Kenntnisnahme - E 49.2/0006/WP16

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen zum Sachstand Kunstvermittlung im Ludwig Forum zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Ludwig Forum Aachen

Kunstvermittlung 2010 – 2012
 

Neue Wege in der Kunstvermittlung

 

Mit der Neukonzeption der Position eines Kurators für Kunstvermittlung wurden im Ludwig Forum neue Weichen gestellt. Seit Mitte 2010 geht die Konzeption von Ausstellungen Hand in Hand mit der Programmplanung der Kunstvermittlung. Dem Gedanken des Forums folgend stehen Begriffe wie Experimentieren, Verhandeln und Diskutieren bei der Begegnung mit der Kunst im Vordergrund.

 

Soweit es sich verfolgen lässt, konzentrierte sich bis 2010 die Museumspädagogik unter dem Titel „Kunst x Kunst/Kunst2“ sehr stark auf die Zielgruppen Kinder und Grundschulen in Aachen und der Städteregion. Für Jugendliche und junge Erwachsene gab es nur wenig Programm. Erwachsenen bot sich sonntags eine „Öffentliche Führung“ ohne speziellem Thema sowie das sog. „Künstlerprogramm“ – Kunstkurse in der Werkstatt des Ludwig Forum.

Insbesondere die Aktivitäten im Bereich der „Offenen Ganztagsgrundschule“ (OGS) und im „Aachener Modell“ beschränkten sich größtenteils auf das Klassenzimmer. Schulbesuche im Museum waren die Ausnahme.

Seit 2010 setzen wir uns dafür ein, das Museum als außerschulischen Lernort – auch über die Grenzen der Städteregion hinweg – stark zu machen.

 

Es wurden außerdem neue Formate der Kunstvermittlung eingeführt, die allesamt neue Zielgruppen ansprechen sollen und auf mehr Lebendigkeit und Dialog setzen. Hinzu kommt eine verstärkte Zusammenarbeit mit der unmittelbaren Nachbarschaft des Ludwig Forum wie z.B. der Musikschule, dem Kindergarten St. Elisabeth, der Grundschule in der Passstrasse, dem DAS DA THEATER und dem „stadtteilbüro aachen nord“.

 

Darüber hinaus ist es Ziel, mehr als bisher gesellschaftlich marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und Menschen mit Migrationshintergrund an das Museum heranzuführen. So wurden z.B. verschiedene Workshops, u.a. dank der Unterstützung von Sponsoren wie HSBC Trinkaus, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenfrei angeboten. Für 2012 ist u.a. in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Gesamtschule und dem Modellprogramm „Kulturagenten“ (initiiert und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator) ein Programm zum Thema „Inklusion“ geplant. Schon seit letztem Jahr ist das Ludwig Forum Kooperationspartner der neu eingerichteten „Kulturklasse“ an der Heinrich-Heine-Gesamtschule. Zudem engagiert sich das Ludwig Forum mit Kunstkursen in der JVA Aachen.

 

Altbewährte Programme wie der Familiensonntag wurden beibehalten und inhaltlich z.B. durch eine Kunst-Rallye für Kinder und das bei Jugendlichen beliebte Siebdrucken von T-Shirts und Stofftaschen sowie das Herstellen von Buttons aufgewertet. 500 bis 800 Gäste begrüßt das Ludwig Forum an solch besonderen Tagen.

 

Mit den Formaten „Langer Donnerstag“ und „LUFO Weekend“ werden die Aktivitäten des Rahmenprogramms und der Kunstvermittlung einer jeweiligen Ausstellung an Donnerstagen und am Wochenende gebündelt. Die abwechslungsreiche Palette von ausstellungsbezogenen Veranstaltungen an diesen Tagen reicht von Themenführungen und Vorträgen über Konzerte und Theater bis hin zu einem Filmprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Einblicke in Arbeitsfelder wie die Restaurierung und unterschiedliche Spezialisten-Führungen runden das Programm ab.

 

Um das Museum unter Jugendlichen und insbesondere jungen Erwachsenen bekannter zu machen, bietet das Ludwig Forum u.a. kostenlose Führungen für Erstsemester und Erasmusstudierende sowie halbjährlich den so genannten „Student’s day“ mit speziellen Führungen und Kinoprogramm. 2010 lockte dieser Tag ca. 50 Studierende ins Museum, 2011 waren es bereits 150. Darüber hinaus gibt es ein größeres Angebot an Workshops für diese Zielgruppe. So veranstaltete das Ludwig Forum z.B. Mode- und Film-Kurse.

 

Ferner erfreut sich seit 2011 der Mappenkurs für Interessierte an Studiengängen in Kunst und Design großer Resonanz und Beliebtheit. Über 20 Interessierte nahmen an bisher zwei veranstalteten Kursen teil. Alle Absolventinnen und Absolventen des Kurses, die sich inzwischen an einer Hochschule bewarben, erhielten einen Studienplatz. Kooperationen mit der FH und RWTH Aachen und der Universität zu Köln unter der Einbindung von Studierenden der Fachbereiche Design, Architektur und Kunstgeschichte begünstigen weiterhin den Zuspruch an das Ludwig Forum. Mit dem Fachbereich Design der FH Aachen wird im Bereich Druck momentan eine Kooperation aufgebaut. Die FH Aachen investiert 2012 ca. 20.000 Euro in die Druckwerkstatt des Ludwig Forum.

 

Unter den Labeln „Arch-Talk“ und „kunst:dialoge“ (letzteres in Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln) wurden neue Wege der dialogischen Vermittlung gegangen. Auch die Vermittlung über so genannte „social networks“ wie Facebook mit über 1000 registrierten „Usern“ ist vielversprechend.

 

Ein großes Anliegen ist es, das Museum für seine Besucherinnen und Besucher transparenter zu machen und sie an künstlerischen Prozessen partizipieren zu lassen. So wurde 2011 unter dem Titel „Frau Deckmantel und Herr Fernsprecher“ in Kooperation mit dem Fernmeldemuseum Aachen ein Programm für die Ausstellung „Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964“ entwickelt, dass Jung und Alt ermöglichte, mit den ausgestellten Werken und anderen Besucherinnen und Besuchern zu interagieren. Schon 2010, bei der Ausstellung des Kunstpreisträgers Pawel Althamer, waren alle Museumsbesucherinnen und -besucher dazu eingeladen, aktiv an der Ausstellung teilzunehmen und sich kreativ zu betätigen. Ein Ausstellungsraum des Museums wurde in eine offene Werkstatt verwandelt. Darüber hinaus war die Ausstellung von unterschiedlichen Workshops für Kinder und Jugendliche begleitet. Hierbei entstanden Kurz-Filme, die von Kindern und Jugendlichen gemacht und anlässlich der Finissage gezeigt wurden, der u.a. auch der Aachener Bischof beiwohnte. Eltern begeisterte vor allem das Orgelkonzert mit Werken von u.a. John Cage am Ende des Tages. Schülerinnen und Schüler der Grundschule in der Passstraße sowie Kinder der Kindertagesstätte St. Elisabeth gestalteten von Beginn an zusammen mit dem polnischen Künstler die Installation in der Kirche.

Im Rahmen der Ausstellung der „Magicgruppe Kulturobjekt“, die das Ausstellungsprogramm 2012 eröffnet, konnten einige der Künstler des Kollektivs dafür gewonnen werden, in den Osterferien Workshops für Kinder und Jugendliche anzubieten.

 

Seit 2010 gibt es im Ludwig Forum ein Schulprojekt im Rahmen „Soziale Stadt Nord“ und im Zusammenhang mit der Neugestaltung des LUFO-Parks durch die Gartenkünstler von „altelier le balto“. Der erste Workshop zum Thema „Natur und Kunst“ wurde freundlicherweise vom Rotary Club Aachen-Charlemagne unterstützt. Ohnehin ist es Ziel, Schulen ein Programm zu bieten, das das Ludwig Forum als außerschulischen Lernort attraktiver macht. Ebenso in Kooperation mit der Grundschule in der Passtrasse wurde z.B. zu der Ausstellung „Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964“ ein museumspädagogisches Programm erstellt, dass sich eng an den Lehrplan für Grundschulen anlehnt. Seit 2011 gibt es zu jeder Ausstellung sowie den Sammlungspräsentationen für die Primarstufe sowie Sekundarstufe I und II ein spezielles Themenangebot für Führungen und praktischer Arbeit im Museum.

 

In den Bereichen „Offene Ganztagsgrundschule“ (OGS) und „Aachener Modell“ wird kontinuierlich die Zahl der Schulbesuche im Ludwig Forum – nicht zuletzt dank des neuen „Kulturbusses“ – erhöht. Auch die Ausrichtung einer Ausstellung im Ludwig Forum im Zusammenhang mit dem „Kinder-Förderpreis KUNST“ stellt das Museum in den Blickpunkt nicht nur der teilnehmenden Kinder, sondern auch der Erwachsenen. Die Preisverleihungen und Ausstellungseröffnungen 2011 und 2012 besuchten jeweils über 400 Kinder mit ihren Eltern.

 

Für 2012 bis 2014 ist geplant, die erfolgreiche Umstrukturierung der Kunstvermittlung im Ludwig Forum weiterzuführen. Die Planung von Ausstellungskonzepten soll noch stärker mit der Kunstvermittlung verzahnt werden. Weiterhin soll sich die Zahl der Besucherinnen und Besucher einzelner Zielgruppen, auch außerhalb der Stadt und Städteregion, erhöhen. Zu diesem Zweck wurden u.a. neue überregionale Adressenverteiler erstellt und neue freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen gewonnen.

 

Ob Jung oder Alt, Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderung – informative wie attraktive Rahmen- und Vermittlungsprogramme sollen im Ludwig Forum auch in Zukunft die künstlerischen Positionen wie ihre gesellschaftlichen Innovationskräfte transportieren und zur Diskussion stellen.

 

 

Holger Otten

Kurator für Kunstvermittlung

 

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Anlagen

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