Kenntnisnahme - E 42/0037/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

1.

Der Betriebsausschuss Theater und Volkshochschule nimmt gemäß § 11 Abs. 6 der Satzung für die Volkshochschule Aachen die Verwaltungsvorlage zur Kenntnis und empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen zu beschließen, dass die Stadt Aachen sich an dem Projekt „Stolpersteine“ im Sinne des Ratsantrages der SPD Fraktion vom 02. Juni 2006 in der Form beteiligt, dass die  eingehenden Anträge auf Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Weiterbearbeitung an die Volkshochschule weitergeleitet werden. Im übrigen fördert der Rat der Stadt Aachen vorrangig das bereits seit Ende 1996 bestehende Projekt „Wege gegen das Vergessen“ –Durch das Aachen der Nazizeit-.  

Der Ratsantrag der SPD Fraktion vom 02. Juni 2006 ist somit als erledigt zu betrachten.

 

2.

Auf Empfehlung des Betriebsausschusses  Theater und Volkshochschule beschließt Rat der Stadt Aachen gemäß § 12 der Satzung für die Volkshochschule Aachen, dass die Stadt Aachen sich an dem Projekt „Stolpersteine“ im Sinne des Ratsantrages der SPD Fraktion vom 02. Juni 2006 in der Form beteiligt, dass die  eingehenden Anträge auf Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Weiterbearbeitung an die Volkshochschule weitergeleitet werden. Im übrigen fördert der Rat der Stadt Aachen vorrangig das bereits seit Ende 1996 bestehende Projekt „Wege gegen das Vergessen“ –Durch das Aachen der Nazizeit-.  

Der Ratsantrag der SPD Fraktion vom 02. Juni 2006 ist somit als erledigt zu betrachten.

 

 

 

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Mit Ratsantrag vom 02.06.2006, beantragte die SPD Fraktion, die Stadt Aachen möge sich als Gedenken für die Opfer des NS-Regimes in Aachen an der Aktion „Stolpersteine“ des Künstlers G. Demnig beteiligen.

Mit Hinweis auf diese bundesweit bekannte Aktion beantragte Herr Dr. Manfred van Rey aus 53639 Königswinter nahezu zeitgleich, mit Schreiben vom 21.05.2006 bei dem Herrn Oberbürgermeister, aus persönlichen Gründen vor dem früheren Elternhaus, Aachen, Moltkestr. 15,  für die am 06.04.1944 in einem Krankenhaus in Kalmenhof bei Idstein im Alter von 5 Jahren im Rahmen der „Euthanasie“-Aktion umgekommenen Elly Ortmanns, einen „Stolperstein“ verlegen lassen zu dürfen.

 

„Wege gegen das Vergessen“

Die Stadt Aachen hat ein eigenes Projekt der Erinnerung an die NS-Zeit: Die „Wege gegen das Vergessen“.

Bereits seit 1994 hatten sich einzelne Bürger, Parteien, Initiativen und andere Gruppen in verschie­denen Anträgen oder Anfragen an den Rat und die Verwaltung der Stadt gerichtet mit dem Wunsch, in Aachen verschiedene Gedenk­tafeln oder ein zentrales Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur aufstellen zu lassen. Vor diesem Hintergrund nahm der Rat der Stadt Aachen im Oktober 1996 einstimmig einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und Grünen an, „Wege gegen das Ver­gessen“ durch das Aachen der Nazizeit erarbeiten zu lassen. Die Entwicklung einer Konzeption für dieses Projektes und die Durchführung wurden der Volkshochschule Aachen übertragen, da bei ihr einschlägige Erfahrungen in der Bearbeitung der NS-Geschichte in Aachen vorlagen. Eine Aufgabe der „Wege gegen das Vergessen“ ist es, die Erinnerung wach zu halten daran, dass Menschen durch die Nazi­diktatur verfolgt oder ermordet wurden aus politischen, rassischen, weltanschaulichen, reli­giösen und anderen Gründen. Eine weitere Aufgabe ist es, die Auseinandersetzung zu fördern mit Ignoranz, Mitläufer­tum, aber auch Unter­stützung, ohne die die Nazi­diktatur nicht so reibungslos hätte funktionieren können. Die „Wege gegen das Vergessen“ bestehen seit Beginn an aus zwei wichtigen Arbeitsfeldern:

-          die Denk-Mal-Tafeln (an 43 Orten in der Stadt)

-          die pädagogische Arbeit

Einhellig wurde vom Rat und den Projektmitwirkenden von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Anbringung von Gedenktafeln allein nicht ausreiche und wie wichtig die Volkshochschule als eine pädagogische Anlaufstelle sei, die z.B. entsprechend ausgearbeitete Materialien für Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler, ergänzende Angebote, Fortbildungen und Tagungen, alternative Stadt­rundfahrten oder -führungen usw., durchführen sollte.

Dieser gemeinsamen Einschätzung wird auch finanziell Rechnung getragen; seit 2005 gibt die Stadt einen jährlichen Zuschuss von € 15.000,00 für diese Arbeit.

 
„Stolpersteine“

Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit seinen „Stolpersteinen“ an Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in  den Bürgersteig einlässt. Mit den Steinen, einem Beton­quader mit einer 10 x 10 cm großen Sichtfläche aus Messing, will er die Erinnerung an die Menschen lebendig halten, die einst dort wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: Hier wohnte Name, Geburtstag und -ort, Sterbe­tag und -ort. Ursprünglich waren die „Stolpersteine“ ein lokales Projekt des Gedenkens in der Stadt Köln, das dort übrigens ursprünglich nicht ohne heftige Dis­kussionen –auch mit Rat und Verwaltung- realisiert wurde; die meisten „Stolper­steine“ liegen auch in Köln. Bis heute sind bundesweit über 8.500 Steine in 183 Ortschaften verlegt.

Für € 95,00 kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines „Stolpersteins“ übernehmen.

Die „Stolpersteine“ werden weithin positiv bewertet. So wurde dem Künstler 2005 der  Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Allerdings hat die Absicht, „Stolpersteine“ zu verlegen in verschiedenen Städten auch kontroverse Diskussionen ausgelöst.

So hat z. B. die Stadt München die Verlegung von „Stolpersteinen“ nicht genehmigt.

Charlotte Knobloch, die Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, bezeichnete es in einem Zeitungsinterview als „unerträglich“, die Namen ermordeter Juden auf Tafeln zu lesen, die in den Boden eingelassen sind und auf denen mit Füßen „herumgetreten“ werde. Frau Knobloch gehe zwar davon aus, dass die kleinen Messing-Gedenktafeln „gut gemeint“ seien und billige „jedem zu, dazu eine andere Meinung zu haben als ich“. Ihr Vorstandskollege Dr. Salomon Korn hat in diesem Punkt eine andere Meinung und teilt ihre Bedenken nicht.

Vor diesem Hintergrund sollte eine solche Aktion in Aachen nur mit Billigung der jüdischen Gemeinde durchgeführt werden.

 

Erinnern an die jüdischen Opfer der NS-Zeit in Aachen

Neben den „Wegen gegen das Vergessen“ gibt es in Aachen noch einen Ort, an dem der jüdischen Opfer der NS-Zeit gedacht wird. In der Synagoge befindet sich eine Gedenktafel, die von dem Aachener Künstler Prof. Joachim Bandau gestaltet wurde und auf der die Namen von mehr als achthundert Opfern des Holocausts aus Aachen zu lesen sind.

Darüber hinaus bemüht sich das Projekt „Gedenkbuch“ seit einigen Jahren, der jüdischen Opfer aus Aachen mit biografischen Skizzen zu gedenken.

 

Stolpersteine und Wege gegen das Vergessen

Ein Vergleich beider Projekte zeigt Übereinstimmungen in der Zielsetzung, aber auch Unterschiede. Beide Projekte beschäftigen sich mit der Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit. Die „Wege“ gehen aber weiter und versuchen dabei Abläufe und Prozesse deutlich zu machen und auch an Mitläufertum, Anpassung und Mitarbeit zu erinnern, ohne die das System nicht so reibungslos hätte funktionieren können.

Die pädagogische Arbeit, die bei den „Stolpersteinen“ nicht notwendiger Bestandteil ist, gehört bei den „Wegen“ zum Konzept des Projektes.

Eine direkte Stellungnahme von Herrn Demnig wurde durch Mails, denen Informations­material über die „Wege gegen das Vergessen“ beigefügt war, am 08.06.2006 und 02.08.2006 angefragt. Herr Demnig wies in einer Mail am 04.08.2006 darauf hin, dass sich seiner Ansicht nach die beiden Projekte nicht ausschlössen, sondern sich durchaus ergänzen könnten und bot an, in Aachen über die „Stolpersteine“ einen Vortrag zu halten. Am 02.10.2006 schickte er weitere Informationen zu seinem Projekt.

 

Fazit

Aachen hat eine beispielhafte und bundesweit einzigartige Form des Gedenkens an die Gräuel der NS-Zeit entwickelt: Die „Wege gegen das Vergessen“ durch das Aachen der Nazi-Zeit. Auf dieses Projekt sollte sich daher die -auch finanzielle- Unterstützung der Stadt beschränken.

Die Niederlegung von „Stolpersteinen“ auf private Initiative sollte von der Stadt wohlwollend geprüft werden. Allerdings sollten dabei folgendes berücksichtigt werden:

-          ein „Stolperstein“ kann nur gelegt werden, wenn eventuell noch lebende Angehörige damit einverstanden sind;

-          Ort und Schicksale der Opfer müssen überprüft und belegt sein;

-          Stolpersteine“ sollen nicht an Orten installiert werden, an denen eine Gedenktafel der „Wege“ vorgesehen bzw. angebracht ist;

-          Anträge auf „Stolpersteine“ sollten an das Projekt „Wege gegen das Vergessen“, d.h. an die Volkshochschule Aachen, geleitet und von dort bearbeitet werden.

Vor Genehmigung eines Antrages sollte die Zustimmung des Rates der Stadt Aachen eingeholt werden.

 

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Über finanzielle Auswirkungen können derzeit keine definitiven Aussagen getroffen werden, zumal die Anzahl der zukünftig eingehenden Anträge unbekannt ist und damit die Höhe der Gesamtkosten zur Verlegung der „Stolpersteine“

 

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