Entscheidungsvorlage - FB 51/0328/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Vorstellung des Konzeptes PiA / Baby- Willkommensbesuche•Ratsantrag der CDU-Fraktion vom 19.05.2008 •Bürgerantrag von Mathias Dopatka vom 30.04.2007
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Verfasst von:
- FB 45/10 Frau Tiltmann
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Gestoppt
|
|
Kinder- und Jugendausschuss
|
Entscheidung
|
|
|
22.09.2009
| |||
●
Gestoppt
|
|
Schulausschuss
|
Entscheidung
|
|
Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Kinder- und Jugendausschuss und der Schulausschuss nehmen
die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis und sprechen sich dafür
aus, den ersten Baustein der Präventionskette „Durchführung der Baby-
Willkommensbesuche“ in 2010 zu realisieren und empfehlen dem Rat das
Konzept in der neuen Legislaturperiode umzusetzen.
Der Ratsantrag der CDU Fraktion vom 19.05.2008 sowie der
Bürgerantrag vom 30.04.2007 sind damit erledigt.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Der KJA und der Schulausschuss haben sich zuletzt in ihrer
gemeinsamen Sitzung am 10.03.2009 mit dem Thema befasst. Da zum damaligen
Zeitpunkt im Haushalt 2009 keine Mittel für das Projekt „Pia“
eingestellt waren, haben die Ausschüsse darum gebeten, das Konzept in ihrer
nächsten gemeinsamen Sitzung vorgestellt zu bekommen.
Im Folgenden wird das Gesamtprojekt „PiA“
vorgestellt. Ziel ist die Unterstützung und Förderung aller Eltern von Anfang
an. In diesem Sinne sollen alle Beteiligten so zusammenarbeiten, dass eine
funktionierende Präventionskette entsteht. Der 1. Baustein der Präventionskette
ist fertig gestellt und kann umgesetzt werden. Danach können weitere Bausteine der Präventionskette
konzipiert werden.
Gliederung:
- Ausgangssituation
- Ziele
von PiA
- Organisation
von PiA
- Vorstellung
der Arbeitsschwerpunkte
- Ziele
des ersten Bausteins in der Präventionskette (von der Geburt bis zur Kita)
- Elemente
des ersten Bausteins
6.1.
Inhalt
des „Päckchens“
6.2.
ein
Basic – Kurs für alle Aachener Eltern: PiA – Eltern-Kind-Plus-Programm
(PEPP)
6.3.
flexible,
niedrigschwellige Angebote
- Vertriebswege
- Vernetzungen
- Organisation
- Trägerschaft
- Finanzierung
- Blick
in die StädteRegion
- Zusammenfassung
1. Ausgangssituation
Anträge, die zur Entwicklung des
Projektes „PiA“ führten:
- Bürgerantrag vom 30.04.2007 zur
Einführung eines Babybegrüßungspaketes nach dem Vorbild der Stadt Dormagen
- Ratsantrag der CDU Fraktion vom
19.05.08 „Baby-Willkommensbesuche müssen auch in Aachen eingeführt
werden“
Beschlüsse, die bezüglich
„PiA“ gefasst wurden:
- KJA
vom 28.08.07:
Die Verwaltung wird beauftragt
Präventionskonzepte zu entwickeln. Grundlage des Beschlusses war die
Auswertung der Zukunftskonferenz vom 17. / 18.11.06.
- KJA
vom 27.11.07:
Der
KJA beschließt die Durchführung des Präventionsprojektes „PiA“.
- Bürger-
und Beschwerdeausschusses vom 18.12.2007:
Bezogen auf den Bürgerantrag von Herrn Mathias Dopatka
beschließt der Bürger- und Beschwerdeausschuss:
„Der Bürger- und Beschwerdeausschuss nimmt die Ausführungen der
Verwaltung zur Kenntnis und verweist auf Vorschlag von Ratsherrn März den
Antrag an den Kinder- und Jugendausschuss mit der Empfehlung, die notwendigen
Mittel bereitzustellen und in die Haushaltsplanberatungen für 2008
aufzunehmen.“
- Unterausschuss
Jugendhilfeplanung vom 12.01.09:
Durch einen PP-Vortrag wird der Unterausschuss über den
aktuellen Sachstand des Projektes informiert. Der erste Baustein der
Präventionskette ist fertig gestellt. Die Ergebnisse werden von den Mitgliedern
des Unterausschusses positiv bewertet und eine Vorstellung im Kinder- und
Jugendausschuss vorgeschlagen.
- KJA vom 27.01.09:
Im Kinder- und Jugendausschuss am 27.01.09 beantragen die von
Fraktionen CDU und FDP unter dem Tagesordnungspunkt „Haushaltsentwurf
2009 einschl. Finanzplan bis 2012“ die Einrichtung eines
Produktsachkontos „PiA, positives Aufwachsen in AC“ mit einem Ansatz
in Höhe von 100.000 € für das Jahr 2009. Der Antrag wird mit 4 ja Stimmen
und 5 nein Stimmen und 5 Enthaltungen abgelehnt.
- Gemeinsame Sitzung vom
Schulausschuss und KJA vom 10.03.09:
Der Schulausschuss
und der KJA möchten das Projekt in einer der nächsten gemeinsamen Sitzungen von KJA und Schulausschuss erneut beraten.
2. Ziele von PiA .
Der Grundgedanke von PiA ist, orientiert an
den Lebensphasen, eine Präventionskette von der Geburt bis zum jungen
Erwachsenen zu entwickeln. Unter den Aspekten von Zugängen, Übergängen und
„weißen Flecken“ in der Angebotsstruktur werden die derzeitigen
Angebote von Jugend und Schule analysiert, immer dem Gedanken Rechnung tragend,
alle Menschen mitzunehmen und ein tragfähiges Netz zu entwickeln, das Kinder,
Jugendliche und Eltern unterstützt, fördert und ggfls. auffängt, um Krisen und
Fehlentwicklungen zu verhindern oder frühzeitig auf diese zu reagieren.
In der
Vorlage der KJA´s vom 27.11.07 zur Entwicklung des Projektes „PiA“
heißt es:
„Ziele des Präventionskonzeptes Familiennetzwerk Aachen sollen sein:
? Frühe
Unterstützung und Förderung von Familien und deren Kindern von Anfang an.
? Armut
verhindern, Armutsfolgen vermeiden.
?
Aufbau einer vernetzten Unterstützungs- und Förderungsstruktur unter
Einbeziehung aller relevanten
Akteure.“
Welche
Aspekte des positiven Aufwachsens im Einzelnen in den Fokus des Projektes
gelangten, war von der Bedarfssituation, die durch die Lenkungsgruppe
eingeschätzt wurde, abhängig.
3. Organisation von PiA
Die
Organisationsstruktur (Anlage 1), die Mitglieder der Lenkungsgruppe (Anlage 2)
und des Unterarbeitskreises Elternbegrüßung und frühe Familienbildung (Anlage
3) von PiA, sind der Anlage zu entnehmen.
4.
Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte
Es
gilt, Bausteine für folgende Lebensphasen zu entwickeln:
1.
Geburt
bis zum 3. Lebensjahr
2.
Kindergartenalter
3.
Primarbereich
4.
Jugend
Der erste Baustein ist nun bis zum Krabbelalter
ausgearbeitet. Eine Untergruppe hat hierzu in vier Sitzungen ein Konzept
entwickelt, das im Weiteren näher erläutert wird. Sobald die Umsetzung des 1.
Bausteins geklärt ist, kann mit dem nächsten Baustein begonnen werden.
5.
Ziel des ersten Bausteins der Präventionskette
Die Lenkungsgruppe hat aufgrund einer
Bedarfsermittlung Ziele für das Projekt entwickelt.
Die Ziele für den ersten Baustein sind:
- Stärkung der Elternkompetenz in der Erziehung,
Sprachentwicklung und Pflege
- Zugänge zu allen Eltern ermöglichen, spezifische Zugänge zu
bestimmten Zielgruppen
- Zugänge und Übergänge zur sozialen, kulturellen und
erzieherischen (sozialräumlichen) Versorgungs- und Unterstützungsstruktur
Der Baustein ist ein Beitrag zur primären
Prävention für Kinder in Aachen. Zielgruppe sind alle Eltern von
Neugeborenen. Im Unterschied zur sekundären Prävention wird nicht erst beim
Eintreten von Fehlentwicklungen und Risiken selektiv reagiert, sondern im
Vorfeld. Es geht um die Schaffung von gesellschaftlichen Bedingungen, die ein
positives Aufwachsen von Kindern in Aachen fördern, indem
- die Eltern sehr früh zu einem Zeitpunkt, an dem sie besonders
offen für Beratung und Bildung sind, erreicht werden,
- ggflls. Fehlverhalten oder Krisen, sowohl auf der Ebene der
Kinder und der Eltern, die sich noch nicht verfestigt haben, frühzeitig
angesprochen oder bearbeitet werden,
- eine soziale Infrastruktur vorgehalten wird, indem Eltern
sich gegenseitig im Sozialraum unterstützen und helfen können,
- eine
positive Lernatmosphäre für mehr Beratung und Bildung von Eltern als
selbstverständlicher Bestandteil von Erziehung geschaffen wird,
- möglichst
alle Eltern früh ein weiteres persönliches Gespräch mit einer Fachkraft
erhalten, die freundlich und kompetent „Lotse“ ins soziale
(Präventions-) Netz sein kann.
Mit dem Angebot der Baby- Willkommensbesuche will Aachen
zeigen, dass Kinder hier herzlich willkommen sind. Der Besuch in der häuslichen
Umgebung ist ein freiwilliges, serviceorientiertes Angebot, keine Pflicht. Es
löst somit nicht – wie in anderen Kommunen durchaus üblich – eine
Meldung an den Sozialen Dienst aus, wenn
ein Besuch abgelehnt wird. Das würde den mit dem Angebot verbunden Zielen nicht
entsprechen und zu einem „heimlichen“ Kontrollinstrument umgemünzt.
Wollen Eltern keinen Besuch, wird das akzeptiert und das Päckchen durch die
Post zugestellt.
6. Elemente des ersten
Bausteins in der Präventionskette
In Aachen sind die Frühen Hilfen des Kinderschutzbundes
bereits eingeführt. Hierdurch ist gesichert, dass bis zur 1. Lebenswoche ein
fachliches Gespräch aus dem Gesundheitsbereich
(Hebammen, Kinderärzte, Kliniken…) mit den Eltern aller Aachener Neugeborenen
stattfindet. Falls Unterstützung und Hilfe erforderlich ist, kann diese im
Rahmen des Netzwerkes vermittelt werden.
Bei den Baby- Willkommensbesuche wird das Päckchen in einem
persönlichen Gespräch –falls gewünscht - in der häuslichen Umgebung, bis
zur 8. Lebenswoche des Kindes, überreicht.
Aachen bietet somit Eltern mit Neugeborenen bis zur 8.
Lebenswoche zwei gesicherte Kontakte, einmal durch die Frühen Hilfen und dem
Besuchsdienst zum Überbringen des Willkommenspäckchens, an. Der zweite Kontakt
des Besuchsdienstes zum Überbringen des Päckchens, baut auf dem ersten Kontakt
auf. In der 8. Lebenswoche hat sich der Alltag mit dem Baby eingestellt und
Eltern und Kind haben die ersten „Stressproben“ hinter sich. Der
Unterstützungsbedarf stellt sich ggfls. anders als in der geschützten Umgebung
des Krankenhauses dar.
6.1. Inhalt
des Päckchens
Im Päckchen sollen neben allgemeinen Informationen über die
Entwicklung eines Kindes, wie die Elternbriefe NRW (gefördert durch das
Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW),
ein Willkommensgruß in Form eines Flyers, die Broschüren „Rund um Familie
und Kind“, „Aachen
kompact“ sowie „Kinder in
Aachen – immer 1. Liga“ auch noch Sponsorengeschenke enthalten
sein, wie z.B. Schnuller, Schlabberlatz, Rauchmelder, Nuckel-Fläschchen. Das
Päckchen soll ein weiterverwendbarer Rucksack sein, der von der Vorderseite
z.B. mit einem Emblem des Bündnisses für Familie bedruckt sein könnte.
Im Päckchen – Rucksack – soll ebenfalls ein
Gutschein für eine kostenloser Eltern-Kind-Kurs (Name: PEPP, PiA-
Eltern-Kind-Plus-Programm, der so
genannte Basic-Kurs) im Sozialraum enthalten sein. Da nicht alle Eltern durch
ein solches Angebot erreicht werden können, sollen bedarfsgerechte,
niedrigschwellige Angebote PEPP ergänzen. (näheres unter Punkt 6.3)
6.2. PEPP
„PiA“- Eltern-Kind-Plus-Programm (Anlage 4)
Mit PEPP sollen möglichst viele Aachener Eltern erreicht
werden. Um die Attraktivität für die
Zielgruppe zu erhöhen, ist ein Eltern-Kind-Gruppen-Konstrukt gewählt
worden. Die Hürde, sich abends für einen Elternkurs Zeit zu nehmen, ist höher,
als das Angebot einer Eltern-Kind-Gruppe tagsüber wahrzunehmen. Das zeigen auch
die Erfahrungen in anderen Kommunen z.B. Gelsenkirchen. In der Anlage 3
befindet sich das Konzept der Aachener Familienbildungseinrichtungen der
Untergruppe „Baby- Willkommensbesuche“. Ergänzend zu diesem Konzept
schlug die Lenkungsgruppe am 21.08.08 vor:
·
die
Angebote sollen wohnortnah, möglichst in den Familienzentren /Kitas vorgehalten
werden. So lernen Eltern und Kinder diese früh als Orte für Begegnung,
Information und Bildung kennen,
·
die
Kurszeiten sollen auch vollberufstätigen Eltern eine Teilnahme ermöglichen,
d.h. z.B. ab 17.00 Uhr,
·
das
Kursangebot beinhaltet zwei Kurseinheiten mit Kinderbetreuung, damit die Eltern
möglichst mit Partner/in sich in Ruhe austauschen können. Diese Einheiten sind
am Wochenende vorzuhalten, damit sowohl Vätern und Müttern die Teilnahme
möglich wird,
·
bereits
mit dem Start von PEPP sollen Anschlussangebote geplant werden. Das können die
Familienbildungsangebote der Familienzentren/Kitas, die Fortführung der Gruppen
in Selbstorganisation oder Angebote des Müttercafes sein.
6.3. Flexible, niedrigschwellige Bildungs- und
Beratungsangebote
Neben PEPP soll es flexible, niedrigschwellige Angebote
geben, die bestimmte, schwer zu erreichende Zielgruppen ansprechen sollen. Das
können Eltern mit Migrationshintergrund, Teenagermütter oder auch
Alleinerziehende sein. Inhalt und Form der Angebote sollen den Anforderungen
der Personengruppe bedarfsgerecht angepasst werden: denkbar sind Spielstunden
mit den Kindern im häuslichen Umfeld, Angebote vermittelt durch muttersprachliche Multiplikatoren,
Spaziergänge im Sozialraum zum Erkunden der sozialen Infrastruktur etc..
Folgende Aspekte sind maßgeblich für die Gestaltung von
niedrigschwelligen Angeboten, um gezielt
bildungsferne Eltern zu erreichen:
- Der
persönliche Bezug, der Kontakt zu den Menschen ist das wichtigste Medium.
Übergänge werden leichter vollzogen, wenn –falls erforderlich- eine aktive Begleitung der
„abgebenden“ Institution / Person erfolgt. Einen Prospekt in
die Hand zu geben, reicht nicht, eine bedarfsgerechte Vorgehensweise ist
erforderlich. Das kann zeit- und personalintensiv sein, lohnt sich aber,
wenn es gelingt, Eltern früh in die
Unterstützungssyteme zu leiten.
- Eltern
als Multiplikatoren zu gewinnen und
auszubilden, um sie unterstützend bei bestimmten Fragen
einzusetzen: z.B. Ernährung,
Gesundheit, Haushaltsmanagement, muttersprachlicher Anleitung,
Weiterführung von Spielgruppen in Selbsthilfe.
- Die
Stärkung der Kontakte der Eltern untereinander und Förderung der
Selbsthilfe.
- Die
Angebote sollten im unmittelbaren Lebensumfeld der Familie stattfinden.
- Die
bereits vorhandenen Zugänge einiger Institutionen zu den bildungsfernen
Familien sind gezielt zu nutzen und auszubauen. (z.B. Familienzentren,
Müttercafe…)
- Durch
die Vernetzung der niedrigschwelligen Angebote mit den Familienzentren
wird eine Bindung zu der Institution im Sinne eines weitergehenden
Netzwerkes hergestellt.
- Im
Mittelpunkt steht die Passgenauigkeit, beispielsweise auf bestimmte
Zielgruppe und / oder Stadtteil zugeschnittenes Angebot, das flexibel und am Bedarf orientiert vorgehalten
werden soll.
- Partizipation
von Anfang an; die Angebote sind nicht für die Eltern, sondern mit
ihnen zu entwickeln.
7. Vertriebswege: Wie kommt das
Päckchen zu den Eltern?
Innerhalb der ersten 8 Wochen soll
den frischgebackenen Eltern ein Besuchsangebot schriftlich unterbreitet werden.
Im Vorfeld (mehr dazu unter dem Punkt Vernetzung) wird bereits durch die
Kontakte im Rahmen von Frühen Hilfen auf diesen Besuch hingewiesen.
Es wird empfohlen, ein
multidisziplinäres Team aus Hebamme, Kinderkrankenschwester und Dipl. Sozialarbeiterin zu bilden, da
Kenntnisse aus diesen unterschiedlichen Berufsgruppen erforderlich sind. In
erster Linie stehen das Willkommen der kleinen Aachener Neubürger und die
persönliche Ansprache der Eltern im Mittelpunkt. Der Inhalt des Päckchens soll
erläutert, auf Wunsch noch umfangreiches Material angeboten werden können
und - vor allem – motiviert
werden, am PEPP oder an den flexiblen, niedrigschwelligen Angeboten im
Stadtteil teilzunehmen.
Das Team muss über
sozialraumbezogenes Wissen der Angebote verfügen und in der kurzen Zeit des
Kontaktes in der Lage sein, differenziert einzuschätzen, ob die Familie einen
darüber hinausgehenden Hilfe- und Unterstützungsbedarf hat. Erste Fragen, die
Eltern z.B. in Bezug auf Pflege, Ernährung, Schreien oder auch Betreuung des
Babys stellen, sollten von diesen ausgebildeten Fachleuten beantwortet werden
können. Das Fachpersonal im
Besuchsdienst sollte zudem Kenntnisse in der Gesprächsführung besitzen.
Die persönliche und die fachliche
Kompetenz des Besuchsdienstes werden entscheidend beeinflussen, ob es gelingt,
einen positiven Kontakt herzustellen. Es ist also weit mehr als ein
Willkommensgruß, den jede freundliche Person überbringen könnte, sondern ein Türöffner
für sehr frühe Bildung, Unterstützung und Beratung.
Nicht miteinander verheirateten Eltern oder allein stehenden
Müttern in Aachen soll ein besonders Serviceangebot unterbreitet werden, indem
die Leistungen und Aufgaben nach §§ 18 und 52a SGB VIII, (Beratung und Unterstützung der Mutter,
insbesondere bei der Vaterschaftsfeststellung und ggffls. der Geltendmachung von
Unterhaltsansprüchen des Kindes) im Rahmen dieses Willkommensbesuches angeboten
werden. Dies trifft für ca. 25 % der
neugeborenen Kinder in Aachen zu. Somit
entstehen keine zusätzlichen Wege für die jungen Familien. Zwei
Dienstleistungen werden synergetisch zu einem dienstleistungsfreundlichen
Angebot zusammengebracht.
Die entsprechenden Mitarbeiter des Teams
Beistandschaften / Vaterschaftsangelegenheiten im Fachbereich 45 haben oft
bereits vor der Geburt einen positiven Kontakt zu den werdenden Müttern,
meistens werden in diesen Fällen auch die Väter erreicht, somit ist ein weiterer
Zugang geschaffen.
8. Vernetzungen (Anlage 5)
8.1
Vernetzungen der Akteure im 1. Baustein der Präventionskette
(Besuchsdienst, Frühen
Hilfen, PEPP, flexible niedrigschwellige Angebote, den Familienbildner / Familienzentren, die sozialen Diensten und der
ARGE)
Der Besuchsdienst ist kooperativ mit den Frühen
Hilfen verbunden. Die Frühen Hilfen –angeboten durch den
Kinderschutzbund- haben den Zugang über das Gesundheitssystem erfolgreich entwickelt.
Sie weisen bereits beim ersten Gespräch mit den Eltern innerhalb der ersten
Lebenswoche auf den Besuchsdienst und das Päckchen hin. Somit ist der erste
Kontakt, im Rahmen von Frühen Hilfen inhaltlich mit dem zweiten Kontakt,
miteinander verbunden und für die Eltern nachvollziehbar. Wird beim
Willkommensbesuch in den Familien ein Hilfe- und Unterstützungsbedarf deutlich,
kann auf das bestehende Netzwerk der Frühen Hilfen zurückgegriffen werden.
Der Besuchsdienst sollte sozialräumlich
zugeordnet sein und über ein spezifisches, aktuelles und sozialräumliches
Wissen sowie Kontakte verfügen, damit umfassend und qualifiziert weiter
vermittelt werden kann. Die Vernetzung mit der sozialräumlichen Infrastruktur
(Familienzentren, Ärzte, Kirchengemeinden, Beratungsstellen,
Bezirksstellen, SRT´s …) ist eine notwendige Bedingung. Das gleiche gilt
für die Anbieter von PEPP und die flexiblen, niedrigschwelligen Angebote. Die
ARGE sollte wegen ihres Zugangs zu armen Familien ebenfalls in diesem Netzwerk
vertreten sein.
8.2
Qualitätsmanagement
Wie wird sichergestellt, dass die Angebote im ersten Baustein
der Präventionskette, speziell PEPP und die niedrigschwelligen Angebote dem
aktuellen Bedarf jährlich angepasst werden? Eine transparente und verbindliche
Kooperationsstruktur ist hierfür erforderlich.
- Bedarfsermittlung
– einmal jährlich
- Auswertung
der Hausbesuchsdienste
- Auswertung
von PEPP, „PiA“-
Eltern-Kind-Pus-Programm
- Erfahrungen
der Familienzentren
- Erfahrungen
der SRT´s
- Erfahrungen
der Anbieter mit niedrigschwelligen Angeboten z.B. Müttercafe, Guter Start
ins Leben, …
- Maßnahmenplanung
– einmal jährlich
- Zieldefinition
- Entwicklung
und Fortschreibung von bedarfsgerechten Angeboten
- Umsetzung
der Maßnahmen
- Verantwortung
für die Umsetzung hat der jeweilige Anbieter
- Evaluation
der Maßnahme als Grundlage für die jährliche Auswertung im Rahmen der
Bedarfsermittlung
Die Steuerung dieses Prozesses und Gesamtverantwortung
obliegen dem öffentlichen Träger der Jugendhilfe.
9. Organisation
Der Besuchsdienst sollte mit fest angestelltem Personal
(Kinderkrankenschwester, Hebamme und Sozialarbeiterin und den entsprechenden
Fachkräften aus der Abteilung FB 45/30 - Beistandschaften) organisiert werden.
Dieses multiprofessionelle Team aus dem Gesundheits- und Jugendhilfebereich
soll die Bedürfnislage der jungen Familien treffen. Fragen zu der Pflege, der
Ernährung, der Erziehung und der sozialen Infrastruktur sind kompetent zu
beantworten. Das Team kann sich durch die unterschiedlichen Professionen
gegenseitig coachen und unterstützen. Bei Unklarheiten sollte in jedem Fall die
Möglichkeit eines weiteren Besuches bestehen, u.a. mit der in dem jeweiligen
Bereich kompetenten Kollegin. Die
Stellenkontingente berechnen sich wie folgt:
3 Hausbesuche am Tag pro Mitarbeiter= 2,6 Stunden pro
Hausbesuch, 2,6 Stunden x 2000 Kinder= 5200 Stunden/ 220 Arbeitstage= 26,63
Stunden pro Tag/ 3 Arbeitskräfte = 7,8, Stunden pro Mitarbeiter/in.
In der Berechnung sind mögliche zweite Hausbesuche nicht enthalten. Nach interner Einschätzung
könnte das u.U. bei einem 1/3 der
Familien notwendig sein. Deshalb werden die Stellenkontingente aus dem Bereich
der Beistandschaften additiv hinzugenommen.
Eine halbe Verwaltungsstelle hat die Aufgabe der Organisation
(Anschreiben der Eltern, Termine koordinieren, Päckchen packen, Inhalt
organisieren, Statistik, Fragebögen, Auswertung, Controlling).
10. Trägerschaft
Der Fachbereich 45 -Abteilung
Soziale Dienste- wird aufgrund der notwendigen engen Verzahnung mit dem
Aufgabenbereich „Beistandschaften“ die fachliche Abwicklung
übernehmen, die finanztechnische Abwicklung wird durch die Abt. 45-60 erfolgen.
11.
Finanzierung
Die Gesamtkosten sind der beiliegenden Anlage
ausdifferenziert zu entnehmen. Bei der Kalkulation der Kosten für PEPP ist von
ca. 30% der Inanspruchnahme ausgegangen worden. (Im Vergleich: Gelsenkirchen
erreicht mit seinen Kursen 10% der Eltern der ersten Neugeborenen). Falls nur
die Kosten für Bedürftige übernommen werden, reduziert sich der Kostenansatz um
19.500 € pro Jahr. Daraus ergeben sich unterschiedliche Varianten:
Gesamtkosten:
(siehe Anlage 6)
A.
Kostenübernahme für PEPP für alle Eltern 311.260,00
€
B.
Kostenübernahme für PEPP nur für bedürftige Eltern 291.760,00 €
12. Blick
in die Städteregion
(siehe Anlage 7)
In allen anderen Kommunen der Städteregion sind
die Baby-Willkommensbesuche (mit Päckchen) bereits umgesetzt. Die Vernetzung
des Begrüßungspaktes mit den Angeboten der Elternbildung, den Frühe Hilfen, den
Familienzentren gestaltet sich in den Kommunen unterschiedlich.
13.
Zusammenfassung
Mit dem vorliegenden Organisationsvorschlag ist
der 1. Baustein der Präventionskette unter den Aspekten von Zugängen,
Übergängen und dem Füllen von
„weißen“ Flecken in der Angebotslandschaft herausgearbeitet
worden. Es ist ein struktureller, höchst wirksamer Beitrag zur Prävention, der
seit vielen Jahren in der Jugendhilfediskussion gefordert wird: alle Familien
in Aachen positiv und früh genug zu
erreichen. Auf diesem Fundament kann die Präventionskette, entlang der
Lebensbiografie, weiter wirksam aufgebaut werden.
Die Verwaltung spricht sich deshalb dafür aus,
den ersten Baustein der Präventionskette „Durchführung der
Baby-Willkommensbesuche“ in 2010 zu realisieren und hierfür die erforderlichen
Finanzmittel in Höhe von 311.260,00
€ (jährlich) und 1.600 € (einmalig) im Entwurf des Haushaltsplans
2010 vorzusehen.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen: |
|
|||
Maßnahme: |
Baby – Willkommensbesuche – 1. Baustein der Präventionskette - |
|||
|
|
|
||
Investitionskosten |
|
____0______€ |
||
a. |
Im Haushalt? |
|
|
|
b. |
Maßnahme über 150 T€: Liegt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor? |
|
|
|
c. |
Wenn bei a. nein: Deckung? |
|
|
|
|
Maßnahme: |
|
|
|
d. |
Zuschüsse |
|
|
|
Folgekosten |
|
|
|
|
Aufwand |
|
|
|
|
|
Personalkosten |
|
203.700,00 €_€ |
|
|
Sachkosten |
jährlich jährlich einmalig |
|
77.560,00 € 30.000,00 € 1.600,00 € |
|
Abschreibung |
|
|
|
a. |
Im Haushalt? |
nein |
|
|
b. |
Wenn bei a. nein: Deckung? |
nein |
|
|
|
Maßnahme: |
|
|
|
c. |
Zuschüsse |
|
|
____0______€ |
|
|
|
|
|
Konsumtiv |
|
|
|
|
a. |
Im Haushalt? |
nein |
|
|
b. |
Konsolidierung? |
|
|
|
c. |
Personalkosten |
|
203.700,00 €_€ |
|
d. |
Sachkosten |
|
|
109.160,00 €
|
e. |
Wenn bei a. nein: Deckung? nein |
|
|
|
|
Maßnahme |
|
|
|
f. |
Dauer |
|
Nicht begrenzt |
|
g. |
Zuschüsse |
|
keine |
_________ |
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
|
248 kB
|
|||
2
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(wie Dokument)
|
44,7 kB
|
|||
3
|
(wie Dokument)
|
44,7 kB
|
|||
4
|
(wie Dokument)
|
183,9 kB
|
|||
5
|
(wie Dokument)
|
236,2 kB
|
|||
6
|
(wie Dokument)
|
61,3 kB
|
|||
7
|
(wie Dokument)
|
252,2 kB
|