Kenntnisnahme - E 49.5/0094/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Schlussfolgerungen der Verwaltung zur Kenntnis.

 

 

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Im Nachgang zur Vorlage für die Ausschusssitzung vom 21. 06. 2007 wird ergänzend  folgendes mitgeteilt :

 

Inzwischen konnte mit der Autorin Marianne Jungen des Buches "Die Geschichte der Kaiserstadt von den Römern bis zur Neuzeit und vieles mehr" ein Gespräch geführt werden. Sie teilte mit, daß sie selbst nicht die Stahlfeder im Science-Museum London gesehen habe, sondern die Information über die Ausstellung der Stahlfeder im Science-Museum von einer Bekannten habe. Diese Bekannte  habe das Museum Anfang der 90er Jahre besucht und könne sich heute leider an nichts Konkretes mehr erinnern. 

 

Das Science-Museum hat auf die Anfrage hin inzwischen mitgeteilt, dass eine derartige Schreibfeder nicht im elektronisch geführten Bestandsverzeichnis enthalten ist. Von den jetzigen Mitarbeitern kann sich niemand mehr an die Ausstellung der Stahlfeder erinnern. Wenn sich keine passende Stahlfeder in den Beständen des Science-Museums befindet, schließt das zwar nicht aus, dass seinerzeit eine entsprechende Leihgabe als Ausstellungsstück verfügbar war. Ein etwaiger Leihgeber und ein Eintrag in einem Katalog sind aber nicht  mehr feststellbar.

 

Bei der gegenseitigen Abstimmung mit dem Historischen Institut und dem Hochschularchiv wurde festgestellt, dass es weitere Literatur gibt, in der unter dem Jahr 1748 von einer Erfindung der Stahlfeder durch Bürgermeistereidiener Johannes Janssen die Rede ist:

 

-                     Henry Bore, The story of the invention of steel pens with a description of the manufacturing process by which they  are produced, London 1890

-                     Seymour Howard, the steel pen an the modern line of beauty, Technology and Culture Vol 26 (1985), pp 785-798

-                     Auszug "Schreibfedern aus Stahl" aus einem von Google gescannten älteren Reallexikon (ohne nähere bibliographische Angaben)

-                     Wilhelm Eule, Mit Stift und Feder - kleine Kulturgeschichte der Schreib- und Zeichenwerkzeuge, Leipzig 1955

 

Letztlich gehen alle Berichte ungeprüft auf die Wiedergabe des Selbstzeugnisses von Bürgermeistereidiener Johannes Janssen bei Hermann Ariovist Freiherr von Fürth zurück (Beiträge und Material zur Geschichte der Aachener Patrizier-Familien, Bd. 3, Aachen 1890, S. 3 -  390, insb. S. 148). W. Eule hält aber den kreativen Solnhofer Bürgermeister Aloys Senefelder für den Erfinder, der um 1798 das Verfahren zur Herstellung von Lithographien mit plan geschliffenen Platten des Solnhofer Kalksteines entwickelt hat und sich für das Bearbeiten der Platten derartige Federn aus Uhrfederstahl hat herstellen lassen. Die Anfertigung von Stahlfedern durch den "Aachener Bürger Jansen" verbindet er fälschlich nicht mit dem Friedensschluß von 1748, sondern mit dem Monarchenkongreß von 1818. Da war Johannes Janssen aber schon längst verstorben.  Von der angezogenen Literatur liegt nur der zweiseitige Auszug aus dem älteren, von Google digitalisierten Reallexikon anbei. Von der Beifügung weiterer Textstellen wird abgesehen, da diese  die Informationen lediglich wiederholen.

Das im Stadtarchiv verwahrte kostbare Manuskript der "Historischen Notizen" wurde natürlich auch eingesehen. Es ist sicher anzunehmen, dass Janssen von einer eigenen Erfindung selbst Gebrauch gemacht haben würde. Die Verbesserung des Schreibgerätes für die alltägliche Schreibarbeit mag für ihn sogar ein Ansporn zu innovativen Überlegungen gewesen sein. Denkbar wäre es deshalb gewesen, dass sich in der chronikalischen Aufzeichnung ab irgend einem Zeitpunkt um 1748 ein geändertes Schriftbild wiederfinden ließe. Bei der Augenscheinnahme unter Zuhilfenahme einer Lupe konnte aber nicht festgestellt werden, dass das Schriftbild signifikant verändert wäre. Es bestehen aber auch keine wissenschaftlichen oder kriminaltechnisch-graphologischen Erkenntnisse, ob und wie sich das Schriftbild mit einer mit Federmesser zugespitzten Gänsefeder und mit einer stählernen Schreibfeder unterscheiden lässt.

Die Augenscheinnahme und die vielen Literaturstellen reichen daher als wissenschaftlicher Nachweis für die Erfindung der stählernen Schreibfeder durch Bürgermeistereidiener Johannes Janssen nicht aus, auch wenn diese keineswegs unwahrscheinlich ist. Es kann keine Zweifel daran geben, dass der in der Vorlage bereits zitierte handschriftliche Eintrag Janssens über die Erfindung der Stahlfeder in den "Historischen Notizen" von ihm eigenhändig zu seinen Lebzeiten vorgenommen sein muss. Als nächste Daten für die Erfindung der Stahlfeder werden 1775 (durch den Berliner Mechaniker Müller), 1780 (durch den Schlüsselmacher Samuel Harison aus Birminham) und 1800 (durch den Dänen Jans Hammer) genannt. Janssen starb bereits am 9. November 1780. Die Eintragung in den "Historischen Notizen" erfolgte mithin zu einem Zeitpunkt, als die später datierten Erfindungen Janssen noch gar nicht bekannt sein konnten. Das stützt ein wenig die Glaubwürdigkeit  seines Berichtes in diesem Punkte.

Zur Bedeutung der Erfindung ist anzumerken, dass Metallfedern schon seit römischer Zeit bekannt und u.a. aus Pompeji archäologisch nachgewiesen sind. Über die Jahrhunderte hinweg experimentierte man mit den verschiedenen Materialien, die alle den Nachteil hatten, dass das Material entweder zu kostbar und exklusiv war (Gold, Silber) oder zu spröde, um damit wie mit der elastischen, leicht zu führenden Gänsefeder schreiben zu können. Diese metallenen Schreibfedern setzten sich nicht durch, da sie praktisch keinen gleichwertigen Ersatz für die Gänsefedern bot. Diese hatten den Nachteil, schnell abzunutzen und immer wieder mit dem Federmesser  zurecht geschnitten werden zu müssen. Erst extrem dünn ausgeschmiedeter elastischer Stahl machte es möglich,  die metallenen Schreibfedern als Schreibgerät so weiter zu entwickeln, dass sie nicht nur haltbarer waren als Gänsefedern, sondern daß man mit ihnen auch mindestens  so gut und schnell schreiben konnte. Der Siegeszug der stählernen Schreibfeder begann erst nach weiteren Verfeinerungen der Erfindung und Entwicklung einer industriellen und damit auch preiswerteren Herstellung.

Der dargelegte Wahrscheinlichkeitsgrad einer Erfindung der stählernen Stahlfeder durch J. Janssen und der Umstand, dass nicht ersichtlich ist, ob Janssens mutmaßliche Erfindung eine Bedeutung für die spätere Entwicklung der stählernen Schreibfeder zu einem unverzichtbaren und allseits alltäglich genutzten Gebrauchsgegenstand in der Literatur, der Kunst, der Buch- und Aktenführung und der Korrespondenz in der Wirtschaft, im Staatswesen und im privaten Bereich hatte, können für eine Ehrung vielleicht nicht ausreichen.

Aus historischer Sicht erscheint das Verdienst des Bürgermeistereidieners Johannes Janssen als fleißiger und ergiebiger Chronist über mehrere Jahrzehnte hinweg jedenfalls bedeutsamer und sicher als ausreichend für eine Ehrung im Sinne der Vorlage für die Ausschusssitzung vom 21. 06. 2007.

 

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Die Kosten der Herstellung und Montage einer Gedenktafel liegen je nach Ausführung im Bereich von 500-1200 €. Entsprechende Mittel stehen nicht bereit.

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Anlagen

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