Entscheidungsvorlage - FB 56/0032/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
Entwicklung altengerechter Quartiere - Fördermittelantrag
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 56 - Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
- Beteiligt:
- B 0 - Bezirksvertretung Aachen-Mitte/Geschäftsstelle
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie
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Entscheidung
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02.03.2017
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Erledigt
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Bezirksvertretung Aachen-Mitte
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Anhörung/Empfehlung
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08.03.2017
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie beschließt vorbehaltlich der Empfehlung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte die Beantragung der Fördermittel für die altengerechte Entwicklung des Quartiers im Umfeld des Westparks.
Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte empfiehlt dem Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie die Beantragung der Fördermittel für die altengerechte Entwicklung des Quartiers im Umfeld des Westparks.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Förderangebot:
Das Land NRW fördert nach dem Landesförderplan „Alter und Pflege NRW“ Maßnahmen und Projekte in diesem Themenbereich. Eines der Förderangebote richtet sich an die Entwicklung altengerechter Quartiere in der Stadt. Über dieses Förderangebot besteht die Möglichkeit für einen definierten Raum Quartiersentwickler zu installieren, die Quartiersmanagement mit dem speziellen Blick auf den Demographischen Wandel und die Anforderungen älterer Bevölkerungsgruppen an das Wohnumfeld umsetzen. Das Förderkonzept sieht die Themenschwerpunkte „Gemeinschaft erleben“, „Sich versorgen“, „Wohnen“ und „Sich einbringen“ vor. Es wird darauf Wert gelegt, durch Befragungen und Analysen die Bedarfe der (älteren) Bevölkerung zu ermitteln und über partizipative Projekte Bedarfe zu bedienen.
Konkrete Zielsetzungen im Rahmen der altengerechten Quartiere sind u.a.:
- eine partizipative Sozialraumplanung und der Aufbau von Versorgungsnetzwerken,
- der Aufbau und die Stärkung von Nachbarschaftshilfen und -initiativen,
- die Initiierung wohnungsnaher Entlastungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige,
- eine ganzheitliche Ausrichtung der sozialen wie pflegerischen Infrastruktur und die Schaffung zielgruppen-spezifischer Zugänge zu Unterstützungs- und Hilfsangeboten,
- die Initiierung von Engagementmöglichkeiten sowie
- die Initiierung von teilhabeorientierten und gesundheitsfördernden Maßnahmen.
Der Quartiersentwickler/die Quartiersentwicklerin soll für die Umsetzung dieser Ziele die Ausgangs- und Rahmenbedingungen des Quartiers analysieren und ein Konzept für eine partizipative Quartiersentwicklung entwickeln. Die Umsetzung soll partizipativ und unter Einbeziehung bestehender Netzwerke erfolgen – stets mit dem kultursensiblen Blick auf das Themenfeld „altengerechter Lebensraum“.
Die Förderkonditionen:
Das Förderangebot sieht Festbeträge für drei Ausgabearten vor:
- Personalausgaben für die Quartiersentwicklung, max. 40.907 € für das Bezugsjahr 2017 (dieser Betrag wird jährlich um 1,5 % erhöht)
- Sachausgaben, max. 4.500 € und
- Ausgaben für teilhabeorientierte Maßnahmen und Veranstaltungen, max. 5.500 €
Der Zuschuss kann für maximal drei Jahre gewährt werden. Antragsteller sind Kreise, kreisfreie Städte und kreisangehörige Kommunen. Diese können die Verantwortung für den Prozess auf einen gemeinnützigen übertragen. Die Kommune kann die Fördermittel in diesem Fall weiterleiten.
Umsetzung:
Es ist vorgesehen einen Projektantrag zu stellen für die Entwicklung eines altengerechten Quartiers im Umfeld des Westparks und somit am westlichen Rand der Aachener Innenstadt. Dabei soll die Fördersumme vollständig und unmittelbar an das Altenheim St. Elisabeth weitergegeben werden. St. Elisabeth bietet neben der vollstationären Pflege auch ambulante Versorgungsstrukturen an. Dazu gehören ein Café-Betrieb, ein offener Mittagstisch und kulturelle Veranstaltungen im Haus.
Das Altenheim St. Elisabeth hat für den Förderkontext ein Konzept (Anlage 1) zur Umsetzung vorgelegt. Es sieht den Einsatz eines Quartiersmanagements vor, wobei der finanzielle Zusatzbedarf für die Einrichtung der Stelle von St. Elisabeth getragen wird. Es wird anvisiert in Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschule Aachen eine Befragung zur Bevölkerungs- und Versorgungsstruktur der Generation 55+ im Quartier durchzuführen, um valides und breites Wissen über die Lebenswirklichkeit dieser Bevölkerungsgruppe zu generieren. Über die Erkenntnisse aus der Befragung und in Kooperation mit zahlreichen anderen Akteuren vor Ort – St. Elisabeth ist Mitglied der Stadtteilkonferenz Westparkviertel und war auch beteiligt an dem Inklusionsprojekt „Wir alle“ – sollen bedarfsgerechte Begegnungs-, Beratungs- und Mobilitätsangebote gemacht werden (siehe beiliegendes Konzept, insb. S. 6). Angedacht sind zum Beispiel ein Fahrdienst für mobilitätseingeschränkte Personen, ein quartiersbezogener Abendmarkt, ein Ausbau des Angebots im Seniorensport und die Verbesserung der Vernetzung zwischen Krankenhaus, ambulanten Diensten, Ärzten, Apotheken und weiteren Akteuren aus dem Gesundheits-, Betreuungs- und Pflegebereich.
Ein/e MitarbeiterIn des Altenheims St. Elisabeth steht in der Sitzung für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung.
Beurteilung aus Sicht der Sozialplanung:
Aus Sicht der Sozialplanung der Stadt Aachen ist eine Umsetzung des Förderangebots „Entwicklung altengerechter Quartiere in NRW“ in Aachen ein guter Schritt, um die Unterstützung von Quartiersentwicklung weiterzudenken und mit dem besonderen Blick auf den Demographischen Wandel zu verknüpfen. Bisher sind Quartiersmanagements mit dem Blick auf strukturschwache Quartiere mit besonderen sozio-ökonomischen Bedarfen ausgerichtet. Mit dem Förderangebot „Entwicklung altengerechter Quartiere in NRW“ soll das Potential genutzt werden, Quartiersentwicklung in eine andere Richtung zu denken – nämlich die Bedarfe verschiedener älterer Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen und sie in Quartierskonzepte einfließen zu lassen. Das Projektgebiet um den Westpark wäre in diesem Zusammenhang ein Pilotprojekt.
Beim Blick auf ältere Generationen steht nicht unbedingt das „Wir werden älter“ im quantitativen Sinne im Vordergrund, sondern es geht eben auch um eine qualitative Veränderung der Ansprüche älterer Menschen und ihrer Bezugspersonen. Die Individualisierung der Gesellschaft und die Zuwanderung nach Deutschland macht die Gruppe der „Älteren“ zu einer mehr denn je heterogenen Gruppe, die in den Bereichen Freizeit, Begegnung, Mobilität, Kultur und Pflege sehr unterschiedliche Ansprüche an ihr Umfeld entwickelt. Hier bestehen zum Teil Wissenslücken, denn über statistische Daten aus einer Einwohnerstatistik sind differenziertere Aussagen zu Bedarfen nicht herauszukristallisieren. Empirisch geprüfte Daten zu den Fragen nach Mobilität bzw. Mobilitätseinschränkungen, dem Funktionieren sozialer Netzwerke, Wohnvorstellungen und der Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld liegen nicht in systematischer Weise vor. Es ist daher zu begrüßen, dass das vorliegende Konzept des Altenheimes St. Elisabeth eine umfassende Befragung vorsieht und die Kompetenzen mitbringt, in den Bereichen Begegnung, Betreuung, Barrierefreiheit und Wohnen umfangreiches Wissen bezüglich der Bereiche zu generieren und entsprechende Angebote vorzuhalten.
Das hier beantragte Projekt bezieht sich mit Blick auf die Einteilung der Stadt Aachen in 60 Lebensräume insbesondere auf den Lebensraum „Vaalser Str.“, in dem auch das Altenheim „St. Elisabeth“ verortet ist (siehe Anlage 2). Hier leben 6.042 Einwohner. Gleichzeitig bezieht sich das Projektvorhaben auch auf die umliegenden Lebensräume. Diese befinden sich zum Teil in fußläufiger Erreichbarkeit vom Altenheim St. Elisabeth. Es handelt sich hierbei um die fünf Bereiche „Obere Jakobstr.“, „Mauerstr.“, „Junkerstr.“, „Mittlerer Kronenberg“ und „Weberstr.“ mit insgesamt 12.897 Einwohnern (siehe Anlage 3). Sicherlich lässt sich ein projektbezogenes räumliches Wirkungsgebiet nicht immer vorab scharf eingrenzen. Es macht aus sozialplanerischer Sicht auch keinen Sinn, das Wirkungsgebiet zu stark einzuschränken. Kleinräumige Arbeit darf nicht zu einem strikten „In-Grenzen-Denken“ münden, auch wenn auf der anderen Seite der Bereich nicht zu groß werden darf, um arbeitsfähig zu bleiben. Die oben benannten sechs Lebensräume sind in jedem Fall als das direkte Wirkungsgebiet des Projekts einzuschätzen und umfasst insgesamt eine Bevölkerung von 18.939.
Prinzipiell ist das räumliche Aktionsfeld des Projekts sehr heterogen. Das Projektgebiet gehört überwiegend nicht zu den Quartieren mit besonderen Herausforderungen, wie sie im Zweiten Sozialentwicklungsplan definiert wurden. Eine Ausnahme bildet der „Mittlere Kronenberg“. Dieses Gebiet weist eine deutlich überdurchschnittliche Quote (19,8% im Vgl. zu 10,3% in Gesamt-Aachen) bei den SGB II-Empfängern auf und zeigt sich beispielsweise auch stärker durch Kinderarmut betroffen. Bei den restlichen Lebensräumen des Projektgebiets bleiben die SGB II-Bezieher-Quoten deutlich unter dem städtischen Durchschnitt (siehe Anlage 3).
Auch wenn die restlichen Lebensräume eher als sozio-ökonomisch stabil einzuordnen sind, offenbaren sich bei einzelnen Themen Bedarfe und Herausforderungen. Altersarmut – die für gewöhnlich nicht unbedingt korreliert mit anderen Armutsphänomenen – ist vor allem konzentriert in der „Oberen Jakobstr.“ und der „Mauerstr.“ Hier liegen die Anteile der Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII über 64 Jahre an der Bevölkerung über 64 Jahre deutlich über dem gesamtstädtischen Durchschnitt (14,4% und 20,3% im Vgl. zu 6,4%). Altersarmut und die damit verbundene Bedürftigkeit älterer Menschen mit weniger verfügbarem Einkommen kann daher hier ein Schwerpunktthema sein.
Die Altersstrukturen sind ebenfalls recht unterschiedlich. Die Altersgruppe der Generation 65+ macht gesamtstädtisch 17,8% aus. Im Bereich „Mittlerer Kronenberg“ liegt mit 19,4% ein deutlich höherer Wert vor. Fast jede(r) fünfte BewohnerIn gehört hier zu dieser Altersgruppe. In den anderen Bereichen liegen die Anteile zwischen 8,1 und 12,6% - also unterdurchschnittlich. Interessant ist zudem auch der Blick auf die Gruppe der 50-64-Jährigen, die in näherer Zukunft die „neue“ ältere Bevölkerung ausmachen wird. Ihre Bedarfe und Perspektiven auf das Alter sind ebenfalls wichtig für die zukünftige Ausrichtung von Angeboten für ältere Menschen. In Gebiet „Mittlerer Kronenberg“ macht diese Altersgruppe 21,6% der Gesamtbevölkerung aus. Darüber hinaus liegen die Werte zwischen 10,6% im Bereich „Mauerstr.“ und 13,6% auf der „Weberstr.“. Gesamtstädtisch betrachtet liegt der Wert bei 18,0%.
Die Haushaltsstrukturen zeigen ebenfalls ein differenziertes Bild. Typisch für verdichtete, studentisch geprägte Bereiche liegt der Anteil der Ein-Personenhaushalte in den Bereichen „Weberstr.“, „Obere Jakobstr.“ und „Mauerstr.“ jeweils bei ca. drei Viertel. In den Lebensräumen „Vaalser Str.“ und „Junkerstr.“ liegen die Anteile bei ca. 67%. Auf dem „Mittleren Kronenberg“ machen Ein-Personenhaushalte nur noch 43,6% aller Haushalte aus. Interessanterweise bestehen über 40% der Ein-Personenhaushalte im Bereich „Mittlerer Kronenberg“ aus Personen, die 60 Jahre oder älter sind. Die Situation dieser Haushalte ist von besonderem Interesse, was Bedarfe und die Wahrnehmung des Wohnumfelds angeht. Ansonsten dominieren eher jüngere Ein-Personen-Haushalte.
Insgesamt setzt das Projektvorhaben in einem sehr diversifizierten, innenstadtnahen Umfeld an. Dies bringt den Vorteil mit sich, Ansprüche an ein altengerechtes Quartier in verschiedenen Lebenslagen und Milieus zu erfassen. Zum Projektgebiet gehören Teilräume, in denen sozioökonomische Problemlagen im Alter unterschiedliche ausgeprägt sind, in denen die Konzentration älterer Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich ausgestaltet ist und in denen Zuwanderung in verschiedenster Form wirksam wird. Es kommt eben nicht darauf an, nur dort Bedarfe abzufragen, wo sich eine „ältere Bevölkerung“ konzentriert, sondern gerade der Vergleich zwischen unterschiedlichen Nachbarschaften mit unterschiedlichen Ausgangslagen ist anzustreben. Hinzu kommt, dass die Teilräume unterschiedlich in ihrer Funktionalität geprägt sind. Die östlich gelegenen Lebensräume bilden innenstadtnahe Gebiete, die mit zentralen Funktionen ausgestattet sind und auch studentisch geprägt sind. Der Lebensraum „Vaalser Str.“ bildet den Übergang zum „Mittleren Kronenberg“, der vor allem durch die Wohnfunktion gekennzeichnet ist.
Das Projekt im Rahmen der Förderung altengerechter Quartiere ermöglich es insgesamt, die Themenfelder „Leben im Alter“ und „Quartiersentwicklung“ erstmalig in einem einerseits wissenschaftlich unterstützten und andererseits bedarfsorientierten sowie kleinräumigen Szenario zusammenzuführen. Das Projekt ergänzt die gesamtstädtische Idee kleinräumiger Quartiersentwicklungen in adäquater Weise, zumal das Projekt auch in enger Absprache mit der quartiersbezogenen Stadtteilkonferenz abläuft, in der sich viele Akteure aus dem Viertel über die städtebauliche und soziale Entwicklung des Quartiers austauschen.
Auswirkungen
finanzielle Auswirkungen
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Investive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff. | Gesamtbedarf (alt) | Gesamtbedarf (neu) |
Einzahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Auszahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | ||||
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konsumtive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff. | Folgekos-ten (alt) | Folgekos-ten (neu) |
Ertrag | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Personal-/ Sachaufwand | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Abschreibungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | ||||
Es ergeben sich keine finanziellen Auswirkungen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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515,2 kB
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2
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(wie Dokument)
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274,2 kB
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3
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(wie Dokument)
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62,8 kB
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