Anhörung - FB 61/0980/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Geruchsbelästigungen durch den Betrieb des Regenrückhaltebeckens 'Kleebach' in der Krebsstraße
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Anhörung
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- FB 61/73
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Geplant
|
|
Bezirksvertretung Aachen-Eilendorf
|
Anhörung/Empfehlung
|
|
|
16.12.2008
|
Erläuterungen
Erläuterungen:
Veranlassung:
In der Sitzung der Bezirksvertretung Eilendorf am 14.10.2008 wurde von Mitarbeitern des Wasserverbandes Eifel Rur wie auch der für die Unterhaltung des Regenrückhaltebeckens (RRB) zuständigen Stawag Abwasser GmbH erläutert, wozu das RRB dient, wie es zur Zeit betrieben wird und welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden, die Geruchsbelästigungen abzustellen. Alle bisher getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Geruchsbelästigungen haben allerdings nicht zu einer wesentlichen Verbesserung beigetragen. Wegen der für die betroffenen Anwohner unbefriedigenden, nicht tolerierbaren Situation hat die Bezirksvertretung Eilendorf daher im Oktober beschlossen, die Verwaltung möge in der Dezembersitzung erneut darüber berichten und Vorschläge unterbreiten, was sie zu tun gedenkt, um die Geruchsbelästigungen abzustellen.
Derzeitige Situation:
Zunächst muss offen gesagt werden, dass in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit zwischen der Sitzung am 14.10.2008 und dem Sitzungstermin am 16.12.2008 keine konkrete Lösung erarbeitet werden konnte. Das liegt unter anderem auch daran, dass es nicht nur eine einzige Ursache für die Geruchsbelästigungen gibt. Die Gerüche sind vielmehr Folge eines Zusammenwirkens mehrerer ungünstiger Faktoren, welche sich gegenseitig beeinflussen und gelegentlich zu einer Verstärkung der Geruchproblematik und zu anderen Zeiten zu einer Abschwächung der Geruchsbildung, bisweilen auch zu einem Ausbleiben von Gerüchen führen. Weil die Gerüche nicht permanent vorhanden sind, gestaltet sich die Ursachenfindung so schwierig. Außerdem ist die Wahrnehmung unterschiedlich: Gemäß Aussagen der Bürger in der Sitzung vom 14.10.2008 wird einerseits „Kanalgeruch“, andererseits Geruch nach "alten, nassen Socken" wahrgenommen.
In der an das RRB angeschlossenen Kanalisation werden die Abwässer verschiedener so genannter Indirekteinleiter abgeführt. Es handelt sich hierbei um in den angeschlossenen Gewerbegebieten Eilendorf-Süd bzw. Brand-Nord ansässige Unternehmen der Süßwaren-, Pharma- und Kosmetikbranche. Darüber hinaus ist die Tuchfabrik Becker aus Aachen-Brand an den zur Kläranlage Eilendorf führenden Abwassersammler angeschlossen. Den Unternehmen Grünenthal, Becker und Dr. Babor ist gemeinsam, dass das Produktionsabwasser auf dem Firmengelände zwischengespeichert und chemisch vorbehandelt wird. Mit der Einleitung des Abwassers ist keine Überschreitung der in § 4 der Satzung über die Entwässerung der Grundstücke und den Anschluss an die öffentliche Abwasseranlage (Kanalanschlusssatzung) der Stadt Aachen festgesetzten Obergrenze für Schadstoffe und Abwassertemperatur verbunden. Bei Fa. Becker erfolgt eine kontinuierliche Zudosierung von Natriumnitrat (NaNO3), eine Substanz, welche die Entstehung von übelriechendem Schwefelwasserstoff (H2S) wirksam unterbindet. Alle Unternehmen werden zudem regelmäßig von der Unteren Wasserbehörde der Stadt Aachen überwacht. Insofern werden keine wasserrechtlich bedenklichen Abwässer in den Kanal bzw. in das RRB eingeleitet. Es ist zwar grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass jemand verbotenerweise unzulässig hoch dosierte Substanzen über das Abwasser einleitet, in dieser Häufigkeit und Regelmäßigkeit ist dies jedoch eher unwahrscheinlich.
Wahrscheinlich führt aber vielmehr das Gemisch der verschiedenen, satzungskonformen Abwässer in verschiedenen Konzentrationen zu einer Geruchsbildung, die in der von den Bürgern an der Krebsstraße wahrgenommenen Intensität nicht hat vorhergesehen werden können.
Offenbar gibt es aber auch Witterungsbedingungen, die die Geruchsentstehung begünstigen, und dies nicht unbedingt abhängig davon, ob Abwasser aus den Unternehmen eingeleitet wird oder nicht. Daher hat die Stawag die Einsätze des Kanalbetriebs am RRB des vergangenen Jahres aufgelistet und mit den an den Tagen gemeldeter Geruchsbelästigungen vorherrschenden Witterungsbedingungen abgeglichen. Zurzeit erfolgt eine Vervollständigung der vorhandenen Daten durch die beim Deutschen Wetterdienst angeforderten Wetterdaten, die dann den Beckenbetriebsdaten (Füllstand / Zulauf / Ablauf) gegenübergestellt werden. Über erste Erkenntnisse kann möglicherweise schon in der Sitzung mündlich berichtet werden.
Geplante weitere Vorgehensweise:
Wegen des offensichtlichen Einflusses der Witterung auf die Entstehung von Gerüchen wurde bislang eine Abwasserprobenahme und -analyse als wenig hilfreich angesehen. Dennoch wird die Stadt nun im Zusammenwirken mit der Stawag und dem Wasserverband Eifel Rur eine Reihe von Abwasserproben an den Stellen industrieller Einleiter in das Kanalnetz aber auch im Regenrückhaltebecken selbst nehmen und chemische Analysen durchführen lassen. Mit den Abwasserprobenahmen wurde bereits begonnen. Hierbei ist die Stawag aber auf die Hilfestellung der betroffenen Bürger angewiesen. Es sollen nämlich vornehmlich auch Abwasserproben zu den Zeiten starker Geruchsbildung genommen werden. Ebenso ist beabsichtigt, die sich im Beckenzulauf bildenden Aerosole (Gase) zu analysieren. Je nach Zusammensetzung der Gase wäre zu überlegen, ob eine Abluftbehandlung mittels Filterung und chemischer Behandlung der im Kanal mitgeführten Luft erfolgsversprechend sein könnte. Es gibt bereits derartige Anlagen, die in Bereichen kritischer Industrieabwässer eingesetzt werden. Bei anderen Randbedingungen - wenn z. B. Gerüche im Abwasserrohr permanent vorhanden sind, die Zusammensetzung der Abluft konstant ist und in Bezug auf ihre Bestandteile hat analysiert werden können - können Erfolge bei der Geruchseindämmung erzielt werden. Ob eine Abluftbehandlung im zum Regenrückhaltebecken Kleebach führenden Abwasserkanal in Frage kommen kann, kann erst nach Auswertung einer Vielzahl von Abwasser- und Abluftanalysen und fachlicher Begutachtung gesagt werden.
Ebenso wird die Untere Wasserbehörde, Sachgebiet Indirekteinleiter, auf die Industriebetriebe zugehen und weitere Maßnahmen der Abwasserbehandlung fordern, wenn durch die vorgenannten Untersuchungen ein weiterer Handlungsbedarf entsteht.
Darüber hinaus werden die bereits in der Vorlage zur Sitzung zum 14.10.2008 vorgestellten Maßnahmen - eine intensivere, ggfs. auch manuelle Beckenreinigung mit Schlammabfuhr nach jedem stärkeren Regenereignis - umgesetzt. Diese Reinigung kann aufgrund der Beschaffenheit des Schlammes nicht mit Kehrmaschinen sondern nur mittels Radlader und Container erfolgen.
Aufgrund der Erfahrungen aus den Vorjahren wird in der Winterperiode nicht mit Geruchsbelästigungen gerechnet. Aussagekräftige Abwasserproben und -analysen aufgrund von unmittelbar nach Feststellung von Geruchsbelästigungen genommenen Proben werden vermutlich erst im Frühjahr, wenn wieder verstärkt mit Geruchsbelästigungen gerechnet werden muss, durchgeführt werden können. Sobald sich konkrete Ergebnisse abzeichnen, wird die Verwaltung unaufgefordert in der Bezirksvertretung berichten. Dies wird nach heutiger Einschätzung jedoch nicht vor dem späten Frühjahr sein.