Kenntnisnahme - FB 43/0015/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

 

Aktuelle Lage

Nach Jahren der stabilen Aufwärtsentwicklung kämpft die Stadtbibliothek Aachen seit dem Jahre 2002 gegen die zurückgehende Benutzung ihrer Einrichtungen an.

 

Die Ausleihzahlen zeigen nach einem Höhepunkt von 1,11 Mio. Ausleihen im Jahre 2002 eine seitdem deutlich rückläufige Tendenz auf  991.500 Ausleihen im Jahr 2007 auf. Dieser Trend kann auch in 2008 nicht umkehrt werden, wenn auch eine Verlangsamung des Rückgangs erkennbar ist.

Die Entwicklung der Ausleihzahlen variiert je nach Servicebereich:

Für die Erwachsenenbibliothek (von 518.000 Ausleihen in 1993 über fast 600.000 in 2002 auf aktuell 547.000) und die Musikbibliothek (von 75.000 Ausleihen in 1993 über 99.000 in 2002 auf aktuell 78.000) sind in absoluten Zahlen mit die stärksten Rückgänge zu verzeichnen.

Ebenfalls auffällig ist auch der Rückgang der Ausleihen in der Autobibliothek (von 105.000 Ausleihen in 1993 über 110.000 in 2002 auf aktuell 81.000).

Die Entwicklung in den Stadtteilbibliotheken Haaren (von 24.000 Ausleihen in 1993 über 27.000 in 2002 auf aktuell 28.000) und Ost (von 13.000 Ausleihen in 1993 über 24.000 in 2002 auf aktuell 20.000) ist unterschiedlich verlaufen.

Trotz eines leichten Rückgangs im Jahre 2003 konnten sich hingegen die Ausleihzahlen in der Kinder- und Jugendbibliothek entgegen dem Trend positiv weiterentwickeln (von 130.000 Ausleihen in 1995 über 213.000 in 2002 auf aktuell 220.000).

 

Die Zahl der Bibliotheksbesucher ist von 399.987 Besuchern im Jahre 2002 um ca. 10 % zurückgegangen auf aktuell 364.451.

 

 

Ursachen

Die wesentlichen Ursachen für diesen Rückgang sind nicht von der Stadtbibliothek zu verantworten, sondern sind begründet durch Faktoren von außen:

  • Die Nutzung negativ beeinflusst hat das Internet, das als überall zugängliches Informationsmittel zweifellos eine Konkurrenz zum Informationsvermittler Bibliothek darstellt und potentielle neue bzw. bisherige Benutzer davon abhält, die Bibliothek zu besuchen. Dabei ist die Internetrecherche in der Bibliothek integraler Bestandteil der Informationsvermittlung mit kompetenter Einschätzung der Bibliothekare über den Wert des Informationsgehaltes.
  • Kontraproduktiv wirkt sich die Verfügbarkeit unseres online-Kataloges im Internet aus. Der OPAC im Internet ist zwar für Bibliotheken unverzichtbar, er hat aber auch zur Folge, dass Leser, die dort bestimmte Bücher nicht finden (oft auch durch fehlerhafte Suche), gar nicht mehr in die Bibliothek kommen. Früher war immer ein Besuch der Stadtbibliothek notwendig, und die Suche vor Ort konnte von der Beratung unterstützt werden. Sie konnte alle Recherchemöglichkeiten ausschöpfen (bis hin zum Zettelkatalog oder den aktuellen Zeitschriftenaufsatz, der ggf. innerhalb eines Tages aus anderen Bibliotheken besorgt werden kann). Bei ergebnisloser Suche nach bestimmten Titeln konnte auf verwandte Literatur verwiesen werden.
  • Zurückhaltung breiter Bevölkerungsschichten (gerade der insbesondere auf die Bibliothek angewiesenen Zielgruppen) bei Konsum ist auch spürbar beim mit Kosten verbundenen “Konsum” von Bibliotheksangeboten.
  • Seit 2002 unterliegt der städtische Haushalt der vorläufigen Haushaltsführung, und die Stadtbibliothek ist seitdem auf die Freigabe der Korridore durch den Regierungspräsidenten angewiesen. Als Folge konnten Jahr für Jahr sieben bis neun Monate lang keine neuen Medien angeschafft werden. Dabei ist uns derjenige Teil der Leserschaft abhanden gekommen, der die Stadtbibliothek gerade wegen aktueller Literatur besucht hat, seien es Rechtsratgeber, Computerliteratur, Bücher zu politischen und anderen aktuellen Themen, in der Diskussion befindliche Romane und Neuerscheinungen, neue Videos und Hörbücher.

 

Nach dem Wegfall der Korridore ab 2007 wurden die Haushaltsstellen der Bibliothek im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes bereits früher frei gegeben, was sicherlich dem negativen Trend Einhalt geboten hätte. Jedoch wirkten sich zwei Entscheidungen negativ auf die Benutzung aus:

  1. Zum einen die 5%ige Etatkürzung im Jahre 2006. Bezogen auf den gesamten Sachetat der Stadtbibliothek bewirkte dies letztendlich eine nahezu 10%ige Kürzung des Anschaffungsetats für Medien, da nur dieser Etat einer beeinflussbaren Bewirtschaftung unterliegt.
  2. Die  von  der Stadtbibliothek in 2006 eingeforderten erneuten Konsolidierungsbeiträge waren nur zu erbringen durch dauerhafte Personaleinsparungen einerseits und andererseits durch die Erhöhung unserer Gebühren: Erhöhung der Einnahmen (Benutzungsgebühr) 2007 um 18.925 € auf 188.925 €, 2008 um weitere 18.925 € auf 207.850 € und 2009 um weitere 18.925 € auf 226.775.

Wie bereits seinerzeit ausgeführt, sind die Folgen einer Erhöhung der Ausleihgebühren auf das zukünftige Ausleihverhalten und damit evtl. Mehreinnahmen kaum seriös prognostizierbar, weil das Entleiherverhalten nicht vorhersehbar ist. Außerdem zeigt die Erfahrung der letzten Jahrzehnte, dass Gebührenerhöhungen zu einem Rückgang der Benutzer führen. Ein jetzt eingetretener Nutzungsrückgang hat negative Auswirkungen auf sämtliche Gebühreneinnahmen. Für 2009 ist bereits erkennbar, dass es nahezu unmöglich ist, den vollen Konsolidierungsbeitrag zu erbringen. Dies bedeutet faktisch eine Verringerung unseres Anschaffungsetats für Medien, da der nicht erreichte Konsolidierungsbeitrag im Rahmen der Budgetierung durch unsere Sachetats ausgeglichen werden müsste.

Andererseits ist der zur Verfügung stehende Medienetat in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht in notwendigem Maße an die Teuerungsrate der Medien angepasst worden. Der Rückgang des Medienangebotes schwächt die verstärkten Bemühungen der Stadtbibliothek hinsichtlich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing.

Besonders stark zurückgegangen ist die Nutzung der Nonbook-Medien, für die eine um 50% erhöhte Ausleihgebühr von jetzt 1,50 € je Exemplar und Ausleihe zu zahlen ist. Dies erklärt mit den starken Rückgang der Ausleihe in der Erwachsenenbibliothek (Hörbücher und CD-ROM) und der Musikbibliothek (CDs und DVDs).

 

 

Innerbetriebliche Maßnahmen

Ziel aller Maßnahmen muss es sein, neue Leserinnen und Leser für die Stadtbibliothek zu gewinnen bzw. verloren gegangene Kundinnen und Kunden zurückzuholen.

Neue Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit sollen die Stadtbibliothek und ihre Angebote als Ganzes einer noch breiteren Öffentlichkeit nahe bringen:

  • Hierzu wurde durch Umschichtung und Verlagerung von Tätigkeiten ein größerer Personalanteil für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing geschaffen, der ab sofort entsprechend genutzt werden kann.
  • Die Einbindung in den Kulturbetrieb ermöglicht die Nutzung der dort vorgehaltenen Marketingkompetenzen für eigene Maßnahmen.
  • Neues Leitsystem
  • Attraktivere Bestandsdarbietung
  • Verbesserung des Leserservices in allen Bereichen

 

Die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Schulen soll gestärkt werden:

  • Einrichtung der Schulservicestelle (vgl. Vorlage für den Kulturausschuss am 23.1.2008)
  • Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendkultur in Aachen (Barockfabrik)
  • Noch stärkere konzeptionelle Verknüpfung der Bibliotheksführungen für KiTas, Schulen vom Primar- bis Sekundarbereich bis hin zur Erwachsenenbildung
  • Ausbau der Zusammenarbeit des Bücherbusses mit ausgesuchten Grundschulen, wie z.B. mit der OGS  Feldstraße, ggf. durch Anpassung der Haltepunkte an die veränderten Schulzeiten

 

Weitere Maßnahmen:

  • Internetnutzung als integraler Bestandteil unserer Vermittlungsarbeit. Dennoch muss immer wieder aufgezeigt werden, dass die Stadtbibliothek sowohl die Internetnutzung anbietet als auch Hilfestellung leistet im Auffinden seriöser Informationsseiten.
  • Zurückgewinnung verlorener Leser, die gerade wegen unserer Aktualität  zu uns gekommen sind durch frühzeitige Freigabe der Mittel für Neuanschaffungen. Dies kann durch die geplante Integration in den Kulturbetrieb zum 1.1.2009 sichergestellt werden.

Darüber hinaus hat sich vor kurzem die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit mit verschiedenen Vorschlägen zur Verbesserung der Nutzung der Bibliothek auseinandergesetzt und prüft deren Umsetzung. Dies betrifft sowohl den Bereich „Leserwerbung / Zielgruppen / Marketing“, „Angebote und Präsentation“ als auch  Maßnahmen unter der Überschrift „Aufenthaltsqualität für LeserInnen verbessern“.

Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Personal- und Finanzressourcen werden die oben aufgeführten Maßnahmen aufgegriffen und umgesetzt. Diesen Weg wird die Stadtbibliothek konsequent weitergehen.

 

 

Unterstützende Maßnahmenvorschläge

Ohne flankierende Maßnahmen von außen ist die Abwärtsspirale bei der Nutzung der Bibliothek nur schwer aufzuhalten. Der Kreislauf muss durchbrochen werden: Weniger Leser nutzen die Bibliothek, was zu weniger Gebühreneinnahmen führt, mit der Folge, dass weniger Mittel für Neuanschaffungen zur Verfügung stehen, weshalb weniger Leser die Bibliothek nutzen.

 

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Anlagen

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