Entscheidungsvorlage - E 49/0013/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Hauptausschuss der Stadt Aachen nimmt die Vorlage zustimmend zur Kenntnis. Die Verwaltung schlägt für die Umsetzung der Maßnahmen folgende Prioritätensetzung vor:

 

Priorität 1:

In 2008: Rathaus, Haus Löwenstein, Zeitungsmuseum, Euregiopark.

In 2009: St. Paul, Katschhof, Grashaus.

 

Priorität 2:

Alle weiteren Projekte in den Folgejahren.

 

Alle weiteren Projekte werden in den Folgejahren entschieden.

 

Der Hauptausschuss beauftragt die Verwaltung, für die Bausteine der Route Charlemagne Rathaus, Haus Löwenstein, Zeitungsmuseum und Euregiopark Städtebaufördermittel in diesem Jahr zu beantragen und die weiteren Bausteine in der vorgestellten Zeitplanung voranzutreiben.

 

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Route Charlemagne

Aachen: Historische Stadt – Europäische  Stadt – Wissenschaftsstadt

 

1. Rahmenkonzept der Route Charlemagne

In einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren entstehen in einem Ensemble historischer Gebäude der Aachener Innenstadt und im neu geschaffenen Super C attraktive Ausstellungen, internationale Kulturprogramme und neuartige Informationsangebote, die die Entwicklung Aachens im Kontext der Entwicklung Europas darstellen und Impulse für die Zukunft setzen. Diese Elemente sind durch die Route Charlemagne zu einem Gesamtprojekt verbunden.

Kerngedanke der Route Charlemagne ist es, ausgehend von der historischen Gestalt Karls des Großen und seiner vielschichtigen europäischen Rezeption die Bedeutung Aachens als europäischer Erinnerungsort darzustellen. Dabei wird Aachen einerseits als eine Stadt begriffen, in der sich die typische Entwicklung einer europäischen Stadt widerspiegelt. Andererseits wird das Spezifische hervorgehoben, das Aachen als „Europastadt“ auszeichnet. Dies ist neben ihrer europäischen Geschichte und Kultur vor allem ihre Bedeutung als Wissenschaftsstadt.

Die Route Charlemagne zielt damit auf eine zukunftweisende Positionierung. Sie verknüpft die Leitbilder der Europastadt, der Wissenschaftsstadt und der historischen Stadt in einer neuartigen Weiste. Dabei unterstreicht die Nutzung innovativer Technologien – etwa in der Gestaltung der Ausstellungen und in einem innerstädtischen Audioguidesystem – die drei Leitbilder.

Perspektivisch ist die Route Charlemagne als Modell einer neuen Vermittlung europäischer Entwicklungen im Spiegel europäischer Städte und Regionen angelegt. Sowohl ihre inhaltlich-methodische Konzeption, als auch ihre technologische Basis sind daher so angelegt, dass sie in ein Netzwerk europäischer Städte und Erinnerungsorte eingebunden und ausgebaut werden können.

Um ihre Ziele verwirklichen zu können, wird die Route Charlemagne in all ihren Themen, Stationen und Programmen als ein Projekt erkennbar, das

a)      die Kernthemen „Geschichte“, „Europa“ und „Wissenschaft“ in attraktiver und anspruchsvoller Form verknüpft und mit weiteren Themen kombiniert und

b)      auf der Grundlage der lokalen Identität für Internationalität steht, offen für neue Impulse ist, das Fremde mit dem Eigenen verbindet und gerade dadurch Innovation forciert.

Diese Orientierung drückt sich symbolisch in der Präsentation des Namensgebers in seiner europäischen Wirkungsgeschichte und Rezeption aus. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Wahl der französischen (und englischen) Namensform „Charlemagne“ im Titel der Route eine Signalwirkung.

Ausgehend von dieser Zielsetzung, wird nun ein Rahmenkonzept der Route Charlemagne entwickelt und in einem zweiten Teil auf die geplanten Stationen angewandt.


1.1  Rahmenkonzept der Route Charlemagne

Im Kern ist die Route Charlemagne ein Ensemble von sieben zumeist historischen Gebäuden in der Innenstadt, die in ihrer Gesamtheit die Entwicklung Aachens als historisch gewachsene europäische Wissenschaftsstadt widerspiegeln. In jeder dieser Stationen sind Ausstellungen vorgesehen. Inhaltliche Querverweise, ein gemeinsames Informations- und Kommunikationssystem, ein übergeordnetes Management, abgestimmte methodische und didaktische Zugänge, ein Corporate Design (u.a. Farbcode), hochwertige technische Lösungen und nicht zuletzt einheitliche Öffnungszeiten, Sprachstandards und Gebühren verbinden die dezentralen Ausstellungen zu einem Ganzen. Die Route Charlemagne fordert den Besucher jedoch nicht auf, alle diese Stationen zu absolvieren oder einen vorab definierten Weg zurückzulegen. Sie stellt sich vielmehr als ein Netz von Wegen dar, die in selbst gewählter Reihenfolge vollständig oder partiell begangen werden können. Zielgruppenspezifische Informationsangebote ermöglichen sowohl einen leichten und spielerischen Zugang, als auch eine anspruchsvolle und vertiefende Auseinandersetzung mit den Themen und den Orten (Stationen), an denen sie repräsentiert sind. Hierbei spielen interaktive Präsentationsformen und Informationsangebote innerhalb und außerhalb der Stationen eine tragende Rolle.

Grundlegend ist, dass die Interdependenz städtischer und europäische Entwicklungen nicht im Sinne einer ‚historischen Meistererzählung’ linear erzählt werden kann. Die Route Charlemagne trägt diesem Aspekt dadurch Rechnung, dass sie durch ihre thematische und räumliche Struktur plurale – jedoch nicht beliebige – Zugänge ermöglicht.

Gleichzeitig versteht sich die Route Charlemagne als „Bühne“ für Veranstaltungen und Veranstaltungsprogramme. Ihre innerstädtisch gelegenen Stationen ermöglichen eine abwechslungsreiche Bespielung von Wechselausstellungen und Bildungsprogrammen bis zu Kulturveranstaltungen und künstlerischen Aktionen. Als Auftakt und Modell eines zentralen Kulturprogramms der Route Charlemagne findet im Jahr 2008 erstmals das sparten- und grenzübergreifende Festival across the borders statt.

Darüber hinaus ist die Route Charlemagne als Ausgangspunkt von Erkundungspfaden angelegt, die den städtischen und euregionalen Raum, ausgehend von den Themen und Stationen der Route Charlemagne, erschießen und mit den anderen Projekten der EuRegionale 2008 verbinden.

Die Route Charlemagne richtet sich sowohl an Bürger der Stadt, der Städteregion, der Region Aachen und der Euregio Maas-Rhein, als auch an europäische und internationale Touristen und Besucher Aachens. Sie bietet daher ein differenziertes und flexibles Angebot an, das sich durch eine Vielzahl möglicher Zugänge zum Thema der historisch gewachsenen europäischen Wissenschaftsstadt auszeichnet.

 

1.2 Themen und Stationen

Die Route Charlemagne entwickelt ihre Erzählung der europäischen Geschichte und Zukunft Aachens anhand von sieben Themen. Dies sind die Leitthemen:

-          Geschichte,

-          Europa,

-          Wissenschaft

und die vertiefenden Themen:

-          Macht,

-          Religion,

-          Wirtschaft und

-          Medien.

Diese Themen strukturieren die gesamte Route und ihre Stationen. Jedes Thema ermöglicht einen Zugang zur Route und konkretisiert die im Masterplan der Route Charlemagne umrissenen Spannungsbögen „früher – heute“ und „lokal – global“. Der Begriff „heute“ wird hierbei den Zukunftsaspekt erweitert; „global“ wird präziser als „europäisch im globalen Kontext“ verstanden. 

Jedem Thema ist ein konkretes Gebäude (Station) zugeordnet, das das Thema aufgrund seiner geschichtlichen und aktuellen Bedeutung repräsentiert. Eine zentrale Anlaufstelle im Verwaltungsgebäude Katschhof erfüllt hierbei die Funktion eines Portals, das ausgehend von der historischen Gestalt Charlemagne auf die Stationen und ihre Themen verweist. Daran anknüpfend stellt jede Station einen sinnvollen Bezug zur gesamten Route und ihrem Namensgeber her, so z.B. durch Verweise auf

-          Das karolingische Aachen in der Station „Geschichte“ (Katschhof),

-          die europäische Dimension und Wirkungsgeschichte des karolingischen Reiches in der Station „Europa“ (Grashaus),

-          die karolingische Palastschule im Rahmen der Station bzw. „Achse der Wissenschaft“

-          die Pfalz und das karolingische Herrschaftssystem in der Station „Macht“ (Rathaus),

-          die Christianisierung in der Station „Religion“ (St. Paul),

-          die karolingische Währungsreform in der Station „Wirtschaft“ (Haus Löwenstein),

-          die karolingische Minuskelschrift in der Station „Medien“ (Zeitungsmuseum). 

In den einzelnen Stationen ist der Blick nie allein in die Vergangenheit, sondern vielmehr auf die Gegenwart und in die Zukunft gerichtet. Geschichte erscheint als ein offener Entwicklungsprozess, der die Gegenwart konstituiert, Zukunftsvisionen beinhaltet und Diskussionen anregt. Ausstellungen werden daher durch interaktiven Simulationen und Veranstaltungsformate ergänzt, in denen die Besucher Zukunftsszenarien entwickeln und reflektieren können. Hierbei werden insbesondere junge Menschen angesprochen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Zuordnung der Themen zu den Stationen sowie die thematischen Schnittstelen zwischen den Stationen. Die Schnittstellen werden hierbei als Verweise auf die jeweils andere Station und Einladung zu einer vertieften Auseinandersetzung unter einem veränderten Blickwinkel begriffen:

 

Thema

Station

Schnittstellen zu anderen Sektionen (Auswahl)

Geschichte

Katschhof

(Geschichtslabor)

Rathaus: Krieg/Frieden, Karlspreis;

Grashaus: geschichtliche Aspekte der EU;

Haus Löwenstein: Wirtschafts-, Sozialgeschichte;

St. Paul: Religionsgeschichte;

Zeitungsmuseum: Mediengeschichte (Sammlung).

Europa

Grashaus

Geschichtslabor: Stadtgeschichte als europ. Geschichte;

Rathaus als europäischer Erinnerungsort, Karlspreis;

Haus Löwenstein: Entwicklungsszenarien;

St. Paul:  Religion und Gesellschaft in Europa;

Achse der Wissenschaft: europäische Wissensregion;

Euregiopark: sprachliche Vielfalt

Wissenschaft

Achse der Wissenschaft (Super C)

Einsatz innovativer Technologie an allen Stationen;

Geschichtslabor: Hochschulen und Stadtentwicklung;

Grashaus: Wissenschaftsparlament;

Haus Löwenstein: Wissensregion, Technologie, Mobilität;

Zeitungsmuseum: Medientechnologien.

Macht

Rathaus

Geschichtslabor: Pfalz, Krönungsstadt, Karlspreis;

Grashaus: Selbstverwaltung,  Demokratie, Jugend­karls­preis;

Haus Löwenstein: Entwicklungsszenarien;

Zeitungsmuseum: Medienmacht, -kompetenz.

Religion

St. Paul

Geschichtslabor: Dom, Heiligtumsfahrt, Kloster Inda;

Rathaus als weltliches Gegenstück geistiger Macht;

Grashaus: Zukunft der Religionen in Europa;

Haus Löwenstein: Ökonomie der Pilgerstadt.

Wirtschaft

Haus Löwenstein

Geschichtslabor: mittelalterliche Ökonomie, Vor- und Frühindustrialisierung;

Grashaus: ökonomische Integration Europas;

St. Paul: Ökonomie der Pilgerstadt;

Zeitungsmuseum: Mediengesellschaft;

Achse der Wissenschaft: Wissenschaftsstadt, Innovationen.

Medien

Zeitungsmuseum

Geschichtslabor: karolingisches Schriftsystem;

Rathaus: Medienfreiheit

Grashaus: Entwicklung/Zukunft der Mediengesellschaft; Handschriften als Medien (Urkundensaal). Haus Löwenstein: Ökonomie der Mediengesellschaft;

Achse der Wissenschaft: Medientechnologie.

 

Eine Sonderrolle innerhalb dieses Konzepts spielt die „Achse der Wissenschaft“. Sie führt vom der Station „Europa“ (Grashaus) zum Super C und verbindet die historische Altstadt mit dem Innenstadtcampus der RWTH Aachen. Auf diese Weise wird das Leitbild „Wissenschaftsstadt“ gleichwertig zu den – in der Altstadt besonders präsenten – Leitthemen „Geschichte“ und „Europa“ präsentiert

 

1.3 Ergänzende städtebauliche Projekte

Neben den Stationen sind mehrere kleinere Projekte in die Route Charlemagne integriert. Diese kleineren Projekte sind als städtebauliche Ergänzungen der geplanten Stationen zu verstehen. Hierzu gehören:

-          die Schaffung des Euregioparks als Symbol sprachlicher und kultureller Vielfalt in der Euregio Maas-Rhein (gegenüber der Jesuitenkirche) sowie

-          die laufende Neugestaltung des Elisengartens als Symbol der europäischen Tradition Aachens als Bäderstadt.

Die „Achse der Wissenschaft“ beinhaltet außerdem

-          die Schaffung eines Mediengartens zwischen Super C und Hochschulbibliothek sowie

-          die Schaffung des Karmelitinnengartens zwischen Eilfschornstein- und Pontstraße.

Darüber hinaus ist die Route Charlemagne so konzipiert, dass zu einem späteren Zeitpunkt weitere Themen und Stationen einbezogen werden können. Eine Liste möglicher Erweiterungen ist im Masterplan von Maurer United Architects enthalten.

 

1.4 Informations- und Kommunikationssystem (Audioguides)

Die Stationen der Route Charlemagne werden über ein Informations- und Kommunikationssystem verbunden sein, das zukunftsweisende technologische und museologische Konzepte verbindet und ein Alleinstellungsmerkmal der Route Charlemagne darstellt. Das Informations- und Kommunikationssystem umfasst von Anfang an die Komponenten:

-          Audioguidesystem und

-          Datenbank in Verbindung mit

-          intraktiven und innovativen Exponaten innerhalb der einzelnen Stationen.

Im Zentrum dieses Systems steht ein Audioguide, der sowohl innerhalb der Stationen, als auch im innerstädtischen Raum genutzt werden und in einer späteren Phase zu einem Cityguide weiterentwickelt werden kann. Der Audioguide unterstützt und die Ausstellungen, erläutert die historischen Gebäude der Stationen, verbindet sie mit anderen Orten der Innenstadt und erschließt Räume, die sich aufgrund baulicher Restriktionen oder aktueller Nutzungen nicht für Ausstellungen eignen (z.B. Krönungssaal).

Der Innovationscharakter des Audioguides besteht darin, dass er nicht vorgegebene Aufnahmen präsentiert, sondern auf einer regelmäßig aktualisierten Datenbank basiert und auf diese Weise die plurale Narration der Route Charlemagne unterstützt. Hierbei können die ausgewählten Inhalte mit Nutzerprofilen der Besucher (z.B. Alter) verknüpft werden. Darüber hinaus ist vorgesehen, auditive Informationen durch visuelle Einspielungen zu ergänzen, die z.B. frühere Zustände von historischen Gebäuden zeigen. Im Falle einer Weiterentwicklung zu einem Cityguide für die Aachener Innenstadt werden damit Zukunfts- und Marktpotenziale erschlossen, wobei kommerzielle Nutzungen zu einer Refinanzierung beitragen können.

Untrennbar mit dem Audioguidesystem verbunden ist die Entwicklung einer übergeordneten Datenbasis, die Informationen und Inhalte der Route Charlemagne für unterschiedliche Anwendungen bereitstellt, so für das Audioguidesystem, für Infosäulen, Informationsterminals, interaktive Exponate und Web-Präsentationen.

Angestrebt werden benutzerfreundliche und barrierefreie Lösungen, die nicht zu einer Überfrachtung der Ausstellungen (Stichwort „flimmerndes Museum“) oder eine Überforderung der Besucher führen. Die durch das Informations- und Kommunikationssystem geschaffenen Möglichkeiten werden daher gezielt dazu eingesetzt, Wissen zu vermitteln und Bezüge herzustellen, die auf konventionelle Weise nicht oder nur schwer darstellbar sind. Die Ausstellungen selbst sind jedoch so gestaltet, dass sie auch ohne Audioguides besucht werden können und verständlich bleiben.

Der innerstädtische Raum wird außerdem über Infosäulen erschlossen, die auf die Stationen der Route Charlemagne hinweisen, historisch relevante Plätze erläutern und die „Achse der Wissenschaft“ begleiten. Darüber hinaus erhält der Besucher die Möglichkeit, eine „Charlemagne-Zeitung“ zusammenzustellen, die seinen Besuch der Route Charlemagne dokumentiert und durch eigene Texte und Fotos ergänzt wird (siehe unten).

Kosten

Geschätzte Investitionskosten:                  1.500.000 €

Geschätzte Betriebskosten p.a.:                     400.000 € p.a.

 

 

 

1.5 Kulturveranstaltungen und Präsentationsprogramm

Die Route Charlemagne dient als Bühne für kulturelle Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Das diesjährige Kulturprojekt across the borders soll zu einem regelmäßigen Projekt der Route charlemagne weiterentwickelt werden. Im Mittelpunkt des weiterhin international ausgerichteten, anspruchsvollen Projekts stehen die künstlerische Reflexion der Themen der Route Charlemagne sowie spannungsreiche Kombinationen, die sich stationsübergreifend ergeben. In diesem Format wird sowohl eine Bespielung aller Stationen als auch eine Bespielung des innerstädtischen Raumes möglich.

Neben diesem jährlichen Kulturprojekt eignen sich die Stationen in unterschiedlichem Maße für themenspezifische Veranstaltungen. So beinhaltet die Station „Europa“ (Grashaus) ein Europäisches Klassenzimmer, das für Seminarangebote zu den Programmschwerpunkten des Hauses sowie für kleinere Formate zu europäischen Themen genutzt werden kann. In den Stationen „Geschichte“ (Katschhof), „Religion“ (St. Paul), „Medien“ (Zeitungsmuseum) und „Wissenschaft“ (Super C) sind unterschiedliche Räume für Wachselausstellungen und Veranstaltungen. Der Didaktikraum des Zeitungsmuseums bietet darüber hinaus Möglichkeiten für Filmvorführungen und Kleinkunst.

Im Sommer und Herbst 2008 wird in einem vor dem Stadttheater aufgestellten Infopavillon darüber hinaus eine Ausstellung über die Route Charlemagne gezeigt, die bei Bedarf verlängert werden sollte. Gleichzeitig wird im Kontext von across the borders ein neu entwickelter Rundgang entlang der künftigen Stationen angeboten, der das klassische Format der Stadtführung mit schauspielerischen Inszenierungen verknüpft.

 

1.6 Öffnungszeiten, Eintritt, Überwachung, Sprachen, Barrierefreiheit

Vorgeschlagen wird eine einheitliche Öffnungszeit aller Stationen. Der Eintritt zu den Stationen soll frei sein, allerdings werden die Geräte des Audioguidesystems gegen Gebühr verliehen. Alternativ ist ein Kombiticket für die Route Charlemagne und die übrigen städtischen Museen denkbar. Um die Ausstellungen zu schützen, werden Videokameras installiert.

Die Basis-Informationen werden in deutscher, englischer, niederländischer und französischer Sprache gegeben. Mit Blick auf einen barrierefreien Zugang sollte neben einer rollstuhlgerechten auch eine Gestaltung für Sinnesbeeinträchtigte in Betracht gezogen werden. Sinnvoll erscheinen Übertragungen der Basis-Informationen in Brailleschrift und Einspielungen in Gebärdensprache.

 

 

1.7 Leitung der Route Charlemagne

Bislang verfügt die Route Charlemagne nicht über eine Gesamtleitung. Aus der Geschichte des Projekts ergab sich vielmehr eine Arbeitsteilung zwischen Maurer United Architects (MUA) als Intendanz, den Dezernaten I, III und IV der Stadt Aachen und der EuRegionale-Agentur. Seit März 2008 ist ein im Kulturbetrieb angesiedelter Mitarbeiter als Projektkoordinator der Route Charlemagne tätig.

Für die Route Charlemagne ist eine Gesamtmanagement erforderlich, das alle übergeordneten Aufgaben der Route Charlemagne wahrnimmt, das Projekt ausgestaltet und konzeptionell weiterentwickelt. Vorgeschlagen wird nach Rücksprache mit der Beteiligungsverwaltung und Prüfung verschiedener Betreibermodelle, die Gesamtleitung der Route Charlemagne dem Kulturbetrieb der Stadt Aachen anzugliedern.

 

1.8 Fördermittel

Für die Verwirklichung der Route Charlemagne wird mit Fördermitteln des Landes NRW in Höhe von 21.000.000 € gerechnet. Dabei wird es sich zum Großteil um Städtebaufördermittel im Rahmen der EuRegionale 2008 handeln. Für wesentliche Projekte mit besonders innovativem Charakter (z.B. Informations- und Kommunikationssystem) werden Mittel der Ziel-2-Förderung der Europäischen Union und des Landes NRW beantragt.

 


2. Konzepte der einzelnen Stationen

 

Auf der Grundlage des Masterplans von Maurer United Architects priorisierte der Rat der Stadt Aachen am 12. September 2007 die o.g. sieben Stationen. Auf dieser Grundlage setzte die Verwaltung sieben Arbeitsgruppen mit dem Ziel ein, wissenschaftlich fundierte Konzepte für die einzelnen Stationen auszuarbeiten. Die von ihnen vorgelegten Konzepte sind die Grundlage der folgenden Erläuterungen.

 

2.1.Katschhof

Paten:

Prof. Dr. Armin Heinen (Historisches Institut der RWTH Aachen)

Dr. Frank Pohle (Interessengemeinschaft Historisches Museum, Aachen)

Das Verwaltungsgebäude wird im Rahmen der Route Charlemagne zwei Funktionen erfüllen:

a)      Zentrale Anlaufstelle der gesamten Route und

b)      Station Geschichte („Geschichtslabor“)

In diesem Rahmen erfährt das Gebäude eine deutliche Aufwertung hinsichtlich seiner Nutzung und – unter Wahrung seines Denkmalwerts – seines äußeren Erscheinungsbildes. Die äußere und innere Gestaltung muss darauf zielen, einen neuen Akzent in der Aachener Innenstadt zu setzen, der dem Charakter des Gebäudes als touristisch attraktives Herzstück der Route Charlemagne zwischen Dom und Rathaus im Bereich der historischen Pfalzanlage gerecht wird. In diesem Zusammenhang erscheint eine Neubenennung des Verwaltungsgebäudes in Centre Charlemagne überlegenswert.

Die Zentrale Anlaufstelle und das Geschichtslabor sind unterschiedlich zu definieren sowie räumlich und gestalterisch klar abzugrenzen. Erfüllt die Anlaufstelle Portalfunktionen für die gesamte Route Charlemagne, so besetzt das Geschichtslabor das Thema Geschichte, ist also lediglich eine Station neben anderen Stationen der Route.

Neben der Zentralen Anlaufstelle sind ein Museumscafe und ein Museums-Shop sowie Ladenflächen zur Aufwertung der rückwärtigen Fassade des Gebäudes vorgesehen.

 

 

 

2.1.1 Zentrale Anlaufstelle

Die Zentrale Anlaufstelle erfüllt zunächst die Funktion einer Kasse, einer Verkaufsstelle für Führer und einer Ausgabestelle für die Audioguides. Darüber hinaus verfügt sie über eine Ausstellungsfläche von rund 200 m², die genutzt wird, um die Route Charlemagne vorzustellen, das Angebot ihrer Stationen zu erschließen und die Bedeutung des Namensgebers für Aachen und Europa zu umreißen.

Vor dem Haupteingang werden nach dem vorliegenden Konzept zwei im Außenbereich bzw. an der Gebäudegrenze platzierte Stadtmodelle die historische Situation des Aachener Stadtkerns zur Zeit der Karolinger und in den Jahren um 1500 abbilden. Die beiden Modelle „ziehen“ den Besucher in das Gebäude und  führen ihn in die Ausstellung der Zentralen Anlaufstelle. In deren Mittelpunkt steht ein weiteres Modell (alternativ: Stadtgrundriss), das den heutigen Zustand der Aachener Innenstadt abbildet und die Stationen der Route Charlemagne markiert.

Am Rande des Stadtmodells bzw. Stadtgrundrisses sind sieben bühnenbildnerisch gestaltete Themenkojen angeordnet, die schlaglichtartig auf Leben, Werk und Wirkung Karls hinweisen und die Route Charlemagne gleichsam über ihren Namensgeber erschließen. Jede Themenkoje wird drei Elemente aufnehmen: einen thematischen Ausgangspunkt im Leben Karls, einen Hinweis auf das Nachleben dieses Punktes in der europäischen Karlsrezeption und die heutige, in der eigentlichen Station dargestellte Dimension des Themas. Die Kojen sind bühnenbildnerisch gestaltet und enthalten keine Exponate. Über einen einheitlichen Farbcode (Corporate Design) sind sie „ihrer“ Station zugeordnet.

 

2.1.2 Station „Geschichte“ (Geschichtslabor)

Das Geschichtslabor verfügt über eine Dauerausstellungsfläche von rund 800 m², eine Wechselausstellungsfläche von rund 200 m² sowie ein Depot. Basis der Ausstellung ist die bislang in der Burg Frankenberg untergebrachte stadthistorische Sammlung. Das vorliegende Konzept sieht eine hochwertige konventionelle, mit bühnenbildnerischen Elementen, multimedialen Einspielungen und einem Audioguide ergänzte Ausstellung vor.

Das Geschichtslabor erfüllt im Rahmen der Route Charlemagne die zentrale Aufgabe, die Geschichte Aachens als Geschichte einer europäischen Stadt zu erzählen. Dies bedeutet zum einen, dass Aachen – anknüpfend an die oben beschriebenen Stadtmodelle bzw. -grundrisse – als ein hervorragendes Beispiel für eine historisch gewachsene europäische Stadt in Grundriss (ganz anders als nicht-europäische Städte), Sozialformen, Selbstverwaltung und Kultur vorgestellt, d.h. das typisch Europäische der Aachener Geschichte hervorgehoben wird. Auf dieser Grundlage werden zum anderen die Besonderheiten akzentuiert, die die herausragende Bedeutung Aachens (und seiner euregionalen Bezüge) für die Geschichte Europas ausmachen und aus der Stadtgeschichte heraus Blicke in die Geschichte und Zukunft Europas ermöglichen. Dadurch unterscheidet sich das Geschichtslabor grundlegend von klassischen heimat- und stadtgeschichtlichen Museen.

Das vorläufige Ausstellungskonzept der Arbeitsgruppe unterscheidet zwischen Ausstellungsbereichen für die vorstädtische und städtische Epoche Aachens. Während die vorstädtischen Epochen (Vorgeschichte, Römer-, Merowinger-, Karolingerzeit und Mittelalter bis zur frühen Stauferzeit) in fünf chronologisch angeordneten Epochenräumen erschlossen werden können, ist die Darstellung der städtischen Epoche vielschichtiger angelegt. Gemäß dem Rahmenkonzept der Route Charlemagne ermöglicht sie einen pluralen Zugang zur Geschichte Aachens als europäischer Stadt, der den chronologischen Zugang zwar bis in die Gegenwart fortführt, ihn jedoch durch unterschiedliche thematische Zugänge ergänzt.

Die Darstellung der städtischen Epochen umfasst daher zum einen den zentralen, durch Projektionen von Stadtgrundrissen und –ansichten charakterisierten Raum, der das Typische Aachens für die Geschichte der europäischen Stadt darstellt. Von diesem zentralen Raum aus kann der Besucher acht angrenzende Themenräume betreten, in denen die die spezifische Bedeutung Aachens in Europa dargestellt ist. Mit Blick auf die Gesamtkonzeption der Route Charlemagne erscheinen folgende Themen sinnvoll:

-          Aachen als Krönungsstadt,

-          Aachen als Wallfahrtsstadt / Heiligtumsfahrt,

-          Aachen als Badestadt,

-          Aachen als Kongressstadt,

-          Aachen als vor- und frühindustrielles Zentrum,

-          Aachen als Stadt des Kunstgewerbes

-          „Aachen erfindet sich neu“ („Markenzeichen“ Aachens, z.B. Karlspreis).

Eine alternative Auswahl und Anordnung der Themen ist im Rahmen der weiteren Ausarbeitung des Ausstellungskonzepts noch möglich.

Der Besucher verlässt die Dauerausstellung über einen Raum, der Bezüge zu Gegenwart und Zukunft der europäischen Stadt herstellt. Dieser Bereich wird so angelegt sein, dass aktuelle Themen und Entwicklungen leicht aufgegriffen werden können.

Für die Planungsleistungen in Bezug auf das Verwaltungsgebäude Katschhof ist eine EU-weite Ausschreibung erforderlich, die gestartet wurde und zur Beauftragung eines Planungsbüros nach den Sommerferien führen wird. Damit ist eine Beantragung von Städtebaufördermitteln erst in 2009 und eine Realisierung erst bis Anfang 2011 möglich.


Kosten (Zentrale Anlaufstelle und Geschichtslabor)

Für den Katschhof wurde in der Kostenrahmung von MUA Investitionskosten von 15.991.993 € (brutto) vorgesehen. Die Kosten können aus heutiger Sicht unterschritten werden, sofern es gelingt, die baulichen Investitionskosten unter der Grenze von 10.000.000 zu halten. Da eine Kalkulation der Baukosten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist, werden Baukosten in Höhe von 10.000.000 € (brutto) angesetzt. Die Schätzung der Realisierungskosten der Ausstellung und der Betriebskosten beruht auf Vergleichszahlen und Erfahrungswerten der Museumsberatung des LVR sowie mehrerer Museen.

Geschätzte Investitionskosten:      11.373.000 €

Geschätzte Betriebskosten:           634.000 € p.a    

(hierin enthalten: Erhöhung kalkulatorische Miete, Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Wechselausstellungen, Personal und Überwachung, Unterhalt der Betriebseinrichtung, Werbung und Information u.a.)

 

 

2.2 Rathaus (Station „Macht“)

Paten:

Prof. Dr. Alexander Markschies (Institut für Kunstgeschichte, RWTH Aachen)

Dr. Martina Dlugaiczyk (Institut für Kunstgeschichte, RWTH Aachen)

Das Rathaus nimmt im Konzept der Route Charlemagne eine Schlüsselrolle ein, da es als Nachfolgebau der karolingischen Pfalz in unmittelbarer Beziehung zum Namensgeber steht und die Leitthemen „Geschichte“ und „Europa“ in besonderer Weise repräsentiert. Als Station der Route Charlemagne steht das Rathaus für den Aspekt der Macht im Leben und in der Wirkung Karls. Davon ausgehend, repräsentiert es zum einen die Herausbildung der städtischen Selbstverwaltung, und zum anderen stellt es einen europäischen Erinnerungsort dar. Die Vielschichtigkeit dieses Erinnerungsortes liegt in seiner Rolle als weltliches Gegenstück des Doms als Symbol kirchlicher Macht, in der Geschichte des Krönungssaales, in der architektonischen Repräsentation von Herrschaft und in seiner Funktion als Ort der Karlspreisverleihungen. Dieser Vielschichtigkeit wird das Konzept der Route Charlemagne auf zweifache Weise gerecht:

a)      indem es anhand einer anspruchsvollen, auf den Krönungssaal als europäischer Erinnerungsort fokussierte Audioführung das Gebäude selbst „zum Sprechen bringt“, und

b)      indem das Thema „Macht“ mit dem Thema „Krieg und Frieden in Europa“ verbunden wird und den Frieden hervorhebt.

Die Station ist hierbei so konzipiert, dass der Krönungssaal, der Weiße Saal und das Werkmeistergericht wie bisher nutzbar bleiben, der Friedenssaal und die Werkmeisterküche allerdings durch die Route Charlemagne bespielt werden.

Das Konzept sieht eine Dauerausstellung zum Thema „Krieg und Frieden“ im Erdgeschoss des Rathauses (Friedensaal und Werkmeisterküche) vor, deren Mittelpunkt ein Multitouch-Tisch sein wird, der dem Besucher einen individuellen Zugang zur Thematik erlaubt. Hinzu kommen multimediale Exponate in den geöffneten Wandschränken und Erläuterungen per Audioguide. Auf diese Weise bleibt der Raumeindruck erhalten und es besteht die Möglichkeit, den Weißen Saal und das Werkmeistergericht temporär in die Route Charlemagne einzubeziehen. Zu den historischen Anknüpfungspunkten der Präsentation gehört insbesondere der Aachener Frieden von 1748.

Anknüpfend an das Thema Frieden, thermatisiert die Route Charlemagne den Karlspreis und entwickelt anhand der Karlspreisträger die Geschichte und die Perspektiven der europäischen Integration. Die Arbeitsgruppe favorisiert eine Darstellung des Karlspreises in Form multimedialer Exponate im Treppenaufgang des Rathauses, die die bisherige Fotogalerie ersetzen würde und eine Verbindung zwischen der Ausstellung im Erdgeschoss und der Audioinstallation im Krönungssaal herstellen würde. Alternativ ist eine Thematisierung des Karlspreises in den Räumen des Erdgeschosses („Krieg und Frieden“) möglich.

Mittelpunkt der Station „Macht“ ist der Krönungssaal. Da eine Dauerausstellung dort ausgeschlossen ist, wird der Raum über Audioeinspielungen erschlossen, die den Besucher gleichsam in die Situation eines Krönungsmahls, einer Karlspreisverleihung, einer kulturhistorischen Führung usw. versetzen. Die Besonderheit und Innovation dieser Audioführung ist es, dass der Besucher nicht einem festgelegten Weg durch den Krönungssaal und das Rathaus folgt, sondern die Inhalte der Führung durch seine freie Bewegung im Raum selbst „anwählt“.

Für die Maßnahme wurde vorzeitiger Maßnahmebeginn beantragt, sodass schon in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen werden kann.

 

Kosten

Geschätzte Investitionskosten:       1.060.000 €

Geschätzte Betriebskosten:            85.000 € p.a.

(hierin enthalten: Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Personal und Überwachung, Werbung und Information,  u.a.)

 

2.3 Grashaus (Station „Europa“)

Paten:

Prof. Dr. Emanuel Richter (Institut für Politische Wissenschaft, RWTH Aachen)

Dr. Rita Darboven (KreaScientia, Aachen)

Als ältestes Rathaus der Stadt steht das Grashaus in enger Beziehung zur Station „Macht“ im Rathaus. Anders als das Rathaus fokussiert es jedoch in erster Linie das Thema „Europa“. Ausgangspunkt ist die europäische Dimension und Wirkung des karolingischen Staatswesens. Anknüpfend an die Geschichte des Hauses (Rathaus, Gericht, Gefängnis, Archiv) entwickelt die Station unterschiedliche Facetten der europäischen Integration und hebt den Aspekt der Demokratie hervor. Die thematische Verbindung von „Stadt“ und „Europa“ knüpft zudem an das Konzept des Geschichtslabors an und trägt der Tatsache Rechnung, dass die europäische Kultur urban geprägt ist.

Die Besonderheit der Station „Europa“ liegt darin, dass

a)      eine Dauerausstellung mit einer Nutzung durch das „Europe direct“-Informationsbüro (Bürgersprechstunden, EU-gefördert) sowie durch den Jugendkarlspreis und das Europäische Wissenschaftsparlament verbindet und

b)      durch ein Europäisches Klassenzimmer ein Raum geschaffen wird, in dem Schüler/innen und junge Erwachsene die Thematik der Ausstellung und des Hauses vertiefen können.

Der Besucher erkundet das Grashaus auf einem am Fischmarkt beginnenden Rundweg. Ausgehend von einer Infosäule, die auf die mittelalterliche Fassade hinweist, markieren Fahnen den Weg durch die Toreinfahrt zum Eingangsbereich. Im Treppenhaus verweisen auf einer Kugel als Symbol der Einheit dargestellte Karten auf das karolingische Reich und die Veränderung der europäischen Landkarte bis heute.

Das Konzept der Arbeitsgruppe sieht eine Abfolge von Themenräumen vor. Verbunden durch das gestalterische Element der Kugel, stellen sie Kernthemen der europäischen Politik vor, indem sie zum einen auf die Geschichte des Hauses, zum anderen auf die globalen Herausforderungen und Risiken der kommenden Jahrzehnte Bezug nehmen. Im Mittelpunkt steht jeweils die Frage, was vor diesen Hintergründen eine „europäische Demokratie“ ausmacht.

So ist für die so genannte Kapelle eine Installation aus ineinander greifenden Drehscheiben vorgesehen, die Kernbereiche der europäischen Politik zu den globalen Risiken in Beziehung setzt und die Rolle der EU als politischer Akteur hervorhebt. Hierbei können ähnlich gelagerte Fragestellungen und Impulse des Wissenschaftsparlaments aufgegriffen werden. Im Urkundensaal werden faksimilierte Dokumente der städtischen Selbstverwaltung und der europäischen Geschichte zueinander in Beziehung gesetzt. Rekurse auf die Nutzung des Hauses als Rathaus, Gericht, Kerker und Archiv werden Anregung genutzt, um die Entwicklung der Demokratie, des Rechts, der Menschenrechte und der kulturellen Identitätsstiftung in Europa zu reflektieren.

Das Grashaus verkörpert den Ansatz einer deliberativen, d.h. auf aktive zivilgesellschaftliche Mitwirkung beruhende und einer zivilgesellschaftlichen Diskursethik verpflichteten Demokratie. Aus diesem Grunde ist das Europäische Klassenzimmer integraler Bestandteil des Rundganges. Die von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelten Reflexionen und Visionen einer europäischen Zukunft werden temporär in die Ausstellung integriert und zu historischen europäischen Zukunftsvisionen in Beziehung gesetzt.

Zur Bespielung des Jugendkarlspreises werden von der Gesamtleitung der Route Charlemagne und von den im Haus vertretenen Institutionen sukzessive Bildungsprogramme zu den Themenfeldern „Europa und die Euregio“, „Demokratie und Partizipation“ und „Bildung und Wissenschaftskommunikation“ entwickelt. Das Europäische Klassenzimmer fungiert hierbei als außerschulischer Lernort, der mit bestehenden Europahäusern und -schulen vernetzt wird.

Die Realisierung der Station setzt einen Umzug des Stadtarchivs voraus.

 

Kosten

Geschätzte Investitionskosten:      1.856.182 €

Geschätzte Betriebskosten:         214.000 € p.a    

(hierin enthalten: Erhöhung kalkulatorische Miete, Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Entwicklung von Bildungsmodulen für das Europäische Klassenzimmer, Personal und Überwachung, Unterhalt der Betriebseinrichtung, Werbung und Information u.a.)

 

 

2.4 Haus Löwenstein (Station „Wirtschaft“)

Paten:

Prof. Dr. Paul Thomes (Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts- und Sozialgeschichte, RWTH Aachen)

Dr. Norbert Gilson, Dr. Marc Engels u. Alexander Faridi

Die Station repräsentiert die wirtschaftliche und soziale Dimension der Entwicklung Aachens im euregionalen und europäischen Zusammenhang. Das Konzept der Station sieht eine Ausstellung vor, die das Thema anhand von Szenarien erschließt, die konventionelle, haptische Exponate mit multimedialen Simulationen und von den Besuchern zu gestaltenden Elementen kombinieren. Im Mittelpunkt stehen eine anspruchsvolle 360-Grad-Projektion und die Zukunftswerkstatt „I-D 2028“, die eine von den Besuchern angestoßene Simulation der Entwicklung Aachens bis zum Jahr 2028 ermöglicht. Ziel der Station ist es, kreative Aktion im Sinne von „global denken – lokal handeln“ anzuregen.

Die im Erdgeschoss des Hauses Löwenstein sowie im Innenhof angeordneten 6 Ausstellungs- und 8 360-Grad Szenarien entwickeln das Thema in mehreren Zeitebenen (Mittelalter, Industriezeitalter, Globalisierung) entlang der vier zukunftsorientierten Leitfragen „Wie werden wir leben?“, „Wie werden wir arbeiten?“, „Wie werden wir uns bewegen?“ und „Wie werden wir bezahlen?“. Die vergangenen Zeitebenen werden dadurch nicht retrospektiv erzählt und interpretiert, sondern als gestaltbare, offene Prozesse erlebbar gemacht.

Das Konzept der Arbeitsgruppe beruht auf dem Grundgedanken, dass komplexe Zusammenhänge und globale Prozesse durch Lokalisierung und Personalisierung sichtbar und vermittelbar werden. Dies wird durch vier historische Persönlichkeiten und einen fiktiven Protagonisten erreicht (Ida von Löwenstein, David Hansemann, John Cockerill, Anna Sittarz und eine 2008 geborene fiktive Person), die den Besucher themenbezogen durch die Ausstellungsszenarien und die Zukunftswerkstatt „I-D 2028“ begleiten. Die Inszenierung zielt auf ein aktives Erleben der Besucher. Es macht deutlich, dass das ökonomische und soziale Lebensumfeld in einer europäischen Stadt zwar historisch bedingt ist, die Menschen aber gewachsene Strukturen verändern und gestalten konnten. Interaktive Planspiele spielen daher eine tragende Rolle, während inszenierte Situationen den Wandel nachvollziehbar machen und klassische Exponate zur Interpretation anregen.

Das Konzept erlaubt einen späteren Ausbau der Station, der allerdings die Einbeziehung der oberen Stockwerke voraussetzt. In diesem Fall wäre es möglich, weitere Ausstellungsszenarien hinzuzufügen, Wechselausstellungen durchzuführen und Präsentationsmöglichkeiten für Sponsoren, Unternehmen und Institutionen zu schaffen.

 

Kosten

Geschätzte Investitionskosten:      1.229.000 €

Geschätzte Betriebs:          171.000 € p.a.

(hierin enthalten: Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Personal und Überwachung, Unterhalt der Betriebseinrichtung, kalkulatorische Mieten, Werbung und Information u.a.)

 

 

2.5 St. Paul (Station „Religion“)

Paten:

Prof. Dr. Max Kerner (Historisches Institut der RWTH Aachen)

Prof. em. Dr. Ingeborg Schild (RWTH Aachen)

Die Pfarrkirche St. Paul ist ein Gebäude, das wesentliche Phasen der Geschichte Aachens und der Religion bezeugt. Dieser Zeugniswert soll bei einer möglichen Entwidmung der Kirche und ihrer Einbeziehung in die Route Charlemagne bewahrt und in das Ausstellungs- und Veranstaltungskonzept integriert werden.

Die Kirche bezeugt die Epoche der Christianisierung (Reliquie des Heiligen Willibrord), das Wirken des Bettlerordens der Dominikaner, die Phase nach dem Stadtbrand und den Wiederaufbau. Sie steht exemplarisch für die Geschichte des sakralen Aachen in Mittelalter und Neuzeit. Die Arbeitsgruppe schlägt  eine Darstellung dieser Geschichte im ehemaligen Kreuzgang an der Nordseite, der heutigen Rosenkranzkapelle, vor. Dort können auch diejenigen Teile der Innenausstattung gezeigt werden, die einer Neugestaltung weichen müssen. Die baulichen Phasen, die durch den Baubestand bezeugt sind, werden schriftlich-bildlich beschrieben und gedeutet (Video, Schrift-/Bildtafeln, Modelle einzelner Zustände). Hinzu kommt eine Darstellung des Wirkens der aus der Gemeinde hervorgegangenen Ordensgründerinnen.

Im eigentlichen Kirchenschiff sollen „Denkwege“ das Thema „Religion und Gesellschaft“ im europäischen Kontext aufgreifen und reflektieren. Ausgehend vom Altarraum und den Personen Jesus und Paulus, wird das Thema in historischer, aktueller und zukünftiger Dimension erläutert. Grundlegend ist die Frage nach der Bedeutung des Christentums bzw. der drei monotheistischen Religionen für die Entstehung und Zukunft der europäischen Kultur – auch mit Blick auf das Verhältnis von religiöser Tradition, Aufklärung und Zivilgesellschaft.

Ergänzend kann die Pilgerkirche St. Jakob mit der Station „Religion“ werden, um die Geschichte Aachens als europäische Pilgerstadt in Vergangenheit und Gegenwart zu unterstreichen. Beide Kirchen befinden sich am „Jakobsweg“, der im Mittelalter – neben den religiösen Inhalten – dem Transfer von Ideen, Kunst und Kultur dienten. „Jakobswege“ überwanden als europäische Kulturstraßen nicht nur räumliche Distanzen, sondern auch Grenzen und Sprachbarrieren. Insofern unterstreichen sie die europäische Dimension der Route Charlemagne. 

Parallel zur Arbeitsgruppe wurde am Lehrstuhl für Städtebau der RWTH Aachen eine Diplomarbeit zur Umnutzung von St. Paul herausgegeben. Sie arbeitet die historische Entwicklung des Klosterkomplexes und seine Lage im Stadtraum heraus und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten über den eigentlichen Kirchenraum hinaus. Die Vorschläge zur Umnutzung des Kirchenraums zeigen Chancen auf, auch einen Orchesterprobenraum und Veranstaltungsraum für kleinere Kammerorchester zu integrieren.

Die Kirchengemeinde hat beschlossen, das Gebäude nicht zu veräußern. Es werden daher Gespräche über eine Anmietung/Erpachtlösung durch die Stadt oder durch einen Privaten Investor für die Stadt geführt. Eine Beantragung von Städtebaufördermitteln ist damit in 2008 nicht möglich.

 

  

Kosten

Für St. Paul wurde in der Kostenrahmung von MUA 3.866.310 € (brutto) vorgesehen. Da die Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung nicht geklärt sind, kann sich die Kostenschätzung allein an dieser Kalkulation orientieren. Eine Ergänzung um das Thema „Jakobsweg“ würde keine Mehrkosten.

Eine Realisierung der in der Diplomarbeit am Lehrstuhl für Städtebau der RWTH entwickelte Variante würde voraussichtlich höhere Kosten verursachen.

Geschätzte Investitionskosten:      3.865.000 €

Betriebskosten:                       170.000 € p.a.

(hierin enthalten: Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Personal und Überwachung, Unterhalt der Betriebseinrichtung, Werbung und Information u.a.)

 

 

2.6 Zeitungsmuseum (Station „Medien“)

Paten:

Meike Thüllen (Förderverein IZM)

Andreas Düspohl (IZM)

Das Internationale Zeitungsmuseum (IZM) erfährt im Rahmen der Route Charlemagne eine Neugestaltung hin zu einem modernen Medienmuseum, das den Aspekt der europäischen Mediengesellschaft beleuchtet. Um Lebendigkeit zu erzeugen wird die Präsentation der Ausstellungsinhalte durch multimediale Elemente bereichert. Der Besucher wird interaktiv eingebunden und kann die inhaltliche Tiefe selbst bestimmen.

Schon die Gestaltung des Eingangsbereichs unterstreicht das neue Konzept. Ein großformatiger Bildschirm gibt die Silhouette des Besuchers wider und verdeutlicht die Formen medialer Vermittlung analog zu Platons Höhlengleichnis. Durch den neu errichteten gläsernen Aufzug, der einen barrierefreien Zugang ermöglicht, gelangt der Besucher in eine neu konzipierte Dauerausstellung in den auch bisher genutzten fünf Räumen des 1. Obergeschosses. Vom Nachrichtenwesen, über die Entstehung von Massenmedien, von Lesekultur zur Medienfreiheit bis hin zum innovativen, zukunftsweisenden media lab enthält die Ausstellung das gesamte Spektrum der Medien und stellt Bezüge zur individuellen Lebenswelt des Besuchers her. Die Exponate zeigen das gesamte Spektrum des Hauses von historischen Zeitungen, dem Alleinstellungsmerkmal des IZM, bis hin zu hochmodernen Medientechnologien und Installationen wie der „Chaoskammer“, in der dem Besucher ein Eindruck vom Schlagwort des „medialen overkill“ vermittelt wird, und einer interaktiven Weltkarte, die es ermöglicht, Stücke aus der Sammlung des IZM anzuwählen.

Ebenfalls im ersten Obergeschoss untergebracht ist der Benutzerraum. Er enthält die Bibliothek des Museums mit 3000 Bänden. Ebenso werden dort Besucheranfragen beantwortet und Recherchen durchgeführt. Die Verwaltung und das Archiv mit seinen Beständen von annähernd 200.000 Zeitungen werden im 2. Obergeschoss untergebracht.

Die Sammlung des Museums bleibt als Basis und Bestandteil der Ausstellung präsent. Aus konservatorischen Gründen wird jedoch auf eine Präsentation der Sammlungsstücke in Vitrinen verzichtet. Stattdessen finden sich verteilt über die Ausstellungsräume immer wieder Schubfächer mit typischen, herausragenden oder kuriosen Stücken.

Darüber hinaus erhält jeder Besucher die Möglichkeit, über seinen Besuch der gesamten Route Charlemagne eine Zeitung zu erstellen (virtuell oder als Papierausdruck).

Das Konzept umfasst neben der Dauerausstellung ein Newscafé, einen Raum für Wechselausstellungen, Büroflächen und einen Didaktikraum für Lesungen, Vorträge und Schülerworkshops. Der Didaktikraum ist so ausgestattet, dass er zugleich für Kleinkunst sowie für Filmvorführungen lokaler Filminitiativen genutzt werden kann.

 

Kosten:

Geschätzte Investitionskosten:      2.933.000 €

Folgekosten:              295.000 € p.a.

abzüglich der bereits anfallenden jährlichen Kosten      184.000 € p.a.

(hierin enthalten: Wartung und Aktualisierung der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen der Ausstellung, Wechselausstellungen, Personal und Überwachung, Unterhalt der Betriebseinrichtung, kalkulatorische Mieten, Verwaltungskosten, Werbung und Information u.a.)

 

 

2.7 Achse der Wissenschaft und Super C

Paten:

Prof. Dr. Reinhart Poprawe (Fraunhofer Institut für Lasertechnik und Prorektor der RWTH Aachen)

Toni Wimmer (Dezernent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, RWTH Aachen)

Die Achse der Wissenschaft konkretisiert das Leitbild Aachens als einer europäischen Wissenschaftsstadt. Im Rahmen der Route Charlemagne schafft sie eine Verbindung zwischen historischer Altstadt und Innenstadtcampus und macht Wissenschaft im Stadtbild durch Freiluftexponate und städtebauliche Veränderungen erfahrbar.

In ihrer ersten Ausbaustufe reicht die Achse der Wissenschaft vom Grashaus als Ausgangspunkt über Klosterstraße, Kockerellstraße und Eilfschornsteinstraße bis zum Super C am Templergraben. Eine Erweiterung bietet sich zu einem späteren Zeitpunkt über Wüllnerstraße und Intzestraße bis zum Westbahnhof als Anschluss zum „RWTH Aachen Campus“ an. Bereits im Zuge der ersten Ausbaustufe sind außerdem Nebenwege mit eigenen thematischen Schwerpunkten denkbar.

Die Achse der Wissenschaft besteht in erster Linie aus wetterfesten, interaktiven Exponaten aller Aachener Hochschulen, die durch Infoterminals erläutert werden. Das Konzept der Arbeitsgruppe sieht folgende Platzierung der Exponate vor:

-          Fischmarkt: Infosäule als Beginn der Achse der Wissenschaft mit Verweis auf Grashaus und Wissenschaftsparlament

-          Klosterplatz: Holzplastik der KFH Aachen zum Thema „Soziale Arbeit“,

-          Ritter-Chorus-Straße: „Fenster der Wissenschaft“ (Verwaltungsgebäude Katschof) mit Einblicken in Forschungen der FH Aachen,

-          Kreuzung Jakobstr./Kockerellstr.: geometrischer Körper (sog. Szilassi-Polyeder) der FH Aachen (hängendes Exponat),

-          Augustinergasse: Klangskulptur der Musikhochschule Aachen,

-          Annuntiatenbach (Eingang Kármán-Auditorium): Plastik aus textilbewährtem Beton (RWTH),

-          Eilfschornsteinstr.: zerteilter VW-Golf und Dummie (RWTH),

-          Karmelitinnengarten: Herz-Kreislauf-Modell (RWTH).

Die Wegführung ergibt sich in erster Linie aus der Anordnung der Freiluftexponate. Zusätzlich wird sie durch Steine markiert, in denen Alumni der Aachener Hochschulen ihren Namen einarbeiten lassen können („walk of fame“). Im Foyer des Super C ist ein Terminal der Achse der Wissenschaft gewidmet; es stellt auch den Zusammenhang zur gesamten Route Charlemagne her und verweist auf den Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich im Untergeschoss, wo herausragende wissenschaftliche Innovationen aus Aachen dargestellt werden. Zwischen Super C und Hochschulbibliothek wird ein Mediengarten die Achse abrunden.


Kosten

Geschätzte Investitionskosten:      2.885.000 €

Geschätzte Folgekosten:          119.000 € p.a.

(hierin enthalten: Wartung und Aktualisierung der Freiluftexponate, Informationssäulen und der Ausstellung, Rücklagen für Erneuerungen, Events, Personal und Überwachung, Werbung und Information u.a.)

 

2.8 Elisengarten

Der Elisengarten im Rahmen der Route Charlemagne die Geschichte Aachens als europäische Bäderstadt. Dabei steht er sowohl zum Elisenbrunnen selbst, als auch zur römischen Thermenanlage in unmittelbarer Beziehung.

Ein Bewilligungsbescheid für die Baumaßnehmen liegt bereits vor, so dass die Realisierung in diesem Jahr begonnen werden kann. Die archäologischen Funde sind nach Absprache mit dem Land und dem Landesamt für Bodendenkmalpflege großflächig zu ergraben und zu dokumentieren, bevor die eigentliche Umgestaltung beginnen kann. Da die Grabungsarbeiten europaweit ausgeschrieben werden mussten, ist mit dem Beginn der Arbeiten erst im Juli 2008 zu rechnen. Die Arbeiten sollen in die Bespielung der Route Charlemagne in diesem Jahr eingebunden und für die interessierte Öffentlichkeit unter dem Titel „Schaustelle Archäologie“ öffentlich sichtbar gemacht werden. Parallel dazu beginnt die Umsetzung des ersten Bauabschnitts, der von den archäologischen Untersuchungen nicht betroffen ist. Die Fertigstellung dieses Bauabschnitts (Wasserbecken und Bereich hinter dem Elisenbrunnen sowie Treppenanlage Restaurant) ist für Herbst 2008 geplant. Die Gesamtmaßnahme wird im Mai 2009 fertig gestellt sein.

 

2.9 Euregiopark

Das Thema Europa wird mit Blick auf die Sprachenvielfalt unserer Grenzregion zusätzlich im geplanten Euregiopark gegenüber der Kirche St. Michael aufgegriffen. Dies geschieht durch die Zitation der Bauformen „Amphitheater“ (Sprachenvielfalt und Dialog) und „Turmbau zu Babel“ (Sprachenverwirrung und Unverständis) in Form zweier begehbarer baulicher Anlagen (Vertiefung und Erhöhung) in der Platzmitte. Der Platz ist zugleich als achsiale Verlängerung der Fassade von St. Michael geplant und soll mit Ausnahme der Einbauten mit begehbarem Grün gestaltet sein. Eine Infosäule stellt den Bezug zur Route Charlemagne her.

Die Neugestaltung des Platzes bedeuter eine nachhaltige städtebauliche Aufwertung anstelle der heutigen mindernutzung als Parkplatz. Für die Schüler der angrenzenden Schule wird ein zusätzlicher Aufenthaltsbereich für die Pausen geschaffen und der unterdimensionierte Schulhof entlastet. Außerdem wird eine Fläche für eine mögliche Schulerweiterung freigehalten. Denkbar ist ferner eine alternative Benennung des Platzes mit seinem historischen Namen „Prinzenhof“.

Auf der Grundlage des Masterplan von MUA sowie dieser historischen Ausarbeitung wurden die Architekten beauftragt, eine Planung und Kostenberechnung für den Städtebauförderantrag zu erarbeiten.

 

Kosten:

Geschätzte Investitionskosten:         944.000 €

Geschätzte Folgekosten:           5.000 € p.a.

 

2.10 Realisierung

Die einzelnen Stationen können nicht zur gleichen Zeit realisiert werden. So ist eine rasche Realisierung der Zentralen Anlaufstelle und der Station „Geschichte“ im Verwaltungsgebäude Katschhof ist im Interesse der gesamten Route Charlemagne anzustreben, kann aufgrund des EU-weiten Ausschreibungsverfahrens jedoch nicht in der gleichen Zeitspanne verwirklicht werden wie andere Stationen. Darüber hinaus ist die Realisierung der Station „Europa“ im Grashaus ist vom Umzug des Stadtarchivs abhängig. Ebenso sind die Rahmenbedingungen für die Station „Religion“ in St. Paul noch nicht geklärt (insbes. Ankauf und Entwidmung der Kirche).

Dies bedeutet, dass Stationen Rathaus, Achse der Wissenschaft, Haus Löwenstein und Zeitungsmuseum sowie Euregiopark und Elisengarten relativ schnell zu realisieren wären. Durch die Realisierung des Rathauses mit seiner herausragenden geschichtlichen und europäischen Bedeutung in Verbindung mit der Achse der Wissenschaft sind damit die drei Leitthemen der Route Charlemagne von Anfang an präsent.

Hieraus ergibt sich folgender zeitlicher Ablauf für die Realisierung der Stationen:

2008  Präsentationsprogramm und erstmalige Bespielung der Route Charlemagne durch das Kulturfestival across the borders

  Rathaus (Station „Macht“, Umbau)

2009  Rathaus (Station „Macht“, Ausstellung)

Achse der Wissenschaft

Zeitungsmuseum (Station „Medien“)

  Haus Löwenstein (Station „Wirtschaft“) 

Euregiopark und Elisengarten

2010                      Grashaus (Station „Europa“)

2011                      Katschhof (Zentrale Anlaufstelle und Station „Geschichte“)

St. Paul (Station „Religion“)

 
3. Kosten und Nutzen

 

Die gesamte Route Charlemagne wird voraussichtlich für 29.184.000 € zu realisieren sein. Die jährlichen Betriebskosten betragen voraussichtlich 1.982.000 €.

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Investitions- und Betriebskostenkosten für die rasch realisierbaren Stationen (siehe 2.10) genauer angegeben werden können als für die übrigen Stationen. Der Kalkulation der Betriebskosten wurden Erfahrungswerte von Experten der RWTH Aachen, der Museumsberatung des Landschaftsverbandes Rheinland, des Kulturbetriebs der Stadt Aachen, der städtischen Museen, externer Ausstellungsgestalter, des städtischen Gebäudemanagements und der jeweiligen Arbeitsgruppen zu Grunde gelegt. Die in den Betriebskosten enthaltenen Personalkosten können dadurch günstig gestaltet werden, dass Synergien im Kulturbetrieb der Stadt Aachen genutzt sowie zur Überwachung der Ausstellungen Videosysteme eingesetzt werden.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass in den Betriebskosten die Erhöhungen der kalkulatorischen Mieten in Höhe von insgesamt 403.000 € enthalten sind. Kalkulatorische Mieten sind vor Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF) nicht ausgewiesen worden.

Den Kosten stehen voraussichtliche Erlöse in Höhe zwischen 500.000 und 1.250.000 € gegenüber. Hierbei handelt es sich im um Gebühren für den Verleih von Audioguides (bzw. Kombiticket) sowie Verkaufserlöse und Pachten. Der Schätzung liegt die Annahme zu Grunde, dass die Route Charlemagne nach einer ersten Ausbau- und Anlaufphase mindestens 100.000 und maximal 250.000 Besucher zählen wird. Hierbei werden sich die unmittelbare Nähe der Zentralen Anlaufstelle zum Dom, die Einbeziehung des Rathauses und die Verbindung mit der RWTH Aachen positiv auswirken.

Die Route Charlemagne wird voraussichtlich einen Anstieg der Übernachtungen von 10 Prozent bewirken, was einer erhöhten Kaufkraft von 10 bis 12 Millionen € pro Jahr entspricht und positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt bewirkt. Bereits ein Anstieg der Übernachtungen von 5 % würde eine Kaufkrafterhöhung von 5 bis 6 Millionen € bedeuten. Nicht zuletzt bedeutet die Realisierung der Route Charlemagne eine nachhaltige Modernisierung der genutzten denkmalgeschützten Immobilien.

Die geschätzten Investitions- und Betriebskosten setzen sich wie folgt zusammen:

 


 

Geschätzte Investitionskosten  Bau   Ausstellung       Gesamt

Katschhof:                  10.000.000 € 1.373.000 € 11.373.000 €

Rathaus:                      640.000 €    420.000 €   1.060.000 €

Grashaus:     1.320.000 €    536.000 €   1.856.000 € 

Haus Löwenstein:       582.000 €    647.000 €   1.229.000 €

St. Paul:     3.063.000 €    803.000 €   3.865.000 €

Zeitungsmuseum    2.152.000 €    781.000 €   2.933.000 €

Achse der Wissenschaft    2.655.000 €    230.000 €   2.885.000 €

Euregiopark              944.000 €

Informations- und Kommunikationssystem       1.500.000 €

Infosäulen                   360.000 €

Infobox               246.000 €

Präsentationsprogramm             289.000 €

Bisherige Auszahlungen und Vormerkungen (u.a. Masterplan)        644.000 € 

Insgesamt:         29.184.000 €

 

Geschätzte Betriebskosten:          

Katschhof :                   634.000 €

(bis zur Eröffnung des Katschhofes temporäre Präsentationen zu 25.000 €)

Rathaus:                   85.000 €

Grashaus:                214.000 €

Haus Löwenstein:               171.000 €

St. Paul:               170.000 €

Zeitungsmuseum           184.000 €

Achse der Wissenschaft           119.000 €

Euregiopark                5.000 €

Gesamtleitung                150.000 €

Audioguide und Datenbasis          400.000 €

Infosäulen                  25.000 €

Events              150.000 €

Kosten für Marketing                150.000 €

Sonstige Kosten             25.000 €

Insgesamt         2.482.000 €

 

abzüglich Refinanzierung durch Gebühren (bzw. Kombiticket)

bei 100.000 Besuchern p.a. (erwartetes Minimum)     - 500.000 €


Betriebskosten           1.982.000 €

 

Bei 250.000 Besuchern p.a. (Maximum) reduzieren sich die Betriebskosten auf 1.232.000 € p.a. 

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Anlagen

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