Kenntnisnahme - FB 36/0039/WP15

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Die Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Richterich nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.

 

 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Der Bürgerservice Pendlernetz NRW wurde im September 2002 gegründet und wurde als Agenda 21-NRW Projekt durch das Landes NRW ausgezeichnet. Die Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit wird durch das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW gefördert. Die Verbraucherzentrale NRW betreut den Hilfebereich für Anwender. Weitere Projektpartner sind u.a. der ADAC, der ACE, der FC Schalke 04, das Rhein-Fire Footballteam und das Musiktheater im Revier.

Bereits zwölf Kreise (165 Städte und Gemeinden) sowie acht kreisfreie Städte in Nordrhein-Westfalen beteiligen sich an dem Bürgerservice Pendlernetz NRW. Damit haben rund 7,2 Millionen Bürger die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften über den internetgestützten Service zu bilden. In diesem Einzugsgebiet sind jeden Tag 1,2 Millionen Menschen als Auspendler und 1,1 Millionen als Einpendler unterwegs, Tendenz steigend.

Das Pendlernetz NRW hat sich in den letzten zwei Jahren zur führenden Internet-Plattform für regionale Berufspendler in NRW entwickelt. Das System erlaubt dem Nutzer, ein sehr individuelles, dem Arbeitsalltag entsprechendes Fahrtenschema einzugeben. Im letzten Jahr konnten im Pendlernetz NRW zwischen 15.000 (Dez./Jan.) und mehr als 35.000 (Okt./Nov.) Mitfahrangebote und -gesuche täglich abgerufen werden. Tendenz steigend. Die Anzahl der Seitenbesuche hat sich 2004 auf über 40.000 mehr als verdreifacht. Das sind pro Tag über 1.000 Pendler (68 Besuche täglich für Aachen, Januar 05), die auf der Suche nach einer Fahrgemeinschaft sind. Das Pendlernetz NRW ist damit zur europaweiten Nummer 1 der regionalen Mitfahrzentralen aufgestiegen. Mittlerweile wurde auch für Berufspendler im Großraum Stuttgart und im Rhein-Main-Gebiet ein entsprechender Service eingerichtet.

 

Der Kreis Aachen und die Stadt Aachen haben sich schon im Vorfeld aktiv im Rahmen der Agenda 21 an der Projektentwicklung beteiligt. Der Kreis Aachen ist seit dem Projektstart im September 2002 und die Stadt Aachen seit Anfang 2003 in den Bürgerservice Pendlernetz NRW durch seine regionalen Teilsysteme im Internet eingebunden.

 

Hintergründe:

Der Verkehr auf den Straßen nimmt ständig weiter zu. Immer mehr Staus und zähfließender Verkehr schaden der Volks- und Betriebswirtschaft. Mitarbeiter kommen zu spät und gestresst an ihrem Arbeitsplatz an. Warenlieferungen stehen im Stau, erzeugen bei diesem Stillstand erhebliche weitere Kosten und erreichen zu spät den Zielort. Liefertermine können nicht eingehalten werden.

Funktionierende Mobilität wird für Unternehmen und ihre Mitarbeiter – nicht nur auf Grund der steigenden Ölpreise – zu einem wesentlichen Kosten-, Zeit- und damit Erfolgsfaktor. Vor allem gilt dies für den Weg zum und vom Arbeitsplatz während der Hauptverkehrszeiten. Zur Lösung des Problems kann jeder Alltags- und Berufspendler etwas beitragen. Durch die zunehmend längeren Arbeitswege und die stärkere Ausdifferenzierung der Verkehrsströme hat die Bedeutung von Fahrgemeinschaften für Berufspendler erheblich zugenommen.

19% aller Wege in Deutschland werden bereits in Fahrgemeinschaften aller Art zurückgelegt. Damit ist das ”Zusammenfahren” in Deutschland der Verkehrsträger mit dem stärksten Zuwachs ( 10% auf 19% ) in den letzten zwanzig Jahren (Kontiv-Studie ”Mobilität in Deutschland 2002”). Hier hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, das Interesse an Fahrgemeinschaften steigt kontinuierlich. 45% der Menschen würden laut Umfragen gern Fahrgemeinschaften bilden. So fragte Autobild : ”Sind Fahrgemeinschaften für Sie ein Spartipp?” Die Antwort von 45% der Befragten: ”Nein, ich finde keine passenden Mitfahrer.” 18% antworteten: ”Ich mache das schon seit Jahren.” Bis zum Start des Pendlernetzes gab es jedoch noch kein funktionierendes Vermittlungssystem.

Die Erfahrungen von Unternehmen, die Forschungen an Hochschulen und die konkreten Pendlerzahlen zeigen, dass nur ein überregional vernetzter und vor Ort auf kommunaler Ebene eingebundener Mitfahrservice Berufspendlern das Bilden von Fahrgemeinschaften ermöglicht. Aus diesem Grund haben die Kreise und Städte das Pendlernetz NRW als kostenlosen internetgestützten Mitfahrservice für Alltags- und Berufspendler eingerichtet.

 

Das regionale und überregionale Verkehrsgeschehen ist davon geprägt, dass die Zahl der Berufspendler beständig steigt und die durchschnittlich zurückgelegten Entfernungen immer größer werden. Verstärkend

 

tritt hinzu, dass gewerbliche Zentren während der zurückliegenden Zeit eher an nicht integrierten und für den öffentlichen Verkehr oft schwer erreichbaren Standorten "auf der grünen Wiese" entwickelt wurden. Die Verkehrs- und Wohnumfeldsituation in den städtischen Zielregionen verschlechterte sich in der Folge; in den  Quellregionen des Umlandes bietet das öffentliche Personennahverkehrsangebot zumeist erst gar keine geeignete Transportalternative zum privaten Pkw. Dies wäre in vielen Fällen auch nicht finanzierbar.

 

Einige Zahlen verdeutlichen die Situation: 1987 überquerten täglich 38.236 Berufseinpendler (ohne Ausland) und 10.484 Berufsauspendler die Aachener Stadtgrenzen. Zur Mitte des Jahres 1998 sind diese Pendlerströme auf 52.247 Berufsein- bzw. 19.106 Berufsauspendler gestiegen. Die Steigerungsraten von 36,6 % bzw. sogar 82,2 % sind enorm, auch wenn eventuell mit methodischen Unschärfen zu rechnen ist. Insgesamt sind über 45.000 zusätzliche tägliche Wege - nur für den Verkehrszweck Arbeit - entstanden, die - legt man wohlwollend den städtischen Modal-Split (d.h. die Aufteilung der Verkehrswege auf die Verkehrsmittel) zugrunde - zu 10 % vom Öffentlichen Personennahverkehr, jedoch zu 52 %  vom motorisierten Individualverkehr bewältigt werden. Bei einer durchschnittlichen Fahrzeugbesetzung von 1,3 Personen (bei Berufspendlern 1,04 Personen) sind somit über 18.000 zusätzliche PKW- und Motorradfahrten zu verzeichnen.

 

Funktionsweise des Pendlernetzes:

Der Internet-Service dient Alltags- und Berufspendlern als Kommunikationsbasis zur Bildung von Fahrgemeinschaften für regelmäßige und einmaligeFahrten mit dem Auto. Für die Stadt  Aachen ist der Service unter  www.aachen.pendlernetz.de zu finden.

Vereinfacht ausgedrückt, funktioniert der Service wie eine große Anzahl von örtlichen Pinnwänden, die mittlerweile über zwölf Kreise (mit 165 Städten und Gemeinden) und acht kreisfreie Städte verteilt sind.

Jeder, der in dieser Region oder benachbarten Regionen wohnt oder arbeitet, kann den Mitfahrservice kostenlos nutzen, kann freie Sitzplätze als Mitfahrangebote oder auch Mitfahrgesuche in das System einstellen. Außerdem hat man die Möglichkeit, sich andere Inserate, vorsortiert für den Wohnort, Arbeitsort oder die Fahrtroute, anzeigen zu lassen.

Zuerst anmelden, dann einloggen, Start- und Zieladresse eingeben, Fahrtzeit angeben, wahlweise die

Optionen männlich/weiblich oder Raucher/Nichtraucher nutzen, spezielle Routenwünsche können eingegeben werden, E-Mail-Adresse und Telefonnummer für die Kontaktaufnahme angeben - und  der Nutzer kann eine Fahrgemeinschaft bilden. Die Pendler können auch die vielen Tipps zum Pendeln (z.B. mit Rechenbeispielen zur Aufteilung der Fahrkosten) sowie aktuelle Informationen über rechtliche und versicherungstechnische Fragen der Verbraucherzentrale NRW nutzen.

Durch die Einbindung von Bahnhöfen und Busbahnhöfen kann der Bürgerservice gut mit dem ÖPNV-Angeboten vernetzt genutzt werden.

Der Aufwand für den Pendler ist sehr gering. Das Einstellen eines Fahrteninserates dauert nur wenige

Minuten, die Suche nach einem vorhandenen Angebot sogar nur wenige Sekunden. Das System aktualisiert die Inserate für eine bestimmte Zeit automatisch, die Verlängerung dauert auch nur wenige Sekunden. Die Vermittlung geschieht effektiv und ohne Aufwand.

 

Befragung:

Vom  Institut für Technik und Gesellschaft des TaT Transferzentrum für angepasste Technologien ließ der Bürgerservice in Zusammenarbeit mit dem EDV-Dienstleister EuropeAlive Medien GmbH, dem Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt und dem Institut für Soziologie der Universität Münster im Dezember 2004 eine E-Mail-Umfrage bei allen registrierten Nutzern des Pendlernetzes durchführen. Insgesamt 1009 der rund 4000 im November 2004 im Bürgerservice Pendlernetz registrierten und angesprochenen Personen antworteten.

 

Der Fragebogen umfasste ein ganzes Spektrum von Fragen zu Sinn und Zweck von Fahrgemeinschaften über Vor- und Nachteile bis hin zu ihrer Popularität. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Bemühungen des Bürgerservices in den vergangenen zwei Jahren, Fahrgemeinschaften populärer zu machen, gelohnt haben. Mindestens einem Viertel derer, die geantwortet haben, hat der Bürgerservice Pendlernetz NRW schon einmal zu einer Kontaktaufnahme verholfen. Mindestens 10 Prozent derer, die an der Befragung teilgenommen haben, hatten Erfolg bei der Bildung einer Fahrgemeinschaft und suchten nach weiteren Teilnehmern für Ihre Fahrgemeinschaft. Mindestens – denn diejenigen, die nicht mehr registriert sind, da sie schon erfolgreich waren, konnten aus Datenschutzgründen mit der Befragung nicht erreicht werden. Die Kontakte im Bürgerservice erfolgen mit 75 % vorwiegend über E-Mail, die Telefonkontakte machen rund ein Viertel aus.

 

Hauptgrund für die Suche nach einer Fahrgemeinschaft ist der Spareffekt. Drei von vier Befragten nannten die Möglichkeit, Geld zu sparen, als erstes Argument. Zu Recht: Der Bürgerservice Pendlernetz NRW führt – sehr vorsichtig hochgerechnet auf nur 200 Fahrgemeinschaften – schon jetzt zu Einsparungen in Höhe von mindestens 330.000 Euro pro Jahr. Neben dem Sparen ist auch die Möglichkeit, durch Zusammenfahren einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, für 17 % der befragten Pendler wichtig.

 

Interessant sind außerdem die Ergebnisse zum Vergleich mit dem öffentlichen Personennahverkehr  (ÖPNV): 78 % der Beteiligten gaben an, lieber Fahrgemeinschaften statt öffentlicher Verkehrsmittel zu nutzen, weil die Angebote des ÖPNV nicht den Fahrstrecken entsprechen. Damit wird deutlich, dass Fahrgemeinschaften keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum ÖPNV darstellen.

 

Außerordentlich positiv ist die Beurteilung von Fahrgemeinschaften an sich: Über 90 % der Befragten finden Fahrgemeinschaften sehr gut bis gut. Auch im sozialen Umfeld hat das Zusammenfahren ein sehr positives Image: Ebenfalls ca. 90 % der Bekannten, Freunde und Familienangehörigen von Pendlernetznutzern stehen Fahrgemeinschaften positiv gegenüber. Dieser Aussage entspricht, dass fast ein Fünftel der Beteiligten keinerlei Probleme bei Fahrgemeinschaften im Vergleich zu anderen Alternativen sieht. Als hauptsächliches Problem des Zusammenfahrens nannten 57 % die Abstimmung der Abfahrtszeiten. 20 % empfanden es als störend, dass ”man unterwegs nicht problemlos zusätzlich etwas erledigen kann”. Offenbar kleine Probleme, wenn man berücksichtigt, dass 87 % der ”erfahrenen Pendler” auch weiterhin versuchen möchten, zusammen zu fahren. 

 

Noch nicht zufrieden stellend fielen die Bewertungen bezüglich des Bekanntheitsgrads des Pendlernetzes aus. Fast 80 Prozent der Befragten hielten den Bürgerservice für noch nicht hinreichend bekannt. Als Vorschläge zur Steigerung des Bekanntheitsgrades nannten knapp 60% mehr Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Zielführend für die weitere Arbeit: Ein Viertel schlug die Zusammenarbeit des Pendlernetzes mit Firmen im Rahmen der Einbindung von Arbeitgebern vor. Hierzu liegt seit wenigen Tagen eine spezielle Broschüre für Arbeitgeber vor.

 

 

Kosten und Finanzierung:

Mehrere Städte und Kreise haben Interesse bekundet, in das Projekt einzusteigen. Mit neuen Techniken der Internetprogrammierung wird es voraussichtlich zu sehr günstigen Konditionen möglich sein, das Angebot in niederländischer und französischer Sprache auch auf das benachbarte Ausland auszuweiten und ÖPNV-Fahrpläne zu integrieren.

Das MUNLV (in Kooperation mit dem MVEL) ist bereit, sich um die Übernahme der Kosten für eine neue Software (was aufgrund technischer Neuerungen preisgünstiger ist als ein Beibehalt der alten Software) zu kümmern unter den Voraussetzungen, dass die teilnehmenden Städte und Kreise glaubhaft und möglichst flächendeckend Interesse an einer Fortführung des Projektes bekunden und dass die teilnehmenden Städte und Kreise das Transferzentrum für angepasste Technologie in Rheine (TaT; zentraler Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit) bevollmächtigen, entsprechende Angebote von Internetdienstleistern einzuholen. Hierbei könnten sich die Städte offen halten, erst nach Eingang der verschiedenen Angebote und Preise über eine weitere Teilnahme am Projekt zu entscheiden, so dass die Durchführung der beschränkten Ausschreibung nicht dazu verpflichtet, nachher auf jeden Fall auch am Projekt teilzunehmen. Das TaT schätzt, dass bei den teilnehmenden Gebietskörperschaften dann für die Pflege der EDV voraussichtlich 1.000 bis 2.000 Euro Kosten jährlich verblieben.

 

 

 

Verkehrsausschuss:

Der Verkehrsausschuss der Stadt Aachen hat am 23. Juni einstimmig beschlossen, dass er an einer Fortführung des Projektes Pendlernetz - unter der Voraussetzung der Verfügbarkeit der finanziellen Mittel sowie einem Kostenvolumen von maximal 2.500 Euro jährlich - interessiert ist und begrüßt die Einholung entsprechender Angebote für die Internetprogrammierung durch das Transferzentrum für angepasste Technologie. Der Kreis Aachen hat einen gleichartigen Beschluss gefasst.

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Im Falle einer Fortführung des Projektes über den 31.08.2005 hinaus würden Kosten für die Softwarepflege in Höhe von bis zu ca. 2.000 € pro Jahr anfallen.

 

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