Entscheidungsvorlage - A 61/0068/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Verbesserung der Ampelschaltung in AachenVortrag Professor Bernhard Steinauer, RWTH-Instituthier: Antrag der CDU-Fraktion zur Tagesordnung vom 30.11.2004
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- A 61/30 // Dez. III
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Mobilitätsausschuss
|
Entscheidung
|
|
|
20.01.2005
|
Erläuterungen
Erläuterungen:
Einladung Professor Steinauer
Die Verwaltung empfiehlt,
Professor Steinauer, Institut für Straßenwesen zur Sitzung des
Verkehrsausschusses am 17.2.2005 einzuladen
Verkehrsabhängige
Signalsteuerungen
In dieser Vorlage werden
vorab Informationen zur verkehrsabhängigen Signalsteuerung gegeben.
Der Einsatz von
verkehrsabhängigen Steuerungen verfolgt in der Regel das Ziel, Wartezeiten vor
der Lichtsignalanlage zu minimieren und dadurch falls erforderlich die
Leistungsfähigkeit an hoch belasteten Knotenpunkten zu steigern.
In der verkehrsabhängigen
Steuerung werden die Grünzeiten einer Signalanlage den ständig wechselnden
Verkehrszuständen automatisch angepasst. Der Verkehr muss zu diesem Zwecke
mittels geeigneter Erfassungseinrichtungen detektiert werden. Die
Verkehrsdetektion kann dabei in Form von Fahrzeug-Erfassung (z.B. mit
Induktionsschleifen, Infrarotsonden, Videodetektoren), Fußgängererfassung über
Drucktasten oder RBL-Anforderung über Funktelegramme erfolgen.
Anforderungserfassung
An Knotenpunkten mit
schwachen Verkehrsmengen in den untergeordneten einmündenden Straßen und/oder
geringem Fußgängerverkehr ist die Steuerungsstrategie, die der
verkehrsabhängigen Steuerung zugrunde liegt, einfach nachzuvollziehen. Im
Idealfall sollen lediglich die Richtungen Grün erhalten, auf denen auch Verkehr
vorhanden ist. Nimmt man in Kauf, dass benachbarte Knotenpunkte und damit die
Grüne Welle einer Strecke dabei unberücksichtigt bleiben, ist es möglich, dass
eine Steuerung innerhalb weniger Sekunden auf eine Anforderung über die
Detektionseinrichtungen (Fußgängertasten, Induktionsschleifen u.ä.) reagiert
und in Abwesenheit von Konkurrenzströmen dem Anfordernden Grün zeigt. Dabei
wird an Knotenpunkten mit einem klar definierten Hauptstrom diesem durchgehend
Grün gegeben, solange bis eine Anforderung durch Fußgänger oder Nebenrichtung
vorliegt.
Es ist sinnvoll, zwischen
Fußgänger- und Kfz-Anforderungen zu unterscheiden, da Fußgänger, die die
Hauptverkehrsstraße überqueren, durch lange Räumzeiten ungleich längere
Unterbrechungen der Grünzeiten des Hauptstromes verursachen als die aus der
Nebenrichtung einfahrenden Kfz. Denn als besonders ärgerlich wird die Situation
dann empfunden, wenn diese langsam räumenden Verkehrsteilnehmer im konkreten
Fall gar nicht vorhanden sind.
Beispiel: Für die einmalige
Freigabe des Fußgängers bei der Überquerung einer 15 Meter breiten Straße
werden mindestens 21 Sekunden Sperrzeit für die Hauptrichtung erforderlich.
Dort wo signalisierte
Fußgängerfurten über die Fahrbahn des Hauptstromes vorhanden sind, werden
sinnvoller Weise Fußgängerdrucktasten und Anforderungsdetektoren in den
Nebenrichtungen nur in Kombination installiert.
Der Einsatz von
Fußgängerdrucktasten an signalisierten Fußgängerfurten erfolgt in der Regel
also zugunsten des Kfz-Verkehrs. Er stellt nur dann für den Fußgänger keinen
deutlichen Nachteil dar, wenn dieser die Möglichkeit hat, sein Grünfenster auch
außerhalb des durch die Grünen
Wellen festgelegten Zeitbereichs zu erhalten. Bei einer
„Sofort-Grün-Anforderung“ wird nach wenigen Sekunden der Kfz-Verkehr angehalten
und der Fußgänger kann queren. Dabei wird jedoch zwangsläufig die Grüne Welle
unterbrochen.
Ist ein festes Zeitfenster
für das Fußgängergrün definiert, erhöht sich die Wartezeit gegenüber der
Festzeitsteuerung (Fußgängergrün in jedem Umlauf) im schlimmsten Fall (wenn der
späteste mögliche Anforderungszeitpunkt für das nächste Fenster knapp verpasst
wird) um die Länge der Freigabezeit. Es können also Wartezeiten von über 90
Sekunden auftreten. Z.B. auf Schulwegen kann es unverantwortlich sein, durch
Drucktasten hohe Wartezeiten für Fußgänger und damit Rotlichtmissachtungen zu
initiieren. Hier überlagert sich jedoch fast immer der Bedarf für eine
möglichst geringe Beeinträchtigung des Kfz-Verkehrs mit einem hohen
Fußgängeraufkommen insbesondere von Kindern und Jugendlichen (z.B. in der
Morgenspitze).
Stauerfassung
An stark belasteten
Knotenpunkten wird häufig eine Kfz-Detektion über Stauschleifen eingesetzt.
Überschreitet die Länge des Rückstaus ein bestimmtes Maß, so reagiert die
Steuerung mit einer Verlängerung der Grünzeit für den detektierten Strom.
In einfacher Form wird dies
z.B. auf der Trierer Straße an der Autobahnanschlussstelle Brand/Auffahrt
Richtung Köln praktiziert. In der Linksabbiegespur liegt eine solche
Stauschleife auf deren Grundlage die Grünzeit zwischen 6 und 16 Sekunden
verlängert wird.
Komplizierter ist der
Einsatz von Stauschleifen am Hansemannplatz, wo gleichzeitig alle Richtungen
bemessen werden, um die Reserven der verschiedenen Richtungen zu erfassen und
nur dort die zusätzliche Grünzeit für den meiststauenden Strom abzuziehen, wo
die aktuellen Belastungen dies zulassen. Sobald alle Zufahrten bis zur Stauschleife
belegt sind, stellt sich wieder eine Festzeitsteuerung ein. Dieser Fall tritt
in den Hauptverkehrszeiten am Hansemannplatz regelmäßig auf.
ÖPNV-Beschleunigung an
Lichtsignalanlagen
Einen wesentlichen
Zeitgewinn kann die verkehrsabhängige Steuerung bringen, wenn sie zur
Beschleunigung des ÖPNV eingesetzt wird. Der Busverkehr kann aufgrund seines
Fahrverhaltens nicht in der Grünen Welle des sonstigen Kfz-Verkehrs mit
schwimmen. Zur Beschleunigung des ÖPNV ist es also sinnvoll, die Steuerung
durch die RBL-Funktelegramme beeinflussbar zu machen. Wenn der Bus eine eigene
Fahrspur benutzt, kann häufig auch eine Freigabeanforderung über Infrarotsonden
oder Schleifen den gleichen Zweck erfüllen.
Nachteile der
Verkehrsabhängigen Steuerung
Die verkehrsabhängige
Steuerung benötigt einen großen technischen Aufwand. Zu den Investitionskosten
für die Ausstattung der
Knotenpunkte mit Erfassungseinrichtungen kommen kostenintensive Anpassungen der
Steuergeräte (Detektorbaugruppen, Speicherweiterungen, Kontrollbaugruppen,
Programmcompiler u.a.). Bei der Planung, Umsetzung und Änderung muss auf
externe Ingenieurleistungen
zurückgegriffen werden. Diese Leistungen können bei Festzeitsteuerungen in den
meisten Fällen intern erbracht werden.
Bei einer Neueinrichtung von
verkehrsabhängigen Steuerungen treten immer wieder Effekte auf, die in dieser
Form nicht geplant waren. Da auch die Simulation am Verkehrsplanerarbeitsplatz
diese Effekte nicht zu Tage treten lässt, ist es in jedem Fall erforderlich,
die Steuerung vor Ort aufwendig zu überprüfen. In vielen Fällen ist die Analyse
der vielen möglichen Störungsursachen sehr zeitintensiv.
Zunächst ist zu prüfen, ob
der Steuerungsablauf sich zu 100% mit den Vorgaben des Planers deckt. Falls
dies nicht der Fall ist, kommt eine Vielzahl von technischen Fehlern oder
Fehlern in der Steuerungslogik als Ursache in Frage.
Störungen können außerdem
durch zu hohes Verkehrsaufkommen auftreten. Rückstausituationen, die sich über
das als „normal“ betrachtete Maß hinaus entwickeln, müssen nicht zwangsläufig
aufgrund einer fehlerhaften Steuerung entstehen, sondern können auch durch
ungewöhnlich hohes Verkehrsaufkommen oder Störungen auf der Strecke verursacht
werden.
Weitere Fehler entstehen
durch defekte Detektionseinrichtungen oder bei der Funkbeeinflussung durch
RBL-Telegrammverluste durch Funkstörungen, falsche Versorgung der Bordcomputer
der Busse und vieles mehr.
Falls aufgrund von
Fehlfunktionen Anpassungen der Steuerung erforderlich werden, kann es sehr
problematisch sein den Verursacher festzustellen (Signalbaufirma mit
Verantwortung für die Systemsoftware und Hardware oder Ingenieurbüro mit
Verantwortung für die Signalprogramme und die Steuerungslogik, ASEAG mit der
Verantwortung für die Versorgung der Buscomputer).
Verkehrsabhängigkeit und
Grüne Welle
Durch die Grünen Wellen ist
der Spielraum der Grünzeitumverteilung sehr eng begrenzt. Sind die
Steuerungseingriffe zu groß, kann es leicht passieren, dass durch die Störung
der Grünen Welle der Leistungsfähigkeitsgewinn an einem Knoten mit
verkehrsabhängiger Steuerung durch schlechten Abfluss am Nachbarknoten wieder
zunichte gemacht wird. Dabei können sich die Nachteile durch die Störung der
Koordinierung in der Summe stärker auswirken als die Vorteile einer
kurzfristigen Anpassung an ein schwankendes Verkehrsaufkommen
In gewissem Umfang lassen
sich jedoch die Vorteile einer flexiblen Steuerung auch innerhalb einer Grünen
Welle nutzen.
Grundsätzlich lässt sich
sagen, dass bei starken, über mehrere Knoten durchlaufenden Verkehrsströmen die
optimale Koordinierung auf Basis von Festzeitsteuerungen den größten Nutzen
bringt. Bei hohen Abbiegeranteilen oder sehr stark schwankenden Verkehrsmengen
können verkehrsabhängige Anpassungen der Signalprogramme einen günstigen
Einfluss auf den Verkehrsablauf haben.
Dass die Einsatzkriterien
verkehrsabhängiger Steuerungen nicht abschließend geklärt sind zeigt folgender
Sachverhalt:
In das Forschungsprogramm
2005 des BMVBW wurde ein Projekt mit dem Thema „Abgrenzung von Einsatzbereichen
von Grünen Wellen einerseits und verkehrsabhängigen Steuerungen andererseits
sowie Ableitung der zweckmäßigen Einsatzkriterien“ aufgenommen.
Verkehrstechnische
Infrastruktur in Aachen
In Aachen werden zur Zeit
115 Signalanlagen mit verkehrsabhängigen Steuerungen betrieben. Das sind über
50% des Gesamtbestandes von 217 LSA.
An 18 Anlagen wird eine
Detektion des motorisierten Individualverkehrs durchgeführt.
55 Anlagen sind mit
Fußgängerdrucktasten ausgestattet.
An 49 LSA findet eine
Beeinflussung mit RBL-Telegrammen statt.
An 10 LSA werden Busse über
Schleifen oder Infrarotsonden detektiert.
Im Januar 2005 wird der Knotenpunkt Siegel mit Videodetektoren ausgerüstet und eine vollverkehrsabhängige Steuerung in Betrieb genommen.
Die Planung einer vollverkehrsabhängigen Steuerung für den Kaiserplatz wurde mit der „Signaltechnischen Optimierung Trierer Straße/Adalbertsteinweg“ an die Rudolf Keller AG vergeben und wird zur Zeit bearbeitet.
Kooperation mit der
RWTH-Aachen
Im seit Juni 2003 laufenden Projekt „Teilmasterplan, Verkehrsmanagementkonzept Süd-Ost-Korridor“ kooperiert die Stadt Aachen mit der Arbeitsgemeinschaft Institut für Stadtbauwesen, Professor Beckmann und Heusch-Boesefeld. Im Februar 2005 soll dem Ausschuss ein Zwischenbericht gegeben werden.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
---|---|---|---|---|---|
1
|
(wie Dokument)
|
563,9 kB
|