Kenntnisnahme - FB 61/0530/WP16
Grunddaten
- Betreff:
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Geruchsbelästigungen aus der Kanalisation im Bereich Trierer Straße / Weiern;hier: Anfrage Grüne - BF vom 15.04.2011
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- Dez. III / FB 61/73
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Unterbrochen
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Bezirksvertretung Aachen-Brand
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Kenntnisnahme
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19.10.2011
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Bezüglich des Antrags der GRÜNEN-Fraktion in der Bezirksvertretung Brand vom 15.04.2011 zu den Geruchsbelästigungen im Bereich der Trierer Straße / Einmündung Weiern wurde die Verwaltung in der Sitzung am 20.07.2011 gebeten, in der ersten Sitzung nach der Sommerpause 2011 erneut über den aktuellen Sachstand zu berichten.
1. bisherige Erkenntnisse:
Es wurde bereits darüber berichtet, dass die Gerüche im Zusammenhang mit dem in der Kanalisation der genannten Straßen abfließenden Industrieabwasser der Firma Becker & Führen, Tuche Vertriebs GmbH (bekannt als Tuchfabrik Becker) stehen. Das Produktionsabwasser wird im Einmündungsbereich der Straße Weiern in die Trierer Straße aus einem geschlossenen Rohrleitungssystem der öffentlichen Kanalisation zugeführt. Erst hier findet eine Vermischung mit dem übrigen häuslichen Abwasser und Niederschlagswasser aus dem nördlich der Freunder Landstraße gelegenen Bereich des Stadtbezirks Brand statt.
Die Ursache für die Gerüche sind vermutlich chemische Reaktionen im Abwasser, welche im geschlossenen Rohrleitungssystem durch den Sauerstoffmangel begünstigt werden. Im Bereich Weiern konnten die entstehenden Gase - vornehmlich Schwefelwasserstoff - aus den Entlüftungsöffnungen der Kanalschachtabdeckung entweichen.
2. aktueller Sachstand / getroffene Maßnahmen:
Das Sachverständigengutachten, das der Wasserverband Eifel Rur (WVER) Anfang des Jahres in Auftrag gegeben hat, ist noch nicht fertiggestellt, weil der für die Erstellung des Gutachtens erforderliche, ausreichend lange Erhebungszeitraum (Messperiode) zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Vorlage noch nicht beendet war, aber auch zum Sitzungstermin am 19.10.2011 noch nicht beendet sein wird. Es muss in diesem Zusammenhang jedoch erwähnt werden, dass der für den WVER tätige Sachverständige vornehmlich den Fokus auf das Regenrückhaltebecken "Kleebach" in der Krebsstraße in Eilendorf richtet, entgegen dem ursprünglich von der Stadt vorgesehenen Begutachtungsumfang. Sofern der Sachverständige Maßnahmen im Bereich oberhalb des Abwasserzulaufes zum Becken Kleebach - also im Bereich der Kanalisation zwischen der Fa. Becker und Führen in der Niederforstbacher Straße und dem Beckenzulauf in Eilendorf - für notwendig erachtet, wird der WVER dies der Stadt mitteilen. Nach aktueller Einschätzung hat das Geruchsgutachten des WVER nur bedingte Aussagekraft für die Situation in Aachen-Brand, zumal die Verwaltung, die Stawag, aber auch die Firma Becker und Führen zwischenzeitlich Maßnahmen ergriffen haben, die offenbar zu einer deutlichen Reduzierung der Gerüche beigetragen haben:
Die Stawag hat im Juli 2011 die Schachtabdeckung am Fahrradunterstand neben der ARAL-Tankstelle Trierer Straße / Ecke Karl-Kuck-Straße gegen eine Abdeckung ohne Lüftungsöffnungen ausgewechselt. Zusätzlich wurden in der Straße Weiern im Abschnitt zwischen Trierer Straße und Eckenerstraße Geruchsfilter in die Schachtdeckel eingesetzt. Hierbei handelt es sich um einen Einsatz mit geruchsabsorbierender Kompostfüllung. Diese Geruchsfilter gelten als sehr effektiv, müssen jedoch nach geraumer Zeit ausgewechselt werden, da die Wirksamkeit mit der Zeit nachlässt.
Darüber hinaus hat die Firma Becker und Führen in Abstimmung mit dem Fachbereich Umwelt - Sachgebiet Indirekteinleiterkontrolle / gewerbliches Abwasser - Änderungen an den Pumpzyklen für das Produktionsabwasser vorgenommen: Die Pumpintervalle wurden im Frühjahr 2011 gestreckt während die Förderleistung - resp. die in den Kanal eingeleitete Abflussmenge - reduziert wurde. Dadurch wird nunmehr nahezu über 24 Stunden am Tag eine relativ konstante Abwassermenge, welche nur geringen Schwankungen unterliegt, in den Kanal eingeleitet. Dadurch werden Abflussspitzen vermieden. In der Vergangenheit wurde das Abwasser intermittierend - also in Intervallen - in das Netz eingeleitet. Das führte gerade am Anfang einer Pumpphase zu einer Ausbreitung unangenehmer Gerüche, weil dann der plötzlich einsetzende Abwasserschwall in dem kleinen Rohrquerschnitt ein Luftposter mit übelriechenden Schwefelwasserstoffgasen vor sich herschob, welches durch die Entlüftungsöffnungen der Schachtabdeckungen und Straßenabläufen im besagten Straßenabschnitten austrat.
Ein weiterer positiver Aspekt der optimierten Pumpensteuerung ist, dass die Zugabe einer Chemikalie (ein so genannter Sauerstoffspender), die die Geruchsentstehung unterbinden soll, zuverlässiger erfolgen kann. Diese Zudosierung erfolgt im Betrieb der Firma Becker und Führen zu deren Lasten..
Seitdem die oben beschriebenen Maßnahmen getroffen wurden, hat es auch seitens der Anwohner in der Trierer Straße und in der Straße Weiern nur eine einzige Beschwerde - am 11.08.2011 - über Gerüche aus dem Kanal gegeben. Ansonsten sind weder der Stawag noch dem Fachbereich Umwelt Beschwerden bekannt.
Zudem haben Mitarbeiter des Fachbereichs Umwelt im Rahmen der Amtshilfe für den Gutachter ein Messgerät in den Abwasserschacht vor dem Fahrradunterstand neben der ARAL - Tankstelle installiert. Die Messergebnisse fließen in das Geruchsgutachten des Sachverständigen des WVER ein.
3. Fazit:
Stawag und Verwaltung gehen davon aus, dass mit den getroffenen Maßnahmen ausreichende Vorkehrungen getroffen wurden, die Geruchsbelästigungen zu unterbinden. Es kann für die Zukunft jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass es bei ungünstiger Wetterlage - vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer und gleichzeitigem geringen Abwasseraufkommen - gelegentlich zu vorübergehenden Geruchsbelästigungen aus der Kanalisation kommen kann. Dies ist jedoch kein ausschließlich auf die Trierer Straße beschränktes Phänomen, sondern es kann im gesamten Stadtgebiet immer wieder einmal auftreten.
Auf die ursprünglich von der Stawag vorgesehene Errichtung einer Druckluftspülstation, wie sie beispielsweise bei längeren, druckbetriebenen Leitungen für häusliches Abwasser zum Einsatz kommen, kann daher zunächst verzichtet werden.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
Keine; im Falle der bereits getätigten bzw. auch künftig erforderlichen Investitionen trägt die Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) die Kosten. Die Aufwendungen der Stawag sind durch das von der Stadt zur Verfügung gestellte Investitions- bzw. Betriebsführungsentgelt gedeckt. Maßnahmen, die der Wasserverband Eifel Rur (WVER) durchführt, sind über den Verbandbeitrag der Stadt Aachen finanziert.