Kenntnisnahme - FB 61/0812/WP15

Beschlussvorschlag:

Die Bezirksvertretung Aachen/ Richterich nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beschließt zur Reduzierung der Geschwindigkeit einen Versuch für die Dauer von 6 Monaten durchzuführen. Hierbei soll in der Straße Schönauer Friede die Fahrgasse mit geeigneten Mitteln, z. B. Pflanzkübel auf 3,50 m eingeengt werden. 

Darüber hinaus wird die Verwaltung im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten sporadisch den ruhenden Verkehr im Wohngebiet und die Fußgängerbereiche in den Grünanlagen überwachen.

Erläuterungen:

Im beigefügten Antrag (Anlage 1) wird die Verwaltung beauftragt durch geeignete Maßnahmen die Verkehrssituation im Bereich Schönauer Friede/Paul-Gerhardt-Straße zu verbessern (Verkehrsberuhigung, ruhender Verkehr, Schutz der Fußgängerbereiche in den Grünanlagen).

In der Begründung heißt es:

“ Die Gestaltung eines verkehrsberuhigten Bereiches soll den Eindruck vermitteln, dass die Aufenthaltsfunktion überwiegt und der Fahrzeugverkehr eine untergeordnete Bedeutung hat”. (VwV-StVO zu Zeichen 325,326,StVO).

Die Akzeptanz des verkehrsberuhigten Bereiches im Bereich Schönauer Friede/Paul-Gerhardt-Straße ist vielfach nicht gegeben, zumal die Straßen ohne Hindernisse befahren werden können, gut einzusehen sind und für Ortsfremde u. U. nicht direkt als verkehrsberuhigter Bereich (z.B. durch die lange Erschließungsstraße) wahrgenommen werden.

Da im Straßenraum aber alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und Kinder auf der Straße spielen dürfen, ist die Unfallgefahr groß.

Verbotswidrig parkende Fahrzeuge stellen Gefahrenpotentiale dar und versperren zudem Rettungswege.

Die Wege in den ausgedehnten und gut genutzten Grün- und Freizeitanlagen werden zunehmend von Zweiradfahrern benutzt, Kinder und Spaziergänger werden gefährdet und belästigt”.

Zur Situation:

Das Wohngebiet “Kohlgasse” mit den Erschließungsstraßen Schönauer Friede und Paul- Gerhardt- Straße wird fahrmäßig erschlossen im Norden von der Roermonder Straße. Die Haupterschließung erfolgt über die Straße “Schönauer Friede”, die eine Verkehrsflächenbreite von 8,50 m hat. Diese ist überwiegend aufgeteilt mit einer Fahr- bzw. Aufenthaltsfläche von 5,50 m, einem mit Bäumen durchsetzten Parkstreifen und einer Freifläche mit einer Breite von ca. 1,20 m, auf der sich überwiegend die Fußgänger im Längsverkehr bewegen. Die Nebenstraße Paul- Gerhardt- Straße hat überwiegend eine Verkehrsflächenbreite von 5,50 m und verjüngt sich auf der südlichen Seite auf 4,50 m.

Weitere überfahrbare Wohnwege haben Verkehrsflächenbreiten von 3,50 m.

Entsprechend den Entwurfstandards der 80- Jahre sind die Verkehrsflächen als Mischflächen ausgebaut und mit Verkehrszeichen 325/ 326 “Verkehrsberuhigter Bereich” ausgewiesen.

Zur Verkehrsberuhigung

Verkehrsbelastung:

Am 26.04.2005 fand eine Verkehrserhebung am Knoten Roder Weg/ Roermonder Straße/ Schönauer Friede in der Zeit von 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr statt. Hierbei fuhren in das Wohngebiet Kohlgasse 632 Kfz ein und 572 Kfz in Richtung Roermonder Straße. (Ergebnis sh. Anlage 2)

Bei den einfahrenden Verkehren wurde als Spitzenstunde die Zeit von 18.00 Uhr bis 19.00 Uhr ermittelt mit 92 Kfz.

Bei den ausfahrenden Verkehren lag die Spitzenstunde in der Zeit von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr mit 94 Kfz.

Geschwindigkeitsverhalten:

Da die Straßen im Wohngebiet als Mischflächen ausgebaut sind und straßenverkehrs-rechtlich als verkehrsberuhigte Bereiche mit dem Verkehrszeichen 325/326 ausgewiesen sind, ist eine zulässige Geschwindigkeit “Schrittgeschwindigkeit” vorgegeben.

Bei Messungen in der Paul-Gerhardt-Straße am 16.01.2008 und der Straße Schönauer Friede am 20.02.2008 wurden nachfolgende Ergebnisse in den Zeiten von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr und von 14.45 Uhr bis 16.00 Uhr gemessen.

Paul-Gerhardt-Straße

Bei der Paul-Gerhardt-Straße wurde das Geschwindigkeitsverhalten im nördlichen Ast in der Zeit von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr gemessen und nachmittags im südlichen Bereich.

7.30 Uhr bis 8.30 Uhr

in Richtung: Schönauer Friede 

   Vm = 17,4 km/h

in Richtung: Wohnbereich

   Vm = 19,1 km/h

14.45 Uhr bis 16.00 Uhr

in Richtung: Schönauer Friede 

   Vm = 17,0 km/h 

in Richtung: Wohnbereich

   Vm = 14,5 km/h

7.30 Uhr bis 8.30 Uhr und 14.45 Uhr bis 16.00 Uhr

in Richtung: Schönauer Friede

   Vm = 17,3 km/h

in Richtung: Wohngebiet

   Vm = 17,8 km/h

Beide Richtungen:

   Vm = 17,5 km/h

Schönauer Friede

Analog zur Paul-Gerhardt-Straße wurde das Geschwindigkeitsverhalten in der Straße Schönauer Friede am 20.02.2008 in den Zeiten von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr und 14.45 Uhr bis 16.00 Uhr gemessen. Als Vergleich ist das Ergebnis einer Messung aus dem Jahre 1996 angegeben.

Nachfolgende Daten wurden ermittelt:

7.30 Uhr bis 8.30 Uhr

in Richtung: Roermonder Straße

                                                Vm = 24,8 km/h        Vm =28,6 km/h

in Richtung: Wohngebiet

                                               Vm = 22,8 km/h        Vm = 28,9 km/h

14.45 Uhr bis 16. 00 Uhr

in Richtung: Roermonder Straße

                                               Vm = 24,7 km/h        Vm = 25,6 km/h

in Richtung: Wohngebiet

                                                Vm = 23,9 km/h        Vm = 29,1 km/h

7.30 Uhr bis 8.30 Uhr und 14.45 Uhr bis 16.00 Uhr

in Richtung: Roermonder Straße

                                               Vm = 24,7 km/h         Vm = 27,3 km/h

in Richtung:Wohngebiet

                                               Vm = 23,6 km/h        Vm = 29,0 km/h

Beide Richtungen

                                               Vm = 24,3 km/h        Vm = 28,0 km/h

Betrachtet man die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen in der Paul- Gerhardt- Straße mit einer mittleren Geschwindigkeit von Vm = 17,5 km/h, für beide Richtungen und über die Messzeiten und der Straße Schönauer Friede mit einer Vm =  24,3 km/h, so ist zu sagen, dass die vorgegebene “Schrittgeschwindigkeit” noch nicht erreicht wird, jedoch ein Vergleich des Messergebnisses der Straße Schönauer Friede mit dem ermittelten Ergebnis aus dem Jahr 1996 mit Vm = 28,0 km/h zeigt, dass eine Verbesserung eingetreten ist.

Ein Vergleich mit anderen eingerichteten “verkehrsberuhigten Bereichen” in der Stadt Aachen zeigt, dass die gemessenen mittleren Geschwindigkeiten zwischen 17,5 km/h und 28,0 km/h liegen.

Verkehrsunfälle

Nach Auskunft der Polizei gab es im Wohngebiet ab 01.01.2005 bis 14.02.2008

5 Verkehrsunfälle.

Davon waren 4 aufnahmepflichtig und 1 sonstiger Unfall verzeichnet.

Die 4 aufnahmepflichtigen Unfälle waren Fluchten bzw. Parkunfälle.

Zu ruhender Verkehr

Im rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 714 “Kohlgasse” waren für die Öffentlichkeit ca. 100 Parkplätze geplant und eingerichtet worden. Nachdem die Straßen ausgebaut waren, wurden nach mehreren Ortsbesichtigungen Parkplätze zusätzlich eingerichtet.Trotzdem werden vereinzelt Fahrzeuge auf nicht ausgewiesenen Flächen verbotswidrig abgestellt. Eine Überwachung kann wenn überhaupt nur sporadisch durch Politessen erfolgen.

Zu Schutz der Fußgängerbereiche in den Grünanlagen

Nach einer örtlichen Einsichtnahme zeigten sich an verschiedenen Stellen auf den Wegen, teilweise auch auf den Rasenflächen und nicht bewachsenen Gehölzflächen Fahrspuren von Fahrrädern. Radfahrer selbst wurden in der Zeit der Einsichtnahme nicht gesehen.

Deutlich zu erkennen ist aber, dass das in dem Antrag dargestellte Problem nicht neu ist. Zahlreiche Wegesperren und Barrieren wurden in den letzten Jahren eingebaut. Weitere bauliche Absperrungen und Einfriedigungen vorzunehmen haben aus Sicht der Verwaltung keinen Sinn.

Entsprechend der Ordnungsbehördlichen Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auf den Straßen und in den Anlagen in der Stadt Aachen in der derzeit gültigen Fassung - Aachener Straßenverordnung ist das Radfahren in Grünanlagen verboten, siehe §6 - Verhalten auf Straßen und in Anlagen.

“Zudem ist das Befahren der Anlagen mit Fahrzeugen im Sinne der Straßenverkehrsordnung untersagt, soweit nichts Gegenteiliges bestimmt ist oder sich aus der Zweckbestimmung ergibt; dieses Verbot gilt nicht für Unterhaltungs- und Notstandsarbeiten sowie das Befahren mit Elektrostühlen mit Schrittgeschwindigkeit.”

Demnach sollte in diesem Falle versucht werden, Abhilfe durch ordnungsbehördliche Maßnahmen zu erreichen.

Zusammenfassung:

Entsprechend der Anlage des Wohngebietes “Kohlgasse” handelt es sich bei den dort anfallenden Verkehren um reine Quell- bzw. Zielverkehre (keine Durchgangsverkehre), da die Straße Schönauer Friede nur einhüftig an das überörtliche Verkehrsstraßennetz, der Roermonder Straße angeschlossen ist. Baulich verdeutlicht ist der Übergang zwischen übergeordnetem Straßennetz und dem Wohngebiet durch entsprechenden Ausbau.Hierbei ist das übergeordnete Straßennetz mit einer asphaltierten  Fahrbahn und die Mischfläche in Klinker bzw. Pflaster ausgebaut. Zur weiteren Verdeutlichung ist der Übergang durch ein Baumtor eingeengt und mit Verkehrszeichen 325 bzw. 326 gekennzeichnet.

Aufgrund der geringen Verkehrsmengen ergeben sich auf der Haupterschließungsstraße Schönauer Friede so gut wie keine Begegnungsverkehre, so dass die gesamte Breite der Fahrgasse genutzt werden kann und keine Hindernisse vorhanden sind.

Aus diesem Grund möchte die Verwaltung einen Versuch zur Reduzierung der gefahrenen Geschwindigkeit durchführen. Es sollen versuchsweise über die Zeit von 6 Monaten mit geeigneten Mitteln, z. B. Blumenkübel die Fahrgasse auf 3,50 m eingeengt werden.Die Einengungen sollen versetzt erfolgen im Bereich der Grünanlage, vor den Häusern Schönauer Friede Haus Nr.: 55 und Haus Nr.: 59. Während dieser Zeit sollen Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden. Der Bezirksvertretung soll anschliessend erneut ein Bericht gegeben werden.

Bzgl. des ruhenden Verkehrs und dem Schutz der Fußgänger in den Grünanlagen kann durch die Verwaltung nur sporadisch und im Rahmen der personellen Möglichkeiten eine Überwachung durchgeführt werden.

Finanzielle Auswirkungen:

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