Empfehlungsvorlage (inaktiv) - E 49.3/0002/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

1. Der Betriebsausschuss Kultur empfiehlt dem Rat zu beschließen, des Bürgermeistereidieners Johannes Janssen entsprechend Buchstabe ... der Vorschläge in der Vorlage zu gedenken.

 

 

2. Der Rat beschließt, des Bürgermeistereidieners Johannes Janssen entsprechend Buchstabe ... der Vorschläge in der Vorlage zu gedenken.

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Johannes Janssen  ist außerhalb von Aachen geboren, wahrscheinlich um 1710. Er muß vor 1729 nach Aachen gekommen sein, denn für dieses Jahr ist er als Diener des Aachener Bürgermeisters Martin Lambert de Loneux bezeugt. Um 1736 wurde er dann als Bürgermeistereidiener angestellt. Trotz dieser Tätigkeit in einem öffentlichen Amt stellte er erst am 22. Oktober 1756 beim Rat den Antrag auf Einbürgerung, dem stattgegeben wurde. Seine Dienstwohnung war seit dem 10. Mai 1737  das neben dem Granusturm gelegene Haus „Zur Uhrglocke". Zu den Aufgaben des Bürgermeistereidieners zählte unter anderem die Betreuung der im Granusturm einsitzenden Gefangenen und die Handhabung der dortigen Glocke. Über seine sonstigen Aufgaben ist nichts Verläßliches bekannt. Jedenfalls  brachten ihn seine Tätigkeiten wohl auch in das Rathaus und die Nähe der damals einflussreichen Persönlichkeiten. Hier erfuhr er, was er für die Nachwelt aufzeichnete. Janssen bekleidete im Jahre 1742 vorübergehend auch das Torschreiberamt am Adalbertstor. Verheiratet war er mit einer  sonst nicht näher bekannten Margarethe Schaeffer. Er starb am 9. November 1780 . Bereits einen Tag später wurde das Amt des Bürgermeisterdieners neu besetzt.

 

Für uns heute ist Johannes Janssen eine denkwürdige Person, und zwar aus folgenden Gründen:

 

1.         Er ist der Verfasser der für die Aachener Geschichte des 18. Jahrhunderts sehr wichtigen „Historischen Aacher Cronick“, welche er am  16. Mai 1739 begann und bis zum 30. August 1780 fortführte.  Seine Aufzeichnungen liegen in drei Bänden vor, die früher (bis 1890) in der Stadtbibliothek verwahrt wurden. Heute sind sie Bestandteile des Stadtarchivs Aachen, wo sie unter der Signatur „Hs. 50 a-c“ zu finden sind. Der Wert der Aufzeichnungen wird schon aus der Tatsache ersichtlich, dass Freiherr Hermann Ariovist v. Fürth diese im dritten Band seiner „Beiträge und Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien, Aachen 1890" ediert hat. Selbst unter Auslassung dessen, was Janssen aus der gedruckt vorliegenden Chronik von Johannes Noppius aus der 1. Hälfte des  17. Jhs. lediglich abgeschrieben hatte, füllen diese Notizen fast 400 Buchseiten. Janssen war ausweislich seiner nachgelassenen historischen Notizen extrem fromm, streng katholisch und anti-protestantisch. Insoweit entspricht er allerdings dem, was man seinerzeit in der katholischen Reichsstadt Aachen von einem städtischen Beamten erwartete.  Gegenstand seiner Notizen sind z.B. Besonderheiten des Wetters, reichliche Ernten oder Mißernten in Aachen, die Erdbeben um 1756, wichtige bauliche Aktivitäten, die soziale Lage in Aachen, spektakuläre Kriminalfälle und Skandale aus dem damaligen Aachen und z.T. auch aus Maastricht, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit den "Calvinern", kriegerische Vorkommnisse und Einquartierungen in Aachen, Geschehnisse der "großen" Politik und die Ereignisse vor, während und nach den Friedensverhandlungen von 1748 .  

 

2.                  Janssen bezeichnet sich in seiner „Historischen Aacher Cronick“  als den Erfinder der Stahlschreibfeder (v. Fürth, Bd. 3, S. 148), welche gegenüber dem damals gebräuchlichen Gänsekiel den Vorteil der Haltbarkeit hatte und daher tatsächlich eine „weltbedeutende und technisch-revolutionäre Erfindung“ war. Während der in der Stadt geführten Verhandlungen zum Aachener Frieden von 1748 präsentierte er sie den dort anwesenden Friedensgesandten, die die neue Feder gerne kauften. Janssen rühmt sich diese Feder erfolgreich verkauft zu haben („in alle Ecken der Welt“).Er nennt ausdrücklich als Absatzgebiete Spanien, Frankreich, England, Holland und ganz Deutschland. Die Kommunikationsforschung z.B. an der Humbolt - Universität Berlin befaßt sich u.a. auch mit dem Schreibmittel "Schreibfeder": "Schreibfedern aus Kupfer, Messing, Silber, später auch aus Gold konnten sich gegen den Gänsekiel lange nicht durchsetzen. Das gelang erst der Stahlfeder. Als man im 18. Jh. wieder auf die Metallfeder zurückkehrte, stellte 1748 der Aachener Bürgermeisterdiener Johannes Janssen stählerne Schreibfedern her; er verkaufte sie ins In- und Ausland. Mit Janssens Stahlfedern wurde als erstes Dokument der den österreichischen Erbfolgekrieg beendende Aachener Friedensvertrag vom 18.10.1748 unterschrieben. In der Folgezeit stellten auch andere, wie Janssen noch im Handbetrieb, Stahlfedern her, z.B. der Schlüsselringmacher Samuel Harrison aus Birmingham (1780) und der Däne Jans Hammer (um 1800). Doch brauchte es noch über ein Jahrhundert, bis die Stahlfeder zur Perfektion entwickelt war." (Information von Frau Dr. Rehm). Nach Gööck (Erfindungen der Menschheit, Blaufelden 2000) fertigten der Mechaniker Müller aus Berlin um 1775, der Schlüsselringmacher Samuel Harrison aus Birmingham um 1780, der Däne Jans Hammer um 1800 und der Solnhofer Bürgermeister  Aloys Senefelder, der Erfinder des Steindrucks, um 1818 Schreibfedern  aus Stahl. Das erste Patent auf eine Stahlfeder hatte sich der Engländer B. Donkin am 14. März 1808 eintragen lassen. Janssens Erfindung kam einfach zu früh, um als Patent eingetragen werden zu können und um Eingang in die industrielle Serienproduktion zu finden.  Nach bisherigem Kenntnisstand ist es ihm allerdings als ersten gelungen, als Ersatz für die jahrhundertelange genutzte Gänsefeder eine zugleich brauchbare und künstlich herstellbare Lösung zu finden. Deren handwerkliche Fertigung war aber vielleicht noch zu teuer, um sich technisch und wirtschaftlich erfolgreich durchsetzen zu können. Beim Science Museum London ist bereits angefragt worden, ob zu den Beständen des Museums tatsächlich eine der Schreibfedern gehört, die nach Berichten von Besuchern dort unter Hinweis auf den Aachener  Friedensvertrag ausgestellt worden sein soll. Die Antwort lag bei Abfassung der Vorlage noch nicht vor.

 

3.                  Janssen stiftete schließlich mit seinen Nachbarn ein Kreuz mit Öllampen, welches am 1. September 1754 am Granusturm aufgestellt wurde. Es wurde offenbar erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts durch eine neugotische Kreuzigungsgruppe ersetzt (Bisegger, Krämviertel, S. 78).

 

Obwohl schon zu seinen Lebzeiten die Aufklärung beginnt, kann man ihm persönlich aus seiner naiven Frömmigkeit und seinem jeglicher Ökumene abholden Katholizismus heute keinen Vorwurf machen.  Insoweit ist er ganz rechtschaffenes Kind seiner Zeit.

 

Selbst wenn man die Erfindung der Stahlfeder durch ihn nicht als ausreichend  durch Quellen abgesichert  und auch nicht als endgültig bahnbrechende Innovation werten sollte, verbleibt immer noch sein Verdienst als fleißiger und sorgfältiger Chronist Aachens in einer Zeit des kulturellen und  politischen Umbruchs, aus dessen Werk die Forschung heute noch großen Nutzen zieht..

 

Der Fachbereich Vermessung und Kataster hat geprüft, ob die Benennung einer Straße möglich und sinnvoll ist.  Dies erscheint jedoch unzweckmäßig, da es bereits  Straßenbezeichnungen nach Namensvettern gibt, so daß Verwechslungen entstehen könnten.

 

Folgende Möglichkeiten der Ehrung erscheinen gegeben:

 

a.       Informationstafel am Gitter des Granusturm - Kreuzes

 

b.       Transparente Informationstafel in  der Eingangstür des Standesamtes, wo sich bis Ende des 19. Jhs. das schmale Haus "Zur Uhrglocke" , die Dienstwohnung der Bürgermeistereidiener befand

 

c.       Regelmäßige (jährlich oder im Abstand von 3 - 4 Jahren) Auszeichnung für

 

-          einen durch einen oder mehrere hervorragende Artikel oder eine Artikelserie über Weltereignisse positiv aufgefallenen Chronisten aus Aachen oder

-          einen externen Chronisten wegen eines hervorragenden Artikels oder einer Artikelserie über Aachen (Als "Chronisten" in diesem Sinne könnte man neben Journalisten auch Wissenschaftler und Schriftsteller verstehen.)

 

 

d.       Regelmäßige (jährlich oder im Abstand von 3 - 4 Jahren) Auszeichnung für den Urheber einer bemerkenswerten Innovation im Bereich der Medien und Kommunikation

 

Die Vorschläge nach Buchstabe c. und d. erscheinen allerdings nur dann praktisch umsetzbar, wenn sich hierfür die Medien interessieren und wenn sich Partner für die Auslobung eines solchen Preises finden lassen.  Sollte eine solche Lösung favorisiert werden, müßte die Verwaltung beauftragt werden, die Möglichkeiten der Umsetzung zu untersuchen und sodann erneut eine Beschlußvorlage zu unterbreiten. 

 

Die Kosten einer Gedenktafel lassen sich voraussichtlich durch die Umschichtung entsprechender Haushaltsstellen oder mit Hilfe von Sponsoren aufbringen.

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Die Kosten der Herstellung und Montage einer Gedenktafel liegen je nach Ausführung im Bereich von 500 - 1200 €. Entsprechende Mittel stehen noch nicht bereit.

 

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Anlagen

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