Entscheidungsvorlage - FB 61/0148/WP16

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

1. Der Finanzausschuss empfiehlt dem Rat der Stadt, der Maßnahmenliste für das Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten zuzustimmen. Das Programm umfasst Sanierungsmaßnahmen bzw. Grundlagenforschung am Rathaus im Rahmen der Pfalzenforschung sowie  eine Verbesserung der Freiraumgestaltung im Bereich Klosterplatz. Die Gesamtkosten betragen 3.093.200,00 €, der Eigenanteil der Stadt beträgt 1.031.066,67€. 

Der Finanzausschuss empfiehlt dem Rat der Stadt, entsprechend zu beschließen und die Aufnahme der Konjunkturmaßnahmen in die Haushalte 2010 - 2014 zu vollziehen.

 

2. Der Rat der Stadt stimmt der Maßnahmenliste Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten zu. Das Programm umfasst Sanierungsmaßnahmen bzw. Grundlagenforschung am Rathaus im Rahmen der Pfalzenforschung sowie  eine Verbesserung der Freiraumgestaltung im Bereich Klosterplatz. Die Gesamtkosten betragen 3.093.200,00 €, der Eigenanteil der Stadt beträgt 1.031.066,67€.

Der Rat der Stadt beschließt, die Aufnahme der Konjunkturmaßnahmen in die Haushalte 2010 – 2014 zu vollziehen.

In Vertretung

 

 

 

Rombey

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Weltkulturerbe „Dom zu Aachen“ - Stiftskirche der Pfalzanlage

Die Aachener Pfalz war eines der bedeutendsten frühmittelalterlichen Herrschersitze. Karl der Große (* ca. 748, † 814) ließ den bereits seit römischer Zeit bestehenden Badeort in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts zu seiner bevorzugen Residenz ausbauen, um hier eine Roma secunda, ein zweites Rom, zu errichten. Von dieser Residenz existieren hauptsächlich noch die Überreste seines Herrscherpalastes. Um seinen Machtanspruch insbesondere auch gegenüber dem byzantinischen Kaiserhaus zu repräsentieren, ließ er diesen Palast nach antik-byzantinischen Vorbildern aus mehreren zusammenhängenden steinernen Bauten konzipieren. Dieser Palastkomplex wurde u. a. mit dem lateinischen Wort palatium bezeichnet, das sich von dem Namen des Hügel, auf dem die ausgedehnten Kaiserpaläste in Rom standen, herleitete und von dem schließlich der althochdeutsche Begriff „Pfalz“ abgeleitet wurde.

Das Oktogon des Aachener Doms – die ehemalige Pfalzkapelle – legt als einer dieser Bauten des Palastkomplexes mit seiner gut erhaltenen Bausubstanz ein für jeden Besucher deutliche sichtbares Zeugnis von der Bedeutung der Aachener Pfalzanlage ab. Sie war ein signifikantes Element des Palastkomplexes. Die anderen Elemente der Pfalz können jedoch im Stadtraum nicht als solche wahrgenommen werden. Es können z.Zt. weder formale noch inhaltliche Zusammenhänge der verschiedenen Elemente der Pfalz beschrieben und dargestellt werden. Vorstellungen über die historischen und auch sozialen Dimensionen und Zusammenhänge der verschiedenen Zeitschichten blieben bislang unklar und werfen Fragen auf:

Wie weit reichte der Kern der Pfalz?

Wo befand sich die Kaiserwohnung im Kernbau?

Wie fand Logistik statt?

Stimmt unser Bild einer rein karlischen Pfalz?

Wo waren die Orte der Funktionen, die nicht mit Regieren und Gottesdienst abgedeckt werden können?

Neben dem Oktogon existieren jedoch noch wesentliche aufgehende Fragmente der übrigen steinernen Pfalzgebäude. Es handelt sich hierbei um die ehemalige Regierungshalle (aula regia), in deren Ruine im 14. Jahrhundert das Rathaus der Stadt Aachen integriert wurde sowie um Überreste des Vorhofes der Pfalzkapelle (atrium) und eines Verbindungsganges (porticus), der Kapelle und Aula miteinander verband.

Die Kubatur dieser Gebäude ist bis heute zum Teil in ihren Nachfolgebauten erhalten geblieben, so dass sich die Ausdehnung der in karolingischer Zeit errichteten Steinbauten noch immer in der Struktur des Aachener Stadtzentrums widerspiegelt. Der Grundriss der Pfalzanlage wich von der aus römischer Zeit überlieferten Wege- und Parzellenstruktur im Winkel ab. Durch die Drehung blieben dreieckige Restflächen, die sich bis heute in einzelnen Platzausschnitten erhalten haben.

In der Pfalzanlage manifestierte sich die religiöse und politische Macht in einem Ensemble aus Bauwerken und umschlossenen Plätzen. In dieser räumlichen Konzentration, Proportion und Repräsentanz ist ihre Einmaligkeit auch heute noch spürbar.

Die Maßnahmen aus dem Förderprogramm sollen der Erhaltung, Sanierung oder Weiterentwicklung der UNESCO-Kulturerbestätte „Dom zu Aachen“ und der städtebaulichen Entwicklung der Welterbekommune Aachen dienen.

Im Folgenden werden zwei Bausteine -Baustein I Rathaus und Pfalzenforschung sowie Baustein II Freiraumgestaltung- beschrieben. Baustein I gliedert sich in die Unterpunkte A Sanierungsmaßnahmen Rathaus, B Pfalzenforschung aus der Perspektive der Bauforschung und C Pfalzenforschung aus archäologischer Perspektive.

 

Maßnahmen aus dem Investitionsprogramm nationale UNESCO Welterbestätten

Das Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten ist Teil des Konjunkturpaketes I. Für das Programm stehen in den Jahren 2010 – 2014 insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Kostenverteilung des Investitionsprogramms nationale UNESCO-Welterbestätten für Aachen ist in der beigefügten Tabelle (Anlage 1) dargestellt. Die Beträge wurden für die kommenden Haushaltsplanungen berücksichtigt.

 

Seitens des Domkapitels werden in diesem Antrag keine Fördermittel beantragt.

 

Für die Stadt Aachen sind folgende Maßnahmen erarbeitet worden:

 

Baustein 1:       Rathaus und Pfalzenforschung

A                      Sanierungsmaßnahmen Rathaus

 

Fassadensanierung Ark‘sches Treppenhaus

Das heutige Treppenhaus zum Krönungssaal des Rathauses wurde in den Jahren 1845 -1848 an der Südseite angefügt.

Im Zuge der Umgestaltung des Krönungssaals, der keinen repräsentativen Zugang besaß, wurde ein solcher gefordert. Weiterhin wurden statische Gründe für dieses Bauwerk angeführt, das eine Stabilisierung der Südfassade bewirken sollte. Das Treppenhaus wurde nach Plänen von Friedrich Ark, dem damaligen Stadtbaumeister, errichtet.

Das Außenmauerwerk besteht aus rechteckig bearbeitetem Bruchstein. Die Eckquaderung, Fenstereinfassungen, Gesimse, Zinnenplatten, Ecktürme sowie ein großer Erker sind aus Sandstein gearbeitet. Zwei Eckfiguren bestehen wahrscheinlich aus weicherem französischem Sandstein. Teilweise besteht der Sockel aus Blaustein. Der Erker sowie die Ecktürme sind mit Schiefer abgedeckt.

Türen und Fenster sind teilweise noch aus der Bauzeit, Teile wurden nach dem 2. Weltkrieg erneuert. Die Verfugung der Bruchsteinflächen ist zum großen Teil ausgewaschen und soll großflächig mit Traßkalkmörtel überarbeitet werden. Die Sandsteinelemente sanden teilweise an der Oberfläche ab. Die Oberflächen sollen zurückgearbeitet werden. Einzelne Teile der Zinnen sowie des Erkers sind stärker geschädigt, so dass ggf. ein materialgerechter Austausch notwendig wird. Die seitliche Eingangstreppe aus Blaustein muss in Teilen saniert werden. Die Standfestigkeit der Eckfiguren muss geprüft und ggf. durch Edelstahlverankerungen verbessert werden. Der Anstrich der Fenster muss komplett überarbeitet werden.

 

Sanierung Postwagen und Haus Eulenspiegel

Bei den durchzuführenden Sanierungsarbeiten handelt es sich um Maßnahmen zur denkmalpflegerischen Instandsetzung am Dach des Postwagens und des Hauses Eulenspiegel sowie der Fassade des Hauses Eulenspiegels.

Das Holzwerk des Postwagens wurde im Jahre 2004 saniert und wird in diesem Rahmen nur mit geringen malertechnischen Ausbesserungen berücksichtigt.

Die festgestellten Schäden sind auf mehrere Ursachen zurückzuführen, die sich teilweise überlagern. Das Schadensbild zeigt sich vor allem in folgenden Punkten:

§         An einigen Stellen sind Werksteine, z.B. Kreuzstöcke und Sockelplatten gerissen oder durch Witterungseinflüsse geschädigt, so dass deren Tragverhalten oder Festigkeit eingeschränkt ist.

§         Blausteinflächen sind verwittert und haben Fehlstellen.

§         Das Ziegelmauerwerk zeigt in Teilbereichen Rissbildung und ausgelöste Fugen.

§         An der Schiefereindeckung des Daches sind sowohl in der Fläche als auch an First- und Fußgebinden Fehlstellen und verrutschte Schieferplatten vorhanden.

§         Der Anstrich des Ziegelmauerwerks ist fast vollständig lose und ohne feste Haftung an die Fassade.

 

In der Folge sind die einzelnen zu treffenden Maßnahmen aufgezeigt:

§         Erneuerung von gerissenen und nicht mehr tragfähigen Stützen der Kreuzstockfenster. Einbringen von Vierungen im Bereich der Kopf- und Brüstungsgesimse.

§         Im gesamten Fassadenbereich das Schließen von Rissen sowie Erneuerung von geschädigten Fugen. Mauerwerksaustausch in einzelnen Partien.

§         Erneuerung von gerissenen Sockelplatten am Haus Eulenspiegel.

§         Erneuerung der Schiefereindeckung und der sonstigen Dachabdichtung. Erneuerung des gläsernen Oberlichts über der Treppe des Postwagens.

§         Erneuerung des Anstrichs des Ziegelmauerwerks. Überholungsanstrich des Holzwerks.

§         Reparatur der Bleiverglasungen.

 

Dachsanierung Marienturm

Das Hauptdach des Rathauses wurde in den Jahren 2005-2007 an der Süd-, Nord- und Ostseite saniert. Die weiteren Dachflächen sollten zunächst nicht bearbeitet werden, da die Deckungen jüngeren Datums sind.

Es hat sich durch verschiedene kleinere Schadenereignisse gezeigt, dass auch die Schieferdeckung am Marienturm und am Westwalm des Hauptdaches nicht genügend dicht ist und dass vor allen Dingen bei Regen in Verbindung mit stärkerem Wind Wasser durch die Deckung eintritt. Ebenfalls bestehen Undichtigkeiten an den Gauben der Turmspitze des Marienturmes.

Weiterhin scheinen Fugen an der Bleideckung der 1979 fertiggestellten Turmhaube des Marienturms offen zu sein, da Tropfwasser hinter der Bleideckung auf der Holzkonstruktion des Daches erkennbar ist.

Aus diesen Gründen muss eine Sanierung der Flächen vorgenommen werden.

Die Schieferdeckung soll am Westwalm, auf dem Marienturm und der Turmspitze in altdeutscher Deckung erneuert werden. Schadhafte Holzteile werden ausgetauscht. Auf dem Westwalm soll eine neue Schalung als notwendige Unterlage für die neuen Schiefer aufgebracht werden. Ob diese Maßnahme am Marienturm erfolgen muss, bedarf einer Untersuchung. Die Schalung macht hier einen guten Eindruck. Die Holzteile der Dachgauben müssen überarbeitet werden und einen neuen Anstrich erhalten.

Die aufwendige Bleideckung des Turmes soll überprüft und durchgreifend repariert werden.

 

Mauerwerkssanierung Marienturm

Der Marienturm an der Westseite des Rathauses war mit großer Wahrscheinlichkeit (das Kellermauerwerk ist höchstwahrscheinlich karolingisch) bereits in der karolingischen Pfalz als Apsis der Aula Regia angelegt. Das heterogene Bruchsteinmauerwerk zeigt eine Blendbogengliederung und harrt der Erforschung. Der Marienturm wird nach Süden hin durch einen Eckturm des 19. Jahrhunderts aus regelmäßig behauenem Quaderbruchsteinmauerwerk begrenzt. Nach Norden als Übergang zur Hauptfassade befindet sich das mit Steinmetzarbeiten verzierte Marienportal sowie der leicht vortretende Bau der sog. Kaiserstiege, deren oberer Abschluss aus schräg behauenen Sandsteinen besteht.

Das Marienportal ist eine Schöpfung der 50er Jahre des aus Aachen stammenden Künstlers Ewald Mataré. Die Fensteröffnungen des Marienturms sind geschlossen mit Betonglasfenstern, die von Prof. Gerhard Graubner im Zuge der Umgestaltung des Inneren des Turmes in den 60er Jahren eingebaut wurden. Der Zinnenkranz stammt aus dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg.

Das innere Mauerwerk des Marienturms zeigt zum großen Teil eine Ziegelsteinschale, die wahrscheinlich nach dem 2. Weltkrieg zur Stabilisierung vor das Bruchsteinmauerwerk gesetzt wurde. Der Innenraum wurde sehr qualitätvoll durch Prof. Graubner neu gestaltet. Das Mauerwerk zeigt typische Schäden eines Bruchsteinmauerwerkes. Die Verfugung, die teilweise nicht tief genug eingebracht wurde, löst sich und lässt so Schlagregenwasser tief in das Mauerwerk eindringen, das nur sehr langsam wieder austrocknet. Teilweise wird der gesamte Querschnitt des Mauerwerks durchfeuchtet. Im Inneren blühen zur entsprechenden Jahreszeit Salze aus. Die weicheren Bruchsteine des Außenmauerwerks zeigen typische Steinschäden durch Abwitterung bzw. Frostsprengung. Das Quadermauerwerk des Eckturms an der Südwestseite besitzt ab einer Höhe von ca. 3 m keine Verfugung. Hier kann es sich auch um ein gestalterisches Merkmal handeln. Die fehlende äußere Verfugung schädigt jedoch das Mauerwerk nachhaltig.

In den Keller dringt immer wieder von außen Niederschlagswasser ein. Die Verfugung des höchstwahrscheinlich karolingischen Mauerwerkes löst sich stark auf. Die Betonglasfenster der 60er Jahre zeigen starke Rostschäden.

Um eine bessere Erforschung des Mauerwerks zu ermöglichen, soll zunächst eine fotogrammetrische Aufnahme erstellt werden. Hierbei wird neben dem Marienturm auch das Äußere des Granusturms erfasst, da hier karolingisches Mauerwerk bis zu einer Höhe von ca. 20 m vorhanden ist, das ebenfalls erforscht werden muss.

Es muss eine Stein- und Schadenskartierung erfolgen, um einen entsprechenden Maßnahmenplan ausarbeiten zu können.

Die Fugen werden in großen Teilen überarbeitet bzw. erneuert. Der Abschluss des Vorbaus der Kaiserstiege soll wie der Nordostturm eine Bleideckung erhalten. Die Schieferdeckung über dem Marienportal muss erneuert werden.

Um das Kellermauerwerk vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen, soll ein offener Entwässerungsgraben vor dem Mauerwerk angelegt werden (ähnlich eines Lichtschachtes), der komplett an der Rundung entlangläuft. Da dieser Bereich noch nicht archäologisch erforscht wurde, ist eine komplette archäologische Begleitung der Maßnahme, die bis ca. 3 m Tiefe reichen muss, erforderlich.

Die Betonglasfenster sollen demontiert werden und neue verzinkte Stahlrahmen erhalten. Hierbei sind ebenfalls rostende Rundstähle zu entfernen. Anschließend muss eine Betonsanierung der Fenster erfolgen. Die Fensterbänke der tiefliegenden Betonglasfenster sollen eine Abdeckung in Bleiblech erhalten.

 

Dachsanierung Granusturm

Der Granusturm erhielt nach vollständiger Zerstörung seines Turmhelmes im 2. Weltkrieg zunächst ein Notdach. Ende der 70er Jahre wurde die heute vorhandene Turmhaube aufgesetzt.

Vier kleine Ecktürme besitzen eine altdeutsche Schieferdeckung. Das schiefergedeckte Pyramidendach des fast quadratischen Granusturmes geht über in eine zwölfeckige offene Laterne, die mit Bleiblech verkleidet ist und auch Zierelemente trägt. Die Turmspitze besitzt wieder eine Schieferdeckung mit einem Zierelement aus Kupfer. Ähnlich wie beim Marienturm wird die Bleiblechabdeckung an defekten Stellen von Wasser hinterlaufen. Dieses dringt unter die Schalung und tropft unkontrolliert in den Granusturm. Die            Dachrinne des Granusturms ist mit Bleiblech abgedeckt, das in Stufensprüngen von ca. 5 cm Höhe zu den Ausläufen an der Westseite des Turmes führt. Die Ausläufe und Fallrohre sind bereits erneuert worden.

Die Schieferdeckung der Turmspitze muss vollständig überprüft werden.

 

Sanierung der Fenster

Die im 2. Weltkrieg zerstörten Fenster des Krönungssaales des Rathauses wurden bis ca. 1957 vollständig erneuert. Es handelt sich hierbei um eine vom Künstler Ewald Mataré gestaltete Bleiverglasung aus prismatisch geformten Pressgläsern, die in Stahlrahmen eingefügt sind.

Im Erdgeschoss befinden sich Holzfenster zum Teil aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg aber auch noch Eichenfenster wahrscheinlich aus der Zeit um 1900. Im Sockelgeschoss befinden sich neben kupferbeschlagenen Außentüren einige Stahlrahmenfenster, die große Rostschäden zeigen.

Die Verglasung der Krönungssaalfenster ist bis auf wenige Stellen in Ordnung. Es zeigen sich an zwei Stellen Ausbeulungen der Bleiglasfenster, die gerichtet werden können. Die Stahlrahmen sollen vollständig auf Gängigkeit überprüft und überarbeitet werden. Der Anstrich der Fenster muss vollständig überholt werden, wobei die Rostschutzgrundierung noch in Ordnung erscheint. Der Anstrich der Holzfenster im Erdgeschoss muss vollständig überholt werden. Hier werden in der Regel ein gründliches Anschleifen und eine entsprechende zwei- bis dreifache Lackierung ausreichen. Auf der Innenseite der Fenster muss ein Überholungsanstrich erfolgen.

Die stark rostenden Stahlfenster im Sockelgeschoss müssen erneuert werden.

 

Sanierung des Figurenschmucks

Der Figurenschmuck des Aachener Rathauses stammt aus der Zeit der historisierenden Umgestaltung der Fassade im 19. Jahrhundert und wurde bis zum Jahr 1901 fertig gestellt. Die Figuren sind aus Savonnierer-Kalkstein hergestellt. Während der Sicherung und Sanierung der Nordfassade in den Jahren 1996 bis 2003 wurden die Figuren vorsichtig abgenommen. Die Eisenhalter wurden durch Edelstahlhalterungen an der Rückseite ersetzt. Ansonsten wurden keine weiteren Arbeiten vorgenommen. Die über dem Eingang befindliche Figurengruppe Majestas Domini hat im Jahr 2000 als einzige Skulptur der Nordseite ein Taubenschutznetz erhalten, das optisch wenig auffällig ist.

Zum Figurenschmuck liegt eine Stellungnahme der Restauratoren des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege vor. Hier sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

§         Untersuchung und Kartierung des Zustandes der Figuren und Reliefs einschl. Konsolen und Baldachine. Ggf. konservierende Arbeitsschritte im Sinne einer Festigung von entfestigter Steinsubstanz mit Festigungsmitteln auf Basis von Kieselsäureester.

§         Eine Reinigung der freistehenden Figuren von schwarzen Verkrustungen bis auf das helle Steinmaterial ist unter konservatorischen Aspekten zu vertreten, nicht aber unbedingt notwendig.

§         Der Taubenschutz für die sanierten Bauteile ist ebenfalls mit der Denkmalpflege abzustimmen. Hier muss in alle Richtungen gedacht werden. Das Einnetzen wird ggf. an bestimmten Bauteilen möglich sein. Hierbei muss allerdings das Berühren der Skulpturen vermieden werden, da sich an diesen Stellen wieder Moose ansiedeln. Ggf. ist eine akustische Taubenvergrämung wirkungsvoll oder das Einziehen feiner Spanndrähte, die das Absetzen von Tauben verhindern.

 

Sanierung der Fresken, Stuckaturen und Wandbespannungen, Holzvertäfelungen und Fußböden

Das Rathaus Aachen besitzt in vielen Räumlichkeiten Fresken, die nach Beschädigungen des 2. Weltkriegs restauriert wurden. Die Fresken des Ratssaals sind nach Übermalungen in den 70er Jahren wieder aufgefunden worden. Im Krönungssaal konnten fünf der ursprünglich acht Fresken im 2. Weltkrieg gerettet und nach dem Krieg wieder angebracht werden. Teilweise wurden Fresken transloziert.

Der Weiße Saal mit seinen barocken Stuckaturen wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört, jedoch bereits im Jahre 1950 wieder vollständig nach Originalbefund restauriert.

Die verschiedenen Fresken zeigen unterschiedliche Schädigungen; hierzu wurde in einem Gutachten vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege vom 16.02.2009 Stellung genommen. Zunächst muss eine Befunduntersuchung erfolgen, aus der sich dann die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen ergeben werden. Es sind in der Regel folgende Arbeiten vorzunehmen:

  • Wandmalereien von Rethel und Kehren im Krönungssaal: Zustandsuntersuchung und Untersuchung zum erhaltenen Umfang an Original-Substanz. An den nach dem Krieg translozierten Malereien Reinigung der Malereioberflächen. Ggf. Überarbeitung der Retuschen am Wandbild „Schlacht bei Cordoba“. Bei Bedarf weiterführende Maßnahmen im Sinne von Malschichtfestigung und Hohlstellenverfüllungen und Rissschließungen.
  • Wandmalereien von Bauer im Treppenhaus, oberer Treppenabsatz: Untersuchung zum Zustand der Malereien. Reinigung der Malereioberflächen. Retusche von Fehlstellen und Überarbeitung vorhandener Retuschen. Bei Bedarf weiterführende konservatorische Maßnahmen.

Für alle diese Arbeiten sind Arbeitsgerüste notwendig. Der Aufwand für diese Arbeiten kann nur abgeschätzt werden, da die Befunduntersuchung erst die notwendigen Arbeiten aufzeigen wird.

Im Ratssaal, Werkmeistergericht, Roten Saal, Vorzimmer und Zimmer des Oberbürgermeisters befinden sich textile Wandbespannungen, die nach dem Krieg aufwendig hergestellt und angebracht wurden. Der Großteil der Bespannungen hat seine Färbung durch Lichteinwirkung stark verloren. An einigen Stellen gibt es Beschädigungen des Stoffes, die schwierig zu reparieren sind. Wo die Wandbespannungen so stark ausgeblichen sind, dass die Farben kaum noch erkennbar sind, sollen sie erneuert werden. Ansonsten werden sie geprüft und ggf. Reparaturen vorgenommen.

Im Rahmen der barocken Umgestaltung des Rathauses zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden in vielen Räumen gut gestaltete, handwerklich hervorragend ausgeführte Eichenholz-Verkleidungen auf die Wandflächen gebracht. Während der historisierenden Umgestaltung des 19.Jahrhunderts wurde ein Großteil der Vertäfelung wieder entfernt, hat sich aber in anderen Gebäuden erhalten und konnte zum Teil nach dem 2. Weltkrieg wieder eingebaut werden. Die Vertäfelung des Ratssaals hat sich aus dem Barock erhalten. Die Holzelemente sollten überprüft und ggf. wiederbefestigt oder verleimt werden. Die Türen müssen vom Tischler überarbeitet werden. Die vorhandene, grünlich getönte Lasur der Holzteile stammt wahrscheinlich aus der Sanierungszeit Ende der 70er Jahre. Diese Lasur soll überarbeitet werden.

Im Vorzimmer des Oberbürgermeisters sind die historische Vertäfelung und das Chorgestühl erhalten. Sie benötigen eine Überholung durch einen Tischler, vor allem an Fügestellen der Verkleidung.

Im Werkmeistergericht, dass nach dem 2. Weltkrieg in schlichter Form wieder hergerichtet wurde, konnten Mitte der 60er Jahre aus Belgien zurück erworbene Vertäfelungen, die ursprünglich aus dem Aachener Rathaus stammten, wieder eingebaut werden.

Hier müssen vor allem Reparaturen im Bereich der Türen und des vorgebauten Schranks erfolgen. Es sollte auch eine komplette malertechnische Überarbeitung (Lasur) erfolgen.

Der „rote“ Saal oder Friedenssaal ist 1969 mit wieder erworbenen Holzvertäfelungen, ursprünglich aus dem „großen Saal“ des Rathauses stammend, neu ausgestattet worden. Hier wurde auch die rote und goldene Farbgebung im Sinne des Barock aufgetragen.

Die Holzelemente müssen an den Fügestellen teilweise überarbeitet werden. Der Anstrich ist komplett zu überarbeiten, da er stark kreidet. Die Schäden an den Vergoldungen sind auszubessern.

In der Werkmeisterküche befindet sich an der Südseite eine Schrankwand, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und deren Seiten in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ergänzt wurden. Die aufwendig gestalteten Eichentüren stammen ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Die Holzteile müssen überarbeitet und gängig gemacht werden. Sie benötigen eine neue Holzschutz-Lasur.

Der Fußboden des Krönungssaals wurde nach den Schäden des 2. Weltkriegs erneuert. Es wurden großformatige, quadratische Natursteinplatten aus Aachener Blaustein gewählt. An bestimmten Stellen sind Wappensteine der Kaiser und Kurfürsten in den Belag eingearbeitet, die gemäß der wahrscheinlichen Sitzordnung bei Krönungsmählern angeordnet sind. Es wurde zur damaligen Zeit bewusst „geäpfelter“ Blaustein gewählt, der eine knollenartige Steinformation besitzt. Diese „Knollen“ sind weichere Steinteile, die als Bodenbelag nicht unbedingt geeignet sind und durch die Nutzung Schäden bekommen haben. Die Verfugung des Bodens ist ebenfalls zum großen Teil schadhaft.

Weiterhin wurde als Auffüllung der Gewölbezwickel unter dem Boden Schuttmaterial verwandt, so dass jetzt nach ca. 60 Jahren Fußbodenplatten Schiefstellungen aufweisen.

Der Fußboden soll vorsichtig aufgenommen und nummeriert werden. Die Auffüllungen der Zwickel werden entfernt, dabei wird auf bauhistorische Begleitung geachtet. Ebenfalls kann hierbei das normalerweise versteckt liegende Mauerwerk in Höhe der Zwickel erforscht werden. Die neue Auffüllung erfolgt in Absprache mit der Tragwerksplanung in Magerbeton oder als leichte Schüttung. Der Boden wird auf neuem Estrich gelegt, wobei ca. 20 % der Bodenplatten ausgetauscht werden müssen.

Der Fußboden auf den Treppenpodesten im Ark‘schen Treppenhaus, der aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt, besteht aus Blausteinplatten in Sandbett. Der Boden ist fugenlos verlegt und liegt inzwischen sehr unregelmäßig. Die Platten sollen aufgenommen werden, das Sandbett entfernt und die Platten im Mörtelbett wieder verlegt werden. Defekte Platten werden dabei nicht ausgetauscht, sondern restauratorisch überarbeitet. Die Fugen werden entweder mit feinem Sand eingekehrt oder dünnflüssig verschlämmt.

 

B          Pfalzenforschung aus der Perspektive der Bauforschung

An Aula Regia, Atrium und Portikus wurden in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die letzten Bauforschungen durchgeführt. Diese sind jedoch nie zum Abschluss gekommen. Bis heute existiert keine wissenschaftliche Dokumentation, die zeigt, wie viel karolingische Bausubstanz oberirdisch im Pfalzgebiet tatsächlich erhalten ist und präsentiert werden kann. Vor diesem Hintergrund muss auch die in dieser Zeit entstandene Rekonstruktion der Gesamtpfalz noch einmal hinterfragt und überarbeitet werden. Zudem stehen wichtige Erkenntnisse aus, die uns u. a. Fragen nach der funktionalen Aufteilung, der Erschließung sowie dem Bauzeitraum und -fortschritt der Aachener Pfalz beantworten können.

Nachdem die Bauforschung am Aachener Dom bereits vom Landschaftsverband Rheinland im Zusammenhang mit den Restaurierungsmaßnahmen am karolingischen Oktogon begonnen worden ist, muss daher nun parallel dazu ein zweiter Forschungsschwerpunkt auf die Untersuchung der Überreste der karolingischen Palastaula im Aachener Rathaus gelegt werden.

Bekannt ist bisher, dass der ehemals an der Ostseite der Aula – heute des Rathauses – stehende so genannte Granusturm noch bis zu einer Höhe von ca. 20 m aus karolingischem Mauerwerk besteht. Äußerlich unscheinbar, weist er im Inneren ein komplexes System von Treppen und überwölbten Räumen auf, das Fragen über die bisher nicht bekannte Funktion des Turmes und seinen Bezug zur Aula aufwirft. Eine Dokumentation des Turminneren wurde in den letzten Jahren mit Hilfe von studentischen Bauaufnahmen unter der Leitung der Lehrstühle für Denkmalpflege und Baugeschichte der RWTH Aachen mit Unterstützung der Denkmalpflege der Stadt Aachen begonnen, konnte aus finanziellen Gründen bisher aber nicht beendet werden. Bedeutsam ist außerdem die ausstehende steingerechte Dokumentation der Außenwände des Turms, die noch Details aufzeigen, deren Untersuchung Informationen zu angrenzenden, heute verlorenen karolingischen Gebäudeteilen liefern kann.

Für die Untersuchung des im Westen des Rathauses befindlichen Marktturms, die ehemalige Apsis der karolingischen Aula, ergeben sich im Vergleich zum Granusturm noch viel grundsätzlichere Fragen. Bis heute ist nicht geklärt, ob die aufgehende Bausubstanz dieser Apsis aus karolingischer oder romanischer Zeit stammt. Deutlich zeigt ein Flickenteppich von unterschiedlichen Mauerwerksarten und zahlreiche Baufugen, dass dieser Gebäudeteil im Inneren und Äußeren häufig überformt worden ist. Zur Rekonstruktion der Apsis und ihrer Fenstereinteilung gibt möglicherweise dennoch eine Arkade Aufschluss, die sich durch den Gebrauch von großformatigen Steinen im Mauerwerk der Außenseite abbildet.

Bei den spätmittelalterlichen Umbauten des Rathauses sind außerdem auf dessen Süd- und Ostseite karolingische Mauerreste der Palastaula mit einbezogen worden. Bis heute ist jedoch nicht bekannt, wie hoch das karolingische Mauerwerk hier tatsächlich erhalten ist. Deutlich zu erkennen ist aber, dass die Wand auf der Außen- und Innenseite wichtige Informationen zum ehemaligen Aussehen der Fassade birgt.

 

Am Aachener Dom gilt es die in jüngster Zeit begonnenen detaillierten Bauuntersuchungen weiterzuführen und auf die an den Dom angrenzenden karolingischen Gebäudeteile mit modernen wissenschaftlichen Dokumentationsmethoden auszudehnen. Gerade in diesem Bereich sind wichtige Fragen in Bezug auf die funktionalen Zusammenhänge im Pfalzgebiet und über den Bauablauf bzw. schon in karolingischer Zeit vorgenommene Veränderungen zu klären.

Von Bedeutung sind hier vor allem die Reste des Verbindungsganges, von dem im Bereich der Stiftsbauten ein über zwei Stockwerke reichendes Wandstück mit einer Fensterrahmung erhalten ist. Zu diesem Bereich ergaben sich bei der ersten Bestandsaufnahme in der 60er Jahren bisher nicht endgültig gelöste Fragen zu dem ungewöhnlich über Eck geführten Zugang zum Westbau der Pfalzkapelle und damit zur zeitlichen Abfolge von Kirchenbau, Atrium und den Bauphasen des so genannten Portikus.

Weitere Fragen wirft der Atriumsbau als solcher auf. Die bisherigen Untersuchungen sprechen für eine Zweiphasigkeit bereits in karolingischer Zeit, d.h. einer ersten Bauphase mit integrierten Exedren und einer zweiten mit einem Umgang aus einer Arkaden-Pfeilerstellung. Jedoch ist die bauliche Entwicklung und damit die letztendliche Gestalt des Atriums nicht mit letzter Sicherheit zu klären gewesen, ebenso wenig wie seine liturgische Funktion.

 

Neben den Forschungen an den Überresten der karolingischen Pfalz sind auch die Hinterlassenschaften der nachfolgenden Epochen für die Betrachtung der Pfalzanlage von großer Bedeutung. An ihnen zeigt sich, dass die Pfalzanlage auch nach Auflösung der karolingischen Herrschaft weiterhin als Gesamtheit betrachtet wurde, so dass sich die Baumaßnahmen stets auf alle steinernen Gebäudeteile erstreckten, auch nachdem sie unterschiedlichen Institutionen zugeordnet worden waren.

Obwohl Aachen in der Romanik zur Krönungsstätte der deutschen Könige ausgebaut wurde, wissen wir über die Bauphasen der Pfalz in dieser Zeit jedoch nur sehr wenig. Sicher stammt die Aufstockung des Oktogons aus dieser Zeit. Die romanischen Bauten im Klausurbereich des Münsters sind bis heute jedoch kaum bekannt und auch die vermuteten hochromanischen Umbauten an der Aula sind bisher nicht am Baubestand belegt worden.

Die Veränderungen der Gotik – der Bau des Münsterchorhauses, der an das Oktogon angeschlossenen Kapellenbauten und der Umbau der Aula Regia zum städtischen Rathaus und Krönungssaal – prägen bis heute das Bild des Aachener Stadtzentrums. Die Bauforschungen am Chor sind durch eine umfangreiche Publikation erfolgreich abgeschlossen worden. Dementsprechend ist auch der Rathausbau vor dem Hintergrund gotischer Herrschaftsarchitektur zu untersuchen und zu prüfen, inwiefern die Neubauten des Münsterchorhauses und des palastähnlichen, für die Krönungsfeierlichkeiten der Könige genutzten Rathauses und zu einem gemeinsamen Bauprogramm gehören, das die ursprüngliche karolingische Pfalzanlage in gotischen Formen zu erneuern suchte.

So wurde auch im 19. Jahrhundert der Gedanke der Gesamtpfalz wiederholt aufgegriffen, als man sich nach den tiefen Eingriffen infolge der Barockisierung der Bauten dazu entschloss, das Oktogon in frühmittelalterlichen Formen neu auszustatten sowie Münsterchor, die Kapellenbauten und das Rathaus zu regotisieren.

 

Folgerichtig wäre es wünschenswert, wenn auch weiterhin die überkommene historische Bausubstanz der Aachener Pfalzanlage zunächst durch eine systematische Dokumentation und Erforschung aller ihrer Bauten als eine Einheit betrachtet würde, um in einem nachfolgenden Schritt die gesamte Aachener Pfalzanlage in all ihren Zeitschichten einer breiten Öffentlichkeit klar verständlich präsentieren zu können.

Maßnahmen:

§         Die Erstellung einer umfassenden Dokumentation des Gebäudes inklusive einer Analyse der Materialien und Konstruktionen, ergänzt durch alle notwendigen Untersuchungen der Bauforschung. Diese Dokumentation ist eine Grundlage für alle weiteren Forschungen und für die Bewertung aller denkmalpflegerischen, bau- und nutzungstechnischen Maßnahmen, die zukünftig im neuen Kontext der Erweiterung der Welterbestätte zu entscheiden sind.

§         Erstellung von belastbaren Planungsgrundlagen in Form digitaler architektonischer Bestandszeichnungen und Bauzustandsanalysen, die der langfristigen Sicherung des historischen Bestandes und als Grundlage von Sanierungsmaßnahmen und einem langfristig orientierten Gebäudemanagement dienen.

§         Präsentation der Ergebnisse, um die Pfalzanlage an Hand von virtuellen und haptischen 3D–Modellen, Zeichnungen und Artefakten einer breiten Öffentlichkeit veranschaulichen zu können. Die Dokumentation wird hier durch projektierte Ausstellungsinhalte unterstützt.

 

C          Pfalzenforschung aus archäologischer Perspektive

Um die Aachener Pfalzanlage in all ihren Zeitschichten einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können, kann sich die Grundlagenarbeit von systematischer Dokumentation und Forschung nicht nur auf die noch erhaltenen Reste aufgehender Bauwerke beschränken, sondern muss ebenso die Archäologie mit einbeziehen. Für die Bauforschung stehen zwar noch Stiftskirche (Dom) sowie Teile von Aula Regia (Rathaus) und Verbindungsgang (Portikus) zur Verfügung, jedoch sind große Teile der Pfalzbauten (so genannter Mittelbau, Annexbauten, Bad etc.) heute nicht mehr obertägig erhalten. Hier geht es nicht um die Durchführung zusätzlicher Bodeneingriffe in diesem empfindlichen Bereich, sondern um Arbeiten an und mit den vorhandenen archäologischen Quellen und Materialien.

Im Gegensatz zur Bearbeitung historischer Quellen steht die archäologische Aufarbeitung von Pfalz und zugehöriger Siedlung (vicus) von Aachen noch in den Kinderschuhen. Während ein Zuwachs von Schriftquellen der betreffenden Zeiten eher unwahrscheinlich ist, vermehren sich archäologische Quellen und Materialien durch zunehmende Bodeneingriffe beinahe täglich. Die bisherigen Kenntnisse aus archäologischen Untersuchungen wurden allenfalls in mehr oder weniger kleineren Einzelabhandlungen vorgelegt. Zusammenfassende Beurteilungen fehlen hingegen völlig. Dabei ist die Bedeutung der Archäologie zum Verständnis der karolingischen Siedlungsaktivitäten in Aachen nicht hoch genug einzuschätzen.

Neuere Grabungen der letzten Jahre versetzten uns nun in eine günstige Ausgangslage, zu neuen Erkenntnissen zu kommen:

Engerer Pfalzbereich

§         Domgrabung (karolingischer Umgang [Sechzehneck] der Marienkirche).

§         Baubegleitende Untersuchungen am so genannten Mittelbau.

§         Baubegleitende Untersuchungen am so genannten Nordannex.

Vicus

§         Grabungen am Templergraben mit karolingerzeitlichen Siedlungsresten.

§         Grabungen im Elisengarten mit karolingerzeitlichen Siedlungsresten und Bestattungen.

§         Baubegleitende Untersuchungen in der Ursulinerstraße mit Bestattungen.

 

Darüber hinaus ist bisher eine gezielte, umfassende Sichtung der reichen Fundbestände älterer Grabungen in den Depots des Rheinischen Landesmuseums (RLMB) nicht erfolgt. Erste diesbezügliche Unternehmungen seitens der Stadtarchäologie haben aber gezeigt, dass – entgegen der bisherigen Forschungsmeinung – nennenswerte Fundbestände der karolingischen Zeit aus Aachens Innenstadt vorhanden sind. Insbesondere kann für das Gebiet „Am Hof“ eine karolingerzeitliche Glasproduktion belegt werden.

Folgende Aufgaben stehen an:

§         Aufarbeitung der neueren Grabungen im unmittelbaren Pfalzbereich (Dom, Katschhof, Rathaus) unter Einbeziehung älterer Dokumentationen (insbesondere der großen Dom- und Pfalzgrabungen von 1910 – 1914).

§         Aufarbeitung der neueren Grabungen im so genannten Vicus (Templergraben, Elisengarten, Ursulinerstraße).

§         Systematische Sichtung der Aachener Fundbestände im Rheinischen Landesmuseum sowie im Suermondt-Ludwig-Museum mit anschließender antiquarischer Analyse.

 

Durch diese Bearbeitung entstehen nicht nur neue, qualifizierte Pläne des karolingerzeitlichen Aachen. Es können unter Umständen auch Entwicklungsphasen abgelesen werden, die dem bisherigen Bild einer rein „karlischen“ Pfalz möglicherweise widersprechen.

Die antiquarische Analyse der physischen Hinterlassenschaften erlaubt wirtschafts- und sozialgeschichtliche Einblicke über die karolingische Bevölkerung Aachens.

Von eminenter Bedeutung zum Verständnis, warum gerade Aachen als Pfalzort ausgewählt wurde, ist die Aufarbeitung des inzwischen angewachsenen Fundbestandes der spätrömisch-merowingischen Epoche.

Ferner ist mit Erkenntnissen zum Ende einzelner Pfalzbauten und einem damit einhergehenden Bedeutungswechsel bzw. –verlustes zu rechnen (das betrifft insbesondere die Annexbauten). In jedem Fall sollten naturwissenschaftliche Disziplinen zum Erkenntnisgewinn einbezogen werden:

§         C14- bzw. AMS-Untersuchungen zur Datierung archäologischer Funde.

§         Materialanalysen an Kleinfunden (z.B. Keramik, Glas, Metall) zur jeweiligen Herkunftsbestimmung zur Nachweisführung von Handelsbeziehungen.

§         Geologische Untersuchungen zum Nachweis historisch überlieferter karolingerzeitlicher Erdbeben (und deren Folgen).

§         Geophysikalische Prospektion (etwa Bodenradar) zum potentiellen Nachweis karolingischer Gebäude/Straßen etc. in Bereichen, die sich einer archäologischen Untersuchung bislang entzogen haben (etwa Katschhof, Markt, Münsterplatz).

 

Schließlich soll ein Geländemodell erarbeitet werden, welches die topografischen Gegebenheiten zur Karolingerzeit darstellt. Verschiedene Aufschlüsse zeigen, dass sich die Topografie Aachens seit der Antike erheblich verändert hat.

Für die Aufarbeitung der Grabungen müssen Aufträge an geeignete Wissenschaftler vergeben werden. Für die antiquarische Analyse der Funde ist diesem zeitweilig ein Spezialist zur Seite zu stellen (insgesamt für zunächst 6 Monate). Für technische Begleitarbeiten (digitalisieren von Plänen, grafische Aufbereitung von Befunden und Funden) sind Zeit- oder Werkverträge vorzusehen.

Eine gewisse Anzahl an Grabungsfunden bedarf vor einer antiquarischen Bearbeitung der Restaurierung.

Ziel soll es sein, nach Ablauf von ca. 3 Jahren, die Grundlagen einer monografischen Vorlage zur Karolingerzeit in Aachen erarbeitet zu haben. Die zu erwartenden Resultate sind dann auch mit einem der Präsentationsform entsprechendem Mehraufwand geeignet, in einer größeren Ausstellung wie dem Karlsjubiläum 2014 präsentiert zu werden.

Die Gesamtkosten der Maßnahmen am Rathaus betragen 2.481.000,00 €, der Eigenanteil der Stadt beträgt 827.000,00 €.

 

Baustein 2:       Freiraumgestaltung, hier: Klosterplatz

Die Freiraumgestaltung rund um das Weltkulturerbe Dom zu Aachen ist Bestandteil der ersten Stufe des Konjunkturpakets 1 (KP1) nationale UNESCO-Welterbestätten. Im vergangenen Sommer wurde ein Wettbewerb durchgeführt, der Ideen für die Umgestaltung des Katschhofes, der Ritter-Chorus-Straße, der Johannes-Paul-II-Straße, des Fischmarktes und des Domhofes liefern sollte. Der Siegerentwurf des Büros Fritschi Stahl Baum zeichnet sich durch einen stadträumlichen Ansatz aus, der über die Grenzen des engeren Wettbewerbsgebiets und damit die bisher im Rahmen des KP1 angemeldeten Maßnahmen hinausgeht.

In der Sitzung des Planungsausschusses am 4. Februar 2010 wurde die Konzeption gelobt und die Verwaltung beauftragt, das Projekt auf Grundlage der vorgestellten Arbeitsschritte weiter zu bearbeiten. Explizit wurde gefordert, auch den Klosterplatz in die Betrachtungen mit einzubeziehen und möglichst bald umzugestalten. In der Tat ist der Klosterplatz wesentlicher Bestandteil der historischen Platzfolge und entsprechend im Entwurf in Wert gesetzt. Erst durch seine Umgestaltung macht auch die Umgestaltung der Johannes-Paul-II-Straße abschließend Sinn.

In der Antragstellung zur ersten Förderstufe des KP1 im Jahr 2009 wurde bereits eine Erweiterung der Flächen in Richtung Klosterplatz und Hof als potenziell „umzugestaltende Stadträume Stufe 2“ dargestellt.

Eine Umgestaltung des Klosterplatzes ist nun auf Grund der zweiten Förderstufe im Rahmen des Konjunkturpakets 1 „nationale Unesco-Welterbestätten“ möglich. Wegen des Bauablaufs ist es sinnvoll, die Gestaltung des Klosterplatzes in einem Zuge mit der Johannes-Paul-II-Straße abzuwickeln. Die Möglichkeit, kurzfristig auf Fördermittel aus dem KP1 zuzugreifen, ist daher schlüssig. Wie auch in der ersten Förderstufe des KP1 soll die bauliche Umgestaltung durch weitere Maßnahmen angereichert werden. Mit dem Stichwort „Sichtbarmachen“ ist das Erzählen von der Geschichte des Ortes und der Menschen gemeint. Dies kann in Form von Informationsobjekten im öffentlichen Raum, durch den Aixplorer oder weitere Medien geschehen. Erste Erfahrungen werden mit den Maßnahmen der ersten Stufe des KP1 gemacht werden. Diese sollen für die Weiterführung im Bereich des Klosterplatzes genutzt werden.

Neben dem Klosterplatz sind weitere Freiräume im Herzen der Innenstadt verbesserungswürdig. Es handelt sich dabei um die östlich des Katschhofs gelegenen Straßenzüge Krämerstraße/Rethelstraße und Hühnermarkt etc., die besonders frequentiert und prägend für das Aachener Stadtbild sind. Hier sind die typischen Aachener „Dreiecksplätze“ mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität spürbar und zeugen von der Überlagerung des römischen und karolingischen Stadtgrundrisses. Neben der gestalterischen Aufwertung der Oberflächen (auch unter den Aspekten der Barrierefreiheit) und Ausstattungselemente ist es daher von besonderem Interesse, den Passanten einen Blick in die Geschichte zu ermöglichen. Auch hier sollten daher Mittel für das „Sichtbarmachen“ eingeplant werden.

Inhaltlich wäre es schlüssig, diesen Bereich mit der gleichen Priorität wie den Klosterplatz in die 2. Stufe des Förderprogramms einzubringen.

Der Zeit- und damit Kostenplan des Programms macht eine Umsetzung allerdings äußerst unrealistisch. Die bereits bewilligten Baumaßnahmen werden von 2011 bis 2013 laufen. Die 2. Stufe des Programms läuft nur um 1 Jahr versetzt an. Entsprechend überschneiden sich die Realisierungszeiträume. Eine parallele Bauabwicklung in dieser Größenordnung quer durch die Innenstadt (von Klosterplatz bis Rethelstraße) ist schwer vorstellbar. Schon jetzt ist absehbar, dass die Koordination der anstehenden bzw. laufenden Bauvorhaben Dominformationszentrum, Centre Charlemagne und Freiräume eine Herausforderung sein wird.

Um die Baustellen in der Innenstadt zu entzerren, wird daher vorgeschlagen, den öffentlichen Raum östlich des Katschhofes ab 2014 im Anschluss an das KP1 anzugehen und dafür nach Möglichkeit Mittel der Städtebauförderung einzusetzen. Damit ist auch eine gleichmäßigere Verteilung der Kosten über die Jahre gegeben.

 

Die Kosten beider Maßnahmen werden auf ca. 2,1 Mio. Euro geschätzt (Eigenanteil der Stadt im Rahmen des KP1 beträgt ein Drittel, d.h. 700.000 Euro). Davon entfallen auf den Klosterplatz 612.000 Euro (Eigenanteil der Stadt: 204.000 Euro) und auf Krämerstraße/Rethelstraße/Hühnermarkt etc. ca. 1,5 Mio. Euro (Eigenanteil der Stadt: 502.000 Euro). Neben den Bau- und Planungskosten sind Posten für die archäologische Begleitung und das „Sichtbarmachen“ berücksichtigt.

 

Auf Grund der bestehenden Zeitplanung für die Umgestaltung der Johannes-Paul-II.-Straße sollte der Klosterplatz im Jahr 2012 umgesetzt werden. Entsprechend werden die Zuschussmittel vorbehaltlich einer Neuauflage des Programms „Investitionsprogramm Nationale UNESCO – Welterbestätten“ im Rahmen des KP1 beim Bund bis spätestens 30.04.2010 beantragt.

Weitere Informationen zur Freiraumgestaltung im Pfalzbezirk finden Sie unter folgender Internetadresse auf den Seiten der Stadt Aachen:

http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/innenstadt/dom_pfalzbezirk/index.html

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3.093.200,00 €. Davon entfallen 1.031.066,67€ als Eigenanteil auf die Stadt und 2.062.133,33€ werden als Förderung im Rahmen des „Investitionsprogramms Nationale UNESCO Welterbestätten“ erwartet.

Die notwendigen Mittel sind im Veränderungsnachweis zum Haushaltsplanentwurf 2010 eingeplant (siehe Anlage 2) und werden vom Finanzausschuss und Rat gesondert beschlossen.

 

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Anlagen

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