Kenntnisnahme - FB 02/0073/WP16

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Hintergrund

Die Stadt Aachen fördert den Stadtteil Aachen-Nord im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“.  Ziel ist die integrierte Stabilisierung des Stadtteils in sozialer, ökonomischer, städtebaulicher und kultureller Hinsicht. In diesem Zusammenhang stellt die Umnutzung des ehemaligen Straßenbahndepots in der Talstraße ein zentrales Projektvorhaben dar. In der Gesamtimmobilie wird ein besonderes Potenzial für ein neues Stadtteilzentrum gesehen, in dem Einrichtungen aus dem sozialen Bereich mit Akteuren aus dem kreativen und kulturellen Milieu unter einem Dach vernetzt werden. Mit diesem Vorhaben werden insbesondere die drei Zielsetzungen, soziale Stabilisierung, kulturelle und öffentliche Wirkung und Förderung der lokalen Ökonomie verfolgt.

Die Entwicklung des DEPOTs, das sich nicht als geschlossene Einrichtung versteht, sondern sich offen und lebendig gestaltet und der Öffentlichkeit zugänglich ist, das kulturelle, ökonomische und vor allem soziale Angebote kombiniert, kann an diesem Standort eine Leuchtturmfunktion einnehmen.

Das Vorhaben wurde 2011 im Planungsausschuss und im Rat diskutiert und die Verwaltung wurde mit der Beantragung der Fördergelder für dieses Projektvorhaben beauftragt.

 

Verlagerung der Karnevalswagen

 

Grundvoraussetzung für die Verwirklichung des Vorhabens ist die Verlagerung der Karnevalswagen. Der Ratsantrag von CDU und Grüne vom 01.07.2010 beauftragte die Verwaltung einen geeigneten Ersatzstandort für die 74 Karnevalswagen des Ausschuss Aachener Karneval (AAK), die im Depot des ehemaligen Straßenbahndepots untergestellt sind, zu finden. Nach Prüfung verschiedenster Standorte, wurde die sog. Markthalle in der Liebigstraße als einzig passender Standort für die Unterbringung der Karnevalswagen gefunden. Die Mietverhandlungen konnten zu einem positiven Ergebnis geführt werden. Der AAK hat am 01. Oktober 2012 die Halle in der Liebigstraße bezogen.

 

Entwicklung eines Raum- und Nutzerkonzeptes

 

Nachdem die grundlegende Frage der Verlagerung der Karnevalswagen abschließend geklärt werden konnte, hat die Verwaltung mit der Umsetzung weiterer Planungsschritte begonnen. Bei diesen Planungsschritten ging es zunächst insbesondere um die Berücksichtigung von Interessen aktueller und potenzieller Nutzer bzw. Mieter des Depotgebäudes (OT, Atelierhaus, Designer, FH etc.) einerseits und andererseits auch von weiteren Akteuren und interessierten Anwohnern des Stadtteils Aachen Nord (Schulen, Stadtteilbibliothek, etc.) für die eine Kooperation mit dem DEPOT von Bedeutung ist.

 

In der ersten Phase wurde zu Beginn des Jahres das Architekturbüro Hausmann aus Aachen mit der Entwicklung eines Raum- und Nutzerkonzeptes beauftragt. Dieses wurde gemeinsam mit den o.g. potenziellen Nutzergruppen und angesprochenen Akteuren erarbeitet. Das Verfahren war aber auch offen gehalten für die Beteiligung weiteren Interessenten, die sich zum Workshopverfahren angemeldet haben.

 

Gleichzeitig wurde ein europaweites Ausschreibungsverfahren nach VOF zur Auswahl eines geeigneten Planungsbüros durchgeführt, das auf Grundlage der Ergebnisse des o. g. Workshopverfahrens die Entwurfsplanung erarbeitete. Das Aachener Architekturbüro pbs wurde im Rahmen des VOF-Verfahrens mit der Entwurfsplanung beauftragt. Bis zum 15. September 2012 musste der ausgearbeitete Förderantrag samt Entwurfsplanung und Kostenberechnung nach DIN 276 dem Fördermittelgeber vorgelegt werden.

Das Land selbst hat in Aussicht gestellt, dass die erforderlichen Fördergelder für das Projektvorhaben bereitgestellt werden.

 

Nutzerzusammenstellung

Die Nutzerzusammenstellung ergibt sich zum Einen aus den ursprünglich im integrierten Handlungskonzept für AC-Nord geplanten Projekten „vitalStation“ (Verwaltungsgebäude des Straßenbandepot in der Talstraße) mit der Jugendeinrichtung Offenen Tür Talstraße als Hauptnutzer und der „KreativFabrik“, die auf dem Schlachthofgelände entstehen sollt, mit der Verlagerung des Atelierhauses an diesen Standort und der Designmetropole als zukünftige Nutzer. Diese zwei Projekte wurden zu einem Projektvorhaben - DEPOT Talstraße - zusammengefasst. Die genannten Nutzergruppen gehören somit zur Startaufstellung, weitere Nutzer, die in das Konzept des DEPOTs passten wurden durch verschiedenen Akquisemaßnahmen gewonnen.

Wie bereits Eingangs erläutert, verfolgt das Konzept des DEPOTs als inhaltliche Zielsetzung eine soziale Stabilisierung, die Stärkung der lokalen Ökonomie und eine kulturelle und öffentliche Wirkung in den Stadtteil hinein und darüber hinaus. Von großer Bedeutung ist dabei die Vernetzung und Kooperation der zukünftigen Nutzer aus der Kreativwirtschaft mit den sozialen Einrichtungen vor Ort. Zum Erreichen dieser Zielsetzung ist ein ausgewogener Branchenmix zwischen sozialen und kulturellen/kreativen Einrichtungen von zentraler Bedeutung. Demnach setzt sich die Nutzerstruktur wie folgt zusammen:

-          Atelierhaus Aachen: Auf rund 1.700 m² entstehen Ateliers, Arbeitsräume und Werkstätten für mehr als 42 Künstler. Ebenso sind zwei Ausstellungsflächen für das Atelierhaus geplant. Die Institution ist mit regionalen Kultureinrichtungen wie dem Ludwig Forum oder der Galerie Freitag bereits stark vernetzt und kooperiert regelmäßig mit gemeinsamen Projekten und Ausstellungen. Sie ist ebenfalls an inter­disziplinären Projekten interessiert und lanciert die Ver­netzung von Kunst, Wissenschaft, Technik, Musik und Theater. Mit einigen Projekten für Jugendlichen hat das Atelierhaus bereits begonnen wie z. B. das Modellbauprojekt „Unsere OT soll schöner werden“ und der Graffiti-Performence im Rahmen der Veranstaltung „DEPOT-Forum“ bei der Jugendliche aus dem Viertel Aachen-Nord gemeinsam mit dem bekannten Graffiti-Künstler LAKE die Tore des Straßenbahndepots neu gestalteten.

 

-          Designmetropole: Die Designmetropole Aachen ist ein Netzwerk aus Designern und Künstlern aus der Aachener Region und den euregionalen Grenzgebieten. Es besteht aus einem festen Kern von ca. 20-30 Mitgliedern und einem losen Netzwerk von ca. 200 Designern aus den unterschiedlichsten Bereichen der Produktgestaltung. Derzeit arbeiten die selbständigen Kleinunternehmer in Räumlichkeiten über die gesamte Stadt verteilen. Mit einem Kern von ca. 20 Designern möchten sie nun in die Talstraße einziehen, um Synergieeffekte nutzen zu können und um dort eine Anlaufstelle („Headoffice“) für ihre Mitglieder zu haben. Im Depot sehen die Designer das Potential sich untereinander, mit dem Atelierhaus, der FH-Aachen (hier gibt es bereits Kooperationen/ ge­meinsame Projekte), und mit den sozialen Institutionen zu verknüpfen. Auf ca. 400 m² entstehen hierfür Projektateliers und Werkstätten.

 

-          Theater: Durch die Unterbringung eines gemeinschaftlichen Mehrzweckraumes mit Bühne wird dem Wunsch Aachen – Nords entsprochen Theaternutzung im DEPOT unterzubringen, um so für Kinder und Jugendliche ein breites kulturelles Angebot bereit zustellen.

 

-          FH Gestaltung| FH Maschinenbau: Die Fachbereiche Gestaltung und Maschinenbau der FH-Aachen möchten ihren Studenten Arbeitsräume im Depot zur Verfügung stellen. Sie sehen in den Räumlichkeiten in der Talstraße die Möglichkeit zur Vernetzung und Kooperation zwischen Technologie und Kunst- und Kreativbranche. Mit dem Pilotprojekt „Fabrikatorcafé“ möchte der Fachbereich Maschinenbau Designern und Künstlern die als Fabrikatoren genutzte Rapid Prototyping Maschinen zur Selbstbedienung/Selbstnutzung in einem halböffentlichem Raum zur Verfügung stellen. Dabei sollen auch Jugendliche mit einbezogen werden. Derzeit laufende Projekte mit Schulen und der OT werden mit der Einrichtung des Fabrikatorcafés ausgebaut

 

-          Stadtteilbibliothek: Die Stadtteilbibliothek Ost ist eine Bibliothek mit einem Medienbestand von ca. 10.000 Medien mit den Schwerpunkten Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher, Romane und AV-Medien. Sie ist eine öffentliche Bibliothek mit sozialen Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Lesungen und Führungen für Kitas, Grundschulkinder und weiterführende Schule anbietet. Auch bietet sie Computerarbeitsplätze für Jugendliche an. Mit ca.250 m² und direkt dem Foyer angeschlossen hat sie im DEPOT eine zentrale Position.

 

-          Low Tec/ Bleiberger Fabrik: Low-Tec und sein Kooperationspartner die Bleiberger Fabrik nutzen gemeinsam Räumlichkeiten im DEPOT Talstraße. Auf diese Weise werden Synergien zwischen den einzelnen Institutionen ausgebaut. Low-Tec ist eine gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungs GmbH, mit Projekten in den Bereichen der beruflichen Integration, Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung.

 

-          Offene Tür: Die offene Tür Talstraße (OT) ist ein Jugendtreffpunkt für Kinder und Jugendliche des Stadtteils Aachen Nord. Sie ist seit 30 Jahren eine Institution im Viertel und stellt für viele ihrer jugendlichen Besucher ein zweites Zuhause dar. Circa 50-60 Jugendliche zwischen 6 und 27 Jahren besuchen die Einrichtung jeden Tag, davon haben 90% einen Migrationshintergrund.

 

-          Jugendberufshilfe: Die Jugendberufhilfe ist bereits mit einer Metall- und Holzwerkstatt an diesem Standort ansässig und wird ihre Angebote in das Konzept des DEPOTs integrieren.

 

-          Kinderschutzbund: Der Deutsche Kinderschutzbund Aachen ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Belange von Kindern, Jugendlichen und Familien in Aachen einsetzt. Er will Familien und Kinder stärken und bietet dazu Information, Hilfe, Unterstützung und Vermittlung.

 

-          Stadtteilbüro: Als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Akteuren und Bür­gern im Prozess des Programms „Soziale Stadt“ bildet das Stadtteilbüro Aachen Nord die zentrale Anlaufstelle für alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Aachen Nord.

 

-          Gastronomie: Die Gastronomie ist ein zentraler Ort für die internen und externen Nutzer des DEPOT und für die Bewohner des Viertels. Die Gastronomie soll eine zwanglose und niederschwellige Atmosphäre bieten. Sie ist ein Non-Profit Unternehmen, das sich selbst trägt und Überschüsse gemeinnützig verwendet. Vorgesehen ist ein hybrider Raum, in dem Gastronomie, Verkauf, aber auch Kleinkunst und Ausstellung stattfinden. Der Gastronomiebereich kann mit Mehrzweckraum, Ausstellung und Foyer zu einem großen Veranstaltungssaal zusammen geschaltet werden.

 

-          Gemeinschaftsräume: Die gemeinschaftlich genutzten Räume haben eine zentrale Bedeutung für das DEPOT. Sie können zeitweise von den internen Nutzern genutzt werden, stehen aber auch externen Institutionen, Vereinen usw. zur Verfügung. Hier sollen kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art statt finden. Ebenso stellen die Gemeinschaftsräume die Grundlage für eine inhaltliche Vernetzung und Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren und den BürgernInnen des Stadtteils dar.

 

Ein Beschluss über die Nutzerzusammenstellung wurde am 15.05.2012 im Hauptausschuss gefasst. Diese Zusammenstellung bildete auch die Grundlage für die Entwurfsplanung, die nach Abstimmung mit den einzelnen Nutzern am 05.09.2012 im Hauptausschuss vorgestellt und beschlossen wurde. Absichterklärungen der o. g. Einrichtungen zum späteren Einzug in das DEPOT sind vorhanden.

 

Zeitschiene

Das Projektvorhaben ist auf Grund der Anforderungen des Fördermittelgebers in 2 Bauabschnitte zu teilen. Laut Fördermittelgeber muss es sich hierbei um zwei funktional von einander getrennte Bauabschnitte handeln. Demzufolge bezieht sich der 1. Bauschnitt (BA) auf das Verwaltungsgebäude, der 2. BA bezieht sich auf das Depot. Die Entwurfsplanung (die Pläne sind dieser Vorlage als Anlage beigefügt) sowie die Kostenberechung nach DIN 276 wurden am 15.September dem Fördermittelgeber vorgelegt. Beantragt wurden mit diesen Unterlagen die Fördermittel für den 1. BA (3,07 Mio €). Die Gelder für den 2. BA (ca. 6,4 Mio €) müssen in einer zweiten Phase 2013 neu beantragt werden.

Der Baubeginn des 1. BA ist für Mitte 2013 geplant. Mit der Fertigstellung des 1. BA ist voraussichtlich Ende 2014 zu rechnen.

Der 2. BA soll – nach Bewilligung der Fördermittel - parallel zum 1. BA vorgenommen werden. Der Baubeginn für den 2. BA ist für Anfang 2014 geplant.

Das gesamte Projektvorhaben soll bis Mitte 2015 abgeschlossen sein.

 

Weitere Schritte

Inhaltlich werden die nächsten Monate von einer Konkretisierung des Angebotskonzeptes der ausgewählten Nutzer und der Stadtteilakteure geprägt sein. Durch ein extern moderiertes Workshopverfahren soll gemeinsam mit den Nutzern und Akteuren des Stadtteils ein Nutzungskonzept für das DEPOT entwickelt werde, so dass die Angebote und Veranstaltungen im DEPOT auf die Bedürfnisse und Wünsche des Stadtteils Aachen-Nord abgestimmt sind. Grundsätzlich soll das DEPOT offen und begehbar sein, einen Einblick in Ateliers und Werkstätten ermöglichen und zum Mitwirken anregen. Es soll eine Plattform für Ausstellungen und Veranstaltungen bieten.

Neben der Entwicklung eines Nutzungskonzeptes wird es in den weiteren Schritten um die Erstellung eines Betreiberkonzeptes und eines einheitlichen Marketingauftrittes gehen.

 

Derzeit wird geprüft, ob die nun leerstehende Depot-Halle für kulturelle und andere Veranstaltungen genutzt werden kann, um so bereits jetzt und während der Bauphase den Standort zu beleben und um auf die Umgestaltung des Depots zu einem Kultur- und Stadtteilzentrum aufmerksam zu machen.

Eine erste Veranstaltung könnten eine Tanzperformance, mit Lichtkunst, Musik und temporäre Kunstinstallation, der Tanzcompagnie Irene K in Kooperation mit dem Atelierhaus Aachen sein.

 

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Anlagen

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