Entscheidungsvorlage - FB 61/0990/WP15

Beschlussvorschlag:

Der Verkehrsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beschließt, die Änderung der Linienführung der Buslinien 1, 11 und 21 im Bereich der Straße Kalverbenden wie in der Vorlage beschrieben.

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und schließt sich dem Beschluss des Verkehrsausschuss vom 29.01.2009, die Linienführung der Buslinien 1, 11 und 21 im Bereich der Straße Kalverbenden wie in der Vorlage beschrieben zu ändern, nachträglich an.

Erläuterungen:

Bewohner der Straße Kalverbenden haben sich in einem Bürgerantrag vom 29. Juni 2008 an die Bezirksvertretung Aachen-Mitte gewandt und fordern eine Änderung der Linienführung der Buslinien 1, 11, 21 im Bereich der Straßen Kalverbenden und Bayernallee sowie eine Verkehrsberuhigung der Straße Kalverbenden (Anlage 1 und 2).

Der Antrag wird mit den erhöhten Lärm- und Abgasbelastungen sowie einer Gefährdung für Kinder und Anwohner durch den Busverkehr begründet. Zudem sei aufgrund der für den Busverkehr nötigen Dimensionierung des Straßenraums eine Gestaltung entsprechend einer Nebenverkehrsstraße in einer Tempo-30-Zone nicht möglich.

Die Anwohner legen in Ihrem Antrag zwei Vorschläge zur Änderung der Linienführung dar:

„Bedarfsorientierter Vorschlag“: Die Linie 1 bedient die Haltestelle Rathenauallee in der Bayernallee und wird über die Bayernallee zur Robert-Schuman-Straße geführt. Die Linien 11 / 21 werden direkt über die Robert-Schuman-Straße geführt.

„Qualitätserweiternder Vorschlag“: Führung der Linie 1 wie im „Bedarfsorientierten Vorschlag. Die Linie 21 verkehrt über die Robert-Schuman-Straße. Die Linie 11 wird über die Bayernallee, Rathenauallee, Karl-Marx-Allee und Adenauerallee geführt.

Beratung in der Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 3.12.2008

In der Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 3.12.2008 erläuterte der Antragsteller das Anliegen der Bewohner der Straße Kalverbenden den Mitgliedern der Bezirksvertretung. Unter den Mitgliedern der Bezirksvertretung Aachen-Mitte bestand nach der Diskussion Einvernehmen darüber, die Verwaltung und die ASEAG zu beauftragen, nach einer bedarfsorientierten Lösung zu suchen.

Im Beschluss beauftragt die Bezirksvertretung Aachen-Mitte die Verwaltung, gemeinsam mit der ASEAG, die Vorschläge des Antragstellers noch einmal zu prüfen.

Ursprüngliche Position der ASEAG

„Eine Änderung der Linienführung für die Buslinien 1, 11 und 21 wird von der ASEAG grundsätzlich nicht befürwortet. Wir halten eine gute Erschließung der Wohngebiete und Einrichtungen im Bereich der Bushaltestelle „Rathenauallee“ (Altenwohnungen, Kindergarten, Schulen und Vinzensheim) mit kurzen Fußwegen für einen attraktiven ÖPNV für notwendig. Außerdem wurde das Fahrtenangebot in der Straße Kalverbenden in den letzten Jahren von 200 Fahrten (1998) auf 116 Fahrten (2008) montags-freitags bereits erheblich reduziert. Dies entspricht einer Reduzierung von 42 %.

Eine aktuelle Fahrgastbefragung im Juni 2008 ergab, dass an der Bushaltestelle „Rathenauallee“ in der Bayernallee (Buslinie 11 und 21) an einem Werktag insgesamt 205 Buskunden ein- und ausgestiegen sind, wovon knapp 69 % ihr Ziel bzw. ihre Quelle in der Bayernallee hatten. Jeweils ca. 10 % hatten ihr Ziel bzw. ihre Quelle in den Bereichen Kalverbenden (bis Haus Nr. 33), Kalverbenden (ab Haus Nr. 58) und der Rathenauallee. Die Fahrten der Buslinien 11, 21 sonntags vor 9 Uhr wurden von insgesamt 6 Buskunden und sonntags nach 20 Uhr von insgesamt 23 Buskunden genutzt. Die Aufgabe der Bushaltestelle „Rathenauallee“ in der Bayernallee würde für alle Buskunden die Fußwege um bis zu 300 m verlängern, die für ältere Buskunden zum Teil nur beschwerlich (Steigung Kalverbenden) zurückzulegen wäre. Des Weiteren müsste in einer Fahrtrichtung die viel befahrene Robert-Schuman-Straße überquert werden.

Der Vorschlag, die Buslinie 1 über Bayernallee und Robert-Schuman-Straße zu führen, würde die Fahrzeit um ca. 1 Minute pro Richtung erhöhen und hätte eine Mehrleistung von ca. 4.000 Wagenkilometer im Jahr mit den entsprechenden Kosten zur Folge, ohne das Angebot für die Buskunden zu verbessern. Auch der qualitätserweiternde Vorschlag zur Änderung der Linienführung für die Buslinie 11 zwischen den Bushaltestellen „Heißberg“ und „Siegel“ über Robert-Schuman-Straße, Bayernallee, Rathenauallee, Karl-Marx-Allee und Adenauerallee würde zu einer Mehrleistung von ca. 17.300 Wagenkilometer führen. Zusätzlich kämen noch die Kosten für die Verlegung der Bushaltestellen „Bayernallee“ (beide Fahrtrichtungen) und „Siegel“ (stadteinwärts) und eine insgesamt unattraktivere Linienführung hinzu.“

Ursprüngliche Wertung der Verwaltung

ÖPNV-Anbindung

Der untere Teil der Straße Kalverbenden wird derzeit von den Buslinien 1, 11 und 21 befahren (Anlage 3). Die Buslinie 1 verkehrt werktags im Stundentakt (bis 18.30 Uhr) über die Straßen Kapellenstraße, Kalverbenden, Rathenauallee und Karl-Marx-Allee. Am Wochenende werden nur einzelne Fahrten der Linie 1 in diesem Bereich angeboten.

Die Linie 11 verkehrt im Halbstundentakt über die Straßen Kalverbenden, Bayernallee, Robert-Schuman-Straße. Die Linie 21 wird wochentags und samstags nur mit vereinzelten Fahrten, sonn- und feiertags im Stundentakt über die Straße Kalverbenden geführt.

Die Anzahl der Busfahrten durch die Straße Kalverbenden wurden in den vergangen Jahren bereits deutlich reduziert:

Tägliche Anzahl der Busse in der Straße Kalverbenden; Vergleich 1998 - 2008

Nach Auskunft der ASEAG hatte diese Angebotsreduzierung zahlreiche Beschwerden von Fahrgästen zur Folge.

Aufgrund des geringen Verkehrsangebotes der Linie 1, vor allem in Tagesrandlagen und am Wochenende, sowie des durchgehenden Stundentaktes, stellt die derzeitige Führung der Buslinien 11 und 21 mit Andienung der Haltestelle Rathenauallee einen Beitrag zur Flächenerschließung und zur Aufrechterhaltung der Verbindungsqualität in den umliegenden Wohngebieten sowie für die öffentlichen Einrichtungen dar.

Im Juni 2008 wurde die letzte Fahrgastzählung der Linien 11 und 21 an der Haltestelle Rathenauallee durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass werktags in beiden Fahrtrichtungen 205 Kunden an der Haltestelle Rathenauallee ein- bzw. aussteigen. Ein Großteil der Kunden gibt als Quelle / Ziel die Bayernallee an, ein Drittel der Kunden kommen aus den Straßen Kalverbenden und Rathenauallee.

Für diese Fahrgäste bedeutet eine direkte Führung der Linien 11/21 über die Robert-Schuman-Straße (entsprechend dem bedarfsorientierten Vorschlag im Bürgerantrag) eine Verschlechterung ihrer Nutzungsbedingungen. Für diese ÖPNV-Kunden würden sich die Zugangszeiten und -wege zum Busverkehr verlängern, obwohl wie im Bürgerantrag richtig dargestellt, das Qualitätsziel 1 in Bezug auf die Erschließungsqualität auch ohne die Haltestelle Rathenauallee erreicht wird.

Im Bürgerantrag wird ein zweiter, „Qualitätserweiternder Vorschlag zur Änderung der Linienführung“ vorgeschlagen. Demnach soll die Linie 21 ausschließlich über  die Robert-Schuman-Straße und die Linie 1 über Rathenauallee, Bayernallee zur Robert-Schuman-Straße geführt werden.

Für die Linie 11 sieht der Vorschlag eine Führung der Busse über Robert-Schuman-Straße, Bayernallee, Rathenauallee, Karl-Marx-Allee und Adenauerallee vor.

Tatsächlich erhöht sich die Verbindungsqualität in der Karl-Marx-Allee, die direkte Anbindung des Burtscheider Zentrums wird allerdings aus den südlichen Stadtteilen verschlechtert. Für die Fahrgäste in Richtung Südraum entstehen hier zusätzliche Fahrzeiten, ebenso ist mit höheren Kosten für die Bedienung der Linie zu rechnen.

Für die Umsetzung dieses Vorschlags müssen zudem beide Haltestellen Bayernallee verlegt und für die Linie 11 eine neue, stadteinwärtige Haltestelle „Siegel“ in der Adenauerallee errichtet werden.

Die Situation der Anwohner in Kalverbenden würde zu Lasten der Anwohner in der Rathenauallee verbessert.

In der folgenden Tabelle sind alle Aspekte nochmals gegenübergestellt:

+ gut

o mittel

- schlecht

Vorschlag von Verwaltung und ASEAG nach Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 3.12.2008

Entsprechend des Beschluss wurde, gemeinsam von Verwaltung und ASEAG, erneut geprüft, wie dem Wunsch der Anwohner des unteren Straßenabschnitts Kalverbenden nach einer Entlastung der Straße vom Busverkehr entgegen gekommen werden kann und andererseits die Interessen der Anwohner und Fahrgäste, die die Busverbindung heute nutzen, ebenfalls Berücksichtigung finden.

Um den Wünschen der Antragsteller entgegen zu kommen, wird vorgeschlagen, gestützt auf die Ergebnisse der Fahrgastbefragung aus Juni 2008, zum kommenden Fahrplanwechsel die Fahrten der Buslinien 11 und 21 an allen Tagen frühmorgens bis 7:00 Uhr und abends ab 22:00 Uhr nicht mehr über die Straße Kalverbenden sondern über die Robert-Schuman-Straße und Bayernallee zu führen.

Zudem soll die Linie 1 grundsätzlich nicht mehr über die Straße Kalverbenden geführt werden. Der Linienweg wird ebenfalls direkt über die Robert-Schuman-Straße und die Bayernallee geführt.

Eine darüber hinaus gehende Reduzierung des Linienangebotes in diesem Wohnbereich wird zunächst nicht empfohlen, da hiervon doch zahlreiche Fahrgäste betroffen sein werden. Hier bedarf es einer weiteren detaillierten Untersuchung und Abstimmung mit den Anwohnern und ÖV-Nutzern, da durch die grundsätzliche Aufgabe einer Linienführung über die Straße Kalverbenden für einen Großteil der heutigen Nutzer der Haltestelle Rathenauallee die bereits beschriebenen längeren Fußwege entstehen, zumal es sich hier insbesondere auch um ältere Mitbürger handelt.

Mit der jetzt vorgeschlagenen Reduzierung des Angebotes um täglich ca. 40 Fahrten (montags – freitags) auf den Linien 11 und 21 besonders in den kritischen Zeitbereichen frühmorgens und spätabends sowie auf der Buslinie 1 ganztägig, wird bereits zum kommenden Fahrplanwechsel eine Verbesserung für die Anwohner der Straße Kalverbenden erreicht ohne dabei die ÖV-Erschließung für die ÖV-Nutzer in diesem Wohngebiet wesentlich zu verschlechtern.

Geschwindigkeitsmessungen

Die Verwaltung wird in der Straße Kalverbenden Geschwindigkeitsmessungen durchführen. Sollten diese Messungen belegen, dass in der Straße Kalverbenden im Mittel zu schnell gefahren wird, wird die Verwaltung die Polizei und das Ordnungsamt bitten, im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten, Geschwindigkeitsmessungen mit Ahndung durchzuführen.

Verkehrsbedingte Lärmemissionen

Nach Auskunft der städtischen Umweltverwaltung, liegt der verkehrsbedingte Umgebungslärm in der Straße Kalverbenden nach Berechnungen des Lärmkatasters auf einem Niveau, bei dem keine sofortigen Maßnahmen erforderlich sind.

Die weiteren Punkte des Bürgerantrags

„Kalverbenden als Durchgangsstraße / Schleichweg in die Innenstadt“

„Störungen durch Parksuchverkehr der FH“ und

„fehlende Abgrenzung zwischen Straße und Bürgersteig“

wurden in das derzeit in Aufstellung befindliche Verkehrskonzept Burtscheid aufgenommen.

Die Beratungsfolge der Vorlage musste aufgrund der kurzfristig anstehenden Fahrplanmaßnahmen gewählt werden.

Finanzielle Auswirkungen:

keine