Entscheidungsvorlage - FB 61/0319/WP16
Grunddaten
- Betreff:
-
Sicherung der antiken Thermen in BurtscheidRatsantrag Nr. 69/16 der SPD-Fraktion vom 20.04.2010
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- FB 61/60 // Dez. III
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Bezirksvertretung Aachen-Mitte
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Kenntnisnahme
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01.12.2010
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Erledigt
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Planungsausschuss
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Entscheidung
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02.12.2010
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Die Bezirksregierung Aachen-Mitte nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Sie empfiehlt dem Planungsausschuss die Verwaltung zu beauftragen, die archäologischen Erkenntnisse in die Rahmenplanung Burtscheid aufzunehmen und Finanzierungsvorschläge zur Umsetzung zu entwickeln.
Der Planungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er beauftragt die Verwaltung, die archäologischen Erkenntnisse in die Rahmenplanung Burtscheid aufzunehmen und Finanzierungsvorschläge zur Umsetzung zu entwickeln.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Hintergrund
Seit langem ist bekannt, dass zumindest eine der Thermalquellen Burtscheids durch die Römer genutzt wurde. Am Burtscheider Markt 20-24 ist es Leo Hugot 1969 gelungen, eine gemauerte römische Quellfassung nachzuweisen. Dass es in Burtscheid tatsächlich auch römische Thermen gab, konnte aber bis vor kurzem nur vermutet werden, da ein gesicherter Nachweis fehlte. Lediglich der Befund zweier römischer Mauern vor dem alten Burtscheider Rathaus, die ebenfalls Leo Hugot 1962 dokumentierte, deutete auf eine römische Badeanlage hin.
Die jüngsten Kanalbaumaßnahmen der Stawag erbrachten nun auf Höhe der Häuser Burtscheider Markt 15/17 weitere römische Mauerbefunde. Der dabei dokumentierte Ausschnitt eines gestuften Beckens darf nun als gesicherter Nachweis einer Badeanlage gelten.
Vor diesem Hintergrund wurden seitens der Unteren Denkmalbehörde/Stadtarchäologie noch einmal ältere Dokumente im Stadtarchiv gesichtet. Dabei wurde festgestellt, dass bereits um 1900 am Burtscheider Markt eine gerundete Treppenanlage mit römischem Beton nachgewiesen wurde. Solche runden Stufenanlagen dürfen meistens als apsidiale oder runde Becken gedeutet werden, wie sie gerade bei antiken Thermalbädern regelhaft vorkommen.
Wissenschaftliche Bewertung
Mit der Quellfassung und Mauerbefunden am Burtscheider Markt und vor dem alten Burtscheider Rathaus kennen wir, verstreut über eine Strecke von mehr als 100 m, einige kleinräumige Einzelbefunde, die mit römischen Bädern in Verbindung gebracht werden können. Es ist derzeit nicht zu klären, ob alle baulichen Reste zu einer großen Anlage oder zu mehreren kleineren Baukörpern gehören. Auch ist das zeitliche Verhältnis der Befunde zueinander ungeklärt. Wir wissen also nicht, ob die Mauern und Becken alle zur gleichen Zeit bestanden haben. Insofern ist zwar der Nachweis römischer Badetätigkeit in Burtscheid erbracht, das konkrete Aussehen der Thermen aber völlig ungeklärt. Die archäologisch untersuchten bzw. dokumentierten Reste sind jeweils nur zufällig in sehr kleinen, weit auseinander liegenden Ausschnitten angetroffen worden. Planmäßige und flächige Ausgrabungen haben nicht stattgefunden.
Sicherung
Die jüngst erfassten römischen Reste sind im Rahmen der Kanalbaumaßnahme nicht zerstört worden, sondern befinden sich noch an Ort und Stelle, unter den neuen Versorgungsleitungen.
Über den Erhalt und Zustand der früher erfassten Reste ist nichts bekannt. Es ist also nicht auszuschließen, dass die betreffenden römischen Baustrukturen bei den jeweiligen Baumaßnahmen, bei denen sie entdeckt wurden, ganz oder teilweise beseitigt wurden.
Zugänglichkeit der Thermenreste
Die römischen Reste im Bereich des Burtscheider Marktes befinden sich in Tiefen von ca. 1,20 - 3 m unter heutiger Geländeoberkante. Um die Originalsubstanz offen zu legen, wären umfangreiche Erdbewegungen mit entsprechenden Sicherungen durchzuführen. Dabei ist zu fragen, ob man sich auf die bekannten Ausschnitte beschränken wollte oder ob man zum besseren Verständnis der Befunde, größere Flächen öffnen müsste.
Aufgrund der wenigen bekannten Ausschnitte kann man derzeit kein klares Gesamtbild der römischen Thermen von Burtscheid zeichnen. Dafür wären großflächige archäologische Untersuchungen notwendig. Da es derzeit keine entsprechenden Bauplanungen am Burtscheider Markt gibt, müssten dies dann reine Forschungsgrabungen sein. Ob der LVR, Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (ABR) dafür ein Benehmen herstellen würde, müsste gegebenenfalls geprüft werden. Der Aufwand einer solchen Grabung ist im Innenstadtbereich als sehr groß zu werten, zumal sich die römischen Befunde in großer Tiefe unter heutiger Geländeoberfläche befinden. Aufgrund nachantiker Bodeneingriffe ist zudem nicht gewährleistet, dass die römischen Thermen in großer Fläche auch gut und präsentierbar erhalten sind.
Da sich der Bereich in unmittelbarer Nähe zu Thermalquellen befindet ist darüber hinaus mit Problemen des Thermalwasserschutzes zu rechnen.
Alternativvorschläge
1. Markierung der Strukturen an der Oberfläche mit Erläuterungstafeln
Bewertung:
Kostengünstig, da keine Bodeneingriffe erfolgen müssen. Inhalte für Erläuterungstafeln können von der Unteren Denkmalbehörde/Stadtarchäologie kostenneutral erstellt werden. Kosten entstehen für Markierungsmaterial (etwa farbige Bodenplatten o. Ä.) und Verlegung sowie für Erläuterungstafel.
2. Freilegung der Befunde an einer oder mehreren Stellen und Abdeckung mit Glasplatten und/oder Baukörper (vgl. archäologische Fenster Jakobstraße/Klappergasse, Rathaus, Templergraben 88-90)
Bewertung:
Hoher Kostenaufwand für erneute Freilegung der Thermenreste. Vorhandene Leitungen müssten verlegt werden. Für die neue Leitungstrasse muss eine erneute archäologische Begleitung gewährleistet sein. Diese könnte durch die Untere Denkmalbehörde/Stadtarchäologie durchgeführt werden.
Weitere Kosten entstehen für Sicherung der Mauerreste bzw. der entstehenden Baugrube sowie für eine potentielle Überdachung (Kubus und/oder Glasplatte).
Stand der Bearbeitung
Die archäologischen Untersuchungen wurden von der Firma sk ArcheoConsult (Aachen) durchgeführt. Ein Abschlussbericht ist noch nicht bei der Unteren Denkmalbehörde/Stadtarchäologie eingegangen. Der Anfrage nach einem georeferenzierten Lageplan wurde noch nicht nachgekommen.
Recherchen über alle römischen Befunde am Burtscheider Markt, die zu Thermenresten gehören könnten sind abgeschlossen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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2,1 MB
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2
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(wie Dokument)
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34,8 kB
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3
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(wie Dokument)
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1,5 MB
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