Entscheidungsvorlage - FB 61/0407/WP16

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Mobilitätsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und begrüßt die Einrichtung eines Pedelec-Verleihsystems. Der Mobilitätsausschuss sieht in elektrounterstützten Fahrrädern ein großes Potenzial für den Stadtverkehr in Aachen und spricht sich dafür aus, dass Pedelecs in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle bei der schrittweisen Umstellung auf Elektromobilität in Aachen darstellen sollen. Die Verwaltung wird beauftragt, in Kooperation mit DB Rent die Verleihstationen Hbf, Elisenbrunnen, Super C und Physikzentrum einzurichten sowie bei erfolgreicher Nutzung ein Betreiberkonzept für den Dauerbetrieb zu erarbeiten und in die weitere politische Beratung einzubringen.

 

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und begrüßt die Einrichtung eines Pedelec-Verleihsystems. Die Verwaltung wird beauftragt, in Kooperation mit DB Rent die Verleihstationen Hbf, Elisenbrunnen, Super C und Physikzentrum einzurichten sowie bei erfolgreicher Nutzung ein Betreiberkonzept für den Dauerbetrieb zu erarbeiten und in die weitere politische Beratung einzubringen.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

 

Modellregion Elektromobilität

Die Stadt Aachen hat sich gemeinsam mit der Stawag, der StädteRegion den Hochschulen und verschiedenen Unternehmen der Region als „Modellregion Elektromobilität“ im Wettbewerb des Bundesministers für Verkehr (BMVBS) bundesweit behauptet und will dieses Profil ausbauen. Hierzu werden alle Aktivitäten im Rahmen einer Task Force koordiniert.

 

Die beiden bedeutendsten Projekte für die Stadt Aachen mit Auswirkungen auf den öffentlichen Raum sind derzeit die Projekte „SmartWheels“ und „E-Aix – Elektromobiles Aachen“.

 

Der Mobilitätsausschuss und die Bezirksvertretung Aachen Mitte haben sich bisher im Zusammenhang mit dem Projekt „SmartWheels“ mit der Thematik „Elektrotankstellen“ befasst. Im September 2010 wurden die von der Stawag geplanten acht E-Tankstellen im Straßenraum bewilligt. Im Zusammenhang mit der Einrichtung dieser Tankstellen sind u.a. Pilotversuche zum E-CarSharing geplant, um Elektroautos auch öffentlich zugänglich zu machen.

 

Die Aktivitäten der Stadt Aachen im Projekt „E-Aix“ wurden am 28. Januar 2010 vom Mobilitätsausschuss zustimmend zur Kenntnis genommen. Im Oktober 2010 erfolgte die Förderzusage der im Oktober 2009 beantragten Mittel, weshalb sich die Umsetzung vieler Maßnahmen deutlich verzögert hat. U.a. werden derzeit Elektronutzfahrzeuge beschafft, ein Konzept zur Ermittlung der Auswirkungen von Elektromobilität auf das regionale Verkehrsgeschehen.

Des Weiteren hat sich die Stadt als Testfeld für ein Pedelec-Verleihsystem unter dem Dach der Deutschen Bahn beworben. Aachen hat damit die große Gelegenheit, sich neben Stuttgart, Frankfurt und Berlin als erste deutsche Stadt mit einem automatischen Pedelec-Verleihsystem darzustellen und ein sehr positives Image in diesem Themenfeld zu erlangen. Mit der Etablierung eines derartigen Systems steigen die Chancen, dass Aachen für weitere Elektromobilitätsprojekte den Zuschlag als Modellregion erhält. Aus den seit November 2010 mit der DB Rent geführten Abstimmungsgesprächen ergibt sich dazu derzeit der im Folgenden dargestellte Sachverhalt.

 

Pedelec-Verleihsystem

 

Hintergrund Pedelecs

Pedelecs stellen aktuell das elektrische Verkehrsmittel dar, das die größte Verbreitung und damit kurzfristig den größten Nutzen für den städtischen Verkehr erbringen kann.

 

Pedelecs (von engl. pedal electric cycle) sind elektrounterstützte Fahrräder. Werden die Pedale betätigt, so unterstützt ein Motor bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h das Treten. Eine Versicherungs- und Helmpflicht wie z.B. bei Mofas besteht nicht.

 

In den letzten Jahren hat sich die Zahl der verkauften Räder mit Steigerungsraten von rd. 30 % stark erhöht. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland rd. 200.000 Pedelecs verkauft; dies sind 5 % aller verkauften Räder. In den Niederlanden liegt der Anteil der Pedelecs derzeit bereits bei rd. 15 %.

 

Aufgrund der bewegten Topografie Aachens ist der Nutzen von Pedelecs hier besonders hoch. Für Berufstätige, die einen Arbeitsweg von 5-10 km zurücklegen, besteht eine umweltfreundliche Alternative zum Pkw, die gleichzeitig bequemer und schneller als ein normales Rad ist. Für Dienstgänge innerhalb einer Stadt sind Pedelecs ebenfalls sehr gut geeignet. Senioren können länger ohne starke Spitzenbelastung Rad fahren. Junge Mütter und Väter können viel einfacher einen Kinderanhänger befördern. Für Touristen werden regionale Radausflüge ins Umland attraktiver.

 

Um das Thema zu bewerben, finden bereits etliche Aktivitäten durch die Verwaltung und andere Partner statt: Die Stawag fördert elektrische Zweiräder mit einem Zuschuss von 100 Euro. Die Stadt hat der Radstation im Sommer 2009 aus Mitteln des Luftreinhalteplans 12 Pedelecs für den freien Verleih gefördert. Stadt und Stawag haben zusammen mit der Mobilitätsberatung der IHK Aachen im letzten Jahr Testwochen für Arbeitgeber organisiert. Pedelecs konnten im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität 2010 und der Aktion „Stadtradeln“ von Bürgern und Politikern getestet werden. Die bahnhofsnahen Dienstellen der Stadtverwaltung können seit Mai 2010 die Pedelecs der Radstation für Dienstgänge nutzen. Für bahnhofsfernere Verwaltungsstandorte werden 2011 aus Luftreinhalteplanmitteln Pedelecs für Dienstgänge gefördert.

 

Der lokale Fahrradhandel berichtet von intensivem Interesse breiter Bevölkerungsschichten an den Rädern und bietet ausführliche Beratungen und Testmöglichkeiten an.

 

 

 

Stand der Technik

Bisher existieren in Deutschland keine technischen Lösungen, Pedelecs in ein automatisches Verleihsystem zu integrieren. Im Rahmen der Modellregionen Elektromobilität entwickelt die DB Rent AG hierzu ein System, dass ab Juni 2011 bereitstehen wird.

 

Es handelt sich um ein stationsgebundenes System, bei denen Ladung und Verschließung gekoppelt sind. Die Stationen bestehen in der Grundausstattung aus 10 Rundsäulen im Abstand von 80 cm, die mit 5 Pedelecs bestückt werden. Diese Rundsäulen könnten auch für normale Call a Bikes genutzt werden (s. Anlage; dargestellt ist ein normales „Call a Bike“).

 

Das System ist als „Call a Bike“-System ausgelegt. Call a Bike wird derzeit in Berlin, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Köln und München von der DB Rent betrieben (Tochter der Deutschen Bahn AG). Hinzu kommen vergleichbare Leihsysteme in Stuttgart und Hamburg. Durch ein dichtes Stationsnetz können Räder auch für so genannte „Einwegfahrten“ entliehen werden, was die Zeitkosten für Nutzer erheblich reduziert.

 

Neukunden des Aachener Systems können in anderen Städten ebenfalls Call a Bike nutzen. Eine Registrierung wird an jeder Station über ein dortiges Terminal zur sofortigen Nutzung möglich sein.

 

Bei den Tarifen für Fahrradverleihsysteme unter dem Dach „Call a Bike“ haben die Städte eine Mitgestaltungsmöglichkeit. Ein Standardtarif für Call a Bike sind 8 Ct/Minute. Call a Bikes werden aufgrund der Einwegmöglichkeit im Mittel für 12 Min., d.h. für 1 Euro je Entleihung ausgeliehen. Für Pedelecs geht DB Rent von ca. 20 % höheren Preisen pro Zeiteinheit aus.

 

Die endgültigen Tarife stehen noch nicht fest. Auf Wunsch der Verwaltung soll ein Freiminutenmodell (z.B. 15 Min) und ein Guthaben für Erstanmelder integriert werden, um möglichst viele Aachener zum Testen des Systems zu bringen. Die ASEAG prüft zudem, ob und welche Kombinationstarife für ÖPNV-Kunden machbar sind.

 

Während in den Modellregionsprojekten in Berlin, Frankfurt und Stuttgart die Pedelecs in ein bestehendes Call a Bike-Netz integriert werden, soll in Aachen ein reines Pedelec-Leihsystem getestet werden.

 

Förderkulisse Pedelec-Leihsystem

Im Oktober 2010 wurde der Stadt Aachen der Förderbescheid für das Vorhaben „E-Aix: Teilprojekt Zweirad“ übermittelt. Hierin wurde bereits im Oktober 2009 beantragt, dass die DB Rent testweise 6 Stationen mit 100 Pedelecs bereitstellt.

 

Da es sich um Mittel aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung handelt, werden anfallende Kosten durch das BMVBS nur bis zum Ende der Projektlaufzeit von E-Aix (derzeit Verlängerung bis 30. August 2011 beantragt) gefördert. Aufgrund der verzögerten Bewilligung und der technischen Vorbereitung steht als förderfähiger Testzeitraum nunmehr nur Juni 2011 bis Ende August 2011 zur Verfügung.

 

Die Stadt Aachen ist für Tiefbau und Montage der Stationen zuständig, die DB Rent für die Bereitstellung von Pedelecs und Terminals und den Betrieb des Systems verantwortlich.

 

Stationen

Aufgrund der geringen verbleibenden Projektrestlaufzeit hat die DB Rent der Stadt Aachen mitgeteilt, dass sie sich nicht in der Lage sieht, wie im Förderantrag beabsichtigt sechs Stationen mit 100 Pedelecs zu realisieren. Um dennoch auch das Element „Einwegfahrten“ testen zu können, hält die Stadtverwaltung mindestens die in der Anlage näher dargestellten vier Stationen mit insgesamt 20 Pedelecs für erforderlich. Hier besteht derzeit noch kein Konsens mit der DB Rent.

 

Von der Verwaltung werden nach eingehender Prüfung folgende Standorte vorgeschlagen

 

-          Hauptbahnhof: Idealer Ausgangspunkt für Bahnreisende; zwingender Standort bei Beteiligung von DB. Hierzu soll die heutige Radabstellecke neben der Bahnhofsbuchhandlung genutzt werden. Es handelt sich um eine Fläche der Bahn.

-          Elisenbrunnen: Für Touristen ein idealer Standort. Aachen tourist service hat großes Interesse an dieser Station. Die Station soll dort hinkommen, wo sich heute die 8 Fahrradbügel an den Fahnenmasten bzw. am Baumfeld befinden. Für die Fahrradbügel soll im Zuge des Umbaus Hartmannstraße Ersatz geschaffen werden. Es handelt sich um eine städtische Fläche.

-          Super C: Ein zentraler Standort im Campus Innenstadt mit sehr viel Studentenbewegungen direkt an der Fußwegachse Wüllnerstraße. Die RWTH Aachen würde zwischen Super C und ehemaligem Heizkraftwerk kostenfrei eine Fläche bereitstellen.

-          Physikzentrum: Ein wichtiger Standort im Übergang zum neuen Campus, um Einwegfahrten im Pedelec-System testen zu können. Die RWTH Aachen würde zwischen Super C und ehemaligem Heizkraftwerk kostenfrei eine Fläche bereitstellen. Mit diesem Standort wird verdeutlicht, dass Leihstationen auch im neuen Campus integriert werden sollten, um auch hiermit den Autoverkehr so weit wie möglich zu reduzieren.

Für bei der Stadt Aachen anfallende Kosten zur Einrichtung der Pedelec-Stationen werden im Rahmen des Projektes E-Aix bis zu einer Höhe von 50.000 Euro vom Bund mit 80 % bezuschusst. Für die Einrichtung der vier vorgesehenen Stationen werden voraussichtlich Kosten in Höhe von 20.000 Euro anfallen. Diese sind im PSP-Element 1-120201-900-9-5291 eingeplant. Die letztendlichen Kosten hängen u.a. von den für die Stromversorgung nötigen Arbeiten ab. Es wird von der Verwaltung davon ausgegangen, dass für die Einrichtung der Stationen etwa 4.000 € an Eigenmitteln in 2011 aufzubringen sind.

 

Pilotphase, Dauerbetrieb

Die Pilotphase mit Betriebsdurchführung durch DB Rent würde den Zeitraum Juni bis ca. Dez. 2011 umfassen.

 

Sollte der Betrieb nach der Pilotphase fortgesetzt werden, ist von einem Zuschussbedarf je Pedelec von rd. 1200 € / Jahr zu rechnen. Bei den geplanten 4 Stationen mit je 5 Rädern im ersten Schritt wären dies somit voraussichtlich 24.000 € / Jahr bzw. 6.000 €/Station, die bei einem Dauerbetrieb ab 2012 durch die Stadt oder Sponsoren aufzubringen wären. Durch die beabsichtigte Einbindung der Wabe e.V. in den Betrieb könnten die Kosten verringert werden.

 

 

Weiteres Vorgehen

Für den Pilotbetrieb wird eine Kooperationsvereinbarung mit DB Rent geschlossen. Während der Pilotphase wird die Verwaltung die Möglichkeiten eines Dauerbetriebs und dessen Finanzierung prüfen und der Politik zur Entscheidung vorlegen. Bei einem erfolgreichen Start hat die DB Rent in Aussicht gestellt, dass das System – bei Interesse der Stadt Aachen – bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Finanzierung eines Dauerbetriebes auch im ersten Halbjahr 2012 fortgeführt wird.

 

Die Stationen werden kurzfristig eingerichtet, damit der Pilotbetrieb im Juni 2011 beginnen kann.

 

Je nach Umfang und Leistungsbild ist dieses System nach Abschluss des Pilotes auszuschreiben, um einen größeren Bewerberkreis zu erkunden.

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Für die Einrichtung von vier Pedelec-Verleihstationen entstehen für die Stadt Aachen Kosten in Höhe von voraussichtlich 20.000 €. Die Mittel stehen im PSP-Element 1-120201-900-9 mit der Kostenart 52910000 zur Verfügung. Die Maßnahme wird zu 80 % durch das BMVBS gefördert.

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Anlagen

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