Entscheidungsvorlage - FB 51/0328/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Der Kinder- und Jugendausschuss und der Schulausschuss nehmen die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis und sprechen sich dafür aus, den ersten Baustein der Präventionskette „Durchführung der Baby- Willkommensbesuche“ in 2010 zu realisieren und empfehlen dem Rat das Konzept in der neuen Legislaturperiode umzusetzen.

Der Ratsantrag der CDU Fraktion vom 19.05.2008 sowie der Bürgerantrag vom 30.04.2007 sind damit erledigt. 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Der KJA und der Schulausschuss haben sich zuletzt in ihrer gemeinsamen Sitzung am 10.03.2009 mit dem Thema befasst. Da zum damaligen Zeitpunkt im Haushalt 2009 keine Mittel für das Projekt „Pia“ eingestellt waren, haben die Ausschüsse darum gebeten, das Konzept in ihrer nächsten gemeinsamen Sitzung vorgestellt zu bekommen.

Im Folgenden wird das Gesamtprojekt „PiA“ vorgestellt. Ziel ist die Unterstützung und Förderung aller Eltern von Anfang an. In diesem Sinne sollen alle Beteiligten so zusammenarbeiten, dass eine funktionierende Präventionskette entsteht. Der 1. Baustein der Präventionskette ist fertig gestellt und kann umgesetzt werden. Danach können  weitere Bausteine der Präventionskette konzipiert werden.  

Gliederung:

  1. Ausgangssituation
  2. Ziele von PiA
  3. Organisation von PiA
  4. Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte
  5. Ziele des ersten Bausteins in der Präventionskette (von der Geburt bis zur Kita)
  6. Elemente des ersten Bausteins

6.1.             Inhalt des „Päckchens“

6.2.             ein Basic – Kurs für alle Aachener Eltern: PiAEltern-Kind-Plus-Programm (PEPP)

6.3.             flexible, niedrigschwellige Angebote

  1. Vertriebswege
  2. Vernetzungen
  3. Organisation
  4. Trägerschaft
  5. Finanzierung
  6. Blick in die StädteRegion
  7. Zusammenfassung

 

 

 1. Ausgangssituation

Anträge, die zur Entwicklung des Projektes „PiA“ führten:

  1. Bürgerantrag vom 30.04.2007 zur Einführung eines Babybegrüßungspaketes nach dem Vorbild der Stadt Dormagen
  2. Ratsantrag der CDU Fraktion vom 19.05.08 „Baby-Willkommensbesuche müssen auch in Aachen eingeführt werden“

 

Beschlüsse, die bezüglich „PiA“ gefasst wurden:

  1. KJA vom 28.08.07:

Die Verwaltung wird beauftragt Präventionskonzepte zu entwickeln. Grundlage des Beschlusses  war die  Auswertung der Zukunftskonferenz vom 17. / 18.11.06.

 

  1. KJA vom 27.11.07:

      Der KJA beschließt die Durchführung des Präventionsprojektes  „PiA“. 

 

  1. Bürger- und Beschwerdeausschusses vom 18.12.2007:

Bezogen auf den Bürgerantrag von Herrn Mathias Dopatka beschließt der Bürger- und Beschwerdeausschuss:  „Der Bürger- und Beschwerdeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und verweist auf Vorschlag von Ratsherrn März den Antrag an den Kinder- und Jugendausschuss mit der Empfehlung, die notwendigen Mittel bereitzustellen und in die Haushaltsplanberatungen für 2008 aufzunehmen.“

  1. Unterausschuss Jugendhilfeplanung vom 12.01.09:

Durch einen PP-Vortrag wird der Unterausschuss über den aktuellen Sachstand des Projektes informiert. Der erste Baustein der Präventionskette ist fertig gestellt. Die Ergebnisse werden von den Mitgliedern des Unterausschusses positiv bewertet und eine Vorstellung im Kinder- und Jugendausschuss vorgeschlagen.

  1. KJA vom 27.01.09:

Im Kinder- und Jugendausschuss am 27.01.09 beantragen die von Fraktionen CDU und FDP unter dem Tagesordnungspunkt „Haushaltsentwurf 2009 einschl. Finanzplan bis 2012“ die Einrichtung eines Produktsachkontos „PiA, positives Aufwachsen in AC“ mit einem Ansatz in Höhe von 100.000 € für das Jahr 2009. Der Antrag wird mit 4 ja Stimmen und 5 nein Stimmen und 5 Enthaltungen abgelehnt.

  1. Gemeinsame Sitzung vom Schulausschuss und KJA vom 10.03.09:

      Der Schulausschuss und der KJA möchten das Projekt in einer der nächsten gemeinsamen            Sitzungen von KJA und Schulausschuss erneut beraten.

 2. Ziele von PiA      .

                        Der Grundgedanke von PiA ist, orientiert an den Lebensphasen, eine Präventionskette von der Geburt bis zum jungen Erwachsenen zu entwickeln. Unter den Aspekten von Zugängen, Übergängen und „weißen Flecken“ in der Angebotsstruktur werden die derzeitigen Angebote von Jugend und Schule analysiert, immer dem Gedanken Rechnung tragend, alle Menschen mitzunehmen und ein tragfähiges Netz zu entwickeln, das Kinder, Jugendliche und Eltern unterstützt, fördert und ggfls. auffängt, um Krisen und Fehlentwicklungen zu verhindern oder frühzeitig auf diese zu reagieren.

                         In der Vorlage der KJA´s vom 27.11.07 zur Entwicklung des Projektes „PiA“ heißt es:

                        „Ziele des Präventionskonzeptes  Familiennetzwerk Aachen sollen sein: 

?         Frühe Unterstützung und Förderung von Familien und deren Kindern von Anfang an.

?         Armut verhindern, Armutsfolgen vermeiden.

?         Aufbau einer vernetzten Unterstützungs- und Förderungsstruktur unter Einbeziehung aller                 relevanten Akteure.“

 

Welche Aspekte des positiven Aufwachsens im Einzelnen in den Fokus des Projektes gelangten, war von der Bedarfssituation, die durch die Lenkungsgruppe eingeschätzt wurde, abhängig.

3.  Organisation von PiA

Die Organisationsstruktur (Anlage 1), die Mitglieder der Lenkungsgruppe (Anlage 2) und des Unterarbeitskreises Elternbegrüßung und frühe Familienbildung (Anlage 3) von PiA, sind der Anlage zu entnehmen.

4. Vorstellung der Arbeitsschwerpunkte

Es gilt, Bausteine für folgende Lebensphasen zu entwickeln:

1.       Geburt bis zum 3. Lebensjahr

2.       Kindergartenalter

3.       Primarbereich

4.       Jugend

Der erste Baustein ist nun bis zum Krabbelalter ausgearbeitet. Eine Untergruppe hat hierzu in vier Sitzungen ein Konzept entwickelt, das im Weiteren näher erläutert wird. Sobald die Umsetzung des 1. Bausteins geklärt ist, kann mit dem nächsten Baustein begonnen werden.

5. Ziel des ersten Bausteins der Präventionskette

Die Lenkungsgruppe hat aufgrund einer Bedarfsermittlung Ziele für das Projekt entwickelt.

Die Ziele für den ersten Baustein sind:

  • Stärkung der Elternkompetenz in der Erziehung, Sprachentwicklung und Pflege
  • Zugänge zu allen Eltern ermöglichen, spezifische Zugänge zu bestimmten Zielgruppen
  • Zugänge und Übergänge zur sozialen, kulturellen und erzieherischen (sozialräumlichen) Versorgungs- und Unterstützungsstruktur

 

Der Baustein ist ein Beitrag zur primären Prävention für Kinder in Aachen. Zielgruppe sind alle Eltern von Neugeborenen. Im Unterschied zur sekundären Prävention wird nicht erst beim Eintreten von Fehlentwicklungen und Risiken selektiv reagiert, sondern im Vorfeld. Es geht um die Schaffung von gesellschaftlichen Bedingungen, die ein positives Aufwachsen von Kindern in Aachen fördern, indem

  • die Eltern sehr früh zu einem Zeitpunkt, an dem sie besonders offen für Beratung und Bildung sind, erreicht werden,
  • ggflls. Fehlverhalten oder Krisen, sowohl auf der Ebene der Kinder und der Eltern, die sich noch nicht verfestigt haben, frühzeitig angesprochen oder bearbeitet werden,
  • eine soziale Infrastruktur vorgehalten wird, indem Eltern sich gegenseitig im Sozialraum unterstützen und helfen können,
  • eine positive Lernatmosphäre für mehr Beratung und Bildung von Eltern als selbstverständlicher Bestandteil von Erziehung geschaffen wird,
  • möglichst alle Eltern früh ein weiteres persönliches Gespräch mit einer Fachkraft erhalten, die freundlich und kompetent „Lotse“ ins soziale (Präventions-) Netz sein kann.

 

Mit dem Angebot der Baby- Willkommensbesuche will Aachen zeigen, dass Kinder hier herzlich willkommen sind. Der Besuch in der häuslichen Umgebung ist ein freiwilliges, serviceorientiertes Angebot, keine Pflicht. Es löst somit nicht – wie in anderen Kommunen durchaus üblich – eine Meldung an den Sozialen Dienst  aus, wenn ein Besuch abgelehnt wird. Das würde den mit dem Angebot verbunden Zielen nicht entsprechen und zu einem „heimlichen“ Kontrollinstrument umgemünzt. Wollen Eltern keinen Besuch, wird das akzeptiert und das Päckchen durch die Post zugestellt.

 

 6. Elemente des ersten Bausteins in der Präventionskette

In Aachen sind die Frühen Hilfen des Kinderschutzbundes bereits eingeführt. Hierdurch ist gesichert, dass bis zur 1. Lebenswoche ein fachliches  Gespräch aus dem Gesundheitsbereich (Hebammen, Kinderärzte, Kliniken…) mit den Eltern  aller Aachener Neugeborenen stattfindet. Falls Unterstützung und Hilfe erforderlich ist, kann diese im Rahmen des Netzwerkes vermittelt werden.

 

Bei den Baby- Willkommensbesuche wird das Päckchen in einem persönlichen Gespräch –falls gewünscht - in der häuslichen Umgebung, bis zur 8. Lebenswoche des Kindes, überreicht.

 

Aachen bietet somit Eltern mit Neugeborenen bis zur 8. Lebenswoche zwei gesicherte Kontakte, einmal durch die Frühen Hilfen und dem Besuchsdienst zum Überbringen des Willkommenspäckchens, an. Der zweite Kontakt des Besuchsdienstes zum Überbringen des Päckchens, baut auf dem ersten Kontakt auf. In der 8. Lebenswoche hat sich der Alltag mit dem Baby eingestellt und Eltern und Kind haben die ersten „Stressproben“ hinter sich. Der Unterstützungsbedarf stellt sich ggfls. anders als in der geschützten Umgebung des Krankenhauses dar.

 

            6.1. Inhalt des Päckchens

Im Päckchen sollen neben allgemeinen Informationen über die Entwicklung eines Kindes, wie die Elternbriefe NRW (gefördert durch das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW), ein Willkommensgruß in Form eines Flyers, die Broschüren „Rund um Familie und Kind“,  „Aachen kompact“  sowie „Kinder in Aachen – immer 1. Liga“ auch noch Sponsorengeschenke enthalten sein, wie z.B. Schnuller, Schlabberlatz, Rauchmelder, Nuckel-Fläschchen. Das Päckchen soll ein weiterverwendbarer Rucksack sein, der von der Vorderseite z.B. mit einem Emblem des Bündnisses für Familie bedruckt sein könnte.

Im Päckchen – Rucksack – soll ebenfalls ein Gutschein für eine kostenloser Eltern-Kind-Kurs (Name: PEPP, PiA- Eltern-Kind-Plus-Programm, der so genannte Basic-Kurs) im Sozialraum enthalten sein. Da nicht alle Eltern durch ein solches Angebot erreicht werden können, sollen bedarfsgerechte, niedrigschwellige Angebote PEPP ergänzen. (näheres unter Punkt 6.3)

 

            6.2. PEPP „PiA“- Eltern-Kind-Plus-Programm (Anlage 4)

Mit PEPP sollen möglichst viele Aachener Eltern erreicht werden. Um die Attraktivität für die  Zielgruppe zu erhöhen, ist ein Eltern-Kind-Gruppen-Konstrukt gewählt worden. Die Hürde, sich abends für einen Elternkurs Zeit zu nehmen, ist höher, als das Angebot einer Eltern-Kind-Gruppe tagsüber wahrzunehmen. Das zeigen auch die Erfahrungen in anderen Kommunen z.B. Gelsenkirchen. In der Anlage 3 befindet sich das Konzept der Aachener Familienbildungseinrichtungen der Untergruppe „Baby- Willkommensbesuche“. Ergänzend zu diesem Konzept schlug die Lenkungsgruppe am 21.08.08 vor:

·         die Angebote sollen wohnortnah, möglichst in den Familienzentren /Kitas vorgehalten werden. So lernen Eltern und Kinder diese früh als Orte für Begegnung, Information und Bildung kennen,

·         die Kurszeiten sollen auch vollberufstätigen Eltern eine Teilnahme ermöglichen, d.h. z.B. ab 17.00 Uhr,

·         das Kursangebot beinhaltet zwei Kurseinheiten mit Kinderbetreuung, damit die Eltern möglichst mit Partner/in sich in Ruhe austauschen können. Diese Einheiten sind am Wochenende vorzuhalten, damit sowohl Vätern und Müttern die Teilnahme möglich wird,

·         bereits mit dem Start von PEPP sollen Anschlussangebote geplant werden. Das können die Familienbildungsangebote der Familienzentren/Kitas, die Fortführung der Gruppen in Selbstorganisation oder Angebote des Müttercafes sein.

 

 

            6.3.  Flexible, niedrigschwellige Bildungs- und Beratungsangebote

Neben PEPP soll es flexible, niedrigschwellige Angebote geben, die bestimmte, schwer zu erreichende Zielgruppen ansprechen sollen. Das können Eltern mit Migrationshintergrund, Teenagermütter oder auch Alleinerziehende sein. Inhalt und Form der Angebote sollen den Anforderungen der Personengruppe bedarfsgerecht angepasst werden: denkbar sind Spielstunden mit den Kindern im häuslichen Umfeld, Angebote vermittelt durch  muttersprachliche Multiplikatoren, Spaziergänge im Sozialraum zum Erkunden der sozialen Infrastruktur etc..

Folgende Aspekte sind maßgeblich für die Gestaltung von niedrigschwelligen  Angeboten, um gezielt bildungsferne Eltern zu erreichen:

 

  • Der persönliche Bezug, der Kontakt zu den Menschen ist das wichtigste Medium. Übergänge werden leichter vollzogen, wenn –falls erforderlich-  eine aktive Begleitung der „abgebenden“ Institution / Person erfolgt. Einen Prospekt in die Hand zu geben, reicht nicht, eine bedarfsgerechte Vorgehensweise ist erforderlich. Das kann zeit- und personalintensiv sein, lohnt sich aber, wenn es gelingt, Eltern früh in die  Unterstützungssyteme zu leiten.
  • Eltern als Multiplikatoren zu gewinnen und  auszubilden, um sie unterstützend bei bestimmten Fragen einzusetzen: z.B.  Ernährung, Gesundheit, Haushaltsmanagement, muttersprachlicher Anleitung, Weiterführung von Spielgruppen in Selbsthilfe.
  • Die Stärkung der Kontakte der Eltern untereinander und Förderung der Selbsthilfe.
  • Die Angebote sollten im unmittelbaren Lebensumfeld der Familie stattfinden.
  • Die bereits vorhandenen Zugänge einiger Institutionen zu den bildungsfernen Familien sind gezielt zu nutzen und auszubauen. (z.B. Familienzentren, Müttercafe…)
  • Durch die Vernetzung der niedrigschwelligen Angebote mit den Familienzentren wird eine Bindung zu der Institution im Sinne eines weitergehenden Netzwerkes hergestellt.
  • Im Mittelpunkt steht die Passgenauigkeit, beispielsweise auf bestimmte Zielgruppe und / oder Stadtteil zugeschnittenes Angebot, das flexibel  und am Bedarf orientiert vorgehalten werden soll.
  • Partizipation von Anfang an; die Angebote sind nicht für die Eltern, sondern mit ihnen zu entwickeln.

 

7. Vertriebswege: Wie kommt das Päckchen zu den Eltern?

Innerhalb der ersten 8 Wochen soll den frischgebackenen Eltern ein Besuchsangebot schriftlich unterbreitet werden. Im Vorfeld (mehr dazu unter dem Punkt Vernetzung) wird bereits durch die Kontakte im Rahmen von Frühen Hilfen auf diesen Besuch hingewiesen.

Es wird empfohlen, ein multidisziplinäres Team aus Hebamme, Kinderkrankenschwester und  Dipl. Sozialarbeiterin zu bilden, da Kenntnisse aus diesen unterschiedlichen Berufsgruppen erforderlich sind. In erster Linie stehen das Willkommen der kleinen Aachener Neubürger und die persönliche Ansprache der Eltern im Mittelpunkt. Der Inhalt des Päckchens soll erläutert, auf Wunsch noch umfangreiches Material angeboten werden können und  - vor allem – motiviert werden, am PEPP oder an den flexiblen, niedrigschwelligen Angeboten im Stadtteil teilzunehmen.

 

Das Team muss über sozialraumbezogenes Wissen der Angebote verfügen und in der kurzen Zeit des Kontaktes in der Lage sein, differenziert einzuschätzen, ob die Familie einen darüber hinausgehenden Hilfe- und Unterstützungsbedarf hat. Erste Fragen, die Eltern z.B. in Bezug auf Pflege, Ernährung, Schreien oder auch Betreuung des Babys stellen, sollten von diesen ausgebildeten Fachleuten beantwortet werden können. Das Fachpersonal im  Besuchsdienst sollte zudem Kenntnisse in der Gesprächsführung besitzen.

 

Die persönliche und die fachliche Kompetenz des Besuchsdienstes werden entscheidend beeinflussen, ob es gelingt, einen positiven Kontakt herzustellen. Es ist also weit mehr als ein Willkommensgruß, den jede freundliche Person überbringen könnte, sondern ein Türöffner für sehr frühe Bildung, Unterstützung und Beratung.

 

Nicht miteinander verheirateten Eltern oder allein stehenden Müttern in Aachen soll ein besonders Serviceangebot unterbreitet werden, indem die Leistungen und Aufgaben nach  §§ 18 und 52a SGB  VIII, (Beratung und Unterstützung der Mutter, insbesondere bei der Vaterschaftsfeststellung und  ggffls. der Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen des Kindes) im Rahmen dieses Willkommensbesuches angeboten werden. Dies trifft für ca.  25 % der neugeborenen Kinder in Aachen zu.  Somit entstehen keine zusätzlichen Wege für die jungen Familien. Zwei Dienstleistungen werden synergetisch zu einem dienstleistungsfreundlichen Angebot zusammengebracht.

 

Die entsprechenden Mitarbeiter des Teams Beistandschaften / Vaterschaftsangelegenheiten im Fachbereich 45 haben oft bereits vor der Geburt einen positiven Kontakt zu den werdenden Müttern, meistens werden in diesen Fällen auch die Väter erreicht, somit ist ein weiterer Zugang geschaffen.

 

 8. Vernetzungen (Anlage 5)

            8.1 Vernetzungen der Akteure im 1. Baustein der Präventionskette

            (Besuchsdienst, Frühen Hilfen, PEPP, flexible niedrigschwellige Angebote, den      Familienbildner / Familienzentren, die sozialen Diensten und der ARGE)

 

Der Besuchsdienst ist kooperativ mit den Frühen Hilfen verbunden. Die Frühen Hilfen –angeboten durch den Kinderschutzbund- haben den Zugang über das Gesundheitssystem erfolgreich entwickelt. Sie weisen bereits beim ersten Gespräch mit den Eltern innerhalb der ersten Lebenswoche auf den Besuchsdienst und das Päckchen hin. Somit ist der erste Kontakt, im Rahmen von Frühen Hilfen inhaltlich mit dem zweiten Kontakt, miteinander verbunden und für die Eltern nachvollziehbar. Wird beim Willkommensbesuch in den Familien ein Hilfe- und Unterstützungsbedarf deutlich, kann auf das bestehende Netzwerk der Frühen Hilfen zurückgegriffen werden.

Der Besuchsdienst sollte sozialräumlich zugeordnet sein und über ein spezifisches, aktuelles und sozialräumliches Wissen sowie Kontakte verfügen, damit umfassend und qualifiziert weiter vermittelt werden kann. Die Vernetzung mit der sozialräumlichen  Infrastruktur  (Familienzentren, Ärzte, Kirchengemeinden, Beratungsstellen, Bezirksstellen, SRT´s …) ist eine notwendige Bedingung. Das gleiche gilt für die Anbieter von PEPP und die flexiblen, niedrigschwelligen Angebote. Die ARGE sollte wegen ihres Zugangs zu armen Familien ebenfalls in diesem Netzwerk vertreten sein.

 

            8.2 Qualitätsmanagement

Wie wird sichergestellt, dass die Angebote im ersten Baustein der Präventionskette, speziell PEPP und die niedrigschwelligen Angebote dem aktuellen Bedarf jährlich angepasst werden? Eine transparente und verbindliche Kooperationsstruktur ist hierfür erforderlich.

 

  1. Bedarfsermittlung – einmal jährlich
  • Auswertung der Hausbesuchsdienste
  • Auswertung von PEPP,  „PiA“- Eltern-Kind-Pus-Programm
  • Erfahrungen der Familienzentren
  • Erfahrungen der SRT´s
  • Erfahrungen der Anbieter mit niedrigschwelligen Angeboten z.B. Müttercafe, Guter Start ins Leben, …

 

  1. Maßnahmenplanung – einmal jährlich
  • Zieldefinition
  • Entwicklung und Fortschreibung von bedarfsgerechten Angeboten

 

  1. Umsetzung der Maßnahmen
  • Verantwortung für die Umsetzung hat der jeweilige Anbieter
  • Evaluation der Maßnahme als Grundlage für die jährliche Auswertung im Rahmen der Bedarfsermittlung

Die Steuerung dieses Prozesses und Gesamtverantwortung obliegen dem öffentlichen Träger der Jugendhilfe.

 

 

 9. Organisation

 

Der Besuchsdienst sollte mit fest angestelltem Personal (Kinderkrankenschwester, Hebamme und Sozialarbeiterin und den entsprechenden Fachkräften aus der Abteilung FB 45/30 - Beistandschaften) organisiert werden. Dieses multiprofessionelle Team aus dem Gesundheits- und Jugendhilfebereich soll die Bedürfnislage der jungen Familien treffen. Fragen zu der Pflege, der Ernährung, der Erziehung und der sozialen Infrastruktur sind kompetent zu beantworten. Das Team kann sich durch die unterschiedlichen Professionen gegenseitig coachen und unterstützen. Bei Unklarheiten sollte in jedem Fall die Möglichkeit eines weiteren Besuches bestehen, u.a. mit der in dem jeweiligen Bereich kompetenten Kollegin.  Die Stellenkontingente berechnen sich wie folgt:

3 Hausbesuche am Tag pro Mitarbeiter= 2,6 Stunden pro Hausbesuch, 2,6 Stunden x 2000 Kinder= 5200 Stunden/ 220 Arbeitstage= 26,63 Stunden pro Tag/ 3 Arbeitskräfte = 7,8, Stunden pro Mitarbeiter/in.

 

In der Berechnung sind mögliche zweite Hausbesuche  nicht enthalten. Nach interner Einschätzung könnte das  u.U. bei einem 1/3 der Familien notwendig sein. Deshalb werden die Stellenkontingente aus dem Bereich der Beistandschaften additiv hinzugenommen.

Eine halbe Verwaltungsstelle hat die Aufgabe der Organisation (Anschreiben der Eltern, Termine koordinieren, Päckchen packen, Inhalt organisieren, Statistik, Fragebögen, Auswertung, Controlling).

 

10. Trägerschaft

 

Der Fachbereich 45 -Abteilung Soziale Dienste- wird aufgrund der notwendigen engen Verzahnung mit dem Aufgabenbereich „Beistandschaften“ die fachliche Abwicklung übernehmen, die finanztechnische Abwicklung wird durch die Abt. 45-60 erfolgen.

 

11. Finanzierung

Die Gesamtkosten sind der beiliegenden Anlage ausdifferenziert zu entnehmen. Bei der Kalkulation der Kosten für PEPP ist von ca. 30% der Inanspruchnahme ausgegangen worden. (Im Vergleich: Gelsenkirchen erreicht mit seinen Kursen 10% der Eltern der ersten Neugeborenen). Falls nur die Kosten für Bedürftige übernommen werden, reduziert sich der Kostenansatz um 19.500 € pro Jahr. Daraus ergeben sich unterschiedliche Varianten:

Gesamtkosten:

(siehe Anlage 6)

A.      Kostenübernahme für PEPP für alle Eltern                       311.260,00 €

B.      Kostenübernahme für PEPP nur für bedürftige Eltern         291.760,00 €

 

12. Blick in die Städteregion

(siehe Anlage 7)

In allen anderen Kommunen der Städteregion sind die Baby-Willkommensbesuche (mit Päckchen) bereits umgesetzt. Die Vernetzung des Begrüßungspaktes mit den Angeboten der Elternbildung, den Frühe Hilfen, den Familienzentren gestaltet sich in den Kommunen unterschiedlich.

 

13. Zusammenfassung

Mit dem vorliegenden Organisationsvorschlag ist der 1. Baustein der Präventionskette unter den Aspekten von Zugängen, Übergängen und dem Füllen von  „weißen“ Flecken in der Angebotslandschaft herausgearbeitet worden. Es ist ein struktureller, höchst wirksamer Beitrag zur Prävention, der seit vielen Jahren in der Jugendhilfediskussion gefordert wird: alle Familien in Aachen positiv und früh genug zu  erreichen. Auf diesem Fundament kann die Präventionskette, entlang der Lebensbiografie, weiter wirksam aufgebaut werden.

 

Die Verwaltung spricht sich deshalb dafür aus, den ersten Baustein der Präventionskette „Durchführung der Baby-Willkommensbesuche“ in 2010 zu realisieren und hierfür die erforderlichen Finanzmittel in Höhe von 311.260,00 € (jährlich) und 1.600 € (einmalig) im Entwurf des Haushaltsplans 2010 vorzusehen.

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

 

Maßnahme:

Baby – Willkommensbesuche

 – 1. Baustein der Präventionskette -

 

 

 

Investitionskosten

 

____0______€

a.

Im Haushalt?

 

 

b.

Maßnahme über 150 T€: Liegt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vor?

 

 

c.

Wenn bei a. nein: Deckung?

 

 

 

Maßnahme:

 

 

 

d.

Zuschüsse

 

 

 

Folgekosten

 

 

 

Aufwand

 

 

 

 

Personalkosten

 

203.700,00 €_€

 

Sachkosten

 

 

 

 

jährlich

jährlich einmalig

 

 

77.560,00 €

30.000,00 €

1.600,00 €

 

Abschreibung

 

 

a.

Im Haushalt?

nein

 

b.

Wenn bei a. nein: Deckung?

nein

 

 

Maßnahme:

 

 

 

c.

Zuschüsse

 

 

____0______€

 

 

 

 

 

Konsumtiv

 

 

 

a.

Im Haushalt?

nein

 

b.

Konsolidierung?

 

 

c.

Personalkosten

 

203.700,00 €_€

d.

Sachkosten

 

 

 

109.160,00 €

 

e.

Wenn bei a. nein: Deckung?                                                      nein                                                             

 

 

 

Maßnahme

 

 

 

f.

Dauer

 

Nicht begrenzt

 

g.

Zuschüsse

 

keine

_________

 

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Anlagen

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