Kenntnisnahme - E 49.1/0003/WP16
Grunddaten
- Betreff:
-
Die Schattengalerie - Die Aachener Museen und ihre Verluste nach dem Zweiten Weltkrieg. Sachstand zum Thema Beutekunst
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- Museen der Stadt Aachen
- Verfasst von:
- Peter van den Brink
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Betriebsausschuss Kultur
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Kenntnisnahme
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18.06.2013
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Erläuterungen
Erläuterungen
2008 wurde das Projekt Schattengalerie präsentiert, dessen Ziel es war, die aus der Sammlung des Suermondt-Ludwig-Museums verschwundenen Gemälde in einem Verlustkatalog mit großen Abbildungen und detaillierten Beschreibungen zu dokumentieren. Dabei ging es nicht zuletzt darum, den einschlägigen Organen der Kunstwelt (Art Loss Register, Koordinierungsstelle Magdeburg, Versteigerungshäusern, Kunsthändlern, Museen, Privatsammlern, Landeskriminalamt) ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, mit dem verlorene Gemälde aus Aachen zu identifizieren sind, und so die Grundlage für mögliche Rückführungen zu schaffen. Zudem wurde dem Thema 2008-2009 eine Ausstellung gewidmet, in deren Rahmen Februar 2009 auch ein Symposium mit Sprechern aus Museen, Politik, Diplomatie, dem Kunsthandel und der Exekutive stattfand (Schattengalerie - Symposium zur Beutekunst: Forschung, Recht und Praxis). Dieses Projekt war sehr erfolgreich, vor allem weil die Presse dem Thema höchste Priorität einräumte. Eine wichtige Rolle spielte dabei zweifellos die Entdeckung von 76 Gemälden im ukrainischen Simferopol (Krim), noch während die Ausstellung in Aachen lief. Seitdem bestehen Kontakte mit Simferopol, und im Oktober 2014 findet in Odessa die nächste Verhandlungsrunde zwischen Deutschland und der Ukraine statt.
Doch nicht nur deshalb war das Projekt Schattengalerie erfolgreich. Denn in seiner Folge sind in den letzten Jahren mehrere so genannte Kriegsverluste wieder aufgetaucht. Dabei hilft neben dem Katalog immer wieder auch die entsprechende Website, Aachener Verluste als solche zu identifizieren, sowohl dem Art Loss Register, als auch Auktionshäusern und Privatleuten. Schon vor 2008 war der Aufenthaltsort einzelner Gemälde aus Aachen bekannt (Claude Monet in Moskau, Balthasar van der Ast in New York, Peter Paul Rubens in Genf), aber seit wir die Schattengalerie der Öffentlichkeit präsentiert haben, sind deutlich mehr Stücke aufgetaucht. Vier davon können Ende September der Presse und dem Publikum gezeigt werden vielleicht sogar fünf, doch in einem Fall werden die Verhandlungen wahrscheinlich erst danach beendet sein. Es geht um folgende Bilder:
1. Andreas Achenbach Fischkutter in der Brandung 1896 (GK 1545)
2. Andreas Achenbach Blick auf Hafen und Stadt Antwerpen (GK 1546)
3. Oswald Achenbach Blick auf Florenz 1893 (GK 1547)
4. Dirck Wijntrack Drei Enten in einer Landschaft (GK 561)
Auf die drei Achenbachs wurden wir von einem Berliner Anwalt aufmerksam gemacht und sie befinden sich mittlerweile wieder in Suermondt-Ludwig-Museum. Das vierte Bild wurde vom Art Loss Register im Rahmen einer Versteigerung bei Sothebys London entdeckt. Nachdem man die Einlieferer über die genaueren Umstände informiert hatte, haben sie sich entschlossen, das Gemälde an die Stadt Aachen zurückzugeben. Das fünfte Bild ist eine Jan Brueghel d. J. zugeschriebene Landschaft mit Bauernhof (GK 72), die gerade bei einem Kölner Auktionshaus aufgetaucht ist, das momentan auch als Vermittler in dieser Sache tätig ist. Wir sind zuversichtlich, dass sich auch diese Sache bald klären wird. Darüber hinaus ist kürzlich bei Christies London ein Stillleben von Nicolaes van Verendael (Blumenstrauß, GK 535) aufgetaucht. Auch hier haben Verhandlungen begonnen, scheinen aber bislang eher kompliziert. Ende Juni findet in London ein Gespräch mit der zuständigen Kontaktperson von Christies statt.
Diese Beispiele machen deutlich, dass sich nicht zuletzt die Versteigerungshäuser viel stärker als zuvor der Problematik der Kriegsverluste bewusst sind und entsprechend agieren.