Empfehlungsvorlage (inaktiv) - FB 61/0716/WP15

Beschlussvorschlag:

1. Die Bezirksvertretung Aachen-Richterich nimmt den Bericht der Verwaltung und des AVV zur Kenntnis. Dem Verkehrsausschuss wird empfohlen, die städtischen Vertreter im Zweckverband AVV und im neuen Dachzweckverband Nahverkehr - SPNV & Infrastruktur - Rheinland (ZV NVR) zu beauftragen, nachdrücklich auf den Abbau der infrastrukturellen Engpässe im DB Netz und die Realisierung eines Haltepunktes Aachen-Richterich hinzuwirken und die erforderlichen Untersuchungen zur Realisierung in Angriff zu nehmen.

 

2. Der Verkehrsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung und des AVV zur Kenntnis und beauftragt die städtischen Vertreter im Zweckverband AVV und im neuen Dachzweckverband Nahverkehr - SPNV & Infrastruktur - Rheinland (ZV NVR), nachdrücklich auf den Abbau der infrastrukturellen Engpässe im DB Netz und die Realisierung eines Haltepunktes Aachen-Richterich hinzuwirken und die erforderlichen Untersuchungen zur Realisierung in Angriff zu nehmen.

 

 

Erläuterungen:

Im Ratsantrag der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Aachen-Richterich zur euregiobahn, Haltepunkt Richterich, vom 28.02.2007 wird ein Sachstandsbericht zum Stand der gegenwärtigen Planungen der euregiobahn, insbesondere zu einem Haltepunkt im Stadtbezirk Richterich erwünscht. Über die Thematik "Haltepunkt der euregiobahn in Laurensberg/Richterich" ist bereits im November 2003 politisch beraten worden. Damals nahmen die Bezirksvertretungen Aachen-Richterich und Aachen-Laurensberg den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragten die Verwaltung, mit dem Aufgabenträger Schienenpersonennahverkehr (AVV) über die Aufnahme der Planungen für einen Haltepunkt Aachen Laurensberg/Richterich auf der Hauptstrecke Aachen-Herzogenrath zu verhandeln. Das Anliegen ist dem AVV seitdem mehrfach vorgetragen worden.

 

 

Stellungnahme AVV:

In einem Schreiben vom 20.09.2007 nimmt die Aachener Verkehrsverbund (AVV) GmbH wie folgt Stellung:

Ein zusätzlicher Haltepunkt in Richterich ist aufgrund der vorhandenen Siedlungsstruktur Bestandteil des Nahverkehrsplans SPNV des Zweckverbandes des Aachener Verkehrsverbundes. Die Frage eines möglichen Standortes ist sowohl von verkehrlichen, siedlungsstrukturellen (z. B. von Art und Umfang des neuen Wohngebietes Richtericher Dell), infrastrukturellen und betrieblichen Randbedingungen abhängig.

Bereits in einer Stellungnahme vom 04.08.2003 wies der AVV darauf hin, dass hinsichtlich der Einrichtung eines zusätzlichen Haltepunktes im Bereich der Hauptstrecke Aachen - Düsseldorf eine nicht unerhebliche Zahl von Problembereichen zu lösen ist. Ein im Hinblick auf die Erschließung und Busverknüpfung günstiger Standort auf der Hauptstrecke Aachen - Düsseldorf wäre nach derzeitiger Übersicht z. B. zwischen der Einmündung Horbacher Straße in die Roermonder Straße und der vorhandenen Fußgängerunterführung am Hander Weg zu suchen.

Die Belastung des Streckenabschnittes Herzogenrath - Aachen mit Zügen des Fern-, Regional- und Güterverkehrs hat sich in den letzten Jahren weiter verschärft. Die durchgehende Elektrifizierung der Güterbahn in Richtung Belgien (Schließung der Lücke zwischen Montzen und Aachen West) wird in Kürze abgeschlossen und zu zusätzlichem Güterverkehr im bereits heute überlasteten Knoten Aachen führen. Darüber hinaus besteht die feste Absicht, den heute noch in Heerlen endenden IC aus Richtung Eindhoven über Herzogenrath bis nach Aachen Hbf zu verlängern. Damit werden die fahrplantechnischen Spielräume nochmals weiter eingeschränkt. Ein zusätzlicher Halt auf der Hauptbahn ist aus diesem Grund nur durch eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Strecke zwischen Herzogenrath und Aachen realisierbar. Der Ausbau der Strecke Herzogenrath - Aachen - Düren ist daher auch in die Stufe 1 des Bedarfsplans des Landes NRW aufgenommen worden.

Aufgrund der abschnittsweisen Eingleisigkeit der von der euregiobahn befahrenen Streckenabschnitte, gibt es darüber hinaus auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Fahrzeit gravierende Einschränkungen. Zwischen dem geplanten Kreuzungsbahnhof am Verknüpfungspunkt in Weisweiler und einer auch am Verknüpfungspunkt in Alsdorf geplanten Kreuzung steht beispielsweise insgesamt nur knapp eine Stunde Fahrzeit (inklusive der Haltestellen und der Zeiten für das Kuppeln in Stolberg) zur Verfügung. Die Zeit für einen zusätzlichen Halt der euregiobahn in Richterich ist auf dieser Grundlage nach derzeitigem Kenntnisstand daher nicht mehr vorhanden.

Die Chancen zur Realisierung eines Haltepunktes in Richterich im Zusammenhang mit der mittelfristig geplanten Anbindung der Strecke Aachen (über Avantis) nach Kerkrade und weiter über Heerlen nach Maastricht werden vom AVV derzeit günstiger eingeschätzt.

Die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Einbindung dieser Verbindung sollen von einem vom AVV beauftragten Gutachter geprüft werden. Der wesentliche Vorteil dieses Konzeptes liegt unter anderem auch in der mittelbaren Anbindung der Gemeinde Kerkrade an die Stadt Aachen.

 

 

Ergänzende Stellungnahme des AVV vom 10.12.2007:

Das Bahnchaos im November/Dezember 2007 in der Aachener Region hat die infrastrukturelle Problemlage - die im übrigen von Seiten des AVV seit vielen Jahren bei der DB Netz AG angemahnt wird - auf den Punkt gebracht. Die Probleme sind nicht nur auf ein neues elektronisches Stellwerk in Aachen zurückzuführen, sondern auf die verfehlte und nicht an den tatsächlichen betrieblichen Erfordernissen ausgerichtete Planung der DB Netz AG.

Die aktuelle Situation im Bahnverkehr hat die Verbandsversammlung des Aachener Verkehrsverbundes am 05.12.2007 veranlasst, die beigefügte Resolution (Anlage 3) an die DB und andere zuständige Stellen zu richten.

Im Hinblick auf die Realisierung eines neuen Haltepunktes in Richterich wird zudem erneut deutlich, dass ohne den Abbau der infrastrukturellen Engpässe im DB Netz, die Realisierungschancen für den Haltepunkt minimal erscheinen.

 

 

Stellungnahme der Verwaltung:

Die Verwaltung befürwortet grundsätzlich eine Anbindung Richterichs an das Schienennetz. Hiervon könnten ein Großteil der ca. 30.000 Einwohner in Richterich und Laurensberg profitieren. Die Einrichtung eines Haltepunktes ist im Nahverkehrsplan der Stadt Aachen als langfristig geplante Maßnahme verankert.

 

Die Verwaltung bevorzugt eine Einrichtung des Haltepunktes auf der Hauptstrecke zwischen Herzogenrath und Aachen (Anlage 4, Lage A), weil sie aus verkehrlicher Sicht die wesentlich attraktivere Lösung darstellt. Wie oben dargelegt, stehen dem allerdings viele, überwiegend betriebliche, Probleme in Wege.

 

Die Erschließungsalternative mit einem Haltepunkt auf der heute stillgelegten Strecke Maastricht - Kerkrade - Aachen hätte den Nachteil, dass eine direkte Verbindung nur zwischen Aachen und Kerkrade / Maastricht besteht. Darüber hinaus ist die Zeitperspektive bis zur Umsetzung voraussichtlich länger, da es sich um eine Reaktivierung einer stillgelegten Trasse mit Neubau einzelner Streckenabschnitte handelt. In diesem Zusammenhang spielt auch die weitere Entwicklung des Gewerbegebietes Avantis eine große Rolle. Hierfür müssen umfangreiche Untersuchungen und Planungsverfahren durchgeführt werden, deren Ausgang heute noch nicht absehbar sind. Außerdem muss geprüft werden, in wie weit überhaupt zusätzliche Züge auf dem Streckenabschnitt zwischen Richterich und Aachen im Netz verkraftet werden können.

 

Die Stadt Aachen begrüßt die von der AVV GmbH zu vergebende gutachterliche Untersuchung für beide Streckenabschnitte. Die städtischen Gremien empfehlen den für die SPNV-Planung zuständigen Zweckverbänden AVV und Dachzweckverband Nahverkehr - SPNV & Infrastruktur - Rheinland (ZV NVR) nachdrücklich, auf die Realisierung eines Haltepunktes Aachen-Richterich hinzuwirken.