat.
Regelmäßig finden Austauschgespräche
zwischen den beteiligten Kitas, dem türkischen Honorarkonsul, Eurotürk, der
„Ober-Abla“, sowie dem Jugendamt statt.
Im Verlauf des Projektes wurde
deutlich, dass neben den 5 Kindertagesstätten weitere Einrichtungen am Einsatz
von Ablas interessiert sind. Bis jetzt ist es aber schon schwierig, in
ausreichender Zahl Ablas durch die ARGE zur Verfügung zu stellen. Deshalb soll
ein weiteres Projekt aufgelegt werden, in dem die Ablas für weitere Einrichtungen,
z. B. über 400 € - Beschäftigung oder als Honorarkraft eingesetzt werden
könnten. Der Bedarf besteht mindestens in 8 weiteren Kitas, die schon heute
Kontakt zu Eurotürk haben. Hierzu werden Landesmittel beantragt.
4. Vermittlung in Arbeit
Die Verbesserung der beruflichen Integration von Migrant/innen ist eine der wesentlichen Schwerpunkte der Integrationsarbeit.
Um ausreichende arbeitsmarktrelevante Qualifikationen vorzuweisen, ist es notwendig, aktuell auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes mit beruflicher Bildung und Weiterbildung zu reagieren.
Das Integrationskonzept bietet mit dem im Handlungsfeld Arbeitsmarkt aufgezeigten Maßnahmen Handlungsstrategien, die der Steuerung des Erwerbs berufspezifischer Sprachkenntnisse und arbeitsmarktrelevanter Qualifizierungen für Migrant/innen dienen.
Nach aktuellen Stand gibt es in der
Stadt Aachen über 3.500 Migrant/innen, die im Leistungsbezug der ARGE stehen.
Mit den in den Maßnahmen formulierten Zielen und praxisnahen Ansätzen sind
Erwartungen verbunden, über neue Zugangswege den Einstieg in den
Arbeitsmarkt zu erleichtern und damit eine Teilhabe an der Gesellschaft zu
ermöglichen. Andererseits werden stärker als bisher Eigenbeteiligungen und
Eigenleistungen der angesprochenen Zielgruppen eingefordert.
Unter Federführung der DEKRA GmbH im
Verbund mit der ARGE der Stadt und unter Beteiligung verschiedener
Sprachkursträger sowie dem Regionalverbund der Migrationserstberater wird das
konzipierte Kompetenzcenter für
Beratung, Qualifizierung und zur Integration in den Arbeitsmarkt derzeit
vorbereitet.
Der Start der
Integrationswerkstatt ist für den
01.12.2006 mit einer Aufnahme von 100 SGB-II- Empfängern geplant.
Die Finanzierung der
Integrationswerkstatt wird über die ARGE gewährleistet.
Interkulturelles Training
Erstmalige Aufnahme eines Seminars
„Interkulturelles Kommunikationstraining für Ausbilder und Prüfer“ im
Fortbildungsprogramm der Industrie- und Handelskammer Aachen in 6/2006. Das
Seminar richtete sich an Ausbilder und Prüfer, die ihre
Kommunikationsfähigkeiten mit Jugendlichen im interkulturellen Bereich
verbessern und trainieren wollen. Weitere Seminare sind vorgesehen.
Neben den im Integrationskonzept aufgeführten konkreten Maßnahmen ist ferner vorgesehen, ein
Marketingkonzept zu erarbeiten, in dem Wege aufgezeigt werden, wie die Migrantinnen und Migranten in die Integration mit einbezogen werden können, die derzeit noch nicht erreicht werden. Der bereits initiierte Dialog der Religionen ist ein erster Teil dieses Konzeptes. Es wird zu überlegen sein, wie in Aachen ansässige Konsularvertretungen für diese Aufgabe gewonnen werden können. Ebenso wird zu prüfen sein, inwieweit Imame und sonstige Autoritäten stärker einbezogen werden können.
Anlagen
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(wie Dokument)
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